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- - 24 siahrgang rzgebtrge Dl« gentr««sfraltion de« Reichstag« beschloß am Mittwoch Abend einstimmig, dem Reichskanzler als Mitglieder der Reicheregierang vor,«schlagen den Abgeordneten von GnS » ard silr da» Reichesnstizministerinm, den Ab- geordneten «teg.rwald st- da, vttt.hr,minist«!«» «nd den «bgeerdn^n v, V'-ttz st» da» M«lst,rU.m st- die b-sHR« Tebi»r-° lagen der deutschen Staats-Wirtschaft nicht erschüttert werden und deshalb insbesondere der Reichshaushaltplan 192-9 alsbald im Reichstag zur Verabschiedung gelangt. Zu diesem Zweck bekräftigt die Meichsrsgierung ihren be reits am vergangenen Sonntag nach eingehender Prüfung im Hinblick auf die gesamtpolit-ischen Notweädig-ke-iten gefaßten! Beschluß, unter Rückstellung ihrer Bedenken auf den Boden! der Vorschläge zu treten, welche von den Sachverständigen der -Sozialdemokratie, des Zentrums, der Deutschen Vollspur- - te-i der Deutschen Demokratischen Partei und der Bayerischen Volkspartei gemeinsam vereinbart worden find. Für die Durch setzung der so zustandsgekommenen Vorschläge, einschließlich derjenigen für den Haushalt des Reichswehrministeriums, wird die Reichsregierung sich geschlossen einsetzen. Die RsichSregierung erwartet, daß die vorgenannten Fraktionen des Reichstags sie in dieser Arbeit unterstützen und - etwaigen Anträgen auf weitere Streichungen über die ge nannten Vorschläge hinaus oder auf höhere Ausgabenbewilli gungen den erforderlichen Wider stand entgegensetzen werden. Sie erwartet weiter, daß zur Gewährleistung eines reibungslosen Ganges der Reichsgeschäste Anträge von grund legender Bedeutung überhaupt nur im gegenseitigen Beneh men gestellt oder weiter verfolgt werden. Auf dieser Grundlage wird die RsichSregierung mit den oben genannten Fraktionen deS Reichstages in Verbindung treten, um durch fortgesetzte engste FühlungSnahme die Er reichung dieser politischen Ziele zu gewährleisten. Sie wird gleichzeitig die von ihr an gestrebte Erweiterung des Reichskabi- nstts ohne weiteren Verzug in die Wege leiten." Die -vorstehenden -Entschließungen der Reichsregierung wurden vom Reichskanzler den Partei- und Fraktionsführern der -Sozialdemokratie, des Zentrums, der Deutschen Volks- 'f Partei, der Demokratischen Partei und d-er Bayerischen Do-As- f Partei übermittelt und von ihnen den betreffenden Reichstags fraktionen unterbreitet. -Sämtliche Rsichstags-fraktionen bil ligten die Entschließung der RsichSregierung und erklärten sich -bereit aus dieser Grundlage die Regierung zu unterstützen. Der Reichskanzler wird über das Ergebnis dieser Bern- / tungen dem Reichspräsidenten Vortrag halten und hierbei zu- r gleich Vorschläge für die Erweiterung der Reichsregierung j machen. Cm „GentlemenrNbkommen" Die „Voss. Ztg." meldet: Zwischen Reichskabinett und den Fraktionsführern ist eine Art „Dentlemen-Agrement" abgeschlossen worden auf der Basis der Vereinbarungen, die über den Etat und das Sparprogramm getroffen worden sind. Die Parteien verpflichten sich, auf der Basis ihrer Verein- s barungen ,u bleiben, kein« weitergehenden Anträge auf Streb s chungen von Etatsposittonen zu stellen — da« bezieht sich auf die zweite Baurat« für den Panzerkreuzer — und im übrigen Anträge nur nach gegenseitigem Einvernehmen einzubringen, also keine koalition-mäßige Bindung, auch kein interfraktioneller Ausschuß, trotzdem aber ein enges Zusammenarbeiten. Wenn das Zentrum zu stimmt, wird die Ernennung der drei neuen Zentrumsminister noch heut« erfolgen. mäntcl i dis Jndm Die Ei- flasch'n n> ahmen Pit dort mach -er fand ei ansradie deckung v- > inneren, >n t, hieß M -niantel «' anffefchnit« es eine -A. ch zu diese > vca, und i l ien schnitten nssließende'.! chten sie ein die Gummi- rnfel kleben, enim gedreht e dann wie- eine zweite stand so auf rde ubgelk-si en Gimnui. r Methoden gnmmi, und erseh-. In e länte-l, -ab- r s Harz au> um 5 Uhr I. Pokal en. 3. Ein« nachmittags aiäer, Ale- 8fR. Auer- laden. Zu '«Thalheim, Gößnitz und li gebeten, Georgi. 