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/luer Tageblatt -E)?- /lnzeiser Mr -as Erzgebirge LasMatt Culhatteu- -k aattlkche« Sekaaatmachuuge« -es Rates -er Sta-t UN- -es Amtsgerichts -iae. poflgheck-llo-tt: MM rm»Rs m-1"* Ar. ISS Dienstag, äen 21. August 1S2S 23. Zahrgnng Vor «lem Rellogg-Vertrsg. Rückkehr Swesemannsnach Berlin. ReichSautzenmintster Dr. Ktresemann ist am Bonn» tag abend von Oberhof nach Berlin zurückgekchrt. Er übernimmt am Montag wieder die Geschäfte des Aus wärtigen Klmtes. Zur Ginladung an Dr. Gtresemann zur Unter zeichnung des KelloggpakteS wird bekannt, daß dte Ein ladung an den Minister persönlich gerichtet ist und daß deshalb.auch nicht beabsichtigt wird, leitende Beamte de» Auswärtigen Amte» niit zu entsenden. Irgend welche Verhandlungen mit der französischen Regierung über dte allgemeinen politischen Fragen sind nicht vor gesehen, doch wird der Besuch! Gelegenheit zu Unter haltungen Wer diese Fragen geben. Kundg-bunnen in N-nyork. Kurz vor Abfahrt der ,HSle de France" nach Europa, auf der sich Staatssekretär Kellogg befand, veranstaltete eine Abordnung der Anti-Imperialistischen Liga eine Kundgebung aus dem Pier, um gegen den Kriegsverzichtspakt zu protestieren, den Staatssekretär Kellogg in Paris unterzeichnen wird. ES wurden hef tige Ansprachen gegen den Vertrag gehalten. Einige Leute gingen mit Bannern hierum, die Inschriften tru gen wie: ,Hände weg von China"; .Hände weg von Nicaragua"; „Zieht die amerikanischen Truppen aus dem lateinischen Amerika zurück". Die Manifestanten wurden von der Polizei entfernt. Chamberlains gefährliches Akel. Sin« italienische Stimme über bi« französisch-britischen Rheinlandmanöver. Unter dem Titel .Zronie Chamberlains" kritisiert Resto del Carlina dte Politik de» englischen Staats mannes und findet es durchaus begreiflich,, daß, man sich in Deutschland über die gemeinsamen Manöver der englisch-französischen Besatzungstruppen aufrege. Es sei kein Scherz, wenn sich zwei Heere an der Grenze eines dritten States zu Wanödern zusammenschlössen und zwar zehn Jahre nach dem Kriege und acht Tage vor der Unterzeichnung eines Vertrages gegen den Krieg. Diese Tatsache werfe ein eigen artiges Licht aus die englische Politik und alles erwecke den Anschein, als mache sich Chamberlain über die europäische Politik lustig. Das englische Verhalten müsse Erstaunen erregen, Denn man bedenke, daß! England bisher Frankreich immer 'Knüppel zwischen die Beine geworfen habe und nun ein Flottenabkommen mit ihm abgeschlossen habe. Auch! dte Antwort Chamberlains aus den Kellogg-Pakt wirke wie eine Ironie. ES sei nicht ausgeschlossen, daß England das verachtete Europa einmal brauche, während jetzt Amerika versuche, in Europa Verbündete und Vasallen zu werben. Da» Ziel Chamberlain» sei überaus gefährlich!. Aolloertrag zwischen deulschlan- un- China. Der deutsche Gesandte für China, Dr. von Borch, und der Minister de» Aeutzeren der nationalistischen Regierung in China, Dr. Wang, haben am 17. d. M. im Namen ihrer Regierungen einen Vertrag unter zeichnet, durch! den sich beide Länder völlige Gleich stellung in Zoll- und verwandten Angelegenheiten zu sichern. Der Abschluß de» Zollabkommen» geht auf die Reise unsere» Gesandten zurück, der in der vorigen Woche nach! Nanking gefahren ist. Da China nicht dem Versailler Vertrag betgetreten ist, hatten Deutsch!