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Muer Tageblatt L.l^romm»! Tag,blatt flu„r,g,birg, Enthalten- -le amtlichen Bekanntmachungen -es Nates -er Sta-t UN- -es Amtsgericht» Nur. peststh,ck.»e«»»i stmt Leir-Ig n». IS»»- Nr. 298 Donnerstag» äen 23. Dezember 192S 21. Jahrgang Französische Schandjustiz Ä '>1 drei die töd. die und ! Der Staatsanwalt Bet dem Angeklagten Rouzter habe das Rouzier freigesprochen. — Die derttschen AngeNagten -u GefSngnio- strafen verurteilt. Vas Verfahren gegen walle un- gäbe nicht eingestellt. Dte verschiedensten Stellen haben mitgeteilt, der Fememörder Grütte-Lehder hab« erklärt, er müsse die Beschuldigung zurücknehmen, daß dte Abgeordneten Mulle und Kube ihn angestiftet hätten. Dem amtlichen Preußischen Pressedienst wird dazu au» dem Justizmi nisterium mitgetetltr ES muß daran festgehalten werden, daß Mittei lungen über einzelne Vorgänge in der schwebenden vor» Untersuchung gegen die Abgeordneten Mulle und Kube nicht gemacht werden können. Die Voruntersuchung wird nach dem Gesetze nicht vsfentlich geführt. Ueber ihre Ergebnisse hat nach ihrem Abschluß, der bevorsteht, da» Gericht zu entscheiden. Eine „Einstellung" de» Ver fahren» gegen Mull« und Kube durch die Staatsanwalt schaft kommt nicht in Frage. Darüber, ob etwa gegen Grütte-Lehder wegen wissentlich falscher Anschuldigung etnzuschreiten ist. kann nach! der ausdrücklichen Vorschrift de« Gesetze» erst entschieden werden, wenn da» Verfah ren gegen dte Abgeordneten Mull« und Kube förmlich »um Abschluß gekommen ist. Landau, 21. Dez. Um 8 Uhr zog sich der Ge- richtShof zur Beratung »urilck. Um 7.1k Uhr erschien er wieder im Saale und verkündete folgendes Urteil: Leutnant Rouzier wird von allen Punkten der Anklage sretgesprochen, Holzmann wegen beleidigender Haltung gegenüber einem Mitglied der Besatzung zu zwei Mo naten Gefängnis mit Strafaufschub verurteilt, Matthes wegen beleidigender Haltung und Beteiligung an den Vorgängen in Sondernheim zu zwei Zähren Gefängnis, Fechter wegen beleidigender Haltung und Beteiligung an den Vorgängen im „Kaffee Engel" zu sechs Monaten Gefängnis, Kögel wegen Beteiligung an den Vorgän gen in Sondernheim zu drei Aionaten Gefängnis, Arbo gast wegen der Germersheimer Borgänge zu sechs Ato- natcn Gefängnis. Köglcr wegen Beteiligung an den Germersheimer Vorfällen zu sechs Atonalen Gefängnis. Urtiell im Nouzter-Pcozeß und das Stimmenverhältnis. Das Urteil im Nouzierprozcß wurde vom Kriegsgericht in allen Fragen einstimmig gefiilli mit folgenden Ausnahmen: Die Frage, ob Rouzier sich leichter Körperverletzung Holz- mann gegenüber schuldig gemacht habe,, wurde mit gegen zwei Stimmen verneint (außerdem waren noch Fragen auf Totschlag, schwere Körperverletzung mit sichern Ausgang und schwere Körperverletzung gestellt, einstimmig verneint wurden). Bel Holzmann, Kögel Fechter, soweit bet ihnen die Vorgänge im „Kaffee Engel" in Frage kommen, wurden die Schuldfragen mit drei zu zwei besaht. Die Strafbemessung erfolgte einstimmig, auster im Falle Kögel (mit drei zu zwei) und im Falle Mathes (mit vier zu eins). m t Versprechungen trrezusühren sucht. Auch! Vieser Geist ist ein« Realität, an der