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Mer Tageblatt IS. Jahrgang Nr. S4 Dienstag» äen S. April 1924 -LM- flnzetger für bas Erzgebirge Z^W «.„am»,» rage»iott EachaUraö öl, amtlich« 0«amtt»achuoK«i ö« Kat« ö« St«ö» ooö ö,O fimtsgmftcht» -w». ftmt E»ip,,g n». Der -emokratisthe Parteitag in Weimar und nicht die „AuchvöMschen". alle anderen Parteien ohne Ausnahme gilt. ?Prnch Miin. ^u^ chc..er Richter endlich bewerte gerade das lyegenteil von j sch^ftSfÜhrer Stephan den Geschäftsbericht unter beson- Erster Tag. Der sahnen- und blumengeschmückte Saal der „Er holung" war von der Masse der Delegierten überfüllt, als am Sonnabend in der dritten NachmittaMtunde der 5. Parteitag -er Deutschen Demokratischen Partei in Weimar eröffnet wurde. Reichsminister a. D. Koch-Weser eröffnete den Parteitag ^nit herzlichen Begrüßungsworten und freund lichem Dank für die Weimarer Gastgeber.» Er gedachte dann der Toten» die die Partei zu beklagen hat. Als einen weiteren Verlust für die Partei beklagte der Redner das Ausscheiden Tr. Petersens aus dem aktiven Dienst an der Spitze der Partei. Auch den Ver tretern der abgetretenen und besetzten Gebiete brachte williger Hilfsbereitschaft dar? Nach der Bildung des Vorstandes für die Tagung an dessen Spitze neben Koch?.Frau Tr. Bäumer Professor G er land-Jena. .Oberregierungsrat Schei det ante l berufen wurden, .folgten kurze Worte der Begrüßung pvn Professor Sloth-Jena namens der thü ringischen und von Oberregierungsrat Scheidemantel na mens der Weimarer Parteiorganisation. Der Parteitag bestätigte hierauf die Wahl Kochs zum Vorsitzenden des dem, sich die bayrische Regierung davon verspro chen hatte.' Auf der einen Sette bestätigte er den An geklagten ihre nationale Gesinnung und ihre guten Ab sichten. ÄS bildete die glänzendste moralische Rechtfer tigung. die die Angeklagten überhaupt für ihr Tun er warten könnten. Die Freisprechung des Generals Luden dorff .wirkte als eine Verbeugung der Staatsgewalt vor dem General, dg Wohl niemand an seiner Mitschuld bei dem Hitlerhutsch gezweifelt hat. Hitler aber und seinen Genossen wurde durch die Verurteilung zu einer lang jährigen Festungsftrafe eine Märthrerkrone aufS Haupt gedrückt wobei es nicht allzu sehr inS Gewicht fiel, daß diese Märthrerkron« infolge der Bewährungsfrist, des größten Teiles ihrer Dornen beraubt war. Gegenüber dieser durchschlaaenden Propaganda des bayrischen Staa ts- für die Völkischen und ihre Führer, konnten natur gemäß die anderen Parteien nur schwer.aufkommen. Die Niederlage der bisher maßgebenden Bartet, der Bayrischen Bolkspartei ^wärs noch größer gewesen, wenn General Ludendorff.ihr nicht durch seine bekannte Ver teidigungsrede eine Wahlparole geliefert hätte, dis be sonder!- bet den breiten Massen der Bauernschaft ihre Wirkung.Nicht verfehlt. Durch seine törichten Ausfälle gegen den Katholizismus hat er e« der Bayrischen Volks partei leicht gemacht, das konfessionelle Moment in den Wahlkampf.htnetnzuzieüen und mit dem Köder krebsen Wad sich' Föderalismus nennt, ist oft nur Streben «ach Reservatrechten, wenn nicht PartikularisMuS und Un- Lotmäßtäkeit. PartikularismuS hat in Deutschland stet« sein Haupt erhoben^, wenn es uns schlecht ging, (Zu stimmung.) Der neue Reichstag wird sich auch mit einer Reform des Parlamentarismus zu