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Sonntag, cien K. November IS2S 21. Jahrgang Muer Tageblatt MLM /lnzeiger Mr -as Erzgebirge Mm«»««, «athaln»» »I« amÄlchen 0«kmmt»mchi>»,«> »«« Na!«« »« Lta»< on» richt, pur. p.m»,«m i-> Nr. 2SS Der Osten erwacht! Ein astatischer Bötterbund. - Schutzpattr Türkei, Nutzland, Persten und Afghanistan. Pera, 12. Nüv. Tie Odessa-Reise des türkischen Außenministers war eine große Ueberraschung für die hiesigen diplomatischen Kreise. Man betont in diesen Kreisen, daß die Entreoue des Minister» mit Tschitsche rin von Rußland gewünscht wurde. Ts verlautet, Rußland werde die Erfüllung des Wunsche» durch Aufhebung gewisser, den türkischen Handel behindernder Maßnahmen belohnen. Trotz der > v irischen Freundschaft trugen die russisch-tUrki^chen Wirtschaftsbeziehungen in den letzten Monaten beinahe den Charakter eine» Handelskriege». Tie türkische Presse rechnet mit der bevorstehen den Unterzeichnung eine« Schutz Pakte« zwischen der Türket, Rußland, Persien und Afghanistan, über den seit einigen Wochen in Moskau und zuletzt in Angora vnchandelt wurde. > " G Ter deutsche Gesandte in Angora Nadolny wird in den nächsten Tagen nach Berlin kommen. Wie von offizieller Sette betont wird, hat seine Anwesenheit in Berlin keinen anderen Grund, al« die Regelung der Frage einer Verlegung der Gesandtschaft von Kon stantinopel nach Angora. * Der Sonderberichterstatter de» „Petit Paristen" in Konstantinopel meldet neue Einzelheiten über den russtsch-tütkischen Plan zur Gründung eines astatischen Völkerbundes. IN den letzten Wochen seien in Angora eifrig Verhandlungen zwischen dem türkischen Auswärtigen Amt und den diplomatischen Vertretern Persien«, Afghanistan« und China« geführt worden. Gestern nun sei der türkische Außen minister in Begleitung de» türkischen Gesandten in Teheran und de« persischen Gesandten in Angora nach Odessa abgeretst, wo er mit Tschitscherin verhandelt. Von gut unterrichteter türkischer Sette wird zugegeben, daß die Völker Asien» sich augenblicklich untirrelnander zu verständigen suchten. Ob man e» nun eine Verständigung, eine Nachahmung von Locarno oder Genf, eine Union, eine Liga oder einen Konkurrenz-Völkerbund nennen »volle, da» ändere an der Tatsache an sich nur wenig. Der Berichterstat ter schließt seine Meldung mit der Frage, ob die Pläne Moskau» vielleicht nicht noch weiter gingen, und ob sie auf die Gründung der Vereinigten Staaten von Asten mit der Hauptstadt Moskau abszielten. Ver türkische stugenmlnifter in <d-essa. Odessa, 1L. Rosv. D«r türkische Außenminister traf heute morgen hier ein. Nach seinem Empfang durch Tschitscherin und die Behörden gab Tschitscherin ein Frühstück, während dessen der erste freundschaftliche Meinungsaustausch stattfand. Die interfraktionellen Besprechungen. Reichskanzler Dr. Marx empfing gestern, den Blät tern zufolge, die Vertreter der Regierungsparteien, um die Vereinbarungen zu erörtern, die er mit dem sozial demokratischen Parteivorstand getroffen hat. ES wurde festgestellt. daß. die RetchSregierung in Zukunft die So zialdemokraten vor der Einbringung von Gesetzesvor lagen über den Inhalt unterrichten werde. Von volks- parteilicher Seite wurde betont, daß darin keine ein heitliche Bindung liege, sondern, daß. die Regierung freie Hand habe, auch die Deutschnationalen zu Vorbe sprechungen über Gesetzentwürfe -hinzuzuziehen. Einen wetteren Gegenstand der Besprechungen bildete da« Arbeitszeitgesetz. Bei den Verhandlungen de» Reichs- inncnministers mit den Vertretern der RegierungSpar. teien über das Gesetz