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/luer Tageblatt -WZM Anzeiger für Sas Erzgebirge L.i^ramm,: Lagebia« fia—s-estv Eathaltr«- -l» amtliche« Vekaaatmachaugnv -es Rate» -er Sta-t v«ö -e» Amtsgerichts Hur. poftfih»ck-rr»nt» r MM Lestsst a*. ,«» Nr. 222 Sonntag» äen 22. September 1929 24. Jahrgang Oie neue Seeabrüftungskonferenz Sn den Abmachungen der Washingtoner Seeabrüstungckvn- ferenz vom Jahre 10SS war vorgesehen morden, daß die Fragen, die damals noch ungelöst gcklicken sind, aus einer neuen inter nationalen Abrüstungskonferenz bereinigt werden sollten. Man hatte das Sahr El dafür in Aussicht genommen. Aus der Washingtoner Konferenz hatte man sich darauf geeinigt, daß da» Rüstungsvechältnis für dieGroßkanMchiffe und Mugzeugmut- terschiff« Wer >16 600 Tonnen durch die Zahlen ausackrückt würde 5:6:3. Die Soestreitkräft« der Amerikaner und Eng länder sollten bei den großen SchUseinheiten einander gleich sein, während sick die der Franzosen, Italiener und Japaner zu denen der Engländer und Amerikaner wie je 3:5 verhalten sollten. Diese Abmachung machte dem Rüstungswettstreit auf dem Atlan tischen und Stillen Ozean für die Großkampsschiffe ein Ende, Amerika hat damals zahlreiche große Schlachtschiffe -um alten Eisen geworfen. Es war aber auch schon damals klar, daß sich der Wettstreit nunmehr auf di« Schiffstypen unter 16000 Ton nen konzentrieren würde. Hier war England den Amerikanern noch erheblich überlegen und diese haben denn auch, um einen Aus gleich M finden, ein kostspieliges Rüftu-ngsprogramm vorbereitet. Diese Bauten wurden mit großer Energie in Angriff genommen, als ein Versuch des amerikanischen Präsidenten Loolidge im Jahr« 1927, die Washingtoner Vertragsstaaten auf das Washingtoner Abrüstungsverhältnis auch für die Kriegsschiffe bis zu 10 060 Tonnen zu verpflichten, ergebnislos blieb. Es gelang Eoolidge zwar, eine Konferenz nach Senf einzuberufen, aber di« Verhand lungen haben sich tatsächlich nur zwischen Amerika, England und Japan abgespielt. Japan war zu einer weiteren Abrüstung be reit, weil es sich in drückenden finanziellen Schwierigkeiten befand. Frankreich uich Italien aber hielten sich sehr zurück, weil sie sich aus eine Verminderung ihrer Kreuzerflott« rmd ihrer kleinen Kriegsschiffe, Torpedoboote und Unterseeboote, nicht Anlassen wollten. England seinerseits wollte den Vorschlägen der Ameri- °aner nicht nachkommen, weil es als Inselland bei der Auffassung beharrte, die Oberherrschaft zur See auch weiterhin ausüben zu müssen. Jede weitere Einigung mit Amerika über bas Ergebnis der Washingtoner Konferenz hinaus hätte den Machtausgleich mit Amerika bedeutet. Die konservative Regierung glaubte das nicht ertragen zu können. So sind schließlich die Verhandlungen ge scheitert. Lieber dieses negative Ergebnis hat eigentlich nur Frankreich eine ungemischte Freude gefunden. Es war zu erwarten, daß nunmehr Amerika auf Grund -er finanziellen Mittel, die ihm zur Verfügung stehen, mit seinem Plane, seine Kreuzerflotte aufzurüsten, Ernst machen würbe. Es stellte ein Programm von 16 Kreuzern aus, mit dem es der Kreuzerflotte der Engländer gefährlich werden mußte. Die Eng länder sahen sich infolgedessen in die Notwendigkeit versetzt, auch ihrerseits neue Krsugeibauten in Angriff zu nehmen, wobei es aber allen Einsichtigen selbstverstäMich war, baß Amerika bei die sem Wettkampf den längeren Atem haben würde. Unter dem Druck dieser Entwicklung ist dann das englisch-französische Ma- rineabkommen vereinbart worden, in welchem Frankreich -ugun- stsn der englischen Auffassung aus sein« Forderung verzichtete, daß zwar der lGesamttonnagegehakt b«r Flotten vermindert wer den sollte, aber innerhalb des so gezogenen Rahmens den Ver- tragsskaaten freigestellt würde, die Schiffe zu bauen, die sie zu bauen wünschte. Frankreich hätte alsdann zahlreiche D-Boot- Flottillen geschaffen, 'die für bas insulare England erfahrungsge