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Mittwoch» 30. März 27 22. Jahrgang Nr. 75 uer Tageblatt NIYMEN »Ik fto-tkS-«« -»»st>,^u,»»r«g-ei.p»r,»'>st°i>«'» MW MW »M »WWW^ UM^WLL UM» MWM vm,.„n» 2» pk.nnis«, M,.w«ma. 1^1/ I URI/ ^RUV HklR^^UUU^1)11/RI^ fern sprech. Z nsch lu- Nr. -3. U "'°' "'^'p°«n!>°,7."^' " Liiegramm,: Lageblatt flueerrgiblkg, Enthalten- -le amtlichen Bekanntmachungen -es Nates -er Stadt UN- -es Amtsgerichts Nue. Pogscheck-Xonto: fimt Lrlpzig Nr. 1»»» Gehler über die Reichswehr. Reichswehr durch die Linksparteien und links gerich teten Organisationen. Reichswehr und Volk seien doch schließlich aufeinander angewiesen. Ein sozialdemokratischer Mitztrauensantrag. Ver Mißtrauensantrag gegen vr. Heßler. Berlin, 28. März. Ztn Reichstage hielt heute bet der zweiten Lesung des Reichswehretats der Re chs- wehrminister Dr. Geßler eine Rede, in der er n. a. anöführte: Die Erfahrungen des Weltkrieges hätten leider die Hoffnung einer umfassenden Abrüstung nicht erfüllt. Die englischen Milttärlasten seien seit 1913 um unge fähr .709 Millionen gestiegen. Der „Econonüst" habe errechnet, daß England und Frankreich je -ü/s Prozent, Italien 4 Prozent,' Deutschland dagegen nur -/s Prozent seines Nationaleinkommens für seine Sicherheit aus gebe. England gebe für jeden seiner Berufssoldaten 4800 Mark im Jahre aus, Deutschland nur 4000 Mark Die deutsche Negierung verfolge ernstlich alle Avrü stungsbestrebungen und glaube, daß angesichts der tech. utscheu Entwicklung die Völker Europas diese Last n cht weiter tragen könnten. Der Wehretat sei in keiner Weise überseht. Wenn die Möglichkeiten des Versailler Ver trages nusgeschöpft werden sollten und wenn wir nicht aus 8t). oder 80 000 Mann zurückgehen wollten, lünne an dem Etat nichts gestrichen werden, denn der größte Teil der Ausgaben sei absolut zwangsläufig. Ein Milizheer würde wegen des erhöhten Bedarfes an geschultem Per. soual ebenso teuer sein, weshalb das gegenwärtige Sy stem das relativ günstigere sei. Wir könnten uns aber bei einem Angriff auf unser Volk nicht beliebig ver stärken, so daß wir mit diesem System auf die Dauer nicht auskümen. Wir müßten vielmehr fordern, daß das uns aufgezwungene System als Muster für eine allgemeine Abrüstung gilt. Unser Heer reiche nur für einen bescheidenen Grenzschutz aus. Werde der Gedanke der allgemeinen Abrüstung nicht Tatsache, müßten wir unseren Nachbarn gleichgerüstct gegenübcrtrcten können. Unmöglich könne man Deutschland auf dem Stand eines Indiancrstammes zurückhalten. Vie Gleichberechtigung im kreise -er Völker sei eine Hauptvoraussetzung. Die Kontrollkommission habe das deutsche Volk als die tiefste Demütigung emp funden, die je einem tapferen Volke zugemutet worden sei. Die Kontrolle sei um so bitterer gewesen, als ihre Durchführung nicht in den Händen der französischen Liga für Menschenrechte, sondern in der Macht englisch-fran zösischer Geueralstabsoffiziere lag. Der Minister sprach hierbei den Wunsch nach einer Veröffentlichung der Be richte der Kontrollkommissionen aus, aus denen wir mit Scham feststellen könnten, wie alle Kreise dec deut schen Bevölkerung die Schnüffeleien der Kommissionen unterstützt hätten. Man würde erstaunt sein über die verächtlichen Meinungsäußerungen der Enteutevffiziere über das deutsche Volk. Ihre Auslösung habe entschloß den ein Instrument zur Vergiftung unserer Volksseele vernichtet und die Zusammenarbeit der Völker erleichtert. > Auf kommunistische Zwischenrufe erklärte der Minister, daß Remmele nach einer Denkschrift der Hamburger Polizei über den Aufstand von l923 selbst die Feme, proklamiert habe. In Weimar habe man das neue Heer auf den alten Offizieren aufgebaut. Ueber seine. Etel- . lung zu den Wehrverbänden habe er niemals Zweifel entstehen lassen. In der Zeit des Kampfes mit der, Entente um die Stellung des Chef» der Heeresleitung! habe er Meinungsverschiedenheiten mit diesem nicht > aufkommen lassen dürfen. Vas Mrren Secckto hab« lediglich in einer Gefälligkeit bestanden, die aber sür den Staat untragbar gewesen