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/luer Tageblatt 22. Jahrgang lassen worden wäre, sobald man die» entdeckt Hütte. Die Erklärung bezeichnet den Wunsch der britischen konser vativen Regierung, Sowjetrußland zu schädigen, al» das einzige Motiv de» Abbruches der englisch-russischen Beziehungen. die Sowjetunion trifft Maßnahmen l Moskau, 26. Mai. Zn Beantwortung von An fragen anläßlich de» Beschlusses der Regierung Groß britanniens über den Abbruch der engltsch.sowjetrusst- schen Beziehungen erklärte Litwinow nach einer Meldung der TelegrapHen-Agentur der Sowjetunion Vertretern der Sowjetpresser Der Beschluß Englands ist als logischer Abschluß, jener sowjetfeindlichen Poli tik zu betrachten, die die gegenwärtige konservative Regierung Englands seit dem Tage führt, da sie ihre Wähler mit Hilfe von gefälschten Dokumenten betrogen und damit die Macht erlangt hatte. Der Abbruch! der diplomatischen Beziehungen kann nicht ander» denn al» ein« forciert« Ari«g»vorber«itung angesprochen werden. Angesichts der Rede Baldwins unterliegt e» keinem Zweifel, daß der Bruch nicht da» Ergebnis des Ueber- falles aus die ArkoS ist, sondern daß im Gegenteil der Ueberfall selbst als Vorbereitung de« Bruches ausge führt wurde. Litwinow wies Wetter die gegen die Handelsdelegation in London erhobenen Beschuldigun gen der Spionage als böswillige Verleumdungen zu rück und betonte: Der Ueberfall aus die ArkoS hat diese Beschuldigung nicht al» wahr erwiesen. Wenn die eng lische Polizei, wie Baldwin behauptet, gar die Namen der Angestellten der Handelsdelegation, die sich mit Spionage beschäftigten, kannte, weshalb zieht sie diese nicht zur Verantwortung und übergibt sie nicht dem Gericht? Sie tut die» nicht, weil leine derartigen Be weise vorliegen. Die Sowjetunion wird alle Maßnah men treffen, um nicht überrumpelt zu werden. Erklärung öes Innenministers im Unterhaus. London, 26. Mat. Zum Schluß de« Debatte teilte der Minister des Innern, Johnson Hicks, mit, er Habs in seinem Besitz eine photographische Kopie des im Kriegeamt vermißten Dokumentes, die im Arkos- Gebäude hergestellt worden sei. Sowjetsptone seien in allen militärischen Hauptorten tätig gewesen, beson ders in Aldershot und Portsmouth. Er kenne die Na men und Adressen der meisten dieser Spione. Jetzt, da man der Sptonagetätigkeit der Handelsdelegation Aar auf die Spur gekommen sei, befinde sich! die Re gierung in der Lage, zu handeln. deutsthlanö übernimmt -en diplomatischen Schutz Rußlands. Berlin, 27. Mat. Der Botschafter der Sozia listischen Sowjetunion, Krestinski, sprach! heute tm Aus wärtigen Amt vor u.m den Wunsch seiner Regierung zu übermitteln, daß dis Reichsregierung, angesichts des Abbruches der Beziehungen zwischen der britischen Re gierung und der Sowjetunion, die deutsche Botschaft in London nlit der Wahrnehmung der russischen Inter essen betrauen möge- Die Weichsregterung entsprach dem Wunsche. Beenüigung -es kano-isch-rujstschen Hanöelsabkommens. Ottawa, 26. Mat. Die kanadische Regierung beschloß die Beendigung de» 1S21 unterzeichneten Han delsabkommen» mit Rußland. Der Premierminister er klärte, es feie« gewisse Bedingungen de» Handelsab kommen» verletzt worden, die von den Sowjet» fordern, daß sie sich! feindseliger Schritte oder Unternehmungen und offizieller Propaganda gegen die Einrichtungen de» britischen Reiche» außerhalb der Sowjetgrenzen ent- hatten. England wagt den Sprung ins Dunkle «bbrnch der diplomatischen Beziehungen mit Rutzland. L. Mr öas EkMrbikM «V—. »k -Mich., No..° «... ... «... - r- 123 Sonnabenä. äen 28. Mai io?r ' 26. Mat. Im Unterhause brachte der «tzordnüe de, Arbeiterpartei, Clhne», heute den «»trag seiner Partei ein, der vor dem Abbruch! der Be ziehungen mit Rußland «ine Untersuchung der gesam te» Frag« fordert. Clhne» erklärt«, dis Behauptungen ^EkR/gierung übe, da» Verschulden Rußlands müßten bewiesen werde«. Chamberlain führte in seiner Entgegnung au», de, legitime Handel mit Rußland werde nicht unter brochen werden, jedoch! würden russisch« Staatsange hörige sich künftig keiner besonderen Vorrechte erfreuen und konnten kein« rechtswidrige Tätigkeit entfalten. Tie Regierung könne -en Antrag Clhnes, der ein Miß trauensvotum bedeute, nicht annehmen! sie wünsche den klaren.Ausdruck des Vertrauens und der Billigung. Wenn sie den nicht erhalte, werde sie wissen, was sie zu tun habe. Chamberlain erklärte weiter, die Bedin gungen unter denen das Handelsabkommen unterzeich net wurde, seien systematisch und dauernd von der an deren Partei gebrochen worden. ES sei kein Wort wahr an der Behauptung, daß er in Rom und Genf ver sucht habe, einen anttbolschewtsttschen Verband zu bilden. Di« britisch« Regirrung drnk« nicht daran, «inen antiboischrwistischrn Feldzug «inzuleltrn. Chamberlain schloß, die britisch!