wir jedenfalls nicht vorüber gehe,» werden. Die „Deutsche Allgemein« Leitung" schreibt. Diese» Urteil ist «in blutiger Hohn auf da» Rechtsempfinden aller Menschen. Die „tägliche Rund schau" betont» Ein« schlimmere Gabotage der.Politik Brtands konnte wohl in diesem Augenblick nicht er dacht werden. Au» dem Ganzen ergibt sich ein neuer Beweis für di, Unmöglichkeit de» Aufrechterhaltung der fremden vesatzung auf deutschem Böden, wir sind weit davon entfernt, so wird in der,chermania" ausg,führt, für di« Untat von Landau di» franz-jilchs führte au». Systematische der Provokationen eine gewisse Svannimg Hervorrufen müssen. Er habe sich allerdings zu sehr von seiner Erregung mitreißen lassen und seine sonstige Ruhe und Kaltblütigkeit verloren. Im Falle Holzmann hätte sicherlich der Schlag mit der Reitpeitsche auSge« reicht. (!) Trotzdem habe Rouzter unmittelbar nach dem Schlag mit der Reitpeitsche zwei Schüsse abgegeben. Wäre er der Aufforderung PrudhommcS, nicht zu schie ßen, gefolgt, dann wäre es zu weiteren Zusammenstö ßen nicht gekommen. So Habe Rouzter auf Matthes ge schossen und ihn schwer verletzt. Die tödliche Herz wunde des Müller zeige keinerlei Pulverspuren. Der Schuß sei also nicht au« bedrohlich zu nennender Nähe abgegeben worden. Eine direkte Notwehr liege also in keinem der drei Fälle vor. E» sei nur anzunehmen, daß Rouzter provoziert worden sei. Er beantrage gegen den Unterleutnant Rouzter ein Jahr Gefängnis. Bei den deutschen Angeklagten strikt er das Strafmaß frei, ersuchte jedoch, dte Angeklagten! dte sich in da» unbesetzte Gebiet geflüchtet haben, schwe. rer zu bestrafen. K ' i"' Der Eindruck de» Plädoyer» und de» Strafantrags de» Staatsanwalts war bei den zahlreich anwesenden französischen Osfizteren und ihren Damen sehr verschie den. War man zunächst von den Ausführungen über dte Tat Nouzters sehr betroffen und peinlich berührt von dem Hinweis darauf, daß Rouzter dte Würde der französischen Armee verletzt habe, so atmete alle» auf, al» der Strafantrag kam, der in krassestem Widerspruch zum Plädoyer selbst steht. vor sechs Fahren wurde der Unart lag äe Fechter Diebstahls von drei! StEäcken btuch da» fr.mzösiich« Kriegsgericht zu drei Fahren verurteilt, und l^ut, hem»- SraKk der Staat»anwali wegen vmMLchvr Lötung «I« Fahr GeWnstnl«. Nachdem als erster dentsche« Vertreter Rechtsanwalt Führ für Matthe» gesprochen und erklärt Hatte, daß gegen ihn, der schwerverletzt in einer Heidelberger Kli nik lieg«, nach französischem Recht kein Abwesenheit», urteil ergehen könne, behandelte der zweit« deutsche vertstdtger, L«. Grimm, den Fall Rouzter. Schuld an dem Divma matz skuzich allein. warum geht er nacht» nach ein Uhr spazieren, allein, in Ltvtl, di« Reitpeitsche in der Hand, den Revolver in der rasche, den er, wie er schon selbst sagt«, nacht» in» mer bei sich trägt? wie wäre im besetzten Gebiet «in LusaMüwnl«b«n möglich, wm» jede MUitärüevson auch 5»!ns Nsifi -tzlon-r «ach Gslsl Soir" teilt mit, daß Brtand nur dann zu« New triluna de» Nobelpreis,» nach Oslo reisen wird, wenn er nicht mehr Minister ist. Bleib» dte Regierung un- verändert, wt,,» wahrscheinlich ist, dann will Brtanv dulden Botschafter