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Arabisch. »Nachdruck verboten.) „Ich möchte nur wissen, was du gegen das Heira ten hast," bemerkte der alte Freiherr von der Goltz ärgerlich, nachdem er seinem Einzigen in längerer De batte Komtesse Wredens Vorzüge geschildert und kläg lich unterlegen war. ..Aber nicht das Geringste — im Gegenteil!" der- wahrte sich Harry mit einem Nachdruck, der auch harm losere Gemüter stutzig gemacht hätte. „Aber es mutz ja nicht die quecksilberige kleine Wreden sein." Baron Goltz legte die Kreuzzeitung" auf den runden Eichentisch und nahm seinen obstinaten Sprötz- ling scharf aufs Korn. „Junge, Junge!" sagte er nachdenklich, mit einem kleinen Seufzer. „Dn wirst doch keine Dummheit ge- macht haben?" „Nee. Dazu fehlte mir leider jede Gelegenheit. Sonst hättest du schon längst eine entzückende Schwie gertochter und ich hätte endlich mein Glück!" „Das heitzt also auf deutsch: du bist verliebt!" kon statierte der alte Herr sachlich und gemiitSruhig. „T»arf man den Namen erfahren?" „Margit Hellen heitzt sie. Und ist Schauspielerin am Grillparzer-Theater in Berlin." „Schauspielerin!" wiederholte Freiherr von der Goltz vollkommen entgeistert. „Aber, Junge, bist du denn von allen guten Geistern verlassen? Wie kommst dn nur auf solch' unglaublichen Gedanken!?" „Höchst einfach, Vater. Ich liebe Margit Hellen." „Liebe sie — liebst sie! Na, dann liebe sie in Gottes Namen — aber heiraten!? Denk' doch um Himmelswrllen an deine Familie! An das Majorat! An die Verwandten!" „An meine Familie denk' ich allerdings, das heitzt an die, die ich mir gründen will! Und das Majorat — stehst du, Papa" — und nun war das hübsche, fr'- AMMische Anlage M Sächsische» Erzähler. sche Reitergestcht sehr ernst geworden — „wenn ich: Margit Hellen zur Frau bekomme, dann ist mir das Majorat vollkommen Hekuba! Und meine Frau wird sie, wenn du mir noch soviel Schwierigkeiten machst H und du meine ganze hochgeborene Verwandtschaft ge-r gen mich aufwiegelst. Dann baue ich mir mit Rav- H git mein Nest — irgendwo in -er Wett, wo sie schon ist, und frage den Kuckuck nach den übrigen Mmtschen. Darauf gebe ich dir mein Wort!" M Der „Dickkopf" war seit Olims Zeiten erbliche Be-§ ? lastung in der Goltzschen Familie, und der alte Frei- H Herr wutzte ganz genau, dah er ebensogut mit der Wand reden konnte, wenn Harrys Augen diesen ge- jährlichen Glanz bekamen. Ä „Schön, mein Junge, reden wir zunächst nicht mehr Z davon", sagte er sanft, wie man zu einem schwer Fie- H berkranken spricht. „Es mutz ja nicht gleich heute ent- schieden sein, nicht wahr?" K Als aber Harry ball» darauf das Zimmer verlassen A hatte, fuhr der alte Herr wild aus dem Klubsessel in I die Höhe und schlug die Faust auf den Tisch, dah alles D, dröhnte. D „Hol der Deubel die Frauenzimmer in Bausch H und Bogen!" fluchte er, „und an der Spitze diese /D Theatervrinzetz! Das glaub ich, das könnte ihr pas^' L sen, Freifrau von der Goltz auf Goltz zu werden! Die mag meinem guten Jungen schön zugesetzt haben — Raketenfeuer — schwerstes Geschütz? Aber warte,. , meine Goldpuppe, mein Sirenchen, ich will dir die Flötentöne schon austreiben'" i Die Folge dieses geharnischten Monologs war, datz der alte Herr am nächsten Tage offiziell zur Land wirtschaftlichen Ausstellung fuhr — inoffiziell aber nach der nahegelegenen Reichshauptstadt, um den „Drachen persönlich in seiner Höhle" aufzusuchen und zu erlegen. r Die „Höhle" entpuppte sich als eine sehr behaglich eingerichtete Wohnung in einer stillen Strotze. Das hübsche Zöschen, das ihn» die Karte abgenommen hatte, > führte ihn in einen enlzückenden Empiresalon un sagte sehr wohlerzogen: „Das gnädige Fräulein wird sofort erscheinen." Freiherr von der Goltz hörte nicht. Er fixierte voll Bosheit den mattschwarzen Bechstein in der Mitte, auf dessen Pult die „PrSlndes" von Chopin aufge schlagen waren. „So? Musikalisch sind wir auch?" murmelte der alte Herr ingrimmig. Da schlug Margit Hellen die Seidenportieren zu rück und trat ein, — Baron Goltz, der eine starke Ab- ' neignng gegen Rcformkleider hegte, verneigte sich et- Des Alarmes Verl ist nicht im Alcide, und ob er geht in Gold und Seid«. Des Mannes Wert ist im Gemüte, und in der angestammten Güte.