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/luer Tageblatt /lnzeiger für Sas Erzgebirge Donnerstag, äen 27. Oktober 1S2I 22. lahrgsna der Stunde. Gerade angesichts der Katastrophe ist von Interesse, daß das Schiss in zehn wasserdichte Abtetlun. gen geteilt und in seiner ganzen Länge mit doppeltem Boden versehen war. Ter Prospekt der italienischen Gesellschaft zeigt in seinen Abbildungen die außer ordentlich luxuriöse und elegante Ausstattung der Ka binen und der Säle. Wenn gemeldet wurde, daß die wir vavea bereits durch zwei Extrablätter von VSM Untergang des italienischen LuxuSdampfers .Primtpessa Mafalda* berichtet. Glücklichere stellte eS sich heraus, daß die ersten Meldungen über trieben waren und sich die Zahl der Ertrunkenen er. bebltch verringerte. Wir bringen nachstehend die Meldungen über die Katastrophe in der Reihenfolge, in der sie WTB. durch Presseradio verbreitete. (Red. des Auer Tageblattes.) M „PriilchG WM" ms ein W gelmsen. Bon SVK Fahrgästen 72V gerettet. «io de Janeiro, SS. Ott. Der Dampfer „Princi. Mafalda« ist auf einem Riff auf- gelaufen. Bon den SSS Fahrgästen sollen nur 720 gerettet morden sein. „Prtneipessa Mafalda* bereit» vor sieben Jahren Go- genstand einer Unglücksnachricht gewesen sei, so hat e» sich damals offenbar um die Namensvorgängerin de» Schisses gehandelt, das setzt da» Opfer einer furchtbaren Katastrophe geworden ist. Rio de Janeiro, 26. Okt. Da» Büro der Na- vigatione Generale Jtaliano teilt mit, daß sich an Bord de» untergegangenen Dampfer» „Prinetpessa Mafalda* nur 905 Passagiere befunden hätten. Dia früher ge nannte Zahl von 1600 Personen beruht auf einer An gabe de» Marttimregisters, da» auch verzeichnet, daß alle Passagiere mit Ausnahme von 110, Auswanderer gewesen seien. ! I- j i Die Finanzen des deutschen Reiches. Dr. Köhler erstattet Bericht. «io de Janeiro, 26. Okt. Der italienische Passagierdampfer „Prinetpessa Mafalda» ist Lus der Höhe von Bahia gesunken. Der Dampfer hatte 1600 Passagiere an Bord. Vier Dampfer sind zur Unglücks stelle abgegangen. Ein französischer Dampfer hat 720 Fahrgäste de» gesunkenen Dampfers gerettet. Mach heute früh eingegangenen Meldungen sind etwa die Hälfte der Passagiere de» Dampfer» gerettet worden. Tie an der UnglückSstätte beschäftigten Schiffe sind mit der Bergung der Ueberlebenden derart beschäftigt, daß Einzelheiten nur spärlich einlaufen. Mio de Janeiro, 26. Okt. Die Stelle, an der der italienische Passagierdampfer der Navigation« Ge nerale Jtaliano „Prtneipessa Mafalda* untergegangev ist, liegt etwa 130 Seemeilen von Bahia. Unter den, Fahrgästen des Dampfers — insgesamt 1600 — be fanden sich viele, die nach Argentinien auSwanderv wollten. Hunderte wurden in heldenmütiger, aufopfe rungsvoller Tätigkeit von der Besatzung der vier Schiffe, die auf die drahtlosen Hilferufe der „Prinetpessa Ma falda* an die UnglückSstätte geeilt waren, gerettet. ES wird vermutet, daß besonder» viele Zwischendecksfahr gäste mit dem Schiffe untergegangen sind. Der Damp fer .Aormose", der 720 Schiffbrüchige aufnahm, wirkt mit den anderen zur Hilfe geeilten Schiffen zusammen. Biele Fahrgäste der „Prtneipessa Mafalda" retteten sich in die Boote oder auf.Planken, andere sprangen in Schwimmwesten über Bord. Es wird vermutet, daß Berlin, 26. Oktober. Im Haus Haltsausschub des Reichstages erklärt« bet der Beratung der Besoldungsvorlage Reichsfinanzminister Dr. Köhler, daß ihm daran liege, ange sichts der Besorgnisse des Inlands wie auch de» Auslands, die Gründe darzulegen, die zu der Ausgalbensteigevung geführt haben, die sich größtenteils als das Ergebnis einer zwangs läufigen Entwicklung erklären. Diese Ausgaben haben be tragen im Jahre 1924 4,3 Milliarden, im Jcchre 1925 4.95 Milliarden, 1926 5,7 Milliarden und 1927 5,76 Milliarden Reichsmark. D«r stärkste Sprung mit rund 5750 Millionen bat sich von 1925 auf 1926 vollzogen. Seit 1924 befinden wir uns im Zeichen des Wiederaufbaues der durch dm Krieg und die Inflation zerstörten Güter. Zu dieser Wiederaufbauarbett