Volltext Seite (XML)
öonntag, äen 17. November 1S2S 24. Jahrgang Die Not der Ostmark weise baupolizeilich gesperrt werden mußten. Der Uw terrtcht in einem Dorfe mußte' monatelang unter dem freien Himmel stattsinden, jetzt wird er in einem Schweinestall abgehalten. In den anderen Schulen be finden sich in den Hauswinden tzroße Löcher, die Schulräume besitzen keine Fußböden, Lehrerwohnungsa sind nicht vorhanden, so daß z. B. eine sechsköpfige Lchrerfamilie in einem von einer Schulklasse abge trennten Verschlage wohnen muß. Die Schlafstellen für die Kinder befinden sich auf einem Hängeboden. Aehnlich sicht es in allen Orten aus. Mittel für Sibirien auf dem Wege in ihre alte Heimat sich be finden. -um Tetl bereit» angelangt sind, denn sie ha- 200 Jahren die russische Staatsange hörigkeit in ihren Vorfahren erlangt. Da sie aber die deutsche Sprache, deutsche Sitten und LebenSgewohn- heiten beibehtelten, betrachtet es die ReichSregterung als eine natürliche und moralische Pflicht, diesen deutsch- stämmigen Bauern zu helfen. Das Rote Kreuz hat sich bereits tatkräftig für sie eingesetzt, ein öffentlicher Aufruf bittet um Gelder für die schwer hetmgesuchten Auswanderer und die ReichSregterung erklärte sich be reit, nach Kräften zu helfen. Biele dieser Auswanderer wollen nach Kanada weiterziehen und dort sich ein« neue Heimat schaffen. Lite kanadische Regierung hat jedoch bisher noch keine Einreiseerlaubnis gegeben, da sie ihrerseits nicht die Pflicht anerkennt, diese russi schen Bauern über den Winter zu ernähren. Hier wird jedenfalls da» deutsche Volk und seine Regie rung eingreisen, um diesen Bauern, die Sowjetrußland wirtschaftlich ruinierte, über den Winter hinwegzichelfen. Tie Provinzialverwaltungen der Ostprovinzen Niederschlesien, Brandenburg, Grenzmark Posen-West- Preußen und Pommern hatten gemeinsam die Vertre ter dpr deutschen Nachrichtenbüro« zu einer Besichti gung der unmittelbaren östlichen Grenzgebiete einge laden. Tie Fahrt durch die Grenzgebiete entrollte ge radezu erschütternde Bilder von der Not im Osten. In der^ 30 Kilometer-Zone längs der Grenze sah man l. die zusammen über ganzen Reihe einst blühender Städte sind sämtliche Industriebetriebe stillgelegt. Die Arbeiter wandern nach! dem Westen ab, da sie andere Arbeitsmöglichkeiten im Osten nicht finden, und so. tritt eine immer grö ßere Entvölkerung des schwach besiedelten Ostens ein, der das ganze Grenzgebiet nattonalpolittsch auf das schwerste gefährdet. Auch kulturpolitisch ist die Not ungeheuer. Im Kreise Flatow, der als einziger. Ost- Während restlos in Ruse um Hilfe find bisher ungehört verhallt. In besonders traurigem Zustande befinden sich die Schnit terkasernen und Landarbeiterwohnhäuser auf den staat lichen Domänen. Die Wohnverhältnisse sind so schlimm, daß selbst die polnischen Wanderacbeiter, die gewiß ge nügsam sind, auf den Domänen nicht mehr arbeiten wollen. Der Neubau von Landarbeiterwohnungen aus den Staatsdomänen ist bisher unterblieben. In Schneidemühl hielt der Landeshauptmann der Grenzmark Posen—Westpveutzen, Dr. Caspari (Sozialdemokrat) dm der haben sich bäuerliche Provinz. Wenn man die Provinz überhaupt geg^n Polen halten wolle, so müsse man den Lands- * arbeiterwohnungsbau mit allen Mitteln fördern. Rur so könne die katastrophale Abwanderung, die den Osten entvölkere, abgedämmt werden. Ebenso müßte man ernstlich mit der Siedlung beginnen. Die national politische Gefährdung im Kreise Flatow könne mit einem Male behoben werden, wenn der preußische Staat die sieben großen Staatsdomänen in diesem Kreise, die direkt an der Grenze liegen und ein pol nisches Einbruchsgebiet schlimmster Art darstellen, zur Siedlung freigäbe. Der Boden sei zur Siedlung aus gezeichnet geeignet. Leider sei e» trotz siebenjähriger Bemühungen infolge des Bürokratismus und de» man gelnden Verständnisse» Verantwortlicher Stellen für Ostsragen nicht gelungen, die Domänen frei zu bekom men, obwohl die Pächter sich gern abfinden lassen wür den. Das Wort von einem Walle deutscher Bauern an der Ostgrenze, der so dringend notwendig zur Hal tung der Grenze gegen das andringende Polentum sei, sei bisher ein leerer Begriff geblieben. Eine Gesun dung der Verhältnisse im