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Sonntag, äen Sl. März tS2S 24. Jahrgang die Unterhaltungen und vorläufigen Vereinbarungen Korbach der Luf, so daß der Waffenstillstand gebrochen ist, den vor sechs Monaten dis Vertreter der Stämme aus einer Konferenz geschlossen hatten. der Kernfrage untergeordnet, wie viel und »vir lange Deutschland Reparationszahlungen leisten mutz. Owen Young betrachtet es al» seine Aufgabe, zwischen dem deutschen Angebot, da» nur in unverbindlicher Form vorltegt, und den Gläubigerforderungen der Alli ierten zu vermitteln. Eine Annäherung der weit Auffassungen ist bisher noch nicht ersichtlich. Tiie Morgenpresse in Paris berichtet zum Teil in osfenbar tendenziöser Weise über den Verlauf der letzten Vollsitzung Ker Reparation-sachverständigen und sucht, wie der „Petit Parisien", in der öffentlichen Meinung den Eindruck zu erwecken, als sei die deutsche Delegation vor da- Ultimatum gestellt worden, bi» zum kommenden Donnerstag mit Zahlen Megts Vorschläge zu unterbreiten. Davon kann keine Rede sein. In den Memoranden, so schreibt der „Petit Partsten«, werde Tr. Schacht gezeigt, datz Ker alliierte Block, den er durch geschickte Manöver sprengen zu können g^ hofft habe, und der sich tatsächlich ein wenig gelockert hatte jetzt seine Einheit wiedergesunden habe. Das Verdienst hierfür falle zu einem grotzen Teil Owen Young zu, der zuerst gewisse Argumente der euro päischen Gläubiger Deutschland», namentlich hinsichtlich de» Schadenersatzes, abgelehnt, aber schließlich zuge- standen habe, daß sie begründet seien, so datz er sich ihnen im weitesten Maße angeschlossen habe. Dies« Solidarität de» ersten amerikanischen Delegierten mit seinen europäischen Kollegen müsse den heilsamsten Einfluß auf die spätere Haltung der Deutschen an»- üben. Demgegenüber ist festzustellen, daß Owen Young lediglich in seiner Eigenschaft als Vorsitzender der Konferenz und nicht als amerikanischer Delegierter ge sprochen hat. Man kann annehmen, daß die ameri kanischen Delegierten, die bis jetzt eine Meinung in der Zahlenfrage noch nicht geäußert haben, vorläufig diesen Standpunkt beibehalten werden. Man Ullah im Vormarsch Ausbruch neuer Feinseligreiten -wischen den Stämmen in Afghanistan. Bestimmte Gerüchte wollen davon wissen, datz Aman Ullah seit Dienstag auf Kabul vorrückt. Habib Ullah, der sich selbst in den Adelsstand erhoben hat, hat angeordnet, daß da» Eigentum aller Mitglieder de» königlichen Hause», die außerhalb Kabuls weilen und nicht innerhalb eine» Monat» zurückkehren, ve- schlaanochmt werden soll. Auf dies» Weis» lebte» dis SstchLrsliakttt» Zwilch« Ke» S-täms-» tEL Wiw Vie Lohnbewegung äer Eisenbahner Der Vorstand de» Einheit-Verbände» der Eisen bahner Deutschlands hat sich in seiner gestrigen Sitzung mit der schwebenden Lohnbewegung beschäftigt und den Beschluß gefaßt, den Beirat der Organisation an« zurusen und den Vertretern der Mitgliedschaft Gelegen« heit zur Stellungnahme zu geben, um von ihnen die notwendigen Vollmachten zur Durchführung weiterer Maßnahmen zu erhalten. Ferner hat der Vorstand beschlossen, die Ortsgruppen des Verbände» durch ein besondere» Rundschreiben zu ermahnen, alle Eingriffe sogenannter Kampsleitungen oder ähnlicher radikaler Gebilde entschieden zurückzuweisen. Vie Mablreform Von Dr. Külz, ReichSmintster a. D. Seit fünf Jahren besteht in der öffentlichen Mei nung Deutschland» kein Zweifel mehr darüber, datz unser jetziges Wahlrecht im Reichstag einer drin genden Reform bedarf. Bereit» im Jahre 1924 hatte deswegen die damalige Reichsregierung dem Reichs tag rtnen entsprechenden Gesetzentwurf zugeh-en las sen. Auch ich habe als Reichsinnenmintster im Jahre 1926 der Regierung ein fertiges Reformgesetz unter breitet, aber leider ist e» in Deutschland so, daß Re gierungskrisen und 'Reichstagsauflösung regelmäßig eine Fülle von Arbeit unter den Tisch fallen lassen und die Lösung spruchreifer Probleme immer wieder von neuem verzögern. Dieses Schicksal hat jahrelang auch die Wahlreform geteilt, und das mag der Grund «kür sein, daß sich seit drei Jahren keine Reichss- Lrgierung mehr an die Lösung dieses Problems so recht hecangetraut. Es ist deswegen notwendig, daß an dern Volk heraus eine entsprechende