929 an gen am lustragung. und Bf-R. niesen, daß evcin-e zur Grunde be- r Sportart st erfreuliche Mer, die ja nichts macht, dem es zeit- achlsrost den nst schon um i Aufenthalt der Einzelne für alle, -die drei Nekchsmknlster Die Vorgeschichte cier Regierungsentschliefiung Mit ihrem Beschluß, an ihrer bisherigen Stellungnahme gegen den Panzerkreuzer zu verharren, hatte die sozial- demokratische Reichstagsfrccktion am Dienstag abend eigentlich ihren Reichskanzler Müller gestürzt. Besser als es der Oeffent-lichkeit -bekannt war, wußten die Führer der sozial- bürokratischen RoichstagSfruktion, daß ein Kubin-ettS- b sch-luß vorlag, der ausdrücklich von Reichskanzler Müller gebilligt war, der eine Verhinderung der Wiederholung der unseligen Panzerkreuzeras-färe dos letzten Jahres vorsah und Der letzte Schritt aus äem Wege zur Großen Roali'ion? Die Berliner Presse zu der neuen Reichsregierung Die Blätter der in dem erweiterten Re-ichskabine-t-t ver- .tretenen Parteien sehen in der Bildung der neuen Reichsre gierung die letzte Etappe aus dem Wege zur großen Koalition. Der „Vorwärts" (soz.) nennt die Regierung bereits ein Kabinett der großen Koalition und sagt: „Eine koalitions mäßige Bindung besteht allerdings zunächst nur für das Aller nächste und Wichtigste, die Verabschiedung des Etats. Hält jedoch das Kabinett -bei dieser Probe zusammen, so wird man sich später auch noch über andere Dinge verständigen können." Bemerkenswert in dem Kommentar des „Vorwärts" ist noch die Feststellung, daß die sozialdemokratische Fraktion sich gestern nicht versammelt hat, und daß der am Dienstag von ihr ge faßte Beschluß selbstverständlich in Kraft bleibt. Die „Bossische Zeitung" (dem.) schreibt: „Politisch gesehen, ist die große Koalition in Wirklichkeit da, sie hat sich im Reichstag etabliert, wenn sie auch vorläufig ihr incogntto wahrt." — Das „Berliner Tageblatt" (dem.) weist darauf hin, daß die Parteien der großen Koalition wieder in der Regierung vereinigt sind und erklärt: Das Weitere wird sich finden. -In der ,-Germania" (Ztr.) wird ausgeführt: „Für das Zentrum ist das Entscheidende, daß die neue Regierung Änen aus weitgehenden Bindungen beruhenden Mehrheits willen zum -Ausdruck bringt. Diese unverzichtbaren 'Bin dungen erstrecken sich zunächst aus die Gestaltung des Etats, und zwar derart, daß die Regierungsparteien die Verpflich tung öingegangen find, allen Anträgen aus -Ausgabener-höhung oder agitatorische Streichungen einen geschlossenen Widerstand entgsgenzusetzen. Das Reichskabinett wird sich gemäß seinem gestrigen Beschluß geschlossen für die Durchsetzung des von den ^Sachverständigen unterbreiteten Finanz-Programms einsetzen. DaS bedeutet, daß auch die sozialdemokratischen Reichsminister die zweite Rate des Panzerkreuzers -bewilligen werden. Es ist Sache der Sozialdemokratie, wie ste fich als führende Regie rungspartei mlt dem eigenartigen Schauspiel abfin-den wird, daß -ste in dieser Frage anders stimmen wird als die von ihr gestellten Minister." Zu dem Eintritt dreier ZentrumSminister in das ReichSkabiNctt sagt das Blatt: ,-Für die^Bedeutung, die daS Zentrum seiner neuen -verantwortlichen -Stellung zu wißt, sprechen die Persönlichkeiten, die es dem Reichskanzler als Minister in Vorschlag gebracht hat." Die ,-Deutsche Allgemeine Zeitung" <DVP.) spricht zwar von einer Notlösung, die alle Merkmale der B-e- rfftung, der Verlegenheit und der inneren -Widersprüche ent- .halte, bezeichnet sie aber doch als einen Fortschritt gegenüber der unwürdigen, unmöglichen Fortdauer des bisherigen Zu standes. Dadurch, daß die Deutsche VoffSpartöl fich trotz allem Über Hemmungen und schwere Bedenken hinweggesetzt