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An-maer für öas Z-MUMZ Telegramm»: Tageblatt flueerzgeblrge Enthalten- -le amtlichen öekanntmachungen -es Nates -er Stadt UN- -es ck""lvscricyrs /»ue. postsch,ck.«ont»r ftmt L«lp,tg Nr.,»», 2Nlttwoch> äen 9. März 1927 M. 57 22^Zahrg3Ng WlchlW her WslnIllOläMUg Mell Vlllliid Nh WWW. Die Eröffnungssitzung in Genf. Parts, 7. März. Ueber die gestrige Unterredung zwischen Briand und Stresemann berichtet Havas aus Genf: Man hat sich Wer die französisch-deutschen Be ziehungen ausgesprochen und auf den bereits zurückge« legten und den zur Besserung der Beziehungen der beiden Länder nach zurückzulegenden Weg einen lieber- blick geworfen. Briand und Stresemann sind glücklich gewesen' sestzusteüen, das: keiner dvn ihnen den Wunsch, sich der Wiederannäherung der beiden Sünder zu wid men. irgendwie und in irgendeinem Punkte abgeänbert gäbe. Der Abschluß dieser gemeinsamen Politik erfor dert natürlich eine freimütige Zusinumeuurl-eit der beiden Böller, stellt also eine OPPorlniutälchriige hin sichtlich gewisser Maschabmeu dar, die von der öffent lichen Meinung in r eal so,land beharrlich gefordert wer den und die kwn gewissen Bedingungen abhüngen, die bis iehl noch nicht verfügt worden sind, da seil der Zu- fammeukunsi von Lhoiry Tewschland noch keinen be stimmten Vorschlag als Gcgeuiesttuug flir eine etwaige Räumung des plheiula«ides gemacht hat. ES scheint auch nicht, dass bei der Zusammenkunft bon gestern abend Stresemann nach dieser Richtung irgendein neues Moment.beigebracht hütle. Sollte das noch geschehen, so müßte man immer noch bedenken, dass es sich schließ lich nicht um ein ausschließlich dentsch-sranzösisches Pro blem handelt, und daß es vielmehr aus Grund der be stehenden Verträge auch die Alliierten Frankreichs in teressiert. Das sind einige der tatsächlichen Wahrheiten, die Briand wahrscheinlich gegenüber Stresemann vor- geß'racht hat. Der Eindruck in französischen Kreisen war gestern abend übrigens der, daß demnächst auf alle Fälle, aber nicht in Genf, Verhandlungen über die chheiulandränmuug statt» inden würden. Briand gab übrigens .Journalisten die Versicherung, daß keine an deren Fragen als die, die amtlich bekannt gegeben wür den, auf der Ratstagung aufgeworfen werden dürsten. Er fügte hinzu: Seine Frage, sei sie alt oder neu. Im übrigen wurde auch Über die deutsch-polnischen Bezie hungen gesprochen. Briand hat nach den Unterredungen mit Stresemann und Zalewski den Eindruck gewonnen, daß eine gerechte Lösung der Schwierigkeiten dieser Tage vielleicht mit wohlwollender Hilfe Frankreichs und Eng lands und unter den Auspizien des Völkerbundsrates gefunden werden könne. Die Sonderberichterstatter des „Petit Journal" und „Petit Parisien" in Genf wollen erfahren haben, daß Briand Stresemann auf die jüngste Rede des Grasen. Westarp hiugewiesen habe, daß aber Stresemann Briand den Text der fraglichen Rede unterbreitet und feststel len konnte, daß diese Rede, nicht ganz richtig ins Fran zösische überseht worden sei. Man müsse sich aber fragen, ob es politisch klug sei, von einer etwaigen Rück kehr der elsaß-lothringischen Bevölkerung in die deut sche Familie als einer Zukunftsmöglichkett zu sprechen Stresemann werde sich sicherlich Rechenschaft darüber cwlegen, daß, wenn derartige Zutunftshvssunngen die Form einer Propaganda in den wiedergewonncnen Provinzen annehmen würden, Frankreich nichts verab säumen werde, sich zu verteidigen. Es wir- -entsch verhcni-eit. Gens, 7. März. Tie erste Sihnng