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Dienstag, äen S. Oktober 1S2S 24. Jahrgang Nr. 23S Sri -em ine» DK sterblich« Hüll« pes Reichsaußerrmtnstters Dr. Gustav Gkrefemann wurde gestern mittag zu Grabe getragen. Wie all gemein die Trauer über den Tod dieses großen deutschen Staats mannes ist, bas zeigte die gewaltige Beteiligung der Bevölke- rung. Biele Zehnlausende füllten den wetten Platz vor dem Reichstagsgebäude, ungezahlte Menschenmasten bildeten Spaleir vom Brandenburger Tor durch die Wilhelmstraße über den Belle-Alliance-Platz und das Hallesche Tor bis -um Lutsen- städtischen Kirchhof kn der Bergmannstrahe. Ganz Berlin und auch sehr, sehr viele, die aus dem Reich herübergekvmmen waren, nahmen Abschied von dem Manne, von dem der Reichs kanzler Müller in seiner Trauerrede sagte, batz das deutsche Volk mit ihm einen seiner besten Söhne verloren habe. Präsident von Hindenburg mit Frau Dr. Stresemann, ihren bei den Söhnen, ReichsinnMMinister Severing, dem Vizepräsidenten des Reichstages, Dr. von Kardorff und Dr. Gräf, Staatssekretär Meißner, Oberstleutnant von Hindenburg und Hofprediger Kehler-Dresden seine Loge, während die Trauergäste sich ehr- furchtsvoll von ihren Plätzen erhoben. Gleich darauf nimmt die Feier ihren Anfang mit den Klängen der Ouvertüre zu Beet hovens „Toriolan, "die, den Anwesenden unsichtbar, bas Ber liner Philharmonische Orchester unter Leitung von Franz Beit zum Vortrag bringt. Dann tritt Reichskanzler Müller zum Rednerpult und nimmt bas Wort zu seiner Trauende, in der er ausführt: An der Bahre des deutschen Außenministers stehen nicht nur trauernd seine Gattin und sein« Söhne, denen sich unsere innige Teilnahme zuwendet, steht nicht nur die deutsche Reichsregierung, die ihren Außenminister, nicht nur der deutsche Reichstag, der eines seiner hervorragendsten Mitglieder, nicht nur die Deutsche Bolispartei, die ihren Führer verloren hat, sondern i m Geiste nimmt an dieser Abschiebsfeier batf^deutsche Doll teil, ha« einen seiner besten Söhne »er- loreahat und bi« Wett draußen, die inihmden großen Staatsmann verehrt« und b««M»n- schen gut«n Willen» achtete. Wenig« Stunden vor seinem Hinscheiden war er im Reichstag und bann noch im Haus« vom Krankenbett au» bestrebt, ernst» parlamentarische schallen lassen, bann wird ihr Geläut» auch seinem Gedächtnis gelten. Zu der ungeheuerlichen Arbeitslast, di« er als Relchsaußrn- minister auf sich genommen hatte, und die für ihn Äs Vertreter eines belegten Landes so viele Widrigkeiten Mit sich brachte, trat noch die Arbeit hinzu, bi« auf lnnerpolitischem Gebiet ihm al» Führer seiner Partei auf den Schultern lastete. Er trat «in für das Heranziehen aller wertvollen Kräfte zum neuen Staat, ge treu seinem Grundsatz, „das Alte ehren, für die Gegenwart arbeiten, an die Zukunft glauben", ist es ihm gelungen, viele, di« zunächst grollend abseits standen, mit dem neuen Staat zu der» söhnen und als Mitarbeiter in der Republik zu gewinnen. Wenn heul« ein« W«llr tiefer Trau« durch unser Voll geht, wenn selbst di« Gegner ehrend bk Degen an seiner Bahr» senk», so gilt diese Traurr Ächt allein dem groß«, Staat«»«« mb Führer, sie gilt auch dem Menschen Stresemann, den wir all« liebten. Au, engen Verhältnissen stammend hat er sich aus eige ner Kraft emporgearhrttet. Was er wurde, vrrbankt er seinen Fähigkeiten und seiner unermüdlich«« Arbeit. Sn de« Ehrungen, die ihm zuteil wurden, der Verleihung de» Nobelpreis« und des Ehrendoktors der attchrwklrdigea Hetbeldenger Llntv«rsttS1, ist man der Bedeutung seiner Persönlichkeit gerecht geworben. Mit Recht heißt « in der Verleihungsurkunb«, mit der dl« Heidelberger Ehrung ausgesprochen wurde, baß er hochverdient um bk Festi gung von Staat und Wirtschaft/ dmchbrungen von Deutschland» Recht auf Leben und Krrchett mutig und twh aller Widerstände und Rückschläge al» Bahnbrecher einer Petit« der geistigen Annäherung und friedlichen