Bewegung ein- setst. Eine Grundlage hierfür gibt das jetzt von der Demokratischen Partei der deutschen Öffentlichkeit un terbreitete Wahlgesetz. Die Fehlerquellen, die das jetzige Wahlverfahren aufweist, lassen sich in folgenden Feststellungen kenn zeichnen. Es wählt nicht der Wähler, sondern die Parteiorganisation, die vor der Wahl die Listen auf stellt. Es kann nur für die Parteilisten gestimmt wer den. Tie Kandidaten der Reichslisten werden nicht vom Volke gewählt, sondern von einem kleinen Par teiausschuß ernannt. Damit ist die Vorschrift der Reichsverfassung, daß das Wahlrecht ein unmittel bares sein soll, nicht mehr erfüllt.. Der Kamps um den Platz auf der Liste bereitet allen Parteien erheb liche Schwierigkeiten. Er findet ohne öffentliche Kon trolle bei einem starken Andrängen der Berufs- und . . _ . . , Jntcressenverbände statt. Nur die ersten Bewerber der ? -u beschreiten und blieb dabei, daß allein die deutsche Liste' sind gezwungen, sich als Persönlichkeit ernstlich ? Zahlungsfähigkeit und die vorhandenen Verträge für am Wahlkampf zu beteiligen und durchzusetzen. Beim die Höhe und dis Dauer der deutschen JahreSzahlunj- Ausscheiden von Abgeordneten treten als Ersatzleute Len von ausschlaggebender Bedeutung sind. Bewerber ein, die der Wählerschaft kaum bekannt sind, sj So eingehend man sich auch über die „Bank der Das System begünstigt die Parteizersplitterung. Da« internationalen Regelung" unterhielt, so sind doch alle mit wird die Aufgabe des Parlaments, dem Staate t eine Führung zu geben, unnötig erschwert. Aus der Erkenntnis dieser Mängel heraus ver folgt die demokratische Wahlreform das Ziel, die Listen zu beseitigen, kleine Wahlkreise zu schaffen und zur Einerkandidatur zu kommen. Wähler und Kandidaten stehen sich dann wieder von Angesicht zu Angesicht gegenüber und die politische Gesamtpersönlichkeit steht dann im Vordergrund und nicht die Zugehörigkeit zu irgendeiner Schicht. Gleiche zeitig werden wirksame Maßnahmen gegen die Partei zersplitterung getroffen, die bis jetzt vom Listenshstem ! gefördert wird. Wenn ein Wahlvorschlag nicht min- ! bestens drei Prozent aller im deutschen Reich abge- gebenen Stimmen erhält, so soll er überhaupt keinen , Abgeordnetensitz erhalten. Diese Vorschrift ist durch aus berechtigt, denn hinter einem solchen Wahlvor schlag steht dann eben keine beachtliche politische Wil lensbildung. Weiterhin soll für dis Herstellung der Stimmzettel bei jedem Wahlvorschlag eine Kaution von 500 RM hinterlegt werden, dis der Reichskasse ver fällt, wenn nicht mindestens ein Kandidat dieser Par tei gewählt wird. Auch diese Vorschrift ist durchaus berechtigt, denn das Reich hat gar keinen Anlaß, für jede noch so sinnlose Splitterpartei zu seinen Lasten Propaganda zu machen durch kostenlose Verteilung von Stimmzetteln. Um die Beziehungen zu Deutschen in Oesterreich immer enger zu gestalten, ist vorgeschen, daß auch die Bundesangehörtgen der vsterretchifchen! Republik in Deutschland wählen können, sofern sie seit Jahresfrist sich hier aufhalten. Selbst verständlich müssen auch diejenigen Reichsdeutschen I sich an der Wahl beteiligen können, welche sonst j im Auslands wohnen, sich aber am Wahltage in Deutschland aushalten oder so nahe der Grenze leben, daß sie tatsächlich sich an der Wahl beteiligen können. Tie bis jetzt vorhandene Reichs liste ist ab- z-u schaff en. Hier handelt es sich gar nicht mehr um eine eigentliche Wahl, sondern um eine Ernennung durch zentrale Parteitnstanzsn. Dis auf der Reichs liste gewählten Abgeordneten vertreten überhaupt keinen Wahlkreis und haben infolgedessen gar keine persönliche Verbindung zu den Wählern. Da» muß aber da» Grundziel jeder Wahl sein. Hoffentlich setzt eine recht lebhaft« Erörterung über den demokratischen Reformvorschlag «in, damit di» Ansichten breitester Volksschichten übt« dies»» i* ben-wichtige AwLLua LÄamrt weck«». Schacht kommt nicht «ach Berlin. Wie wir von unterrichteter Seite erfahren, wird der RetchsbaurprAident Dr. Schacht nicht ^tt Oste^ nach Berlin zurückkehren, sondern auch bis zum Mederzusammentritt der tzachverstänLtgenkonferenz nach den Feiertagen iu Fvankr^ch bleiben. Damit entfallen di« Vermutungen auSländistder WL «ch-cht d», O«s» Alaläerks