de« Völker- bnndsrates unter deutschem Vorsih wurde heute vor mittag "/ilL Uhr eröffnet. Zum ersten Male auch be- diente sich der Vorsitzende des VölkerbnndorateS als. Verhandlnngsleiter der denischeu Sprache. ES scheinen in fehler Stunde Versuche gemacht worben zu sein,! Dr. Stresemann zu bewegen, englisch zu sprechen, da - mit nicht ein italienischer oder spanischer Anspruch ans veil Gebrauch dieser Sprachen angetneldet iw eben könne die deutschkmtiongkett fordern Aolierl)öh»ng. Berlin, st. März. Nach Wiederaufnahme der 'Neichstagsberatungen wird aus Vorschlag des Reichs- tabinetts die Verlängerung der ermäßigten Zotlsähe besprochen werden. Ans parlamentarischen .Kreisen wird mitgeteilt, daß auf Verlangen der landwirtschast lichen Organisationen die TeutschWtivnalen init Antcch gen ans Zvllerhöhungen hervvnreten werden. ES heißt außerdem, daß sie ihre Zustimmung zur Verlängerung der jehigcn Zollsähe von Zugeständnissen für die Ge staltung des stir den Juli in »Aussicht gestellten großen Zollgesehes abhängig machen wollen. Die Besprechun gen der Organisationen mit den Vertretern der Parteien über da« endgültige Zotlgeseh sollen im Anschluß an dl, bevorstehenden Neichc-tagsberatuugen stattfinden. In diür hofft man, daß di- Wünsche und das Prinzip der englisch-französischen Zweisprachig keit durchbrochen werde. Dr. Stresemann hat aber an seiner ursprünglichen Absicht festgehalten. Die Eröffnung der Sitzung vollzog sich übrigens in der unzeremoniellen, unformellen »Art, die bei inter nationalen Konferenzen üblich ist. Vorangegangen war ein Bepich Tr. Stresemanns beim Generalsekretär Sir Eric T> umwand und eine Unterhaltung, die sich auf die »ein. technischen Fragen des Vorsitze« bezog. Der Punkt der Tagesordnung „Transit und Lage rung von Kriegsmaterial für Polen ans Danziger Ge biet" wird ohne Debatte dein stündigen beratenden Mi litärausschuß überwiesen. Der holländische Delegierte behandelt als Berichterstatter den wichtigsten Punkt der heutigen Vormittagssihitug, nämlich die Aichörnng von Gesuchstellern ans den Mandatsgebieten durch den Man datsansschuß, deren Zulassung dieser Ausschuß im letzten Fchre verlangt halte. Tie Frage wurde heute vom Rate entsprechend der Haltung der Mandatsläuder ab lehnend .eutphieden. Letzter Paukt der heutigen Tages, vrdnnng war ein Bericht zur Frage des Verfahrens über die Abstimmung für die Wahl nichtständiger Rats- Mitglieder. Antragsgemäß wurde beschlossen, diese und andere hierauf bezügliche Schriftstücke den Natömitgtie- deru zuzuleiten. Lhamberlaino Haltung. L o n don , 7. März. „Eveniug Standard" schreibt.' Tie von Chamberlain tn Genf zu verfolgende Politik wurde vom Kabinett vor der Abreise des Staatssekretärs eingehend erörtert und klar abgegrenzt. Es wird, wie verlautet, nicht überraschend sein, wenn .Chamberlain mit Sir Hurst, dein juristischen Berater des Auswärti gen Amtes, im wesentlichen die deutschen Argumente betreffend die Räumung des Saargebieteö durch die französischen Truppen unterstützen und die Auffassung vertreten wird, daß die französische juristische Ausle gung des Versailler Vertrages zu wett geht: anderer seits ist cs aber unwahrscheinlich, daß er die Wahl eines deutschen Vorsitzenden der Landesregierung unterstützen wird. „Evening News" hebt die historische Bedeutung der Tatsache hervor, daß heute zum ersten Male ein Deutscher im Völterbundsrat den Vorsih führt und ge, denkt im Zusammenhang damit in sympathischen Wen dungen der Nolte, die Stresemann in der Nachkriegszeit spielte, indem er