Verständigung der Völker sich ein gesetzt und weit üb« die Grenzen des Vaterland« hin«» Ach tung und Ansehen errungen hat. So steht die Persönlichkeit Gustav Stresemann, vor uns. Wir nehmen Abschied von ihm in der Gewißheit, daß sein Ge dächtnis in alle Zukunft sortleben wird. Er wirb als ein« b«r Baumeister an dem Wiederaufbau Deutschlands der Geschichte angehören. Sein Werk steht fest begründet. Und uns allen bleibt in Zukunft die Aufgabe, es in seinem Geiste fortzusetzeu. Von ihm nehmen wir Abschied in dem Bewußtsein, -aß wir in ihm einen großen Staatsmann, einem Führer und «tuen treu lichen Menschen verloren haben. , Die Rebe des Kanzlers, mit tiefer Bewegung vvrget ragen, hinterließ bei der Trauergsmeinde sichtlich einen starken Eindruck. Wieder füllten dann Besthovensch« Klänge den weiten Raum. Mit dem Trauermarsch aus der ,-Troioa fand die Feier einen weihevollen Abschluß. - . Der Rbschieä von äer Menge vor äem Reichstag Sechs Beamte der Schutzpolizei trugen auf den Schultern den Sarg hinaus. Der Weg vom großen Sitzungssaal bi» zur Freitreppe am Platz der Republik war mit schwarzem- Teppich belegt. Zu beiden Seiten waren die schönsten aus der großen Fülle der Blumenspendeu nebeneinander gereiht. Kurz nach 12 Uhr erschien der Trauerzug in der Wandelhalle. Der schön« Vergitzmeinnicht-Krcmz > der Gattin des Verstorbenen und der letzte Gruß des Reichspräsidenten wurden vorausgetragen, lln- mttelbar hinter dem Sarge schrtzt Hofprebiger Keßler. Ihm folgten >die Gattin des Dahingeschiedenen, geführt von Dr. v. Kar- dorff, und die nächsten Verwandten. Dann schloß sich das offi zielle Trauergefolge an, an der Spitze Reichspräsident vom Hin denburg, ihm zur Seite Mtchskanzler Müller und Raichsinnen- minister Severing. Als der Zug die Freitreppe erreichte, durchbrach gerade die Sonne bas Gewölk. Ein Geschwader von Flugzeugen mit Trauerwimpeln an den Flügeln umkreist« bas Retchstagsaebäude und den Platz der Republik, der mit 10 Pylonen geschmückt von einer gewaltigen Menschenmenge gefüllt war, die den Toten in ergriffenem Schweigen grüßte. Von dem Gebäude wehten die Fähnsn des Reiches auf Halbstock. Vor der roßen Frettvemx de» Hauses wurde der Sarg auf den mit sechs schwarzverhüllten Pferden bespannten Leichenwagen gehoben. Zu beiden Seiten hatten die Abordnungen der Burschenscha' Deutschen Durschenbunde» Aufstellung genommen. Zu den Sei ten der Freitrwpe senkten sich die Fahnen b« Reichsbanner». Darauf nahm Vlzepräfi-eal -es Reichstages vo« Kar-orff da» Wort, um im Namen des deutsch«» Neichstages und im Namen seiner Parteifreunde dem Toten auf seiner letzten Fahrt «inen letzten herzlichen Avschiebsgmß »Wuufea. Als Streft mann sein Amt antrat, so führte der Redner am», war bi« Ein heit d« Reiche» gefährdet. Als ha» Ami seinen toten Händen entglitt, hinterließ er «in Deutschlands d«sten Änkh« ttr der D«lt heut« niemand mehr bestreiten kam». Wohl sehen mir mit schwe ren Sorg« t» bk Zväukft, aber i» dich«« Sahiä» ist vki «mtcht Trauerfeier für Dr. Strefemann Klange -er Veutfihlan-hpnme ins Grab gesenkt Schwierigkeiten aus dem Wege zu räumen. Er Kannte keine Schonung, so sehr er seit langem der Schonung bedurfte. Bor allem hat er In nie rastender Pflichterfüllung und in Sorge um bas große Werk seiner Außenpolitik seit Jahren alle gesundheit lichen Bedenken beiseitegeschoben und den Mahnungen seiner Aerzte zum Trotz sich nicht abhalten läster», bas letzte Aufgebot seiner Kräfte einzusetzen. Unter allen Kundgebungen desBeileidsistdaherKeinesolreffend.wiedie unseres verehrten Reichspräsidenten, in der es heißt, daß der Verstorbene bis zum letzten Augenblick treu für sein Vaterland gearbeitet h a t. Seinem Land und Volk galt sein Wirken. Für Deutsch land und das deutsche Volk glühte sein Herz mit der ganzen In brunst, deren er fähig war. Ihn beseelte nach dem Verlust des Krieges nur der ein« Wunsch, dem Wiederaufbau des Reiches und dem Wiederaufstieg