« Regierung habe wäh rend der zweieinhalb Jahre, in denen sie im Amte war, ihre Politik des Frieden» in jedem Teile der Welt verfolgt und habe mit allen zusammengewirkt, die mit ihr zusammenwirken wollten. Nur eins Regierung habe sich, geweigert, mttzuwirken, sie Habs versucht, die se» Werk der Versöhnung und der Befriedung zu ver hindern. Die Sowjetregierung habe sich, unverbesser lich gezeigt. Nachsicht sei bis zu einem Punkte getrie ben worden, wo ihre Fortsetzung Schwäch« fei» würde. Dio britische Regierung werde nicht länger die Verant wortung übernehmen, diplomatisch« Beziehungen auf rechtzuerhalten, die, so geführt und mißbraucht^ nicht ein Werkzeug de» Frieden» seien, sondern ein Grund »euer und dauernder Erregung. (Beifall auf der Ro- lttveungsseite.j Llopü George warnt. Im wetteren Werlaus de, Unterhaussitzung erklärte nach! Chamberlain Llohd Georger Ich muß offen »«geben, -aß die Sowjetregierung nicht ehrlich gehan delt hat. Ich, sehe ein, daß es für die britische Re gierung nicht möglich! ist, alles Beweismaterial, was in ihre Hände gelangt ist, pretSzugeben. M«tner Ansicht nach ist e» gerechtfertigt, daß die Regierung eine Aktion unternommen Hat, e» ist aber sehr bedauerlich!, daß die Außenpolitik in England in dem wichtigsten diploma tischen Beziehungen ist der ernsteste Schritt, der in Eng land unternommen worden ist. Cr ist eine» der riskan testen Dinge, di« je von eine, Regierung ohne Ueber- legung unternommen wurden in eine« Zeit, wo die Lage sich zweifellos besserte. Bevor sie diesen endgül tigen Schritt unternahm, hätte die Regierung «inen oder zwei Schritt« vor einem vollständigen Bruch! der Beziehungen tun müssen. Die Wirkung wird sicher die Verdoppelung und Verschärfung der Propaganda sein. Wie denkt sich! die Regierung die Wiederaufnahme der Beziehungen? Die Regierung hat in ein unruhige« Europa diesen Zankapfel geworfen, es ist ein Sprung in» Dunkle und in einen Strudel. Mit SS7 grgm» IN Stimmen. Wer Antrag -er Arbeiterpartei, in dem der Abbruch de« Beziehungen zu Rußland bedauert und di« Einset zung eine» Untersuchungsausschüsse» zu« Prüfung der bet -er Arko» gefundenen Schriftstück« gefordert wird, wurde mit 887 gegen 118 Stimmen abgelehnt. - D«r Antrag der Konservativen, in dem die Entscheidung der Regierung, die Beziehungen zur Towjetregierung abzubrechen, gebilligt wird, wurde mit Sb7 gegen 111 Stimmen angenommen. Ein» Erklärung -»» Lon-ontk Eowjtt- gischäftstrügrrs. London, »s. Mai. ^»sia« «owt»tgEtp träge, v«rSsf«ntlicht «ine längerr EEunr, tn dtt allen gestrigen Anschuldigungen Baldwin» wtderfpro- chmuN behauptet wird, daß di. vomPre^Etntster verlesenen belastenden Dokument« Fälschungen seien. Außerdem wird erklärt, daß ein Sowjetangestelttrr, der bolßhewistischa Propaganda detrlSdm HBm würde, -nd broffnungssitrung äes Mett- verbancies cler volkerbunclsttgen. o» d"""' 26. Mai. Im Plenarsitzungssaale de» Reichstage» wurde heute mittag unter außerordentlich zahlreicher Beteiligung die elfte Tagung de» Weltvev- bandes der VölkerbundSligen durch den derzeitige« Präsidenten, Professor Aulard,Part», feierlich eröffnet. Der Vorsitzende der deutschen Gruppe, Reichstagsabae- ordneter Graf Bernst orff, begrüßte die «ersamn»- lung mit einer Ansprache, in der er betont«, daß der Völkerbund seine große Aufgabe nur dann erfüllen könne, wenn in ihm eine völlige Gleichberechtigung aller Staaten bestehe, und wenn tm Völkerbund di« gleiche Gerechtigkeit geübt werde, sei e» für große, sei es für kleine Staaten. Leider habe in Genf wenig Be reitwilligkeit bestanden, an die Frage der Abrüstung Heranzuzehen, und