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Sonnabend. den 2S. Dezember l92S 21. Jahrgang 'M kl? .! V. ! ! s Landrat a. D. Dr. Lukaschek erklärt dazu einem Vertreter vom WTB.r Die Darstellungen in der polni- schen Presse entsprechen nicht den Tatsachen. Nachdem seit geraumer Zeit sein HauS durch einen Beamten der politischen Polizei bewacht worden sei, habe eine Per sönlichkeit zweifelhaften Rufes ihm die gesamte Korre spondenz, die General Lcrond mit den Aufständischen und mit der Warschauer Regierung über die Vorberei tung des dritten Putsche» geführt habe, angeboten. Er sei sich klar gewesen, daß es sich dabei um ein organi sierte» Gpihelmanöver handelte, um ihn in seiner neu tralen Tätigkeit in Lberschlesien unmöglich zu machen. Schließlich sei der aus dem Glelwitzer Untersuchungs gefängnis entwichene Strafgefangene Thomas al« Un terhändler erschienen, um ihn zu bewegen, sich mit ihm in einer Wirtschaft in Pan.ownik zu treffen. Dies habe er abgelehnt, da er wußte, daß er dort verhaftet wer den sollte, um sich nicht auf seine Exterritorialität be rufen zu können. Thomas und ein ihn begleitender Un bekannter hätten dann vorgeschlagen, ihm die Schrift stücke in seiner Wohnung vorzulegen. Er müsse ihnen aber zur Sicherheit einen Scheck von 2000 Mark aus- händigen. Um sich einen Beweis für da» polnische Spttzeltum zu verschaffen, habe er ihnen einen Scheck über den geforderten Betrag auf die Deutsche Bank in Kattowttz ausgestellt, den er auf den 24. Dezember da tierte, obwohl er garntcht über ein Konto in dieser Höhe verfügte. Später seien die beiden Männer nicht mehr an ihn Herangetreten. Die deutschen Staatsvertreter bet der gemischten Kommission habe er bereit» vorher auf die Bespitzelung aufmerksam gemacht. Ebenso habe er dem Präsidenten Lalonder von den Vorgängen Kenntnis gegeben. veranlaßt Hetzen würbe, den Völkerbund,rat zu bitten, den ganzen Rechtsstreit in* seiner nächsten Session zu ent- scheiden. „Nicht« ist natürlicher und berechtigter al» die Ent rüstung der deutschen Presse übe« da» beschämende Ver dikt von Landau" schreibt heute di« „Bolontee", um unter Zitat der von der „Boss. Ztg." gestern gemachten Aeußerung, daß Frankreichs Würde einen schweren Stotz erlitten habe, fortzufahren r „Unsere Berliner Freunde dürfen sicher sein, daß gestern die große Mehrheit de» französischen Volke» ähnlich empfunden hat, al» sie die Berichte aus Landau las. Wenn wir auch alleii Anlaß haben, uns diese» Urteils zu schämen, so tröstet un» doch der Gedanke, daß man wenigstens in einem Teil der deutschen Presse eine bessere Meinung von dem wahren Frankreich hat." Die Sprach« der anderen französischen Ltnksblätter ist nicht weniger erfreulich. „Da» Urteil de» Krieg», gcrichts ist eine Ungerechtigkeit? e» hat die Deutschen verurteilt, nur weil es Deutsche waren," schreibt der „Soir", der seinen Protestarttkel in die Hoffnung au«- klingen läßt, daß Briand keine Zett versäumen werde, das von den Militär» begangene Unrecht zu reparieren und den von ihnen ungerichteten Schaden wieder gut zumachen. Nevkstonsverhanölung im Prozeß Nouzler. Pari», 23. Dez. Zu der von den drei von dem Kriegsgericht in Landau verurteilten Deutschen einge legten Revision berichtet Haoa», diese Berufung werde vom Mevision»gericht, da« in Part» seinen Sitz hat und an» höheren Offizieren besteht, geprüft werden. Der NevisionSgerichishof habe sich di« Prüfung sämtlicher Urteile Vorbehalten, die von den.Kriegsberichten bet den in Aktion befindlichen Truppen (also auch im be- setzten Gebiet) gefällt werden. Er befinde lediglich über die rein juristische Sette der Angelegenheit und nicht über di« Angelegenheit selbst. Die Polen erfinden Sensation Blinder Spionagealarm. Revision des Landauer Schandurteils. Entrüstung auch in Frankreich. Warschau, 28. Dez. Ml» Aufdeckung eine» Po. Ntlfchen Skandal» und einer Sptonageaffäre allergröß ten Stil« meldet die Warschauer Presse au» Kattowltz