Osten fei abhängig von der Lage der Landwirtschaft. Der Redner erklärte wört lich r „Tie Landwirtschaft im Osten kann keinen wet teren Schlag mehr vertragen. Tier Handelsvertrag mit Polen ist nach dem, was bisher über ihn bekannt ge worden ist, für die Landwirtschaft völlig unannehmbar. Wir müssen von Regierung und Parlament verlangen, daß kein Vertrag abgeschlossen wird, der der Land wirtschaft untragbare Opfer auferlegt. Die Landwirt schaft darf nicht geopfert werden, weil sie die Leben»- bedingungen für den Osten schasst. Wenn nicht tiefe Staatsverdrossenheit im Osten Platz greifen soll, eine Staatsverdrossenheit, die verhängnisvoll sür den gan zen preußischen Staat werden kann, dann muß die Regierung auf schnellstem Wege Helsen. Ich stehe nicht an zu erklären, daß der Osten verloren ist, wenn nicht jetzt in letzter Stunde Hilfe kommt. Wir verlangen nichts Unmögliches, aber wir fordern, daß man unsere Not beachtet. Wir müssen verlangen, daß Reich und Staat ihr Gesicht nicht nur nach dem Westen, sondern ganz besonders sür die nächste Zett nach dem Osten lenken. Tie Zukunft Deutschlands liegt im Osten," Der Redner bezeichnete dann als die nächste Forde rung für die deutsche Außenpolitik die Rückgewin nung des Weichs.elkorrtdor». Er unterstreiche nochmals die Worte des Minister» GrzesinSki bet der Einweihung de» Schnetdemühler Regierung-gebäu- des: Deutschland werde niemals seinen Anspruch aus die verlorenen Gebiete auf geben und e» immer al» die wichtigste For derung betrachten, die verlorenen Ostge- biete einmal wieder -urückzuführen »um Deutschen Reiche. Pen Jerusalem», die der Zerstörung anhetmstelen. Die Wiederausbaupläne liegen bereit» vor, doch ist noch kei neswegs ausgemacht, wer ^ie Kosten bezahlt. Au» Gowjetrußland kamen in den letzten Tagen Meldungen von großen vauernwanderungen. Nicht weniger al» 50000 Griechen, die hauptsäch lich im Kaukasus und in der Krim wlchnen, bestürmen da» griechische Konsulat in Moskau, um Pässe sür die Auswanderung nach Griechenland zu erhalten. S« han delt sich hauptsächlich um Bauern, vornehmlich Tabak. Pflanzer, sowie um einige Handwerker und Kaufleute. Bisher haben erst 8000 Griechen Pässe erhalten, doch warten 12000 Familien noch.auf die «rlaubniS in ihre frühere Heimat zurückkehren zu dürfen. Alle diese Griechen wohnen seit mchreren Generationen in Rußland, doch haben siechre HLrigkeit beibehalten. Da» ist bekanntlich von den deutsch»» Lauer» nicht »u ««L»ü, di» au» Auer Tageblatt Anzeiger für -as Erzgebirge MZW ... n.,.. «...... ... 5.,. ,7'7.°.. Nr. 26S Zür Anste-elung -er russische« Flüchtlinge im -eutschen Gsien l Angesicht» der fmchOavm NvLoge der v« Moskmr liegen- deutsch-mMchm Bawsrn, mit deren Schicksal sich -Attrn Reichskanzler und die Parteiführer eingehend defchafWen, ' auch private Kreise Mammeng-fmidon, die neden der amtlichen Hilfsaktion des Reiche» F"'«ÄUgige Mion de, deutschen Dolles propagieren, um die Ansiedelung der deMch- stämmigen Dauern im deutschen Lasten »u ermi^ichen Sin Aus- chuß, in dem di« Professoren Brand und Aerebo» von der land- Posen, Westpreußen, Pommern und Schlesien in den Händen UL ÄÄWLVL Die Politik äer Woche Di, kchrr-tag-rede des Präsidenten Hoover. - Vor der westen Haager Konform, — Juden und Araber — Bquernslucht aus Rußland ^S Waffenstillstandes hielt Präsident Hoover auf einer Tagung de» Verbandes der amerikanischen Kriegsteilnehmer eine Rede, die in der ganzen Welt ungeheures Aufsehen erregte. Der AEdent sttzte sich dafür ein, daß die Abrüstung zur See sich äußerst drastisch gestalten möge. Die SeÄ- mSchte der Gegenwart brauchten jetzt nur zu sagen, weit sie mit ihren Martnerü st ungen herunter- gchen wollten. Lite Grenze, die jene Mächte zu be- stimmen haben, kann für uns gar nicht tief genug lie gen. Schon seit vielen Jahren und auf Grund bitte rer persönlicher Erfahrungen, erklärte Präsident Hoo ver, bin ich der Ansicht, daß Lebensmittelschiffe während eines Krieges vollkommen freien Weg haben sollten. Ich würde alle Schiffe, die nur Lebensmittel fracht mit sich führen, in dieselbe Kategorie wie die Hospitalschisfe einreihen. Die Zeit ist jetzt gekommen, wo wir die Aushungerung von Frauen und Kindern nicht mehr als Kriegsmittel benutzen dürfen. Diesem Anregung fand in allen deutschen Gauen ein lebhaftes § diele Hunderte von Fabriken, die zusammen über Echo. Gerade wir Deutsche litten ja unter der Aus- ! 