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Auer Tageblatt Anzeiger M öas Erzgebkrae MHZ 1..^ -,.MN,..«.-a.r.°^chu°,.„...»«.,.««,.»...^,.E.n... Dienstag, äen N. Januar 1927 22. Jahrgang Die MWlMW M der MsWerkmsmoz. Die französische „natt, nale" Presse intrigiert. - darts^ 9. Jan. „Matin", „Echo do Part»", ^Journal und in verringertem Umfange auch „Petit Journal" veröffentlichen heute vormittag angchchts de, in den nächsten Lagen beginnenden Verhandlungen des General- von Pawel-z mit den militärischen Gachver- ständigen der Botschafterkvnserenz über die Frage der östlichen deutschen Festungen und der Begriffsbestim mungen für Kriegsmaterial Artikel, die ohne Zweifel von militärischer Veite inspiriert wurden. „Matin" will sogar die Akten der Botschafterkonferenz durchgesehen haben, wa» einigermaßen Erstaunen erregen mutz, da die Verhandlungen zwischen den deutschen Delegierten und den Vertretern der Botschafterkonferenz bi- jetzt streng gehetmgehalten wurden. 1 Die Tendenz sämtlicher Artikel, die heute vormit tag erschienen, geht darauf hinaus, die Verhandlungen zu erschweren oder sicherlich nicht zu erleichtern. ÄS ist de-halb erforderlich., diese Sabotage anzuzetgen, do man au« ihr schließen darf, datz gewisse französische «reise, die sich in den letzten Tagen so ausfällig bemü hen, die Frage der Rhetnlandbesötzung wieder zu einem Gegenstand der allgemeinen Erörterung zu machen, jetzt den Augenblick für gekommen halten, um entgegen der Tendenz de- Bölkerbundsrate-, der die Beendigung der interalliierten Milttärkontrolle für den 81. Januar be- schlossen hat, in irgendeiner Form etwa- zu „retten", wa- Deutschland unmöglich annehmen kann, nachdem e» gleichberechtigte- Mitglied de- Völkerbunde- geworden ist, und nachdem ihm die Vollversammlung in Genf bereit» im Monat September feierlich bescheinigt hat. daß e» entwaffnet ist. Die heute vormittag erschiene nen Artikel richten sich übrigen» auch gegen die Ent spannung-Politik de- französischen Minister» de- Au-- wärttgen und erscheinen seltsamerweise in den Blättern, die vor einigen Tagen Brtand da- Wort gegeben haben, um für diese Politik mit Wärme und Entschiedenheit etnzutreten. „Ere Rondelle" erkennt offenbar die Schwierigkeiten, die man von gewisser Seite zu bereiten sucht. Sie fordert in eindringlicher Weise auf, man möge sie beseitigen, damit eine für die Friedenspolitik günstige Entscheidung getroffen werden könne, die im übrigen den Gefühlen der Mehrheit de- französischen Volke» entspreche. Verschärfung der Lage in China. Pari», S. Jan. Wie HavaS au» Schanghai be richtet, verlautet au» japanischer Quelle au» Peking, datz die Pekinger Regierung in der Befürchtung, datz die nationalistischen fremdenfetndlichen Kundgebungen an halten, beschlossen habe, die ausländischen Konzessionen in Tientsin aufzuheben, jedoch bi» zu einem gewissen Punkte freundschaftliche Beziehungen mit den Mächten zu unterhalten. Weiter wird berichtet, datz in Schanz, hat ejngetroffene Beamte der englischen Polizei von Hankau gz»f der schwarzen Liste derjenigen stehen, die bet erster Gelegenheit getötet werden sollen. Peking, 9. Jan. Da- Auswärtige Amt erklärt, e» habe keine Kenntnis davon, datz beabsichtigt sei, di ausländischen Konzessionen in Tientsin aufzuheben. Vir Zlucht aus hankau. Part», 9. Jan. Wie „Chicago Tribüne" au» Schanghai berschtet, sind fünf amerikanische Zerstörer in Hankau angekommen. Außerdem wird gemeldet, datz der erste Transport Flüchtlinge aus Hankau und den anderen am Jangtsektang liegenden Häfen wohlbehalten in Schanghai eingetroffen seien. Angesicht» der Unmög lichkeit, die 40 000 Personen umfassende ausländische Kolonie von Schanghai abzutranSportteren, sollen die ausländischen Konsulate vorgestern bet ihren Regterun. gen dringend um militärischen Schutz nachgesucht haben. Problemen gegenübersteht wie England in Hankau. Weitblickende Japaner bedauern es aufrichtig, datz in einer Lieihe japanischer Zeitungen bet Erörterung de- brttischen China-Memorandum» anttbrtttsche Aeutzerun- gen erschienen sind, und sie