die Verhaftung einiger Agenten, die im Dienste Dr. Lttkascheks, des deutschen Mitgliedes der gemischten Kom mission Lalonder», gestanden haben sollen. Atan hat bet ihnen Instruktionen gesunden, die nicht nur auf militärische Spionage -tndeuten, sondern auch auf das Sammeln von Material, da» sich zur antlpolnischev Propaganda «»»nutzen lasse. Am Zusammenhang mit den Verhaftungen habe man sestgesteilt, daß Dr. Luka- schek mit deutschen Spionen durch Vermittlung vorge schobener holländischer Banken arbeite nnb iin engen Kontakt mit einer vom Berliner Auswärtigen Amt organisierten Gesellschaft „Eoneordia" stand, deren Aus gabe die Finanzierung der deutschen Presse außerhalb de» Reiche» sei. Angeblich hätten die Verhafteten zu gegeben, daß sie für Dr. Lukaschek und für die Mei« wttzer Militärbehörde Spionage betrieben hätten- Nach einer Mainzer Meldung entscheidet da» am Standort de» Hauptquartier» der französischen Rhein armee in Mainz befindliche Rsviston»gertcht, da» au» einem General al» Vorsitzenden und vier Stab»osft,ir ren besteht, wahrscheinlich schon Mitte nächster Woche Oder den Reviston»antrag im Prozeß Rouzter. Im Fall der Annahme ver Revision würde der Prozeß zur noch maligen Hauptverhandiung an ein andere» französische» Kriegsgericht im besetzten Gebiet (Mainz, Trier oder Koblenz) verwiesen werden. Im Fall« der Ablehnung steht den Prozetzbetetltaten die Unrufung de» Appell» tlonsgerichtshofe» in Pari» zu. Deutschfeindliche Handlungen im Memelgeblet. Hchdekrug, 28. Dez. Der Kriegszustand im M«. melgebiet beginnt sich zu einer deutschfeindlichen Bewe gung uuszuwachsen. Man nimmt neuerdings an allem, was deutsch ist, Anstoß. Zn diesen Tagen sind einer ganzen Reihe von deutschen ReichSangehvrtgen von der K'icgSkvmmandantur in Memel Ausweisungsbefehle zugesiellt worden, u. a. -auptschriftleiter Leubner und IMnlsttt auf Urlaub. Berkin, LS. Dez. Nachdem der NeichSaußenmi« nister unter dem Drucke der politischen Verhältnisse»»? einen längeren Erholungsurlaub verzichtet hat, wstkder, wie verlautet, nach den Feiertagen «ine kürzere Gchv- lungsreis« antreten und wahrscheinlich «inen Platz in der Südschweiz zum AusenthattSort wählen. Reichs kanzler Marx «ist heut« nach Düsseldorf, wo. «r dis Weihnacht«tag« verbringen wird. Wie di« Blätter melden, Haden gestern de« gan»«n Tag über «esprechungen zwischen dem Auswärtigen Amt und dem Ministerium für di, besetzten Gebiet« üb,« die weiteren Schritte in der Angelegenheit d«» Landauer K,t«g»g<rtcht,urteil» stattgefunden. Mit d«m deutschen «vtl-asivr in Park » HsestA besteht ein« ständig« drahtlich« Fühlung.. Auf vnwet- sung von Berlin bl«ibt er in stetiger Verbindung m t den maßgebenden französischen Stellen, nicht nur mit Briand und Poinear«, sondern auch mit dem KrisgGwt- nister Painleve und der französisch«» Heer,»l,ttung,um den Standpunkt der deutschen «-gteruna, d« zugleich d«, Standpunkt de, gesamten deutschen Mentltchen Met- nung ist, nachdrücklich zu vertreten. Wie die »läster schreiben, «märtet man in Berlin, daß di« französische kgimuns du«h «in« «Mt-nm «Ü d« Landau- br « Redakteur warm vom „Memel« Damp^ boot" und Redakteur Brte«korn von der „MemellLÄi. schen Rundschau" in Heydekrug. Di, Betroffen«« h» ben bi» -um 1. Januar 1SS7 da» G«dt«t zu verlassen. Gründe für di« Maßnahme d«r Au»wetsung wurden nicht angegeben. Ausweisung von Naichsürutsihra au» -,m Memelgebiet. Die Blätter beschäftigen sich eing«h«nd mit d« Ausweisung von deutschen Schriftleitern und and-m Reichsdeutschen au» dem Memelgedtet und weisen dar auf hin, daß dies« Maßnahmen in scharfem Gegensatz zu den deutschfreundlichen Erklärungen der neuen Macht haber in Litauen stehen. In den Kommentaren der Ber liner Blätter wird die Forderung laut, daß di« deutsch« Negierung unverzüglich gegen dt« Ausweisungen Pro test erheben und di« sofortig« Aufhebung d« Maßnah men verlangen soll«. Eine Entscheidung in Vberlchlesien zu Gunsten Deutschlands. Bre» lau, 