des deutschen Volles zu dienen. Seine Vaterlandsliebe war es, die ihn nach Jahren des Zögerns, die für ihn Jahre prüfender Zurückhaltung waren, dazu trieb, sich der Republik zur Verfügung zu stellen, um auf der neuen staatlichen Grundlage in einer trüben Gegenwart unserem Volke eine bessere Zukunft vorzubereiten. Gewiß, er dachte mit echt deutscher Sentimentalität gerne an das im Strudel des Welt krieges versunkene Kaiserreich zurück, besten Sonne über seiner Jugend und der Zeit seines ersten politischen Aufstieges geleuchtet batte. Als er aber mit seinem klaren politischen Sinn erkannt hatte, daß nach der Staatsumwälzung nur auf der Grundlage der Weimarer Verfassung praktische Arbeit für unser Volk ge leistet werden Konnte, hat er es als seine neue Lebensaufgabe be trachtet, enschlosten im neuen Staate mitzuarbeiten. Das war für ihn ein Gebot echter Vaterlandsliebe. Von dem gleich ihm viel zu früh verstorbenen Reichsprä- I identen Ebert zur Führung berufen, hat Gustav Stresemann eit über sechs Jahren die Außenpolitik des Deutschen Meiches ge- eitet. Es scheint uns heute wie ferne Vergangenheit, wenn wir an die Zett zurückdenken, in der Dr. Stresemann entscheidend in die Geschicke unseres Landes eingriff. Es war die Zeit des Höhe punktes des Ruhrkampfes mit seiner furchtbaren politischen Er schütterung Deutschlands, mit seiner schweren seelischen Belastung des deutschen Volkes, die Zeit der schwersten Leiden des besetzten Gebietes und der völligen Ohnmacht des unbesetzten Deutschland, die Zeit der wirtschaftlichen Nöte ungeheuerster Art. Das Aus einanderfallen des Reiches schien möglich. Und heute, sechs Jahre nach diesen Ereignissen, ein Reich, angesehen im Rate der Völker, als Großmacht anerkannt, trotz dem ihm nicht die gleiche bewaffnete Macht wie anderen Völkern zu Gebote steht. Das deutsche Volk, bas am Ende des Welt krieges von einer Mauer des Hasses eingeschlosten war und von der Gemeinschaft der übrigen Kulturvölker ausgeschlossen werden sollte, ist heute gleichberechtigt im Kreise der Nationen. Niemand von uns leugnet die großen Nöte unseres Volles. Niemand bestreitet, baß wir burch den verlorvnen Krieg schwere Wunden davongetragen haben, die heute noch tief schmerzen. Aber nur ein Narr oder ein Böswilliger kann leugnen, baß Deutschland in diesen sechs Jahren ein gutes Stück vorwärts ge kommen ist. An diesem Aufstieg hat Gustav Stresemann einen entschei- Die Traue, feier im Reichstage Auf dem Katafalk, der Im großen Sitzungssaal des Reichs- tage» über dem Platz des Präsidenten errichtet ist, birgt der Sarg unter der Dienstflagge des Reichsaußenministers, was an Gustav Stresemann sterblich war. Im Hintergründe wallte von der Decke in weiten edlen Falten ein riesiges schwarzes Trauertuch herab. Zwei Leuchter mit brennenden Wachskerzen flankieren den Sarg, den die Kränze der Familie und des Reichspräsidenten schmücken. Zu beiden Seiten halten die Chargierten der Burschenschaft des Verstorbenen und junge Beamte des Auswärtigen Amtes die Totenwacht. Vor dem Sarge wölbt sich ein Hügel von Kränzen. Er findet seinen Abschluß in den wundervollen letzten Blumen grüßen des diplomatischen Korps und des Völkerbundssekreta riats. Die leuchtenden Farben der Rosen, Chrysanthemen und Orchideen, die unzähligen bunten Schleifen in den Farben der Nationen der Welt schaffen einen seltsamen Kontrast zu dem Trauerflor, der die eichene Täfelung der Emporen verkleidet und das Licht der Hampen abdämpft. Dazwischen das dunkle Grün des Lorbeers, das das trauernde Schwarz der Dekoratio nen noch zu vertiefen scheint. Die Trauerfeier der Meichsregienmg war für 1!1 Uhr ange setzt. Aber wie sich draußen in der Umgebung des Gebäudes ungezählte Menschenmasten schon in der Frühe angesammelt hat ten, um von dem großen Toten Abschied zu nehmen, so ist auch der Saal bereits lange vorher von den geladenen Trauergästen gefüllt. Auf der Regierungsestrade