100 000 Arbeiter beschäftigt haben und die heute still- hungerung und Blockade des Feindbundes während deS^ liegen und teilweise abgebrochen werden. Zn einer Weltkrieges und sogar nach dem Waffenstillstand, da """""* die Engländer nicht auf ihr Blockaderecht verzichten wollten. Wir wünschen heute den Amerikanern besten; Erfolg bet ihren Bemühungen um ein neue» und zeit gemäßes, internationales Recht zur See. j! Tie bevorstehende Abrüstungskonferenz der fünf Seemächte in London dürfte sich freilich mit der Frage der Freiheit der Meere noch kaum befassen, da vor-' - . - . - erst nur Abrüstungsfragen auf der Tagesordnung stehen, i kreis eine sechs Prozent besagende-polnische Minder- Im übrigen ist es zweifelhaft geworden, ob diese Kon-j hett hat, tritt das ganz besonder» hervor, ferenz schon in den ersten Januartagen Zusammentritt.- die 10 Polnischen Minderheitsschulen fast Steht doch gegenwärtig noch nicht einmal der Termin neuen ausgezeichneten Gebäuden untergebracht sind, be- der zweiten Haager Konferenz fest. Wohl stnden sich die deutschen Schulgebäude in einem der- kommt aus Paris die Meldung, daß Ministerpräsident artigen Zustand, daß sie wegen Baufälligkeit stellen- Tardieu persönlich die französische Delegation führen ' " wird was höchstwahrscheinlich den deutschen Reichs kanzler Müller veranlassen wird, nach dem Haag zu reisen, doch wissen wir sowohl von Briand wie von der gesamten französischen Regierungspresse, daß da» Kabinett Tardieu es für unzweckmäßig hält, nach dem Haag zu ziehen, bevor nicht bet uns das Urteil de» Volkes über das Hugenbergsche Volksbegehren gegen den Aoungplan gefallen ist. Wohl unterstützen die Engländer die deutsche These auf Einberufung der zweiten Haager Konferenz in der ersten oder zweiten i . . . . Dezemberwoche, doch ist die Entscheidung in Paris noch den Schulbau stehen nicht zur Verfügung. Das Steuer nicht gefallen. Mit Genugtuung können wir jedoch fest- aufkommen aus den rein bäuerlichen Gemeinden be stellen, ^aß der Baden-Badener Ausschuß mit seinen Aügt bei^ der^ ungeheuren,^renznot^0,00 Prozent. Alle Arbeiten zu Ende kam, und die Statuten -.er Repara- tionsbank fertig sind. Unter den vielen Sorgen des englischen Arbei terkabinetts ist nicht die geringste die Palästina-; Frage. Schon 14 Tage untersucht eine besondere Kommission die Vorgänge, die zu den blutigen Zu-» sammenstößen zwischen Arabern und Juden führten,!! die immer noch nicht aufhören wollen. Tie Kommission, hat keine leichte Arbeit, denn die drei Parteien, die ! Regierung Palästinas, die Araber und die Juden haben der Kommission gleich nach ihrem Zusammentritt ein gedrucktes Material unterbreitet, da» weit über 2000 « Druckseiten umfaßt. Jede Partei verfügt über erstflas- einen Vortrag Vor den Journalisten ^ die furcht- sige Rechtsanwälte, die ihre Interessen vor der hohen bare Grenznot. Er schilderte im ei^lnen N Konnnission vertreten Hn den lebten Tagen hat sich) rellen, wirtschaftlichen und Berlehr-nöte und berichtete Vie Kommission auf Reisen begeben, um an Ort und über die Aufbauarbeit, die bisher unter den größten Stelle die Zwischenfälle zu untersuchen und die zer- Anstrengungen und schwersten Opfern geleistet worden verantwortlichen Stellen im Reich« und in Preußen dem Osten entgegenbrächten. Der Osten fordere, daß mit gleichem Matze gemessen werde. Ta» Westprogramm sei für den Osten em Schlag in» Gesicht. Im Osten seien Aufgaben zu erfüllen, von denen da» Schicksal nicht nur der nächsten Generation, sondern de» ganzen deutschen Volke» abhängig sei. Der Osten könne es daher nicht verstehen, daß ^jetzt ein Westprogramm mit erheblichen Mitteln für die Westgebiete ausgestellt wer- de, während der Osten völlig leer ausgehe. In der Ostmark werd« man jetzt allmählich müde, immer nur Hilfe zu fordern, wenn diese Forderungen ungehört verhallten. «» müsse eine gewisse Mißstimmung und Erbitterung erwecken, wenn im Westen mit vielen Mil lionen RM «osten große Ausstellungen veranstaltet werden, während im Osten die allerdrtnglichsten Aust