Frankreich» in N»rweg»n i»W» verantwortlich zu machen, aber wir möchte« st« doch darauf aufmerksam machen, daß eine wirklich« Annähe rung zwischen Deutschland und Frankreich unmöglich etntreten kann, wenn dte Engstirnigkeit lokaler Instan zen sich ungehemmt au»toben kann. E» gibt auch in Frankreich einen Anstanzenzug. Im Interesse der Au«- söhnung zwischen Deutschland und Frankreich wünsch«« wir, daß der Austtzsrevel von Landau in einer Mets« gesühnt wird, die der berechtigten Empörung in Deutsch land Rechnung trägt. Di« „vosstsche Zeitung" schließt ihre Ausführungen Mit den Morten r Die Räumung deut schen Gebiete» darf nach dem Urteil von Landau auch nicht ein« Stund« mehr vom tägliche« Arbeitsplan der deutschen Regierung verschwinden. Da» „Betttner Tage blatt" sagt» Li« Bemühungen der Diplomaten müssen fruchtlos bleiben, wenn man e« Offizieren, die sich als Eroberer sühlen, überläßt, ihre Politik zu durchkreuzen. Der „Vorwärts" zieht au» den Vorfällen von Germers heim und dem Urteil von Landau folgende Lehrer So lange die Besetzung andauert, solange wird man Ge fahr laufen, daß ähnliche Zwischenfälle, und ähnliche KriegSgertcht-fehlurtetle die Kluft zwischen den beiden Völkern immer wieder vertiefen, dte die groß« Mehrheit auf beiden Setten zu überbrücken bestrebt ist. Li« „Rot« Fahne" nennt den Landauer Spruch ein Klassenurtetl, gegen da» mit den deutschen Kommunisten die franzö sischen Kommunisten den schärfsten Protest erheben werden. ' ' ' I! : ! Protest -er -rutsch«« Pressevertreter. Landau, 21. De». Die anläßlich, de» Prozesse» Rouzter in Landau anwesenden deutschen Pressevertre ter haben an den französischen Minister de» Auswär tigen Brtand folgende» Telegramm gerichtet» „Di« an läßlich de» Roüzter-Pro-esse» t« Landau anwesend«« deutschen Pressevertreter protestieren al» Augen- und Ohrenzeugen einmütig gegen da» unerhörte Urteil de» Kriegsgericht» de» 82. Armeekorps. Der Freispruch Rouzier» ist eine schwere Verletzung de» Rechtsempfin den» de» deutschen Volke» und der gesamten zivilisier ten Welt. Die deutfchen Pressevertreter." Neviston. Lagdau, 22. Dezember. Wie der Berichterstatter be» W. T. B. hört, hat die deutsche Verteidigung gegen die Ur teile im Rouzierprozeß, soweit die deutschen Angeklagten in Frage kommen, Revision angemeldet. Neue Srwerbslofen-emonstratlonen in -tettin. St«tttn, 91. Dez. vor dem Rachau» kam «» heute abermals zu Demonstration«« von Arbeitslos««. Verschiedene Redner hielten Ansprachen an di« Meng». Ein« Delegation verhandelt« mit dem Oberbürgermeister, der versprach, di, Stadt werd« dieselben Beihilfen zah len wie Berlin» man müsse sich jedoch erst telefonisch mit Berlin in Verbindung fetzen. Morgen sollen di« Er werbslosen Bescheid erhalten. Dte Führer der Erwerbs- l«sen forderten di« Meng« auf, morgen nachmittag t« verstärkter Zahl wieder vor dem Rathaus« zu erschsmsn. Zu Zwtschenfäll«n kam «» nicht. in Zivil ungestraft «inen Zivilisten wegen irgendeine» unbedeutenden Zwischenfalle» verwunden oder gar tö ten könnte! Ter Verteidiger schloß seine Ausführungen mit folgendem Appell an die Richter» „Ich bin zu Ende, aber ich muß noch, auf eine» zurückkvmmen. Sie