gegen Schmutz und Schund ist eins Verständigung über die Einzelheiten des Gesetzes noch nicht zustandegekommen. Die Deutsche Volk-Partei, die Demokraten und die Sozialdemokraten haben eine Reihe von AenderungSanträgen angekündtgt. kein« Umzugsvorbereltungen in Voorn. Berlin, 12. Nov. Von Umzug-Vorbereitungen in Hau» Doorn ist, wie die Blätter erfahren, an maß gebender Stelle nicht» bekannt. Im Schlosse Hom burg ist ein Teil der Baulichkeiten zu einem Museum hergerichtet, in einem anderen Teil befindet sich ein Finanzamt, da» ungestört arbeitet. Der Vertrag Mit den Hohenzollern tritt erst am 1. April in Kraft. Zum Vorschlag Hugenberg«, -i« prrußtschsn un- -l« Nelchsmintsteeien zu verschmelzen. Nach einer Mitteilung der deutschnationalen Pref- sestelle lehnt die deutschnattonale «andtag«fraktion den vom Reichstag-abgeordneten Dr. Hugenber, im „Tag" veröffentlichten Vorschlag, in dem er die Verschmel zung der preußischen und der Meichsmintsterten und d», Verlegung der preußischen LegtSlanve in den Reichetag empsiehlt, in volle'm Umfang« ab. Er ist nach ihre» Ansicht undurchführbar und widerspricht durchaus de, föderalistischen Einstellung der Deutschnationalin Volks partei. vtkhan-lungtn über das Ersetz gegen Echmutz un- Echun-. Nach einer Berliner Meldung verhandelte AetchS tnnenminister Dr. Kül» am -estrigen SPttnachmtttag mit den Vertretern sämtliche, nicht sozialistischen Frak tionen, also von den Deutschnational«» bi« zu den Demokraten, üb», di« bevorstehend« Beratung de» Es» fetz,» gegen Schmutz und Schund, um «in« Klärung httbetzuMren. ' Einigung über -en -eutschen Erun-befltz in Eüütlrol. Berlin, 12. Nüv. Wie die Blätter erfahren, ist zwischen den reichsdeutschen Grundbesitzern in Südtirol und der italienischen Regierung eine Einigung erfolgt. Der Grundbesitz war beschlagnahmt worden, wogegen Deutschland bestritten hatte, daß au» dem Versailler Vertrag eine Grundlage für diese Beschlagnahme her geleitet werden könnte. Die Interessenten erhalten nun mehr 85 Prozent de» Wertes ersetzt. Dieser tragbare Erfolg sei durch persönliche» Eingreifen Mussolini» er reicht worden. i Konkor-at zwischen Vatikan un- italienischer Negierung! London, IS. Nov. Der diplomatische Bericht erstatter de» „Daily Telegraph" will von kirchlicher Sette in Rom Informationen erhalten haben, die auf die Beschleunigung de» Abschlusses eine» Konkordate» zwischen dem Vatikan und der italienischen Regierung infolge de» Anschläge» auf da» Leben Mussolini» hin deuteten. -rschwer-rn Srr sranzMchrn Kolonie kn Ventimiglia Pari», 12. Nov. Dem „TempS" wird au» Nizza gemeldet, daß die französisch« Kolonie in Ventimiglia bet der französischen Regierung gegen die angekün- dtgte Versetzung dreier von den Faschisten angefetndeter französischer Beamten de» internationalen Bahnhöfe» in Ventimiglia Protest erhoben hat. Zrouenwahlrscht in Epanlenk Madrid, 12. Nov. Wie „D«bate" auS gutunter, richtet» Quelle erfahren haben will, beabsichtigt die Negierung, den Frauen für di« kommende National versammlung da» Wahlrecht »u verleihen. Lfchltschrrln führt zu, Erholung nach -rankrsich. Pari», 1». Nov. wie Hav»» au» Konstantin opel meldet, wird dort vermutet, daß der Gesundheits zustand Tschitscherin» diesen veranlassen dürst«, bald ein« länger« Reise zu unternehmen, nm in einem fran- zöftschen Badeort Erholung »u suchen. Er wurde sich dann auch längere Zett in Pan« aufhatten. Zur Unt»rrs-uug Erlan--von-«rorl-r. Vari«, 18. Nov. Zu der Unterredung vrtand» mit vandervekde berichtet da« Außenministertum, daß die beiden Minister sich über di« Eesamthett