mäß der schärfst« Feind sind. Frankreich verzichtete also auf diele Forderung, wogegen England seinen Widerstand gegen die Stellung Frankreichs in der Landabrüstungsfrage aufgcch. Dieses Marine-Abkommen ist bekanntlich annulliert worden, weil di« Amerikaner darin einen unerfreulichen Akt erblickten. Aber auch die Italiener «Märten sich als Gegner dieses G«heimvertrages. Inzwischen ist in Amerika «in neuer Präsident gewählt wor ben und auch England hat seine Regierung gewechselt. Das Ka binett Macdonald stellte sich nicht mehr auf den Boden des Grundsatzes, >daß England unbedingt bi« Herrschaft zur See Haden Müsse, sondern sab den englischen Vorteil in einer Verstän digung mit Amerika, die dem kostspieligen Wettrüsten ein Ende machen würde. Die gleich nach dem Regierungsantritt Macdo nalds begonnenen Derständigungsverhandlungen haben auch zu einer Einigung geführt. Im Gegensatz zu den Besprechungen, die zu dem erwähnten französisch-englischen Geheimvertrag ge führt haben, sind die zwischen Macdonald und Hoover geführten Verhandlungen in aller Osffentlichkeit geführt worden. Die übrigen Washingtoner Vertragsstaaten sind über jede Phase der Verhandlungen unterrichtet geblieb««. Zwischen England und Amerika ist jetzt eine Verständigung über die Kriegsschiffe bi» zu 10 000 Tonnen erreicht, auch die beiderseitigen Kreuzerflotte» werden künftig ziemlich gleichstark sei«. Es heißt nun, baß jetzt von England und Amerika Einladungen an Frankreich, Italien und Japan ergehen werden, zu einer dritten SeeUbrüstungskonfe- renz zusammenzukommen, die im Januar nächste« Jahres in Lon don stattfinden soll. Die Gefühle der Franzose« und Italiener sind im Augenblick noch sehr beklommen, auch Japan formuliert bereits gewisse Vorbehalte. Zugleich aber macht England in Feng auch Vorstöße für eine energische Landabrüstung, deren merkwürdiges Echo darin besteht, daß Man sowohl in England wie in Frankreich die Labour-Regierung daran erinnert, daß sie eine Minderheit repräsentiert. Vas Vrama vom fi-nkgster eine Reklametat des „GolbfüllfederGngst*? Lite „Münchner Telegramm-Zeitung* veröffentlicht eine Wiener Meldung, die der Auffassung Ausdruck gibt, datz da» Drama vom AvntgSfee, wo sich der ge heimnisvolle Selbstmörder ertränkt haben soll, von dom Wiener Kaufmann Winkler, genannt „GnshfM- Bekenntnis der Industrie Mir bi» Republik — gegen bi« Pläm rechtsradikaler Abenteurer In der Hauptversammlung de» ReichSverbandeS der deutschen Industrie in Düsseldorf machte der Bov- sitzende, Geheimrat Dr. DuiSberg, in feiner Be grüßungsansprache bemerkenswerte Ausführungen über die Stellungnahme der deutsche« Industrie zur Republik, die von grundsätzlicher Bedeutung find und gleich zeitig eine scharfe Absage an die Element« bedeuten, die die Wirtschaft zu parteipolitischen Manöver» gegen die Republik mißbrauchen wollen, DuiSberg rühmte die Verdienste des Geschäftsführer» de» ReichSverbandeS, Reichsgericht-Präsidenten a. D- Dr. Walter Simon», der den maßgebenden Instanzen vom ersten Augenblick gezeigt hat, daß die Industrie nicht gewillt sei, Abenteurern Gefolgschaft zu leisten, oder durch einen Handstreich unserer Politik eine neue Richtung geben zu wollen. Tu» Verhalten Simons sei damals von der Gesamt heit de» ReichSverbandeS gebilligt worden. Dieser Erfolg war auch symptomatisch für die Stellung de» ReichSverbandeS -um Staate überhaupt. Niemand, fo fuhr DuiSberg fort, könne e» un» verdenken, datz wir, deren Zugend in die Zeit Bismarck» und unsere» er starkten Kaisertum» gefallen ist, auch der Vergangen heit ein dauerndes, ehrende» Andenken bewahren. Aber der Reichsverband der deutschen Industrie konnte seine Stellung nickt gegen oder neben dem neuen Staat, so wie er heute ist, sondern nur in ihm und mit ihm finden. Tab er da» getan hat, datz er mit allen anderen Volksgenossen mitgewirkt hat an dem Wiederaufbau des deutschen Reiche», .da» zeigt die Geschichte