28. Dez. Der Präsident der gemtsch. ten Kommission für Oberschiesten, Bundesrat Lalonde«, hat heute die Veröffentlichung der Entscheidung der ge. mischten Kommission in der generellen Beschwerde de« Deutschen Volkskunde» wegen der Zurückweisung von 74 Anmeldungen zu deutschen MinderhettSschulen frei gegeben. Die Entscheidung trägt in «llen Punkten den Wünschen der Beschwerdeführer Rechnung. Tie Stel lungnahme der gemischten Kommission geht klar und eindeutig dahin, datz die Ungültigkeitserklärung der An meldungen für die MinderhettSschulen zu Unrecht er folgt ist. E» wird sestaestellt, daß die im November dies« Jahre» erfolgte allgemeine Vernehmung der Er« ztehung»berechtigten über die Rationalität und Mutter sprache nach der Genfer Konvention unzulässig war. Dia msher znrückgxwteseuen Schüler sind ex offleiv zu übergeben. Di« zuständigen Behörden werden ersucht, kein« Strafmandat« gegen Gchulversäumnisf» zu erlas sen und dt« bereit« ergangenen Strafmandat« zurück- »uziehen. Die Entscheidung der gemischten Kommission, die über 40 Schreibmaschtnensetten umfaßt, enthält «in« außerordentlich gründliche und präzise Untersuchung de» gesamten Mtnverhettenschulproblem«. Schärft, Droh»«» Nach «iner Breslauer Meldung erklärt Präsident La- londar am Schluss« seiner Entscheidung gegen die rechts widrig« Ausschließung dnltschsprachiger Kinder vom Besuche d- Mtnderbeitischulen, daß er, fall» di« zuständigen polni sch«« Behörden satn« SteLmsnaLme nicht annehmen, sich Eevselng nimmt seine parlamenkaslsthe LütigkeU wie»»» auf. D«r „Sozialdemokratisch« "WA A Severtng End« Januar oder spätesten» Anfang V» bruar seme parlamentarisch« Tätigkeit wtsdep aufzunchd m«n gedenkt. ... Chüslng»» Wahl»« am LL. Januar. Weimar, L8. D«z. Amtlich wird mitgetetlt, M« Wählt,rmtn für di« Neuwahl«« zum Thüringer Landtag ist der 80, Januar bchtmmt worden. E-ndem« «WhiweHch» NbU^ jd WAWU- Washin «ton, W. Dez«ml«r. M« da» EwaM* parstmentr mitletlt, Ist ein« illbtaUunq amertkanischer Ma- ttoftn im Beziri, von Nto ««nda in «stawgu» gAmchst worden, um Leben und Eigentum d-A«mil«m «ab dm übrigen Ausländer zu schütze«. /luer Tageblatt Anzeiger für öas Erzgebirge r-UH-lt-n»»kamMchwS-k-m'Umachoa,«.r«Na«,,»«Ko«. Dr. 2SS Zwischenfall beilegt, ünd zwar könnt« das, wie dl« Blätter zum Ausdruck bringen, einmal durch Annullie rung der über die Deutschen verhängten Straf«», dann aber auch durch di« Bestrafung de» Unterleutnant» Nou- Ster auf.disziplinarischem Wege geschehen.. Jedenfalls wird, so betonen die Blätter, von der Erledigung der Angelegenheit sehr viel für dt« Wetter« Gestaltung d«r deutsch-französischen Beziehungen in dem von Briand und Stresemann angestrebten Ginn« abhängen. „V. T." will wissen, daß Botschafter v. Ho «sch von den zuständigen SteNen der RetchSregierung an gewiesen worden fei, bet der französischen Regierung in dem Sinn« vorstellig zu werden, daß ft« im Fall« Rouzter «inen Modus finden möge, der der berechtigt« Entrüstung in Deutschland im Sinn« einer Genugtu ung Rechnung Irage. Die Retchsrogierung selbst hab« keine Vorschläge gemacht, wett sie die Auffassung ver trete, daß e» Sache Frankreich» sein müsse, «in« Lösung zu finden, die auf «ine Wiedergutmachung hinauSlauf«. Telegrammwechsel üer Sozialisten. Beim Vorstand der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands traf gestern abend folgende» Telegramm au« Parts ein al» Antwort auf da» Telegramm, dal tag» zuvor von den deutschen Sozialdemokraten Müller, Wel» und Lrtspten an den französischen Partetvorstarch ge richtet worden war? „Wir haben die Intervention so fort etngelettet und haben gut« Hoffnungen auf «in«« Erfolg, (gez.) Paul Faure, Leon Blum." TiL französischen Radikal«, zu de« Urteil. Pari«, 28. Dezember. Eine Delegation d« radika len Parte Vorstände« hat sich heut, nachmittag zum Krieg»- Minister Painleve begeben, um mit ihm die Folgen de« Ur teil« de» französischen Kriegsgericht« zu besprechen.