beschäftigen haben. Der neue Reichstag wird ferner die WahlrechtSfrag« erledigen müssen. Auf dem Gebiete des Wirtschaftsle bens ist für die Demokratie eine unabhängiger Mittel stand unerläßlich. Es gilt auch dahin zu wirken,, daß Arbeitgeber und Arbeitnehmer im Geist« der. Volk-Ver sühnung miteinander verkehren. Me Hebung peS Be amtenstandes, demgegenüber die letzte Regierung jein« glückliche Hand gehabt hat, die Erhaltung des Klein- rentnertums. die Schaffung eines ländliche« Mittelstan des durch tatkräftige Siedelung find notwendig, um ein wirtschaftlich unabhängiges StaatSbürgertUM der De mokratie zu erhalten. Vor allem muß verhütet werden daß der Staat oer Wirtschaft untertan wird, (N) Alle Aufgaben werden sich tM neuen Reichstag nur lösen lassen, wenn er so zusammengesetzt ist, daß.sich -ine feste Mehrheit bilden kann. Bon einem Bür gier- i lo'ck befürchten wir dieselbe Ratlosigkeit wie gegenüber den Nechtsrevolutionären in Bayern. Nur. Regierungen oer Mitte sind auf absehbare Zett möglich. Der neu, Reichstag erfüllt seine Aufgabe dann, wenn er die von den Demokraten angebahnte Politik vollendet. Di« Bo- litik der Vernunft und der Geduld, wie sie einery zu- samMengebrochenen Volke auf.Jahre hinaus ansteht wie sie uns in Len letzten fünf Jähren der wirtschaft lichen Ordnung, der außenpolitischen Verständigung und dem Zusammenhalt des Reiches ganz.allmählich näher rebracht» wird — unbeirrt fortgesetzt —, nicht Fluch, sondern Segen über Deutschland bringen. Nun in ihr liegt unsere Rettung. .(Langanh. Mimischer Beifalls Ueber daS Themar „Staat und Wirtschaft" iührte Reichstagsabg. Dr. Fi scher-Köln atus: Festigung der Staatsautorität der demokratischen Republik bedeutet Besserung «unserer repavatijonswirtfchaftlichen Lage, Steige rung unseres außenpolitischen Ansehens, Sicherung unserer innenpolitischen Entwicklung und damit unserer wirtschaft lichen .Wtederaufbauarbeit, Erhaltung der Retchsetnheit. Diese Tatsachen müssen sich die Wirtschaftler vor Augen »alten. Wirtschaft und Staat finden sich in dieser Zweck, näßtgkeitserwägung von der Arbeitgeber- wie von der Ar- ^eitnehmcrseite her zusammen. Nur aus der Wiebererwek. kling' der Sparmöglchkeit rind des Spartrtebes im Mittelstand ind bet den Arbeitnehmern kann sich die Wirtschaft im Rah nen der deutschen volkswirtschaftlichen Arbeit die Quellen dauernder Kapitalneubildung schaffen. Die GesundungSar» öeit.'bleibt vor allem davon! abhängig, daß wir auf dem Wäh rungsgebiet weiter mit Stetigkeit arbeiten können. Der Redner bespricht dann die Frage der Ausnutzung der handels vertraglichen Bewegungsfreiheit. Erforderlich ist eine Ver. einfachung und Klärung unsrer Steuergesetzgebung und eine gerechte Lastenverteilung sowie eine Umgestaltung der Sozialgesetzgebung, eine Zusammenfassung. aller Kräfte zu einer wahren Volks- und Arbeitsgemeinschaft. (Lebhafter Beifall.) Zweiter Tag. Am Sonntagmorgen wurden die Verhandlungen im schön geschmückten Saale des Nattonaltheaters bald nach 9 Uhr wieder ausgenommen. Ueber „Staat und Wirt, schäft" sprach als Korreferent der Gewerkschaftsführer Gustav Schneider. Die Heranziehung eine» tüchtigen Nachwuchses sei wich tiger als die Frage der Arbeitszeit. Der Achtstundentag ist ein in kultureller, sittlicher und staatsbürgerlicher Beziehung erstrebenswertes