habe, habe die Regierung eine große Chance erhalten, und es ü-ege an ihr, aus dem gegenwärtigen „Zweckverband der Parteien etwas Brauchbares zu machen. Die „Deutsche Tageszeitung" (DnL) sagt: ,KS handelt sich nur um «ine Koalition zur Durchführung des ReichShalte», wobei man freilich annehmen kann, daß fi« iedenMr Lis AU» Löscht»» ö« Sauser TrtbuVtchand!ua-«n StaatskriNs in Polen «rank, Staatsmänner — Der kritisiert« Sffm Di« polnische Mi ni st« rkr ts« hat noch imm«r keine Lösung gefunden. E- kann jedoch kein Zweifel bestehen, daß sie fich in den letzten -Tagen zur Staatskrisis auswuchS und einen außerordentlich 'rniten Th.rakt-r trägt. DaS Kabinett Bartel hat amtlich seinen Rücktritt längst an- tsszeigt, ist aber auf Wunsch -Marschall Pilsudskis -vorläufig im Amte geblieben. Die letzten polnischen Wählen vom März 16-23 brachten dem Regierungsblock nicht die gewünscht« Mehrheit. Die An hänger Marschall Pilsudskis und jene des Ministerpräsidenten Bartel brachten cs auf rund 130 Sitze, während die Opposi- tion Über nicht weniger als 444 Sitze verfügt. Diese Opposi tion i-st zwar in sich sehr 'gespalten, hat aber doch in den letzten Wochen klar bekundet, daß sie die -B e rfus sun g 8 r -ef o rm, wie sie Marschall PilsudSk-i wünscht, nicht zu billigen gewillt ist. Wenn sich Ministerpräsident Bartel gleichwohl so lange im Amte halten konnte, ohne sich das Mißtrauen des -Sejms zuzu ziehen, so geschah eS lediglich auf das große An ehen hin, daS Marschall P-ilsudSki in Polen genoß. Hst hierin in letzter Zeit nicht ein Wandel eingetreten? Oder wird Marschall Pilsudski selbst die Nachfolger schaft von Bartel antreten? Die ganze politische Welt weiß -längst, was der SonntaaSbrief des Marschalls bestätigt, über «den wir unten kurz sprechen, daß sein -G e s un dh ei t -> zu - stand ihm nicht erlaubt, außer der Kontrolle des Kriegs- ministeriumS auch noch die Führung des Minister-Präsidiums zu übernehmen. Der zurückgctreten« Ministerpräsident Bar tel seinerseits, der schon mehrere Male -seinen Rücktritt in Aussicht gestellt hatte, führt gleichfalls Gesundheitsgründe da für an, daß er nicht mehr das Amt d-es Ministerpräsidenten zu'übernehmen vermag. Der S g j m hat vor seiner-Vertagung den polnischen Staatshaushalt ordnungsgemäß verabschiedet, aber an der Re gierungsvorlage, die eine gründliche Berfassungsreform an strebt, sine so scharfe Kritik geübt, daß normaler Weise die Wünsche und Forderungen Marschall Pilsudskis von diesem Sejm nicht erfüllt werden können. Für ein demokratisches Volk ist es eine Selbstverständlichkeit, daß der polnische Sejm es ablehnte, politischen Selbstmord zu begehen. Marschall Pilsudski war aber wesentlich anderer Auffassung. Am letzten -Sonntag stellte er nämlich zum Preis von je 700 Zloty etwa anderthalb Dutzend regierungsfreundlichen Müttern einen Artikel zur Verfügung, der an -Kritik des Schm bei weitem alles in den Schatten stellt, was man bisher von den Gegnern und Feinden derr polnischen Volksvertretung zu hören bekam. Die Abgeordneten erinnern leb haft a n ei neu Di er gqvt an v ol ler Af f e n, las man da, die alle ihre Bedürfnisse -öffentlich erledigen und sich nicht einmal bemühen, menschenähnlich zu sein. „Die Affen im Schm haben keine Ehre', ihr Gerechtigkeitsgefühl steht viel tiefer als bei den Kannibalen. Man -hört da -Schmeicheleien an die Adresse der Abgeordneten wie Niederträchtigkeit, -Uner» zogenheit, Ehrlosigkeit, Verräterei, Korruption, -Spionage tätigkeit der Abgeordneten und erfährt, daß man die -Stimme eines polnischen Abgeordneten für weniger als 50 Zloty kau fen könne, auch kommt das Wort -Sch .... öfter vor. Der Marschall bedauert lebhaft, zu krank gewesen zu sein,, um den Sozialiftenführer -Liebermann, diesen „-B a nd i t e n" 3 ffign t- lich aus dem -Se -jm - -tzof verprügeln zu können. -Es ist kaum wiederzugeben, was