gehört auch die Sorge um das wertvollste uns verbliebene Gut' >ie Arbeitskraft des deutschen Volkes. Auch die setzt einge brachten Vorlagen sind ein Teil des Wiederaufbaues und läßt, wenn wir diese Entwicklung zu einem aswissen Abschluß ge bracht haben, letztlich von einem No-rmaletat sprechen, der keine weitere Ausgabeerhöhung zuläßt. Die Ausgaben für Sozialversicherung und Evwerbslosenunterstützung haben im Jahre 1924 165 Millionen betragen und werden im Jahre auf 616 Millionen geschützt. Niemand wird aber behaupten können, daß sie angesichts der Zeiten der furchtbaren Arbeits losigkeit etwa unnötig gewesen seien. Die Ausgaben für Tilgung der RetchSschuld haben 1925 200 Millionen betragm und find in dm folgenden Jahren auf 400 Millionen angewachsen. Die Reparationszahlungen betragen 1924 nichts und 1927 831 Millionen Mark, also hier eine Erhöhung um über 800 Millionen Mark. Die Ausgaben für Ruhegehälter betrugen 1924 1 Milliarde, in den folgen den Jaßren 1.7 Milliarde. Allein diese Ausgabeposten machen 2-MMarden Mehrbelastung aus. Rtne Mehrbelastung, die als unvermeidlich im Wachsen bezeichnet werden muß. Zugegeben, daß hier und da ein« Ausgabenerhöhung eingetreten sei, die sich hätte vermeiden lassen, so ist im großen gesehen die Er höhung eine Folge des Krieges und der Inflation. Vke Erhöhung Srr Seamtengehäller ist unabwelsßar. In den Kreis dieser Wiederauifbauarbeiten gehören auch die von der Regierung inzwischen eingebrachten Vorlagen. Es bandelt sich nicht um ein« Neubelastung, sondern um eine nachträgliche Erhöhung, die hätte längst vorgenommen werden müssen. Wir mußten aber so lange warten, um die Deckungs möglichkeit z^ kennen. Gilberts Denkschrift war vom Reichsfinanzministerium bestellt! Grund zur Kritik: Anleihepolitik. der Untergang der „Principessa Mafalda" dadurch ver ursacht worden ist, daß da» Schiff auf ein Riff auf tief. Ter brasilianische Kreuzer „Rio Grande do Sul" ist ausgelaufen, um bei dem Rettungswerk Hilfe zu leisten. UebrigenS war vor mehr al» sieben Jahren über die „Principessa Mafalda", die sich damals auf der Fahrt von Buenos Aires nach Italien befand, ebenfalls eine Unglücksnachricht verbreitet worden. G» war damals gemeldet worden, daß da» Schiff auf eine Mine ausgelaufen und gesunken sei, wobei 700 Menschen ums Leben gekommen sein sollten. Dieser Bericht hatte sich indessen al» unrichtig herauSgestellt. Der deutsch« Dampfer „AthenaS" Hat 400 Schiffbrüchige der „Prtnct- pessa Mafalda" gerettet. , Nach efnem Funkspruch eine» der bei den Ber gungsarbeiten beteiligten Dampfers ist der Untergang der „Prtneipessa Mafalda" auf, eine Explosion zurück- ANführen. Rio de Janeiro, 26. Okt. Nach den letzten Funksprüchen hat der deutsche Dampfer Athena 400, der englische Dampfer Empire 200 und der französische Dampfer Formose 120 Fahrgäste der untergesangenen „Principessa Mafalda" gerettet. Die Meldung, dah die Formose 720 Personen gerettet habe, ist also unrichtig. Auch ein weiterer englischer Dampfer hat sich an dem Rettungswerk beteiligt. E» lieg«» noch keine Meldun gen darüber vor, ob auch dieser Dampfer Schiffbrüchige ausgenommen hat. Die „Prtneipessa Mafalda" ist ein 12 000 Tonnen-Dampfer. Er gehört zu den neueren Schiffen der Gesellschaft. Berlin, 26. Okt. Der verunglückte Dampfer „Prtneipessa Mafalda" der Navigation« Generale Jtä- ltano verkehrte auf der Luxu-eillinie von Genua und Barcelona nach Ni» dc Janeiro und anderen südame« rtkantschen Hauptstädten. Der Dampfer war 150 Mete, lang und 17 Meter breit. Sr umfaßte 12000 Donnen und hatte eine Fahrgeschwindigkeit von 18 Meilen in Das „Berliner Tageblatt" berichtet über die Vorgeschichte f solbunasreform, für die Ausführung des SchuIaesetzeS, für des Memorandums: Der Reichsstnanzmtnister Dr. Köhler das Liguidationsschädengesetz dazu führen müßt«, daß Deutsch- batte in letzter Zeit wiederholt Besprechungen mit dem Repa- land 1928 nicht in der Lage sein würde, den ReparattonSver« rationsaaenten, und dabei soll Dr. Köhler selbst den Wunsch ausaosprochen