wäre. Trotzdem seien die Verdienste des General» tu schwerster Zeit hoch au- ! zuerkeunen. Auch das Ossizierkorps verdiene Vertrauen, selbst wenn mal ein Einzelner ausschlage. Die sozial demokratische Ideologie einer Miliz werde den Notwen-, dtgkeiten einer zuverlässigen Truppe nicht gerecht. Der Politische Kamps müsse unbedingt vom Heere fernge halten werden, um die alten Soldutentngenden „Treue und Pflichterfüllung gegenüber dem Staate" nicht zu untergraben. Das Heer verdiene vollste» Vertrauen, da» cs bisher auch stet» gerechtserttgt habe. Was die Einstellung neuer Leute anbetrisst, so sei Anordnung getroffen worden, keine Einstellung ohne die Bescheint, gung einwandfreien Verhaltens durch dte zuständige Polizeibehörde vorzunehmen. Den KvmPagnteführeru müsse die Verantwortung für die Einstellung überlassen bleiben. Auch dte Einstellung de» Offizierersatze« sei geregelt. Mit d<gn Chef der Heeresleitung sei eine be. stimmte Anzahl offener Stellen für Angehörige au» dem vssetzten «Met vereinbart morden, von den Län dern und Gemeinden forderte der Minister eine bessere Unterstützung bei der Unterbringung entlassener Mili- täranwärter. Zum Beispiel Hütten sich Krankenkassen geweigert, entlassene Reichswchrunteroffizierc einzu stellen. Zum Schluß wandte sich der Minister noch ge. gen die maßlos übertriebene Kritik der Zustände iu der Berlin, 28. März. Im Reichstage ^rben die Sozialdemokraten bei der heutigen zweiten Lesung de» Haushaltes des Reichswehrministeriums ein Mißtrauens votum gegen den Neichswehrmintster Tr. Geßler ein gebracht. Ferner beantragen sie, ihm sein.Gehalt zu streichen. Milde GeMchte LLbev Schanghai. Ein englisch-französischer Konflikt. ,vie europäischen Hcncräic raufen sich", Überschreibt ein Leipziger Blatt die jüngsten Meldnn gen aus Schanghai. Auch die „Voss. Ztg." berichtet über Unstimmigteiien zwischen dem englischen General Dun can und dein französischen Admiral vor.Schanghai. Die Quelle dieser Nachricht bildet ein Artikel des „Daily He- rald", in dem es heißt: Im Gebiete der Frcmdenniederlassungcn selbst geht es nun aber ebensowenig wie in den Londoner Wahlversammlungen, die sich mit dem Problem China befassen, friedlich zu. Die Kabinette von London und Parts Haben drahtlich in Schanghai intervenieren müssen, weil der englische General Duncan und der französische Admiral vor Schanghai in wüste Zän kereien geraten sind. Der französische Admiral hatte vor einigen Tagen um Entsendung englischer Verstär kungen ins französische Kvnzesstvnsgebiet gebeten. General Duncan hatte die Gewährung dieser Unter stützung danon abhängig gemacht, daß ihm die fran zösische Niederlassung ausgeliesect werde, denn die Verteidigung des Fremden-ÄebteteS von Schanghai könne nur als einheitliche militärische Aufgabe von ihm gelöst werden. Ter französische Admiral, der schrittweise an Ort und Stelle verfolgen konnte, wie England sich in seinem neuen asiatischen Gibraltar dauernd häuslich einrichtet, wandte sich an das Pa riser Kabinett um moralische Unterstützung, während Duncan das englische Kabinett in Bewegung setzte. Die „Voss. Ztg." meldet, daß Frankreich über das französische KonzcssionSgebiet selbständig mit den Kan- tonesen verhandele. Obwohl man diese Nachricht sehe vorsichtig ausnehmen muß, wäre eine derartige Politik Frankreichs nicht ausgeschlossen, da die französische Kon zession einen Stadtteil sür sich bildet und direkt an die Chineseustadt angrenzt, also in erhöhtem Maße bedroht ist. Die Nachrichten aus Schanghai über eine ernst« Lage in der französischen Konzessionszone werden vom französischen Außenministerium energisch dementiert. Es wird erklärt, der Plan zur Verteidigung der fran zösischen Konzessionszone im Falle von Unruhen sei seit langem festgelegt, und dte notwendigen Poltzetstrelt« krüste, die mehr als 2000 Mann umfaßten, seien in der Konzessionszone versammelt. Alles, wa» hinstchtltch irgendeiner Unterordnung unter eine andere Behörde berichtet worden sei, entbehre jeder Begründung. Alles, was die französischen Behörden beantragt hätten, um die