Ziel. Die wichtigste Frage sei und bleibe aber dis Steiaerng der Produktion. Wenn sie innerhalb der achtstündigen Arbeitszeit erreicht werden kann, umso bei' Dio gegenwärtige Lohn- und Gehaltspolitik zwing« die arbet. tenden Volksschichten auf eine sehr tiefe Stufe der Lebenslust- tung. Da» Referat über „Volk und Boden" hielt der braunschweigische Minister Rönnäbura: Wir müssen uns von dem faschen Bodenrecht lösen, so führte er au», daß der Boden nur dem gibt, der ihn bezahlen kann, nicht dem der ihn braucht. S» müßen wieder mehr Menschen auf hem Lande erhalten werden. Siedlunasland, Garten, land, Schutz für die Pächter und Siedler, Leistung-möglich- ollen denen, di« den Kampf.gegen die Inflation im Munde führen, tatsächlich aber eine Verringerung der Einnahmen und eine Vermehrung her Ausgaben be treiben .wie di« Deutsthnational« Voll-Partei. Wer die neue Inflation vermeiden will , muß den Parteien folgen die zu Ruh« und Geduld mahnen. (Lebhafter Beifall.) Noch schlimmer wie mit dem Wirtttchkeitssinn de» deut- schm Volkes »st e« mit feinem Sinn für Einigkeit bestellt. Die wichtigsten Müf.ggöen de« neuen Reich». tageD find Verhütung einer neuen Inflation, die Lö. sungwon unseren Feinden und di« Wahrung d«r Einheit und der. Autorität des Reich«». Li. Autorität d«ö R«i- ches muß »KH vLLMüber de« s§ad«m aewchrt werd,«. und nicht die „AuchvöMschen". DaS ist eine Lehre Lovpelwn Druck der R«gt«MNg. dw chr« Leitungen un- die nicht nur für die Deutschnationalen, sondern auch, für terdrückt hat, >und der Rech^ra^len, ^dw chre Bev- alle anderen Parteien ohne Ausnahme gilt. Sammlungen terrorisieren und V?re^ Daß die Linksparteien in Bayern schlecht abschnei- Nur der.äußerste LtnksradikaltSnE dm würden, war zu erwarten. Sie hatten unter dem feiert Triumphe, Pie zu denken geben sollten. derer Betonung her praktischen Erfordernisse des Wähl kampfes. RetchSMtnister a. D. Koch sprach dann über ,Vie Deutsche Demokratische Partei km Kampf für Reich un- Volk.- Gr warf einen Rückblick auf.die beiden Prozesse in Dresden und München, .in sich grundverschieden, aber beide ein Beweis dafür, wohin radikale Regierungen in Deutschland treiben, die ohne Mitwirkung der Mitte errichtet werden. Wir lassen uns in dem Gefühl der Schmach über das Schicksal deS deutschen Volkes, über die Leiden des besetzten Gebietes, .über die Etnkerke? rung von 1500 guten Deutschen auS dem besetzten Ge biet von niemandem übertreffen; aber wir,halten es für die oberste Pflicht eines besonnenen Politikers, im Ge gensatz zu den phantastischen Münchener Politikern, die den Wiederaufbau mit einer Kampfansage an drei Vier tel des deutschen Volkes beginnen, das Volk zu.Wtrk- ltlchVettSfjnn und Einmütigkeit zu führen, .well ein Wiederaufbau Deutschlands anders alS durch ein einiges Volk unmöglich ist. (Lebhafter Beifall.) WtrttichkeitSsinn brauchen wir vor allem auf dem Gebiete der Außenpolitik. Nach einem verlorenen Kriege bleibt einem Volke nichts übrig, als entweder »'« MÄH- » .» G«Mr. Ä d„ B-». Kir^erret^ dak^ stärkte "*ik heute auch die Deutsche Bolkspartei. .. Sie hat , um gelernt und Witt mit uns „durch Arbeit und Opfer Freiheit"'. Wenn die Voäspartet auf die Rezept- «2t-lasche ihres Außenministers nicht die Etikette „Grfül- ! lungSvolttik" kleben lassen will, so Patzt das zu dem Halbdunkel, in