- land und China die Möglichkeit, ihre Beziehungen so zu regeln, wie eS dem Interesse der beiden Länder am besten entsprach, aus der Grundlage der Gleich berechtigung. Darauf beruht auch! der jetzige Vertrag; er ist teilweise dem amerikanisch-chinesischen Vertrage nachgebildet, durch! den dte früheren Verträge annul liert wurden und Amerika die Tarifhvhett China» an erkannt, dte schon in unserem Vertrag von 1S21 an- erkannt worden ist. In dem neuen Vertrag handelt e» sich hauptsächlich um die Ausfüllung von Lücken. Dabet ist auch die Gleichstellung Deutschland» mtt je dem anderen Lande festgelegt. Nleine politische Nachrichten. Die demokratischen Regierungsmitglieder aus der Thüringer Regierung abberufen. Ueber dte in Weimar abgehaltene demokratische Partettaguna ist eine Erklärung veröffentlicht worden, in der es heißt: „Der sehr stark besuchte außerordentliche Par teitag des Landesverbandes Thüringen der Deutschen Demo kratischen Partei muß nach eingehender Aussprache mtt Be dauern feststellen, daß sich die Thüringer Politik währeW der letzten Monate nach einer Richtung entwickelt hat, dte dte De- Keine Regierungskrise Die sozialdemokratischen Verhandlungen zur Frage des Panzerkreuzer» Ueber den Verlauf der Aussprache der sozial demokratischen RetchStagSfraktion und de» PartetauS- schusse» wegen des Panzerkreuzerbaues erfährt das Nach!- richtenbüro des Vereins Deutscher Zeitungsverleger, daß dte Redner von rechts nach! link» die mangelnde Fühi« lungnahme zwischen den Ministern und den Instanzen der Fraktion und der Partei vor der entscheidenden Ka binettssitzung mißbilligten. Der, namentlich, aus Ver tretern Sachsens zusammengesetzte, linke Flügel forderte das Ausscheiden der sozialdemokratischen Minister aus der jetzigen Koalition. Die Mehrheit hat sich aber auf die Annahme einer Entschließung beschränkt, die ähn lich, wie es der Parteivorstand schon in einem frühe ren Beschluß ausgesprochen HNt, das Verhalten der sozialdemokratischen Minister bedauert und für die Zu kunft eine engere Fühlung zwischen sozialdemokratischen KabineUSmttgltedern und RetchStagSfraktion wünscht. Die Entschließung de» sozialdemokratischen Parteiausschnsse« Dte gemeinsame Sitzung des sozialdemokratischen PartetauSschusses und der sozialdemokratischen ReichD- tagsfraktion endete in der achten Wendstunde mit der Annahme folgender.Entschließung: „Die sozialdemokratisch» ReichStagsfraktion «nd der sozialdemokratisch« Parteiausschluß trete» dem am 1v. August gefaßten Beschluß de» Partei- und Fraktions ausschusses über die Haltung der der RetchSregierung angehörigen Parteigenossen zu der Inangriffnahme de» eigentlichen Baues des Panzerkreuzer» A bet. St« be dauern, daß dte sozialdemokratischen Minister dem Be schluß des Kabinetts unter Verzicht auf vorherige Be fragung der Fraktion und de» Parteiausschusses! -uge- stimmt Haben. Fraktion und Parteiausschuß halten dte engste Fühlungnahme zwischen ihnen und den der Re gierung «»gehörenden Genossen in allen politische« Fragen für eine unabweisbare Notwendigkeit. Fraktion und ParteiauSschuß halten dte Betelligung an der Re gierung mtt Rücksicht auf das Gesamtinteresse der Ar beiterschaft für außerordentlich wichtig. Sie leiten da her aus der Entscheidung des Kabinett», dte die Aus führung eines vom letzten Reichstag beschlossenen Ge setzes betraf, trotz ihrer grundsätzlich abweichenden Auf fassung Wer den Ersatzbau de» Panzerkreuzer» nicht di« Notwendigkeit ab, unsere Genossen zum