der Marschall über diesen Ab geordneten sagt: „-Der Haupttenor dieser stinkenden -Oper (Schm), ein Liebermann, scheint mir wie ein Fakir, der so schnell hsrumwirbclt, daß man seine Beine nicht mehr und nur di-e Schöße des Ad-vokaten-fracks flattern -sieht über seinem Bauch und dem entgegengesetzten Körperteil, wobei er klein« Kügel chen aus der Fresse und anderen Körperteilen ausstößt und da-mi-t jongliert." Marschall Pilsudski hat seinem Artikel den Titel gegeben: ,Die Eindrücke eines kranken Mannes von der Bud gqtses-sion im S ejm". Die polnische Oppo- -sitionspresse, die aus naheliegenden -Gründen fick größter Zurückhaltung befleißigt, um den gereizten Feldmarschall nicht zum Aeußersten zu treiben, ist einmütig -der Auffassung, daß diese Auslassungen in der Tat -die -Leistung eines kranken Man- nes bilden. Die Nationaldemokraten fanden soyar den Mut zu einer Entschließung, di-e wörtlich besagt: „Die Auffassung des Kricgsministers ist, wie -es in ihrem Titel auch heißt, von einem kranken Manne geschrieben und erfordert wegen der Form ebenso wie wegen des Inhalts keine Beantwortung. Der Partei-Vorstand glaubt jedoch, daß die Veröffentlichung d«S Artikels allein schon dem Ansehen des Staates schweren Scha den zugefügt hat. Die Regierung wird dechalb hierfür zur Verantwortung gezogen werden müssen. Unter der Hand ist di« -Sprache der schwer beleidigten schm Abgeordneten begreif- licherweise weit erregter und maßloser. Nachdem sich die Polen von dem ersten Schrecken des Sturmangriffs Pilsudskis auf den Sejm erholt haben, fragen üe lick allgemein, was denn mit ihm bezweckt wurde. Mar ch'all PUsudski lebt in seinem Artikel der Auffassung: -Vielleicht wird der Sejm, wenn man ihm mit entsprechend scharfen Instrumenten zu Leibe gehen wird, etwas -Scham und Verstand lernen." Me meisten polmschen Blätter ziehen daraus -den Schluß, daß ein äußerst scharfer -Regierunaskurs gegen den Sejm unmittelbar bsvorsteht. Im Verfolg davon wird damit -gerechnet, daß in den nächsten Tagen eine der O-berfiengruppe nahestehende Regierung der starken Hand in Erscheinung treten wird. Geschaht dies, dann ist Vermeidung der Krise das Zentrum stellt EntscdlieKungen cler Keicbsregierung Die RsichSregierung trat gestern vormittag unter dem Vorsitz des Reichskanzlers zu einer -eingehenden Aussprache -über die gegenwärtige politische Lage zusammen. Sie kam einstimmig zu folgenden Entschließungen: ! ,-Angesichts der außen- und innenpolitischen Lage und ins- - besondere im Hinblick auf -die augenblicklich in Paris tagende Repcrrati-onskoNferenz ist eine «MonSM-ge Regierung tn^ ' M. Re-chsf.,-..- >ng wird daher I-Hve ganze Kraft daransetzen, daß die Grund- -tion kümmerte sich in ihrer Mehrheit um'diesen Kabinettsbe- schluß. der ihre eigenen Minister b-and und binden sollte nicht im mindesten. >. > Der kranke Reichskanzler Müller war darüber so erbost, daß er sich sofort zu dem Reichspräsidenten begeben und sein Rücktritts gesüch überreichen wollte. Dank des energischen Eingreifens des Re-ichsaußenministers Dr. Stre - ! -sSMattn und der ernsten Vorstellungen, di-e er hinsichtlich der ! außenpolitischen Rückwirkungen im -gegenwärtigen Stadium der Pariser V-crhan-dlungen machte, ist der Rücktritt des Ka- binetts unterblieben. Die Fraktionsführer erklärten sich da mit einverstanden. Damit war aber di« Krisis noch keines wegs -gelöst. Auch die Fraktionssitzungen vom Dienstag abend führten nicht weiter. Di-e Grundlage zur Einigung wurde erst in der Kabi ne t t s s -i tz u n -g -vom Mittwoch mittag -gesunden, in der di« neue ernste Politische Lage eingehend durchgesprochen wurde. - Ms dann um 1 -Ü-Hr die Fraktionssührer beim Kanzler erschie nen, konnte Reichskanzler Müller ihnen die obige Erklä rt st nt g unterbreiten. Auer Tageblatt Anzeiger für öas Erzgebirge 8WM öS Freitag, cken 12. kipril 1S2S