Beispiel Braun« Gruß an Waldeck Di« „Waldeckischs LandeSzeitung" in bringt in ihrer Festausgabe ein Geleitwort des preu ßischen Ministerpräsidenten Tir. Braun, das auf di« grundsätzliche Bedeutung des Anschlusses Waldecks an Preußen «ingeht und in dem es heißt: Tie Waldeckt- sche Bevölkerung, die aus eigenem Antrieb und mit freiem Willen den Weg zur Verschmelzung ihres Lan des mit Preußen gefunden hat, gibt dem übrigen Deutschland mit seiner staatlichen Vielfältigkeit und dem Nebeneinander zahlreicher in ihren Auswirkun gen sich überschneidender Berwaltungsapparate ein mu stergültiges Vorbild. Preußen treibt keine GroßmannS- Politik und will nicht um seiner selbst willen, daß kleinere Länder aushören sollen, zu existieren. Es hat oft genug betont — und ich selbst habe mich immer wieder im Parlament und auch sonst vor der Oefsent- lichkeit des ganzen Landes zu dieser Auffassung be kannt —daß Preußen jederzeit bereit ist, im Reiche aufzügehen, wenn die anderen Länder das gleiche Opfer für den Gedanken eines innerlich starken, gefestig ten und zweckmäßig gegliederten deutschen Reiches bringen wollen. So betrachte ich das Aufgehen Wah> deck» in Preußen auch nur al» eins Etappe auf dehn Wege, den wir gehen müsse«, wen« wir uns nicht letzten Endes den Vorwurf gefalle« lassen sollten, daß die schweren und bei Fortdauer unserer Vielstaateret beinahe untragbaren wirtschaftlichen und politischen Gegenwartsaufgaben ein kleines und zum zielbewuß ten opferbereiten Handeln nicht fähige» Geschlecht ge sunden haben. Osterkrise in Paris Vit »nttünsthten Gläubig»« Alle die Versuchsballone, di« in den ersten sieben Wochen der zweiten DaweSkonferenz von London und Paris aus aufstiegen, sind längst am Horizont ver schwunden. Lite Gläubigerstaaten und ihre Vertreter auf der Konferenz hatten tatsächlich erwartet, daß Reich sbankpräsident Tir. Schacht nach seiner Rückkehr von Berlin zu Beginn der Karwoche Zahlen nennen würde, die al» VerhandlungSbasiS zu einer Verständi gung dienen könnten. Das ist nicht geschehen. Owen Young, der Vorsitzende der Konferenz, glaubte der öffentlichen Meinung Rechnung tragen und am DtenS- tag erklären zu sollen, daß der Augenblick gekommen zu sein scheint, wo dis Aussprache über die «Höhe und Tauer der deutschen Jahreszahlungen nicht mehr vpn Delegation zü Delegation, sondern in gemeinsamer Sitzung geführt werden könnte. Nach dieser Erklärung des Vorsitzenden folgte eine lange Minute peinlichen Schweigens, da kein einziger Delegierter sich zu Wort meldete. Um der allgemeinen Verlegenheit ein Ende zu machen, blieb Owen Young nichts anderes übrig> als die Sitzung für beendet zu erklären. Das kritischste Stadium der Konferenz ist da. Die Delegierten der Gläubigerstaaten haben schon in der letzten Woche dem Präsidenten Owen Young amtlich mitgeteilt, welche Forderungen sie für ihre Länder erheben und welche Zugeständnisse sie äußerstenfalls machen könnten., Dr. Schacht, der die deutsche Delegation führt, auch Vis Forderungen der Gläubigerstaaten kennt, konnte sich zu deren großen Leidwesen nicht entschließen, die Ziffern der Gläubi- s gerstaaten als Basis für seine eigenen Vorschläge zu benützen. Er lehnte es ab, diesen verfänglichen Weg Ver ,I'm alon»^-Zwischenfall Reuter meldet aus Neuyork: Nach einem Telegramm auS Belize (Britisch-Honduras) hat der do-rbige amerika-irisch« Kon sul Tagaart um polizeilichen Schutz ersucht, well a-rotze Erre gung über di« Versenkung de» Schoner» „J'm cklou-e durch ein amerikanisches Küstenwachllchiff herrscht. Zwei Mann der Besatzung des versenkten Schiffes stammten -nämlich aus Belize. Die Behörden haben alle Maßnahmen getroffen, um einen Anariff auf daS Konsulat zu verhindern. Aus 'Washington meldet Reuter: Hier besteht allgemmn der Eindruck, daß, welches Ergebnis auch die Untersuchung der Versenkung des ,H'm alone" haben wird, sine Revision oder zum mindesten ein« deutlichere Auslegung -der Abmachungen über die Bekämpfung des AlkoholschnruggelS -wischen ^n Der- einigten Staaten und Großbritannien und den britischen Do- minrvns dringend notwendig ist. /Wer Tageblatt Anzeiger für öas Erzgebirge «athaltea- -le amtllchea a<k---tmachmigm> -ra Ralra üsrEta-trm- ürs Amtsgerichts Au«. fl«i ll. III, Nr. 7S