erklären, datz eS für Japan und Großbritannien wesentlich sei, zusammenzuarbeiten und den chinesischen und sonstigen den beiden Ländern feindlichen Bestrebungen widerstand entgegenzufetzen. ^fapan unä Großbritannien müsse« Zusammengehen. Bombay, 9. Jan. Die Auffassung der indischen nationalistischen Presse über die Ereignisse in China kommt in dem „Bombay Throntele" zum Ausdruck, der die gegenwärtige Lage aus „die rücksichtslose Unterdrük. kungS- und Ausbeutung-Politik gegenüber China" zu- riickführt. Da» Blatt wirft den britischen Politikern vor, sie hätten den Ernst der chinesischen Lage nicht be griffen, al» bereit» die ganze Welt darüber sprach, und äußert Zustimmung zu dem China-Manifest der britischen Arbeiterpartei, da» u. a. die Zurückziehung der Krieg», schiffe verlangt. „Indian Daily Mail" rät zu einer Politik der Versöhnung und Geduld und drückt die An sicht au», daß Großbritannien, wenn e» sich zu einer Politik de» Zwange- entschließen sollte, al-bald isoliert dastehen würde. Jnüien kritlst-rt EnglanS. London, 9. Jan. In amtlichen japanischen Kret- sen betrachtet man die Lage in Hankau mit größtem Juteresse, weil man befürchtet, datz e» auch anderswo zu wetteren Zwischenfällen kommen wird, und zwar auch zum Schaden anderer ausländischer Interessen einschließ lich der japanischen. Wie verlautet, hat sich, da» japa nische Kabinett noch nicht über die Haltung entschieden, di« «tnzunehmen fein wird, wenn sich Japan ähnlichen Nls-erlag- -er kantontrupprnk London, 10. Jan. Dem Pekinger Berichterstat. ter de» „Daily Mail" zufolge hat Marschall Tschangtso. ltn mttgetetlt, der Feldzug der Alliierten gegen die Kantonesen habe begonnen und Marschall Wupeisu hätte beim Kampfe um Hunan zwei entscheidende Stege er rungen. (Diese letzte Meldung mutz sehr vorsichtig auf- genommen werden. D. Red.) Ehrung -s- N-tch-posimlnist-r-. Wien, 0. Jan. Der «und,-Präsident hat au» Anlaß der Fertigstellung de- Fernkabel» Wien-Passau -Nürnberg dem Retch-postmtnMrr Dr. St in gl da groß.« golden« Ehrenzeichen am Band«, dem Ministerial direktor tm Mitch-postminiftertum »«'Äng. Craemer da» groß« Ehrenzeichen am Stern, dem Ministerialrat tm Reich-postmtntstertum Stegmann dak grvtze gol. den« Ehrenzeichen, dem vberpostrat tm Retch^ostmtnt- sterium Höpfnsr und dem Direktor der Stemen-- Schuckert-Werre tn Berlin Eberltngda- groß« silberne Ehrenzeichen tn Emaille verliehen. -4---- -tng-ttag-n- ZastW-n. Rom. 9. Jan. In einer vergangene Nacht ab» gehaltenen Sitzung steltt. der Große Rat der Sa,E- schm Part,» fest, datz di, Zahl d« ,tng,schrismm MU» Mm 910 9SÜ »ttRP. vtginn ä«r v«rkenälung«n «dir äie R«gi<rung»krts«. wi« di« Plätter vermuten, wird NeichepriMdent o.Htn- dmburg beut, zunächst den Sichrer der sozialdemokratischen Ritchsta-ssraktion, Ad«. VIUller-Franken, empfangen und ihn ersuchen, Verhandlungen mit den Vart'ten Hr die «»düng einer neuen Regierung zu führen. Der „Montag-post zu folge werd» -ermann Müller den Auftrag ablehnen, und Hindenburg werd« dann, entsprechend.den ^lamentar schen Grundsätzen, den deütschnationalen Parteiführer «ras westarp mit der Mgiervng-bildung betrauen, «ach Ansicht d«r „Man- tagvoft" «erde sich Gras Westarp Bedenkzeit auSbitten un «migsten« formelle Verhandlungen mit den Parteien aufneh- mm La sein versmh «ntw'^ha t mtt enden werde, so mrb, d« «e'ch'pM^ daß wieder «in «eich«an»ler «w den Reihen de» Sen'um, LA Die Umwanälung von Aohle in Vel. Auf der Internationalen Konferenz für Weichkohle, die Mitte November in Pittsburgh unter den Auspizien des Car negie Institute of Technology stattfand, erregten zwei Bor- träge von deutschen Forschern über dieses aktuelle Thema all seitig besondere Aufmerksamkeit. In dem einen machte Dr. Friedrich Bergiu», Heidelberg, erstmalig nähere Angaben über sein Verfahren zur Umwand lung von Kohle tn flüssige Kohlenwasserstoffe mittel» Hydrie rung (oft fälschlich al» Berflüsstguna der Kohl« bezeichnet). Da» bekannte Verfahren der Kohlenoestillation bet niedriger Temparatur liefert Oel nur al» Nebenerzeugnt«. Di« Ver einigung von Kohlenstoff