Rücktritt au» dem Kabinett auszufordern." Der Beschluß wurde mtt vier Künstel Mehrheit gefaßt. mokrattsche Partei als verderblich für die Zukunft des Thü ringer Landes ansieht. Insbesondere wurde unter dem Ein fluß von Landbuno und Wirtschaftspartei die Gesetzgebung und Verwaltung immer einseitiger gestaltet. Die Demokratische Partei richtet daher an ihre Parteifreunde in der Regierung die Bitte aus der jetzigen Regierung auszuscheiden. Der Par teitag steht dabei auf dem Standpunkt, daß eine Regierung auf der Grundlage der großen Koalition, wie sie jetzt im Reich ver wirklicht worden ist, auch für Thüringen das Gegebene ist. Unter allen Umständen ist eine Aenderung der jetzigen Regie rung notwendig." Die Erweiterung der Krisenfürsorge. Auf der Tagung des sozialdemokratischen Parteiaus schusses nahm Reichsfinanzmintster Dr. Hilferding das Wort, um zur geplanten Erweiterung der Krisenfürsorge die Erklä rung abzugeben, daß er und seine sozialdemokratischen Mtni- sterrollegen im Retchskabtnett den Antrag stellen werden, dte Krisenfürsorge allgemein von 26 Wochen aus 39 Wochen aus zudehnen. Regelung eines deutsch-portugiesischen Streitfalls. Am 31. Juli ds. Js. hat ein Schiedsgericht unter dem Vorfitz des schweizerischen Nationalrats de Meuron einen Schiedsspruch über die Ansprüche gefällt, die Portugal auf Grund des § 4 der Anlage zu Artikel 298 des Versailler Ver trages gegen Deutschland aus Anlaß von Vorgängen im Grenzgebiet der ehemaligen deutschen und der portugiesischen Kolonien erhoben hat. Der Schiedsspruch stellt sich auf den Standpunkt, daß Deutschland verpflichtet ist, der portugiesi schen Regierung gewiße unmittelbare Schäden zu erstatten, und daß Portugal ferner „ni sehr beschränktem Maße" Anspruch auf Ersatz eines Teiles seiner indirekten Schäden hat. Dagegen find die portugiesischen Klagen über angebliche deut sche Machenschaften vor Beginn des Weltkrieges zur Aneig nung der portugiesischen Kolonien überhaupt nicht erwähnt. Die Behauptung einer deutschen Propagandatätigkeit unter den Eingeborenen gegen die portugiesische Regierung wird zurückgewiesen. Es wird nunmehr die Höhe der in Frage kommenden Ansprüche durch das Schiedsgericht festgestellt I werden. Weltfriedskongretz der Jugend. Am Sonnabend begann in dem bet der kleinen Stadt Ommen bet Amsterdam errichteten Zeltlager von Eerde der erste Weltfriedenskongreß der Jugend, zu dem ungefähr 500 Vertreter von Jugendorganisationen aus allen größeren Städ ten de» Welt, mit Ausnahme der Sowjetunion, eingetroffen sind. Die deutsche Jugendbewegung wird durch ungefähr 60 Abgeordnete von Jugendorganisationen verschiedener politi scher und weltanschaulicher Richtungen vertreten. Angestrebt wird auf diesem Kongreß die Errichtung eines Weltfrte- densbundes der Jugend. Das Kongreßprogramm wurde bereits in einer Sitzung des Internationalen Jugend komitees, dem als deutsche Vertreter Werner Jantschge und Gertrud Baer angehören, am 7. und 8. Januar dS. Js. im Haag festgestellt. Der Kongreß wird bis zum 26. August dauern. Lord Haldane f. Lord Haldane, der vor einigen Wochen erkrankt war, ist im Alter von 72 Jahren gestorben. Lord Haldane bat zahl reiche hohe Regierungsämter während der Regierung der Libe ralen in Großbritannien bekleidet. Bon 1905 bis 1912 war er Kriegssekretär, von 1912 bis 1915 Lordkanzler. Die indische« Forderungen. Der nationalistische Führer Lalaj Patrai legte der tndt- chen Kammer