dieser zehn Jahre. DuiSberg trat dafür ein, datz bet wirtschaftlichen Erwägungen de» ReichSverbandeS die Parteipolitik ausgeschattet werden müsse. Sollte« aber «asere Beratungen je einmal, was ich nlchl zu fürchten wage, zum Tummelplatz parteipolitischer Auseinander setzungen werben, so würde die» der Untergang mrferes Reichs- verbaades sein. Deshalb zweifle ich nicht daran, datz Sie mit mir darin übereinstimmen, datz der Reichsverband auch in Zukunft unbedingt an dieser Neutralität in allen Pm litischen Fragen festhatten mutz. Wir find da» un serer Stellung und Bedeutung im Rahmen der deut schen Volkswirtschaft schuldig und dienen damit nicht nur un» selbst, sondern auch dem gesamten deutschen Vaterland. Vie Steuerwünlcbe cler Inäultne Sn der Lauptaurschutzsitzung de» Reichsverband«» der deut schen Industrie, der unter vom Vorsitz de» Geheimrat» Duisderg, bezw. Abraham Fwwetn» im Stänbehaus tagte, behandelt« cm erster Stell« Direktor Dr. Haußmann da» Thema ^Grundsätz liches über die Umgestaltung der Steuerpolitik*. Der Redner führte aus, daß es jetzt zunächst darauf ankomme, sich darüber klar zu wecken, in welcher Weise der auch aus der Industrie lastende ungeheure Steuerdruck am schnellsten und fühlbarsten erleichtert werben könne. Man müsse sich über di« Schwierig keiten und Fehler des gegenwärtigen Steuersystems' klar weck«» und aderigen, wie sie praktisch beseitigt wecken können. Der Redner stellte an Hand der soeben vom Reichsverband veröffent lichten Arbeit über Besteuerung, Ertrag und Arbeitslohn indu strieller Unternehmungen im Jahre 1927 fest, daß selbst in dem verhältnismäßig noch günstigen Jahre 1627 di« durchschnittlichen Ausschüttungen der industriellen Gesellschaften auf da» Nominal kapital berechnet 5,7 Proz. und die burcbschniMchen Steuer leistungen 7K Pro», betragen haben. In diesen Zahle« sei aber die weiter« stacke Steuerbelastung nicht mitenthaften, bi« von den Gesellschaftern auf die cm-geschütteten Gewinne zu entrichte» seien. Hiernach ergebe sich -wischen dem Ertrage der llntornch- mungen und der Höhe ihrer Besteuerung «In stack«» MißverhLt- nis, auf welches die Stagnation der Wirtschaft -um wesentliche« Teile zurüchUführ« sei. Die erwähnt« Arbeit des Reichsverban des ergebe weiterhin, daß die Arbeiterschaft im Durchschnitt über- Haupt nur noch 2L Proz. ihres Lohnes cm Lohnsteuer zahle. Der durch die Senkung der Umsatzsteuersätze verursachst EinnahMe- ausfall in den Reichseinmahmen in Verbindung mit dem Stand der Ausgaben der öffentlichen Körperschaften habe den Steuer- druck aus die produktive Wirtschaft, insbesondere durch weitere Anspannung der Gewerbedesteuerung, noch verschärft. E» sei daher Hauptaufgabe einer kommenden Steuerreform, der pro duktiven Wirtschaft «ine durchgreifende Steuererleichterung zu gewähren. In erster Linie sei der völlige und sofortige WÄfall der Indnstrieaufbringung notwendig. Ein nur allmählicher Ab bau der Industrieaufbringung lei abzulehnen. Au fordern sei ferner eine durchgreifende Senkung der Gewerbckesteuerung, die ober in einer Form geschehen müsse, datz den legitimen BckVrs- nisfen der Kommunen durch eine andere Ansgabemverteilung und andere Steuerüberweisumgen Rechnung getragen wecke. Weiter hin müße an eine Senkung der überspannten Einkommensteuer tarife herangezogsn werden. Soweit hierzu nicht ausreichend« Mittel zur Verfügung stehen, müßte der Ausgleich in einer ent sprechenden indirekten Besteuerung gefunden wecken. Wenn hierbei auch die Frage einer Ausgestaltung der Besteuerung voa Bier, Tabak und Wkohol ernstlich zu erwägen sei, dürfe man doch von einer derartigen Maßnahme keine allzugrvßen Mehr einnahmen erwarten. Eine Hauptfrage bleibe nach wie vor der Zwang zu Ersparnissen aus allen Gebieten der öffentlichen Wirt schaft. Dor allem müsse in der Arbeilslosenföage an durch greifende Einschränkungen der Ausgaben herangegangm wecke«. Es seien ober auch Vorkehrungen