es sei Aufgabe der VölkerbundSligen, bet ihren Regierungen dahin zu wirken, daß abgerüstet wird. Reichskanzler Tr. Marx führte in seiner Rede u. a. aus: Darin, daß der Verband in diesem Jahre Deutschlands Hauptstadt als Tagungsort für seine Jah resversammlung erwählt hat, erblicke ich ein bedeutungs volles Zeichen für den grundlegenden Wandel, der sich m Laufe der letzten Jahre in den Beziehungen Deutsch? lands zu den anderen Nationen vollzogen hat. Diese erfreuliche Entwicklung war nur möglich durch dte unter den schwierigen Verhältnissen deutscherseits begonnene und unter ebensolchen Schwierigkeiten mit unverrück barer Konsequenz weiter verfolgte Politik der Verstän digung, die uns von der Londoner Konferenz über Lo carno nach Genf geführt hat. !Jch kann Ihnen der- ichern, daß die Reichsregierung fest und entschlossen st, dte bisher verfolgte Linie Wetter einzuhatten, und )aß insbesondere über Mittel und Ziele unserer deut- chen Außenpolitik zwischen dem Retchsaußenmintste« Tr. Stresemann und mir in allen Zetten unsere» Zu- ammenarbeitens wie auch! jetzt vollste Ueberetnsttmmung gestanden hat und besteht. Unsere Politik ist dte der Verständigung, aufgebaut aus dem Vertrauen zwischen Regierungen und Völkern und nicht auf der Macht von Kanonen und Bajonetten. Dte Zugehörigkeit Deutsch- ands zum Völkerbund ist deshalb der beste und sicherst« Weg zur Erreichung de» Ziele» der Völkerversöhnung und Befriedung der Welt, das wir anstreben. Am Völ kerbund als dem Mittel Wolken wir ebenso festhalte» wie an dem Endziel der Verständigung. Der Entschluß, dem Völkerbund betzutreten, ist dem deutschen Volk« nicht leicht geworden, und auch heute noch tst manche aus -em Völkerbund ruhende geschichtliche Belastung ein schweres Hemmnis in der Entwicklung zu einem Bund sreier, gleichberechtigter Völker. ES ist für mich eine besondere Freude und Genugtuung, feststellen zu können, daß dte Inton der VölkerbundSligen an der Neugestaltung de» Bunde» einen hervorragenden Anteil gehabt hat. Tie Ausführungen de» Reichi-kanzler» wurden von der Versammlung mit lebhaftem Beifall ausgenommen. Der Vorsitzende des Weltverbande», Professor Aulard, Frankreich, betonte, der Eintritt Deutschland» in den Völkerbund sei der einstimmige und beständig« Wunsch de» Weltverbande» gewesen. Ohne den Völker bund wäre das unglückliche Europa vielleicht schon wie der in dte Schrecken eine» Kriege» zurückgefallen. Kriege zu verhindern und Kriegen vorzubeugen, dafür soNte der Völkerbund immer und überall bereit sein. G» gibt keinen wahrhaften und starken Frieden, außer durch die Verbundenheit der Völker durch! den Völkerbund, der unmittelbar und öffentlich! handelt. Ein« der wichtig sten Aufgaben de» Völkerbünde» tst die der Erziehung. Der Bund kann nur leben, wenn man sein Bild -en Seelen und den Herzen der jungen Generation und vor allem der Jugend näherbrtngt. Jeder Ausruf zu» Haß und zum Egoismus muß au» de« Hvrsälen ver schwinde«, aus den Geschichtsbücher« gestrichen werde«. E» handelt sich darum, die Nationen dahin zu führe«, ihr« Streitigkeiten auch! durch einen Richter richte« zu lassen und den Naturzustand in den Vernunftzustand zu führen. Die Nationen begreifen, daß ihre Souvo- ränität begrenzt wird durch -te Nottvendtgketten der Solidarität und der gegenseitigen Hilfe. Al» Präsident der Weltvereinigung ist e» mir ein« Ehrenpflicht, in dieser Hauptstadt, die «ine der Hauptstädte de» Sri» den» werden wird, da» deutsche Volt zu begrüßen, die se» große arbeitsame Pott, da» seinen NuHn in,dem Frieden st'ht. Mafarpk «k-«k zum Btaatsprästßenl»« gswöhtt. Prag, 27. Mai. Mit de, «rsord-rltchen Drri- fünftel-Mehrheit wurde Masarhk zum Staatspräsidenten gewählt- Anwesend waren 484 Abarordnet» und Gen» toren. Auf Malar-t fielen 874 «ttmmen. Lhinameldmigen, Mai. Zweitausend Perwundet« sind au» der Honanfront in Hankau angekommen. Die Südchinesen erklären, daß ihre Truppen in Honan vor- rstckttt, jedoch fehlen MnzrHeiten. Dagegen -rklären in Nekina dte Anhänger der Nordregieruna, daß der Vor marsch der Nordtruppen auf -ankau fortdauert, un » daß General Fenghuhstang nach! de» Provinz Schans turackgevorfen worden tst. Postfihick-Nont»! ftmt Lttpzig 1»»»