einen Antrag vor, in dem nachdrücklich verlangt wird, daß der britischen Regierung mttgetetlt werbe, die Na ¬ tionalversammlung bewachte dte Stunde als gekommen, In dien den vollen Charakter eines Dominions zu verleihen. Keine andere Lösung werde Indien zufriedenstellen. Tschiangkaischek fordert eine chinesische Kriegsflotte. Der Berichterstatter der „Daily Mall" in Schanghai mel det: Bet dem Stapellauf eines kleinen chinesischen Kanonen bootes hielt General Tschiangkaischek eine Rede, in der er sagte, die Befreiung des Landes hänge völlig davon ab, daß China den Rang einer erstklassigen Seemacht erwerbe. China brauche eine Kriegsflotte von insgesamt 600 000 Tonnen, die binnen zehn Jahren fertig gebaut sein müsse. Der Berichterstatter fügt hinzu, gegenwärtig bestehe dte chinesische Kriegsflotte aus 40 000 Tonnen veralteter Fahr zeuge. Der Kampf zwischen der LHeren Mongolei und dem Staate Barga. „Morning Post" meldet aus Charbin: Die mongolischen Feindseligkeiten gegen den Staat Barga dauern fort. Abtei lungen der mongolischen Sowjetwache beunruhigen Barga und zwingen die Einwohner, sich der Unabhängigkeitsbewsgung an zuschließen. Die Stärke der mongolischen Abteilungen steht noch nicht fest. Nordchinesische PanzerzÜge und Truppen haben den Kampf gegen sie eröffnet. Verhaftung «ine» bulgarischen ttommuvistenführer» in Wien. In Wien wurde am 6. Juli ein sich unter falschem Namen aufhaltender Ausländer als verdächtig angehalten, der nach verschiedenen Verhören auf der Polizei jetzt gestand, mit dem Mitglied des Zentralkomitee der kommunistischen Jugend organisation in Bulgarien, Peter Jskroff, identisch zu sein- Bei der Durchsuchung seiner Wiener Wohnung wurden sechs Koffer und eine Kassette mit kommunisischen Druckschriften in deutscher, rusischer und bulgarischer Sprache sowie zahlreiche Schriftstücke vorgefunden, unter denen sich eine Anweisung zur Organisierung eines bewaffneten kommunisischen Auf standes in Bulgarien befand. Während der Untersuchung wurde auch die Herstellung einer kommunistischen Zeitschrift, „Die Rote Fahne", in bulgarischer Sprache in einer Wiener Druckerei aufgedeckt, in deren letzten Nummern ein Teil der vorerwähnten Anweisung zur Organisierung eines Aufstandes in Bulgarin abgedruckt erscheint. Ei« wei! zurückliegender Fall. Zu der Meldung einer Berliner Korrespondenz, daß der tu eine Fememordsache ver wickelte Leutnant a. D. Friedrich Warnecke bei seiner Rückkehr nach Deutschland auf einem holländischen Dampfer verhaftet worden sei und in Rotterdam solange in Haft bleiben solle, bi» das Reichsjustizmtntstertum eine endgültige Entscheidung ge fällt haben würde, ob die Amnestie auf ihn Anwendung findet, erfährt der Amsterdamer Verweter des WTB. von zuständiger Stelle, daß es sich hier um einen bereits weit zurückliegenden Fall handelt. Leutnant Warnecke war bereits im Avril d. I., als er auf einem holländischen Schiff aus Guatemala in Am sterdam eintraf, auf Ersuchen des Auswärtigen Amts in Ber lin von der Amsterdamer Polizei verhaftet und vorläufig in Gewahrsam genommen worden. Im Mat ließ jedoch da niederländische Justizministerium dem AuswärtHen Amt in Berlin die Mitteilung zugehen, daß der gestellte AuslieferungS- anwag von der niederländischen Regierung abgelehnt werden müsse. Leutnant Warnecke wurde daraufhin, etwa sechs Wochen nach seiner Verhaftung wieder freigelassen und ist inzwischen nach Guatemala zurückgekehrt.