Volltext Seite (XML)
Mittwoch» äen S. Januar 1927 -wer Tageblatt Mzeiger M -as Erzgebirge ««ha»«»» »I, «Mich«» v-koimtmachuxg-n«-», ,« «,»«m» M-,. ,^, Nr. 3 Mjltmntk. ^vn < ia-,7 22. Jahrgang gehr» Briand hat sich im Auto nach dem Gliben Frankreichs Brudervolkes". Dann verlas eine der Lausitzer Wen« binnen ein Gedicht des Lausitzer Politikers Skala, das erst ins Serbische übersetzt werden musste, damit eö über- Haupt der Versammlung verständlich wurde. Wie cS in der Meldung des Blattes weiter Heisst, bringen die Belgrader Zeitungen Bilder der beiden Lausitzerinnen, die sogar in die Schulen geführt wurden. Die als offi ziös bezeichnete „Samouprava" bringt einen besonders scharf gehaltenen Artikel, in dem den Deutschen Unter drückung der nationalen Minderheiten vorgeworfen wird In einer redaktionellen Bemerkung zu der Meldung er klärt das „Berliner Tageblatt", cs wolle annehmen, daß aus den Propagandaunfng gewisser, ganz kleiner Kreise der wendischen Bevölkerung in Deutschland die Politischen Kreise Südslavien» tzereingefallen seien. Da- „Berliner Tageblatt" berichtet aus Belgrad, daß am 2. Januar in der Belgrader Universität eine große politische Kundgebung für die Lausitzer Wenden stattsand, zu der man sich mehrere Lausitzer, darunter zwei Spreewälderinnen in Volkstracht, verschrieben Hatte. Universität-Professor Nowak ver las eine lange Rede über den Ursprung und die Schick sale der Lausitzer „Serben, dis jahrhundertelang den blutigen Metzeleien durch das deutsche Volk und der Zwang,germanisirrung ausgesetzt" gewesen seien. Auch, die heutige Zeit sehe einen verzweifelten Kampf dieses „kleinen serbischen Kundgebungen in Belgrad für die Lausitzer Wenden Unverantwortliche Hetze geyen Deutschland. daß Frankreich sich zurzeit keine Krise leisten könne, nicht einmal die geringste Aenderung innerhalb des Kabi« netts. Im übrigen verstehe man nicht, weshalb Frankreichs Außenminister sein Land und das Parlament zwingen wolle, sich über die Opportunität der Locarnopolttik auszusprechen, bevor mau wisse, welche Resultate sie zeitige. Auch im „Tomps" findet Brtands Erklärung eine ge teilte Aufnahme. Das Blatt begrüßt Brtands Optimismus, denn in Locarno und Gciif sei unzweifelhaft ein Anfang zu der Annäherung der Völker gemacht worden, aber ein großer Teil Ker öffentlichen Meinung Frankreichs sei beunruhigt darüber, daß man offensichtlich diesseits und jenseits des Rheins nicht dieselben Ansichten über die Lösung der schwe benden Probleme habe. Daü Blatt knüpft an die Neujahrsansprache Hindenburg» an, nach der „jede Nation zuerst das Recht und die Pflicht habe, ihre Freiheit und ihren Charakter zu wahren", und kommt im Anschluß daran und im Anschluß der Forderung Wir veröffentlichten gestern Teile aus den Interviews, gegriffen. Man weist darauf hin, die Brtand an Neujahr zur Rechtfertigung seiner Außenpolitik gegeben hat. Man ist in Parts allgemein der Ansicht, daß Brtands Erklärungen nach der vielbeachteten Ansprache des päpstlichen Nuntius beim Neujahrsempfang im Elysüe kein Zufall waren,! md daß der französische Außenminister, da ihm die Wider- tände, die seine Friedenspolitik in französischen Nechtskretseu bi» in das Ministerium Potncare hinein auslöst, nicht unbe- lannt sind, die Gelegenheit der Jahreütvende benutzt hat, um einen Gegnern bereits jetzt klar zu machen, daß er sie sofort nach Zusammentritt der Kammer zu einer klaren Stellung- nchme der neuen französischen Außenpolitik gegenüber zwin- zen will. Manche Blätter, so der „In t ra n s i g e a n i", soweit, in den Erklärungen Brtands einen direkten Vorstoß gegen da» Kabinett Poinrare zu sehen, nm« dem Blatte zufolge um so verständlicher sei, als >ie beiden Männer unmöglich über das deutiche Problem der-! . . selben Ansicht sein können. Der „Paris Mtd i" glnubt, s der gesamten öffentlichen Meinung nach Räumung der Rhein" daß Brtand