haben das Reichskabinett Platz genommen, die Staatssekretäre des Reiches und der Leiter der Presteabteilung der Reichsregierung, Ministerialdirektor Dr. Zechlin. Der trauergeschmückte Stuhl Dr. Stresemanns bleibt leer. Dahinter sitzt zwischen den Reichsministern Groener und Turtius der Staatssekretär des Auswärtigen Amtes Dr. Von Schubert. Auch die Chefs der Heeres- -und der Marine leitung, General Heye und Admiral Raeder, sind anwesend. Die linke Seite der Estrade nehmen die Vertreter der Länder des Reiches ein, darunter Ministerpräsident Dr. Braun mit dem preußischen Kabinett, der bayerische Ministerpräsident Held, der sächsische Ministerpräsident Dr. Bünger und der württembergische Staatspräsident Dr. Bolz. Ferner nehmen die augenblicklich in Berlin weilenden Botschafter des Reiches an der Feier teil, und zwar Dr. von Hvesch, Dr. von Dirksen und Dr. von Prittwitz., Das Parkett des Saales ist dicht gefüllt. Der Reichstag und der > . - , . , , , preußische Landtag sind durch zahlreiche Abgeordnete vertreten, deNden Anteil. Seine Politik war klar und einfach. Aeußere der Reichstag auch durch tüe Führer der Fraktionen von Dr. Machtmittel standen dem Deutschen Reiche nicht zu Gebote. Aber Broitscheid bis Graf iWestarp. In der Diplomatenloge ist das der Blick Stresemanns war weit genug, um zu erkennen, daß diplomatische Corps, an seiner Spitze der französische Botschafter überhaupt nicht durch die Mittel der Macht und Gewalt der de Margerie zum Teil in großer Änifornt, zum Teil im Frack s Wiederaufbau Deutschlands, ebensowenig wie der Wiederaufbau vollzählig erschienen. Wenige Minuten vor 11 Uhr betritt Reichs-, des übrigen Europas, gefördert werden konnte. Nur durch Präsident von Hindenburg mit Frau Dr. Stresemann, ihren bei- -ine Politik der Verständigung, des Friedens war der Ausgleich m»1 unseren früheren Geg nern herbeizuführen. In dieser Erkenntnis führte Stresemann die Konferenz von Locarno herbei. Auf Locarno folgte, eng verbunden, der Eintritt Deutschlands in den Völker bund mit einem ständigen Sitz im Dölkerbundsrat. Auf dieser Wetttribüne, dazu bestimmt, den Frieden zu sichern und in neuer Form den politischen Interessen der Völker zu dienen, hat Dr. Stresemann Deutschland energisch und klug vertreten. Er hat in Genf für das Ansehen unseres Landes gewirkt, er hat dort gleich zeitig mit seiner großen Autorität mit daran gearbeitet, den wahren Geist des Völkerbundes zu verwirklichen. Neben den rein politischen Fragen lastete auf Europa di« Frage der Reparationen, der Kriegsschulden, di« Deutschland In folge des verlorenen Krieges auserlegt worden sind. Sn der Lon doner Konferenz, die zur Annahme des Dawesplan« führte, hat Dr. Stresemann maßgebend mitgearbeitet und die damals er zielte Befreiung der Ruhr ist ein Werk, bas mit seinem Namen stet» verbunden bleibt. Freilich mußt« Deutschland dei dieser ersten Regelung der iKriegsschul- denfrage schwer« Einbußen an seiner Souveränität hlnnehmen. Es kam die Kontrolle der Reichsbahn, der Reichsbank. Jetzt stehen wir in neuen Verhandlungen mit dem Ziel, uns von diesen Fesseln -u befreien und unser« Lasten zu vermindern, «in Ziel, dem unser Außenminister sein« ganz« Kraft gewidmet hat. E, ist di« 11«f« Tragik sein«» L«b«n», daß «r bi« «nbgllkttg« Stund« b«r deutschen Fr«f-«i1 am Rhein nicht mehr erleb«« konnl«. W«n« aber wi« «inst b«< der Räumung b«r Kölner gone bi« Glock«« b«r Ktrch«« Ihr« «her«« Glimm« «r- arrkirche und rd t-An-see tm ts ist Haupt- !t. Menschen nagelten und rd. n die grünen Felsen des altiae, grob en Menschen, ichwvrtlichen .'sticht. Der »men Herren Sachstein von Schütze viele, er „Saison", if den Höhen an den Gr aden beginnt reude jubelt! steimesch Berlln-Frtedenau Muer Tageblatt -WM- /lnzeiger für -as Erzgebirge Letegrammer Lagebia« stoeerMdk^ Enthalte«- -le amtllchea Srkaaatmachaugeu -es Rate« -er Sta-t ua- -ff« Hmtsgerichts -lae. p»M«r-ik«kr MM L«ks>- m. io*