dem sie den Wahlkampf zu.führen scheint. A die Einsetzung (Große Heiterkeit.) Tatsächlich setzt der Außenminister ! Stresemann die Politik der letzten fünf.Jahre fort. Auch "e Dmtschnationale Bolkspartei wird, wenn sie an der Regierung ist, ha sie einem Revanchekrieg ^USWeicht, «diese.Politik zu machen versuchen müssen. ^^^ar"wlaristtschen Vorstoß der,-Bayrischen Volks-j Auch inner politisch fehlt uns der Wirklich- Partei abzuwehren. ! kcitSsinn. Ich rede dabei nicht von den Deutschvölki- Auch die Deutschnationalen, die in Bayern unter der scheu, Pie den Kampf gegen den Marxismus predigen, Flagge Deutschnattonak Mtttelpartet marschieren, haben gleichzeitig aber auch der unentgeltlichen Wegnahme des «ine schwer« Niederlage erlitten und sind beispielsweise Grund und Boden» und der Uebernahme der Kartelle in München von 8S000 auf.12 000 Stimmen, also LUk in den Staatsbetrieb da» Wort reden. Ich rede von etn Drittel zusammengefthmmpft. Auch ft« haben dafür - " - - — büßen müssen, daß st« in den letzten Jahren in der bay rischen Regierung mitgewtrkt haben. E» hat ihnen nicht geholfen, daß jte mit d«n völltschen in «in« wahr« Schmutzkonkürrenz getrewn sind, bet der der Streit da», um ging, ft»ex von beiden im Besitz de» echten völkischen Ring« sei. G» hat sich auch hier wieder gezeigt, datz « «in schwerer taktischer Fehler ist. sich den Argumen ten und Ideen einer anderen Partei anzupassen. di« von der augenblicklichen politischen Sag« mehr begünstigt ist. Der Wähler empfindet unwillkürlich da« Unlautere die se« Wettbewerb». Er sagt sich, .wenn völkisch nun ein mal Trumpf tst. Pan« wtzk ich Pis richtigen Höllischen Die bayrischen Prozeßwahlen, von unserem Berliner Mitarbeiter. Nie Landtagswahlen in der völkischen Hochburg Bayern haben das erwartet« Ergebnis gehabt: die Extremen von rechts und links, Pie Teutschvölkischen und die Kommunisten behaupten sieggekrönt das Schlachtfeld und die übrigen Parteien teilen sich in die Kosten ihrer Niederlage. Das Wahlergebnis ist die logische Folge der politischen Entwicklung Bayerns in den letzten Jah ren. Die bayrische Regierung hat seit dem Kapp-Putsch den rechtsradikalen Elementen eine Freistatt gewährt, in der diese sich bald heimisch fühlten und sich schnell immer mehr ausdehnen konnten. Man hat in München nicht gemerkt.welche Schlange man damit an seinem Busen gewärmt hatte, indem man die nationalistischen Elemente schützte und verhätschelte, und als man sich der Gefahr bewußt wurde, da war es bereits zu spät. Herr von Kahr .der starke Mann Bayerns, konnte nur durch sei nen „Verrat" Vom 9. November das Schlimmste verhü ten. er hat dadurch aber sich selbst, die bayrische Regie rung Md die sie stützenden Parteien heillos bloßgestellt. Tie bisher in Bayern regierenden Kreise haben aw vo- rtaen Sonntag Pom bayrischen Volke die Quittung über -Ver Vorsitzende herzliche Grütze und das Gelöbnis opfer- thr politisches Wirken erhalten. Einen richtigen Wahlkampf.hat es vor den bayri schen Landtagswahlen kaum gegeben Tie Wahlagitation wurde vielmehr fast ausschließlich bestritten durch den Httler-Ludendorf^Vrozeß Dieses Gerichtsverfahren. daS unter der größten Svonnung per ganzen Bevölkerung sich! vollzog, sicherte den bei dieser Gelegenheit von den Angeklagten gehaltenen völkischen Agttativnsreden die