und Wasserstoff auf katalytischem Wege über da» Wasserga« nach dem Patent der Badischen Anilin- und Godafabrik tn Ludwigshafen a. Rhein führt hauptsächlich zu Methanol (Methylalkohol) und anderen hoch wertigen Alkoholen. Für die Gewinnung von erdölartigen Stoffen (Synthoy zu -raftzwecken, die hohen Druck erfordern, ist auch dieser Weg zu unwirtschaftlich. Bet beiden Verfahren wird der Kohle Wasserstoff entzo gen. Hingegen wird nach dem Verfahren von Bergiu, (auch Bergtnversahren genannt) der Kohle die gleich« Menge Wasser-stoff zugeführt, die sie selbst enthält. Di«» geschieht unter allmählichem Erhitzen, zunächst auf 800 bi» KOO Grad, dann auf 4bo bi» üOO Grad sowie unter Anwendung sehr hohen Druckes (mehreren 100 Atm.). Die dabet entstehenden Koh lenwasserstoffe reichen vom gasförmigen Methan bi» zu den hochsiedenden Verbindungen. Di« Durchführung de» Pro zeße» verlangt eine besondere Apparatur, deren technische Ausgestaltung rund 12 Jahre Arbeit und etwa bO Mill. RM Kosten erfordert hat. Ist doch u. a. die feste Kohle tn ein« Form zu bringen, in der sie durch Pumpen fortbewegt wer den kann. > Die große wirtschaftliche Bedeutung be» Verfahren» be ruht aus die Billigkeit der AuSgangSstosfe. Außer Anthrazit kann fast jede Kohlensorte, vor allem Braunkohle, verarbeitet find gut geeignet und ersparen das sonst erforderliche ver mahlen. Der Wasserstoff wird aus den Reaktionsgasen ar- wonen, die aus Koks, also bet der Verarbeitung der Kohl entstehen. Das Verfahren kann somit den industriellen Ver hältnissen eine, jeden Landes und seinen Bodenschätzen ang«. paßt werden. . „ ES lassen sich auf diesem Wege etwa 40 bi» 70 Gewichts prozent der Kohle in Oel gewinnen. Hieraus können IVO Kilogramm Gasolin und 200 Kilogramm Mtttelöl abgeschieden werden, welch letztere 80 Kilogramm Brennvl und 60 Kilo gramm Schmieröl sowie einige Nebenerzeugnisse liefern. Di« Herstellungskosten gestatten einen Wettbewerb mit den natür lichen Erzeugnissen. Da» künstliche Gasolin soll sich tm Motor wie ein Gemisch von Benzol mit natürlichem Gasolin verhal ten, ohne daß das lästige Klopfen auftritt. Die nutzbar« Energie der Kohle wird durch die Ueberführung tn Oel auf das Dreifache erhöht. Nachdem das Verfahren mit Hilfe der J.-G. Farbentndustrte A.-G., nunmehr in allen Einzelheiten technisch durchgebildet ist, sollen in Deutschland zwei große Werke, tm Braunkohlen- und Ruhrgebiete, errichtet werden, die zu Anfang jährlich zusammen etwa IX Mill. Hektoliter Oel liefern sollen. Das eine wird an das bekannte Leuna- Werk bet Merseburg angeschlossen. Mit dem Bau ist soeben begonnen wnden^ ^zug de» BerginverfahrenS ist, daß es mit der Leuchtgasbereitung eine« jeden Gaswerks unmit telbar verbunden werden kann, indem der abfallende Koks zur Gewinnung des benötigten Wasserstoffs benutzt wird. ES wird dann Gas und Oel statt bisher Gas und Koks erzeugt. Infolge der Verringerung der Koksmenge, von dessen Absatz die GaSberettung oft abhängig ist, könnt« somit auch daS Leuchtgas in größerer Menge und zu billigerem Preise ange boten werden. , „ . Den zweiten bedeutsamen Vortrag über di« Umwandlung von Kohle in Oel dielt Geheimer «egierung,rat Professor Dr. Fran, Fischer, Direktor de« Katser-Wilhelm-Jnstitut-far Kohünforschung tn Mülheim a. Ruhr. Da»von«hmaimein' sam mit Dr.Kig. Han, Tropsch auSgearbettet, Verfahren beruht auf d«, katalytischen Etnwtrkuna von meist koba^ oder eisenhaltigen Stosf-n, z-«- G-mssch. v^t KobaU und Lyromoryd, auf wasserga, bR bi« «rav. weicht von km Berginverfahrm hauptststhttch dadurch ab, daß es ohne Anwendung von Druck arbeitet. Mit Hilfe können auf einfach«, weise sämtliche SrdöleUugntss« hergestellt werden, die sich in unterscheiden. Sur Erzeugung de, vasi"gase» kann statt der Ml« auch Torf, Holz oder Naturgas dstnm. Welche« von beiden Verfahren in einem gegebenen Fall, nor»u»teben ist hängt von der künftigen Entwtlüung und den ?L.n verbältntssen ab. Da beide Verfahren di. Nu> Wirkung der Kohle erheblich steigern, so s^^ durch st« di« m-sad» Ker Erschöpfung unserer Kohlenlager, ebenso wie die