etatsrechtlicher Art notwendig, um auch im übrigen Ersparnisse bis in die kleinsten Posten hinein zu ermöglichen. Die öffentlichen Betrieb« müßten so wie all« anderen Privatbetrieb« besteuert wecken. — An den Vortrag Dr. Hausmanns schloß sich eine rege Diskussion. federkönig*, angezettett worden sei, und datz e» weder einen Toten noch einen Selbstmörder geb«. Winker habe bereit» verschiedene solcher „dramatischer Sensa tionen" arrangiert. T«r Briefinhatt, da» Hinetnziehen aktueller politischer Persönlichkeiten, die Suche nach einem Zusammenhang mit den Bombenattentaten in Norddeutschland, da» Briefpapier mit dem herauSge- schnittenen .Adelswappen hätten deutliche Ähnlichkeit mit den Reklamemethoden, die der Wiener „Goldsüll- federkönig* bet seinen früheren Affären angewandt hatte. Gin Besuch im Laden de» Goldfüllfederköntg» am Kohlenmarkt in Wien ergab, datz sein Personal nicht» von dem Aufenthalt Winkler» wettz. Macblenäe front gegen Hilgenberg Da» -ochkapitel des Iungbeutsche« Ordens hat «gen Hugenbergs Gesetzentwurf -um Volksbegehren eine Ent- schließung gefaßt, in der es u. a. heißt: „In einmütiger Empörung stellen wir fest, baß eine Anzahl Führer der Rechten mft einer verblüffenden Leichtfertigkeit im Begriff ist, die nationale Opposition in eine noch nie bagsweixne Nickerlag« zu führen. Mr legen Verwöhnung dagegen ein, baß im Namen des nationalen Deutschlands ein Volksbegehren ver anstaltet wecken soll, dessen katastrophaler Ausgang schon heul« besiegelt ist... Wir protestieren dagegen, baß der Gesetzentwurf der Herren Hogenberg, Hitler, veldte uns ach den Zustand de» Dawes-Plans -urückfGren will. Wir fordern, bah die nationale Opposition im beuischen Volk zur Revision des Gesamtprvblems der Tridutregelung aufgespart wird. In tiefer Empörung weifen wir bst tzS S de» Gvepentwurse» enthalte« Beschimpflmg de» Reichspräsvenstn ». Hnwenhurg zurück. Mr hab« «ihr Ber kan« zu dem national« VermttVvrttnrasbewnßistt» Htndea- huvg», ast zu d« Haev« H Hitler, Selbst . . / Weiter wird jetzt bekannt, baß der Bund Oberland in ber neuesten Nummer seiner Zeitschrift „Das Dritte Reich*, die offenbar noch vor Dckanntwecken des Wortlauts de» Hugen- bergschen Gesetzentwurfes in Druck gegangen ist, zu folgender Gesamtwückiguna der Hugenbevgschen Aktion bereits aus ihren Vorbereitungen heraus gelangt: ,M>an muß einmal diese Dinge ganz durchlenken, dann wirb einem klar wecken, in wie unmög licher Lage sich die butsche Opposition befindet. Eie hat sich mit dem Reichsausschub in eine solche Sackgasse verrannt, daß nur ein radikaler Führerwechsel noch die Möglichkeit «ine» Weiter- kommens bietet. . ." Damit stehen die drei stacken Gruppen Iungdeutscher Orden, Bund Oberland und Iungnalionaler Ring in geschlossener und ständig wachsender Front nicht nm «gen Hugenbergs Dolksbegchrem, sondern gegen sei« Führer- schäft selbst- ,^ene jammervolle« Gestalter».. Hitler über jein« Bnndesgenosie» Heust tritt ber Reichsausschub zur Vorbereitung de» Volk»- begehrens zusammen. Man erwartet sckr lebhafte Auseinander setzungen, bei denen insbesondere die Vertreter des Stahlhelm» in einer unerfreulichen Lage find. Sie müssen di« peinliche Er fahrung machen, daß es In der Politik immer noch Radikalere gibt. Triumphierend stellt ber „Völkische Beobachter", da» Organ Hiller», di« national« llnzuverlässigkei t aller jener fest, di« im ^Reich-ausschuß* der Parole der Nationalsozialisten nicht blindlings folgen. „Die Herrschaft«, bst sich gegen den 8 ä des Volksbegehren» stemmen, sind jene jammervoll« Gestalt«, den« wir Dawes- unb Locarno-Politik mit -u verdanken hab«, dst weder folge richtig denk« noch ganze Entschlüsse fass« können. Man sucht di« Erfiillmrgspolitik entweder al» Unheil an oder nicht. Sm erst« Fall müssen auch ihr« Führer zur Devrnttvvrttrng «zog« werd«. Und dies« abgckrüht« Herr« erledigt »an nicht owvastsch, stnts» «r, w-m sie »iss«, daß ihn« für ch« wat-