Cannes nicht vergessen habe, und daß die An- lande zu dem Schlüsse, daß zwischen Berlin und Paris „eigen- griffe, denen er Kamals seitens der Opposition, der auch der artige Kontraste" und „auffallende Gegensätze über die Frie- heutige Minister Marin angehörte, Briand, den Pazifisten,^ denSpolttik beständen. verbittert hätten. k" ' . " _s, 2^... In den Blättern der Opposition wird Brtand heftig an-, begeben, wo er zehn Tage zu seiner Erholung bleiben wird. Heuer TwilckenfaU in Mainz. Mainz, 8. Jan. Am NeujaHrStag zwischen 8 und 4 Uhr nachmittags stieg ein französischer Flieger offizier mit einer Frau in Gonzenheim in die Straßen bahn. An der Station Waggonfabrik wollte er da» Endziel pes Fahrscheines umgeändert haben, wa» der Schaffner pflichtgemäß ablchnte, da eine nachträgliche Aenderung gegen die Vorschriften verstößt. Darauf verlangte der Offizier von dem Beamten, den Strich auf dem Fahrschein wegzuradteren und eine neue Mar kierung vorzunehmen. Al» der Schaffner diese» Sr. suchen Mit der Begründung ablehnte, daß er sich da durch einer Urkundenfälschung schuldig machen würde, antwortete der Osfizier mit einem Schlag in» Gesicht de« Schaffner», der glücklicherweise, wie auch die ande ren Mttfahrenden. seine Beherrschung nicht verlor. Der Offizier gehört dem Üö. yliegerregiment an. * Dieser erneute Zwischenfall ist so ungeheuerlich, daß man kaum an seine Wahrheit glauben kann. Die französische Soldateska scheint vor ihrem ver schwinden au« dem Rheinlands bestrebt zu sein, den Deutschen nochmal» die Faust de« „Sieger»" zu zeigen. Offenbar sehen sie die Erbärmlichkeit ihrer schamlosen, jeder Ritterlichkeit -ohnsprechenden Handlungsweise selbst nicht ein. Der geschlagene Deutsche ist ja wehrlo», darf ja den Mund nicht auftun, sonst wandert er in Haft und wird vor ein französische» Kriegsgericht g^ stellt. Die Urteile eine» solchen Gerichte» sind aber nur Willkür und Nachsucht. Die deutsche Regierung muß mit aller Macht der Welt die Schandherrschaft de» französischen Militari», mus vor Augen führen und die sofortige Räumung verlangen. Schluß mit der Besatzung, Schluß mit de« Herrschaft der Reitgertenleutnant» k Ausschreitungen französischer Sol-aten In Kehl. Freiburg, 8. Jan. In Kehl haben am Sib vesterabend drei französische Soldaten in betrunkenem Zustande einen von der Arbeit kommenden Mann vom Rade heruntergeworsen, der sich angeblich! über sie lustig gemacht haben soll. Dabei nahmen sie ihm die yahr- radlaterne weg. Tinen zweiten Radfahrer wollten st« gleichsalls vom Made herunterretßen und sollen ihm mit Erschießen gedroht haben. Der Mann entkam jedoch«. Deutsche Gendarmerie Hat mit einem französischen Gen darm die Soldaten sofort verfolgt und sie trotz ihre» Leugnens untersucht. Dabet wurde die entwendete La terne vorgefunden. Die drei Soldaten wurden auf die Wache gebracht. dl» Memellän-er ln -er litauischen Negierung! Der litauische Ministerpräsident, Prof. Woldema- ras hat den memelländtschen Abgeordneten beruhigende Versicherungen wegen der Wahrung der Rechte des Me- mellandes gegeben, und man erwartet daher da» Ein treten der Memelländer in die Regterungskoalttion. General von pawelsz fährt nach Paris. General Pawelß und LegattonSrat Forster be. geben sich, wie die Blätter berichten, Ende der Woche zur Fortführung der Verhandlungen über die Frage der Ostfestungen, die in Genf während der Ratstagung de» Völkerbünde» offengelassen worden ist, nach Part». Zur Landung amerlkanlscher Sttcitkräftr ln Nicaragua. Washington, 8. Jan. D er demokratische Se- nator Wheeler hat im Senat eine Entschließung ein gebracht, in der die sofortige Zurückziehung der ameri kanischen Streitkräfte au» Nicaragua gefordert wird, da Leben und Eigentum der Amerikaner ntemal» in Ge- fahr gewesen seien. Ferner wird da» Staatsdepartement wegen der Anerkennung der Regierung Dia- scharf an gegriffen. — vom