durch seine glänzende Diplomatie Deutschland in den Locarno-Pakt und tn den Völker bund brachte. Tas Interesse an der Genfer Tagung des VölkerbuudSrateü kam heute auch im Unterhaus« zum 'Ausdruck, wo mehrere Anfragen über die Lage im Saargcbiet gestellt wurden. Ein Arbeitermitglied fragte, ob angesichts der ständigen Klagen über die An wesenheit französischer Truppen im Saargebict der Be zirk unter eine internationale Autorität gestellt werden löuue. Ter Vorsitzende griff indessen ein und sagte, diese Frage müsse schriftlich gestellt werden. Eine chinesische Erklärung in Gens, Genf, 7. März. Dav chinesische Ratsmltglied Tschaoschintschil erklärte heute der Presse, er beabsich tige nicht, die chinesische Frage vor dein Rat zur Sprache zu bringen. Tie chinesische Negierung habe sich Vor behalten, auf das englische Memorandnm an das Völker bundssekretariat zu antworten, doch besitze er bis jetzt! noch keine Instruktionen ans Peking. Chinas Haltung! sei versöhnlich und seine Ansprüche seien durchaus legi-^ tim, da es nur sie Anerkennung und Achtung seiner k Souveränität und seiner territortalen Unverletzlichkeit s verlange der Industrie »nd der .Landwirtschaft einander aiigc- glichen werden können, und daß. auch die politischen! Schwierigkeiten, Vie sich der Erhöhung der Zollsätze ent-! gegensetzen, .überwunden werden wie-eraufnahme -er Hmi-elovertragsverhan-lungen mit Polen, Basel, 7. März. Ter „Basler Anzeiger" meldet an.» Genf: Tie Gonntagsbesprechnngett Stresemanns mit dem polnischen Außenminister Zalewski müssen schon weit geführt haben. Am Montag mittag hörte man in der polnischen Telegatton, das, die Wiederaufnahme der Handelsvertrng-verhandlnngen mit Teutschland noch in diesem Monat erfolgen werden. Allgemein spricht man in Genf von einem Erfolg der IntcrventUm von B.'lestb x!vtsch«K Tsütschländ und Wien Vorwärts kür ctte 6inkeitsk«r;scdrikt. Von Prof. Dr. Amsel, Berlin-Ltchterfelde Einigkeit! Sie wird noch vor „Recht und Freiheit" tn unserem Nationalhymnus als das hohe Gut bezeichnet, nach dem wir immer brüderlich trachten sollen. Aber gemeinhin, das dürfen wir uns leider nicht verhehlen, denkt jeder sich das Zustandekommen dieser Einigkeit so, daß die andern, die ..Irrenden, sich zu seiner Ansicht bekehren. Da dies nicht ge chieht und auch nicht zu erwarten ist, so besteht für die Er reichung dieses Ideals auf den wichtigsten Gebieten des öf fentlichen Lebens recht wenig Aussicht. Aber ein Gebiet, wo bisher ein erbitterter Kampf und Streit tobte, gibt es, auf dem wir eine Einheit nunmehr glück lich erreicht haben, das ist die K u r z s ch r i f t. Unser pcipieruc« Zeitalter mit seiner Hast schreit förmlich nach der Kurzschrist. Von der Schwerfälligkeit unserer ge- wohulen Schrift befreit nuch die Maschine nicht. Je inten sive die Meuschenkrust nnsgeuutzi wird, se mehr die Flut des Geschriebeueu nnd zn Schreibenden wächst, desto mehr ver langt mau nach einer Erleichterung, nach einer Moderatste- ruug des mühsamen Schreibgeschäfies. Längst hat mau den Wert der Erfindung, die uns diese Erleichieruug bring!, der Lienvgraphie, tn. der Weit des Handels und der Industrie erkannt. Aber auch die Regie rungen hätten ihr in Aemtern und Schulen längst eine Stätte eiugeräuuit, wäre nicht die Konkurrenz der verschiede nen Systeme ein unüberwiudttches Hindernis gewesen. Neben einer ganzen Anzahl kleinerer „Schulen" rangen Gabelsberger nnd Siwze-Echrey um die Vorherrschaft, ohne daß etpe Wahr» scheinlichkett des endgültigen Sieges einer Richtung, der zur