haben, der Reparationsagent möge seine An sichten schriftlich niederleaen. Das Schreiben Parker Gilberts nimmt in der Einleitung auf diesen Wunsch des Reichsfinanz- nünisters Bezug. Wie das Blatt weiter erfährt, hat der Re- parationsagent ein entschiedenes Veto gegen die Veröffent lichung der Denkschrift eingelegt. Die Denkschrift selbst war keine Ueberrafchung für das Kabinett. Eine Ueberraschung war nur die unzeittqe Veröffentlichung in der „Newport Times", die niemand mehr bedauert als der Reparationsagent' Er war nicht für di« Oeffentlichk«it bestimmt. In der deutschen Öffentlichkeit ist man in Bezug auf den Schritt des Reparationsagenten vielfach von durchaus falschen Voraussetzungen ausgegangen. Der „Täglichen Rundschau" zufolge ist diese Denkschrift Parker Gilberts der Niederschlag von mündlichen Besprechungen gewesen, die in den letzten Wochen stattgefunden haben. Es war niemals beabsichtigt diese Niederschrift, die ein« Art Vorbericht des Jahresberich tes barstellt, zu veröffentlichen oder zum Gegenstand eines öffentlichen Schritte» zu machen. ES ist Vielmehr nur darar gedacht worden, der deutschen Regierung die Gelegenheit z" geben, auf die Denkschrift des Reparationsagenten zu ant worten, ehe dessen Jahresbericht in der Ovffentlichkeit erscheint. Di« Denkschrift de» Reparationsagenten selbst wird nicht veröffentlicht — auch der ReparationSagent soll ihre Geheim Haltung wünschen — und selbst die Parteiführer, die gestern von dem Reichskanzler und dem Reichsfinanzminister empfangen wurden, find über den Inhalt nur in grvßen Zügen unterrichtet worden. Aber dieser wichtigste Inhalt ist fa heute kein Geheimnis mehr. Parker Gilbert hat schon in seinem Zwischenbericht vom Juni die Finanzpolitik der Länder uiw Gemeinden einer Kritik unterzogen und von, Siner undurchsichtigen Etataebuh- vuna gesprochen, «r acht in sein« lünaswn AErtst n. einen Schritt weiter, führt au», daß eine ^tsetzMa der bi,- heriaen Anleihepolitik und der Belastuna de» Mat, mit durch die Einnahmen nicht gedeckten Ausgaben, wie die für di« Be- pfltchtuna«n zu entsprechen. Die Frage wird aufgeworfen, ob die Finanzpolitik des Reiches — und hiev wird inbegriffen der provisorische Finanz ausgleich mit den Ländern — den Gedanken de, DaweS-Gut- achtens entspreche. Parker Gilbert macht darauf aufmerksam, daß >das Deutsche Reich bereits vier Milliarden an ausländi schen Anleihen ausgenommen habe, die sich auf Reich, Länder und Gemeinden verteilen, und daß diese Anleihepolitik so nicht fortgesetzt werden könne, daß insbesondere die Ausländs anleihen der Länder und Gemeinden gedrosselt werden müh ten. Die deutsche Finanzpolitik gehe offenbar von der Bor- aussetzunq aus, daß die günstige Konsunktur der vergangenen Monate weiterhin andauern werde, daß die Einnahmen au» Zöllen und Steuern auch in Zukunft so beträchtlich über die veranschlagten Summen hinaus fließen würden wie bisher. Eine solche Auffassung hält er für irrig. Die günstig« Kon junktur der letzten Monate in Deutschland sei «ine isolierte Erscheinung in der Weltwirtschaft und schon darau» ergebe sich, daß auf ihre Dauer nicht gerechnet werden könne. Er meint, daß diese Ueberlegung in der AuSgabepolitik de» Reich» eine ausschlaggebend« Rolle spielen müsse. AusfchuMtzungen im Reichstag. Berlin, 26. Ott. Im Reichstag« traten heut« vormittag die Mitglieder der Ausschüsse zusammen, die während der Tagung-Pause die Gesetzentwürfe für da» Plenum vorbereiten sollen. Der Haushaltausschutz de» Reichstage» beschäftigte sich mit der Beamtenbesoldung«. Vorlage. Zahlreich« Abgeordnete wohnten im größten Kommisstonssaal de» Reichstage» den Verhandlungen bet. Kurz vor 11 Uhr ergriff ReichSfinanzminister Dr. Köhler zu seiner schon angekündtgten großen Rede über die Finanzlage de» Reiche» da» Wort. Auch der Straf- recht»au»schuß hielt sine Sitzung ab. Auf 1«»"« Ta gesordnung steht heute di» mu»sprache über die roveR strafe. Im Bildung,ausfchuß wird di, all-uneiru Wutz» sprach» üb« da» Retchaschulgesetz fortgesetzt.