haben die Ausführungen de» Staatsanwaltes gehört. E» wa ren bedeutsame Ausführungen, getragen von dem Wil len nach höchstmöglicher Objektivität. Aber ich muh sagen, daß gerade deshalb da» vom Staatsanwält be- antragte Strafmaß geradezu niederschmetternd ist» ein Jahr Gefängnis für einen vorsätzliche», Totschlag?! Wir beklagen einen Toten und einen, der vielleicht für sein ganze» Leben Siechtum tragen muß. Wir kennen Rou« zier au» den Fällen übermäßiger Brutalität, um nur die Mißhandlung des jungen Klein anzusühren. Meine Herren! D«r Staatsanwalt hat gesagt» Mag «D zwei Rassen, zwei Rationen geben, e« gibt nur ein Recht. Ta» deutsche Volk will den Frieden nach allem Elend de» Krieges. Beide Völker sollen sich zu gemeinsamer friedlicher Arbeit zusammenfindcn. Fällen Sie «in Ur teil, das dem Antrag de» Staatsanwalt» ähnelt oder ihm gar noch nach hinkt, so stören sie damit alle», wa» zu der Hoffnung auf einen wirklichen Frieden berechtigte. Din solche» Urteil rvLye vsrre YrovojKaitstm." Ta» Gericht war Tr. Grimm mit großer Aufmerf, samkett und Spannung gefolgt. Ta» Wort erhält dann der Hauptvertcidiger de» Angeklagten Rouzier, der Pa riser Advokat Jacques Mvurter. Er sucht zu wider legen, daß es Rouzier war. der die Zwischenfälle pro vozierte, die die Unruhe in dte Bevölkerung von Ger mersheim getragen hätten. Viele dieser Zwischenfälle seien durch die Zeugen aufgebauscht worden. Au» ihrer Darstellung lasse sich ein einheitliche» Bild überhaupt nicht gewinnen. Ihm folgte al» zweiter Verteidiger Rouzter» der Advokat Maurice Garevn, der erklärte, dte Haupt ursache der Germersheimer Vorfälle sei die furchtbare Katastrophe, die dte ganze Welt au» den Angeln ge hoben habe. Das Urteil müsse dem Frieden dienen. Wir dürfen heute nicht zwischen deutschen und franzö sischen Angeklagten unterscheiden, ebensowenig wie zwi schen deutscher und französischer Verteidigung. Schließ lich bittet Garcon um Freisprechung Rouzter», der in „Notwehr" gehandelt habe. Nach seinen Verteidigern erhält Rouzter da» letzte Wort. Er gibt nur eine kurze Erklärung ab, in der er seine Handlungen bedauert, da er dadurch seinem Regiment, seinem Obersten und seinem Vaterland« Schaden zugefügt Habe. Drohbriefe an -!e -rutschen verteiülger. Nach einer Meldung au« Landaiz erhielten dte üetden deutschen Verteidiger gestern nachmittag Droh briefe au» dem Innern Frankreich», dte in Part» zur Post gegeben wurden. Einmütige Empörung äer äeutlcken Prelle. „Der Spruch wird in Deutschland di« Herzen Ver einen", so heißt -« im „Lokalanzetaer", und so sind den»» auch alle Berliner Zeitungen einig in der Empö rung über da» Urteil von Landau und in der Forderung „Fort mit der deutschen Besatzung vom deutschen Bo den!" Die „Deutsche Zeitung" sogt» Da» französisch« Kriegsgericht hat ein „Urteil" gefällt, da» dem Krieg dient. Di« „Kreuzzeitung" ruft aus» So steht Locarno al o in der Praxi« au«. Dte „Deutsche Tageszeitung" er lärt» Wir werden da» Urteil von Landau nicht ver- ge sen, wenn man un» wieder von französischer Seit» t Versprechungen trrezusühren sucht. Auch! dieser Geist ein« Realität, an der wt« jedenfalls Nicht vorüber- r.rnh>e,ch.-wfihius Ne.»». / A