Einheitlichkeit geführt hätte, bestand. Selbstverständlich sahen die Stenographen sehr wohl den Segen einer Vereinheitlichung ein, aber bei dieser Einsicht blieb es auch. Praktische Ergebnisse hatten die Eintgungs- versuche nicht. Schon über den Kreis derer, die man mit der geflügelten Feder beglücken wollte, konnte man nicyt einig werden. .Die einen wollten ihn auf die Gebildeten, wenn auch im weitesten Sinne, beschränken, andere schwärmten von einer „Volk-Kurzschrift". Die einen wollten die Grundlage, die der von allen Stenographen hochverehrte Gabelsberger gelegt hat, möglichst gewahrt wissen, die anderen huldigten der Idee des Fortschritts, die ihnen höher stehe, als die der Einheit. Es bedurfte des Dazwtschentretens einer Staatsbehörde, des Neichsministerium des Inneren, nm doch eine mittlere Linie dadurch zu finden, daß man Fachmänner der beiden führenden Parteien zur Ausarbeitung eines Kompromiß- Systems veranlaßte, des sog. Inlientwnrfs von 1022. Dieser stellte ini wesentlichen die Mitlaute nach dem Vorbilde Gabels bergers auf und bezeichnete die Selbstlaute nach der Art von Siolze-Schrey, bot also eine zur Einigung wohl geeignete Plattforni. Trotzdem er nicht den Beifall der Anhänger von Stolze- Schrey fand, wurde dieser Entwurf im September 1924 von den Negierungen aller Länder als deutsche ^inhcttskurz- schrIft anerkannt, die mit Ausschluß aller andern in den Schulen gelehrt und von den Beamten aller Behörden gefor dert wird. Die Länder taten diesen Schritt, weil die Lösung der stenographischen Frage ihnen dringend schien und die Gefahr bestand, daß die Spaltung durch das Eintreten Preu ßens für Stolze-Schrey und das noch stärker betonte Fest halten Bayerns, Sachsens nsw. an Gabelsbergcr verschlim mert und so ein stenographischer Dualismus in Deutschland vereinigt würde. Begreiflich ist, daß das neue System nicht allen ge fiel. Aber während im Luger der Nedezeichner sich di« große Mehrheit zur Aufgabe der Schöpfung Gabelsbegers entschloß, zog mugetehrt in der anderen Partei nur eine Minderheit die Kousegueuz aus der Veränderung der Lage, wie sie durch den folgenschweren, für die Anerkennung der Kurzschrift in der Oesst-utlichkeii hochbedeutsmuen und erfreulichen Beschluß der Negierungen herbeigeführt war. Auch dieser Minderheit, zu der der Schreiber dieser Zet- len gehört, siel es schwer, auf das vorzüglich bewährte System zu verzsthien. Ich befinde mich, da ich sowohl au der Schöpfung der Schristuug Stolze-Schrey, wie auch der der Eiuheitskurzschrist als Mitglied der betreffenden Ausschüsse beteiligt war, in der beklagenswerten Laa« eines Vaters, der seine beiden Kinder lieb hat, aber dem älteren die Lebenobe- diuguiigen rauben muß, damit das jüngere sich entwickeln ^'"Größer aber als dieses Bedauern ist die ^rrude dar über, daß da« langersehnte Ziel gerade der einsichtigsten Stenographen nunmehr seiner Verwirklichung nahegeruckt ist. Die Jahrzehnte hindurch erfolglosen Bemühungen d" KuA schritt den Weg in Schulen und Acmtcr zu öffnen, sind end lich aelu,.gen, Misere Kunst Mrd in 'brer Bedeu ung und Wichtigkeit von den höchsten Stellen M'wi'rdstist die größte stenographische Gemeinschaft hat sich tn den Dienst des Neuen gefielst. Weshalb da noch zögernd beiseite oder jene Wort sich nicht deutlich genug »an öhnlichcn unter scheide»? Aber NW ist denn das System, das nicht mit ststun »och nicht leicht genug erlernbar 's" Aber schritt nicht von medr MensAn «nd «rundlicher "ttrn» werben, auch wenn ft» »tw»» sc-wt»rtg»r tft, sobald ft» «»S»n-