am»rlkanlsch»n -lottrnprogramm. Washington,^ Jan. Der Marineotat, der sich auf insgesamt 814 588 680 Lollar beläuft und über den Heute im Repräsentantenhause Bericht erstattet wird, steht die Aufrechterhaltung der Flotte in der gegenwär tigen Stärke vor, schlügt dagegen eine Verminderung der Gelder für Flottenmanöver um 1980000 Dollar vor. Der Finanzausschuß teilt den Wunsch des Prüft, denten nach weiterer Rüstungsbeschränkung. Der richt gibt jedoch di» Bereitschaft des Hause» zu erkennen, mit dem «au neuer Kreuzer joryufatz-m, wann immer im- V.MGM Schel-emann über -le Regkerungsbtl-ung. In der Berliner GtadtHalle in der Klosterstraße veranstaltete gestern abend das Reichsbanner eine Kund gebung. in der Retchstagsabgeordneter Schetdemann sprach. Ueber die Frage der Regierungsbildung sagte Schetdemann; Die Republikaner gehören in die Regie rung. Selbst aus die Gefahr hin, daß die republikant- schen Parteien keine Mehrheit haben, müssen sie die Negierung übernehmen. Llnsiellung -er englischen Mlfsionstätkgkekt ln Kiangsi. London, 8. Jan. Wie der Amtliche Englische Funkdienst meldet, Hat die englische Regierung den brt. tischen Missionaren in Ktangst angesichts der Schwierig keit, während der herrschenden Wirren den Schutz ihre» Lebens stcherzustellen, den Rat gegeben, das Innere de« Provinz zu verlassen. tzufruhr in Wesi-Sumatra. Padang (West-Sumatra), ». Jan. Fast der ganz, Distrikt Sikvengkang befindet sich in Hellem Aufruhr. Ein holländischer Streckenaufsehe« sowie vier eingebo ren« Lehrer sind von den Kommunisten ermordet wor den. Eins Autokolonne, auf der sich eine Mtlttärabtet- lung nach dem Aufstandsgebtet begab, wurde von Kom- munisten überfallen. Die Angreifer wurden unter schweren Verlusten zurückgeschlagen und hatten etwa 80 Tote. Sine Anzahl von Aufständischen wurde gefangen. genommen. Auf holländischer Seite fiel ein Leutnant, mehrere Soldaten wurden verwundet. Kotaradja (Nord-Sumatra), S. Jan. Bet einem Gefecht zwischen einer Mtlitärabtetlung und aufständi schen Atjeh-Leuten an der Westküste des Atjeh-GebtetS wurden zwei Aufständische getötet und vier -«fangen- genommen. - Ein tzntwortschrekben -er französischen Sozialisier». Vom Vorstand der sozialistischen Partei Frankreich» ist bet dem Parteivorstand der deutschen Sozialdemo kraten «in Antwortschreiben auf das Protesttelegramm gegen das Landauer Urteil etngogangen, in dem ga« sagt wird, daß die französischen Sozialisten bei der französischen Negierung sofort nach Eingang de» deut- schen Telegramms dringende Schritte unternommen Hat ten » um da» Urteil Praktisch wirkungslos zu machen. d»r ,tote" Llemencrau. Parts, 8. Jan. Da» „Scho de Part»" stellt ge genwärtig eine Rundfrage bet bekannten französischen politischen Persönlichkeiten an über die Frage, ob ihrer Ansicht nach die Zurückziehung der französischen Trup pen vom Rhein und überharcht dis ganze Politik von Locarno und Thotry die Sicherheit Frankreich» bedrohe. Auf diese Rundfrage Hat Slemeneeau geantwortet, daß er au» einer Zett stamme, in der di« Journalisten dem Publikum ihre Meinung mtttetlten, statt diele» um die seine zu fragen, wenn er geglaubt hätte, iv« gend etwa» Nützliche» sagen zu müssen, so hätte er nicht gewartet, bi» er aufgefordert worden wär«. Nm übrigen leg« er.weniger Wert darauf, wa» die Menschen sagen, al» wa» sie tun. Sr sei bereit» „ein Lote«, der sein Begräbnis Vorbeigehen sah". di» Hon-»l-fpionas» -»- Kruppb»amt»n. Essen, 8. Jan. Bekanntlich Hat der Direktion», assistent van Laar am Freitag im Sfsener Untersu- chungsgefängnt» Selbstmord verübt, weil er di« Anklage wegen Wtrtschaft-svtonage zu erwarten Hatte. Wie die Direktion de» Lokomottv- und wagenbau«» der Firma Krupp mittet», dürft« van Laar nur au» dtefem A. bettsgebtet den Franzosen Kenntnis» vermittelt haben. Zu anderen Arbeit»-ehieten de» Firma hätte « keine «egi^n«m gehabt-