Verteidigung der KvnzessionSzvne sicher zu stellen, sei ihnen zur Verfügung gestellt worden und werde ihnen weiter zur Verfügung gestellt werden. Neue amerikanische un- japanische Truppen transporte nach Schanghai. Washington, 28. März. Tie Amerikaner im Innern von Fukten sind aufgcfordert worden, sich in Amoy zu versammeln, wo ein Zerstörer eingetroffen ist. Admiral Williams teilte dem Flottendepartement mit, daß. Japan ein Kriegsschiff und acht Zerstörer nach Schanghai entsendet, und daß. 600 weitere japanische Truppen gelandet wurden. Tie 1600 Marinetruppen, die Befehl erhalten haben, nach China zu gehen, wer den jetzt mobilisiert und werden wahrscheinlich Anfang nächster Woche abfahren. Diesem Transport wird ein Marineluftgeschwadcr beigegeben, daS auS zwölf Bom benflugzeugen und Kampfflugzeugen besteht. Neichsfinanzminifler Vr. Köhler über öle deutsche Währung. Wien, 28. März. Neichsfinan,Minister Tr. Köh ler gewährte vor seiner Rückkehr nach Berlin einem Vertreter de« „Neuen Wiener Tageblattes" eine Unter redung. in der er erklärte, iu diesen weihevollen Fest tagen des Gedenkens an Beethoven nicht von Politik sprechen nud die. an ihn gerichteten Fragen über das Valutaprobtem nur kurz dahin beantworten zu wollen, daß die deutsche Währung absolut sicher und fest kastehe. Sie sei so fest verankert, daß auch der letzte deutsche Volksgenosse von ihrer Uuüberwiudlichkeit überzeugt sei. Vom Fiuanzintnister Kienbäck habe er gestern das gleiche bezüglich per österreichischen Währung erfahren. das Meinelöoverfahren gegen Hitler elngcflellt. Wie au» Nürnberg gemeldet wird, ist das Meineid«, verfahren gegen Adolf Hitler, das aus Grund seiner Zeugenaussage» im Aeleidigungsprozeß deS Nürnberger Oberbürgermeisters Dr. Luppe gegen den dortigen ua- tivpalsoziallstischen Führer Streicher eingeleitet wurde, eingestellt worden. Gefälschte Dokumente l,n amerikanisch-mexikanischen Konflikt! Parts, 28. März. „Pari» Time»" veröffentlicht eine Meldung ans Washington, der zufolge Beamte des Staatsdepartements sestgestellt hätten, daß dein Präsi denten von Nierst ko Calles gefälschte Dokumente, welche die Unterschrift Kelloggs trügen, und in denen die meist, knutsche Regierung heftig angegriffen werde, In die Hände gespielt worden seien. Eine Krise sei nur da durch vermieden worden, daß man rechtzeitig die Da« kumente al« gefälscht sestgestellt Habs. E» sei eine Unter suchung etngeleitet worden, um sestzustAlen, wer diese Dokument«» abgesandt habe. ' Urontrag -er Aenttumsfraktion. Berlin, 28. März. In einem Urantrag der Zen- truinsfraktiou wird das preußische StaatSministerium ersucht, sich im ReichSrat mit allem Nachdruck dafür etuzusetzen, daß die Möglichkeit, besonderen Verdiensten um Kauft und Wissenschaft, langjähriger pflichttreuer Arbeit im Bereiche des amtlichen und beruflichen Lebens und opferwilliger Tätigkeit tin Dienste de» Gemein wohles durch eutsprecheude Titelverleihung eine öffent liche Anerkennung zuteil werden zu lassen, baldmöglichst wieder hergestellt wird. i ! , , . Keine Subventionen für -ie Ufa! Da« Reichskabinctt hat sich gestern mit der Frag« der Subvcntionicrnng der Ufa beschäftigt. Wie die „Ger« mauia" dazu erfahren haben will, dürfte sich die Ent scheidung des Reichskabinett« in der Richtung bewegt haben Paß der Kredit für die Ufa abgelehnt werden wird. die -vntsch.tschechoslowakischen Han-eloverlrag»- Verhandlungen. Prag, 28. März. Wie eine Prager Korrespon denz meldet, weilen gegenwärtig Vertreter de» tschecho slowakischen Etscnbahnmintsterium» und der Verkehr»- sektivn de» Handelsministerium» in Berlin, um an den Verhandlungen über dte Berkehrsklausel im deutsch tschechoslowakischen Handelsvertrag tetlzunehmen. Li« Verhandlungen zielen darauf hin, in den Warentarlfen dte Parltät auf der Grundlage der Reziprozität «tn- zuführen. . > Line Vk»marckre-e in Karlsda- verbotenl Dem Meichstagöabgeordnetcn Dr. Mittelmann, der auf Einladung von sndetendeutscher Veite am 1. April in Karlsbad eine vi»marck.R«d« -alten wollt«, ist da- tschechisch» Einreisevisum verweigert worden.