der dl« französisch« und die belgisch« Regierung interessierenden Fragen auöarsproLen haben. Di« Unt«»reduna -ab« sich auch auf oi« kommend« Tagung d«» Völkerbund»- rate» bezogen. Li» beiden Minister hätten di« Uetzer- etnstimmung d„ Ansichten der -rtdrn Negierungen in allen geprüften Punkts» festM« kEms». Stahlhelm unä Dr. Stresemann. Seußerungen eine» Frontsoldaten. In den „Pommernstimmen" nimmt Oberstleutnant a. D- Bauer Stellung sowohl zu den Ausführungen Stresemann« auf dem Kölner Parte tag der D. V. P. über den Frontgeist wie zu der Erklärung des Stahlhelm gegen die Darlegungen Stresemanns. Streseniann hatte bekanntlich den vaterländi schen Verbänden geraten, sich nicht in den Streit der Parteien hineinzustellen, sondern sich ausschließlich der großen Ausgabe zu widmen, die Erinnerung an die Vergangenheit, an die Taten des Weltkrieges und an da» gewaltige yronterlebn!« fener Jahre im Volke wachzuhalten. Der Stahlhelm fühlte sich veranlaßt, diesen wohlgemeinten Rat al» Anmaßung zu rückzuweisen. Dazu schreibt nun Oberstleutnant Bauer: Ich bedauere die Entschließung des Stahlhelm. Und gerade, weil ich berechtigte Bestrebungen der^ „Vaterländischen Verbände" Immer auf das wärmste unterstützt habe, weil ich schon lange vor Gründung der „Daterländ sehen Verbände" gleich nach der Revolution und seither immer in Wort und Schrift in aller Oeffentlichkeit mT allem Nachdruck auch .n einer Zelt, in der solche» Eintreten in weiten Kreisen unseres Volkes wenig Verständnis fand, mich dafür eingesetzt habe, bah die Erinnerung an die großen Taten unsere« Heere» in unse rem Volke wach und lebendig erhalten bleibe, nehme ich für mich das Recht und die Pflicht in Anspruch, e» vor aller Oeffentlichkeit zu bekennen, daß Dr. Stresemann m t se'nen Worten mir und gewiß vielen Frontsoldaten au« dem Herzen gesprochen hat. Ich habe immer ein volle» Verstehen dafür gehabt, daß in dieser schweren Nachkriegszeit manch heißes deutsche Her den Kopf nicht immer Hat meistern können, und ich habe ein mal vor Jahren schon in einer Ansprache an Dr. Stresemann ausgeführt, daß wir alle verstehen lernen müßten, daß es nicht die schlechtesten Deutschen sind, auch wenn sie in anderen Partetlagern stehen, die namentlich, wenn sie von sich offen bekennen dürfen, daß ihnen einst auch draußen im Kamps an gesichts des Todes des Vaterlandes Größe höchstes Gebot und der Wunsch um des Vaterlandes Sieg letzte- Gebot gewesen, auch heute den ehrlichen Kampf dem Verhandeln und Unter handeln vorzichen möchte. Aber wie einst der erste Offizier des alten Heeres, König Wilhelm, bet den Verhandlungen vor Nikolsburg aus staatspolitischen Gründen sich bescheiden und, wie er damals meinte, nach glänzenden Stegen der Armee in den sauren Apfel beißen und einen so schmachvollen Frieden annehmen mußte, so müssen auch sie heute lernen, daß vor staatspolitischen Notwendigkeiten und Nüchternheiten auch die berechtigten und ehrlichsten Gefühle sich bescheiden müssen, ja daß wir heute als waffenloses und wehrloses Volk weniger denn fe den nüchternen Kopf als Regulacor der heißen Ge fühle ausschalten dürfen. Auf der anderen Sette aber w rd auch kein Staatsmann da« deutsche Volk wieder zur Hölie führen können, in dem nicht wie ein flammend Feuer die Er innerung brennt an jene große Ze t, der nicht in sich die un- erschütterliche Ueberzeugung trägt, daß das deutsche Volk da mal» im heiligen Glauben an sein Recht zu den Waffen ge griffen, den nicht in stillen Stunden An tiefe- Gefühl der Verantwortung packt gegenüber dem gewaltigen Millionen heer unserer Toten und Blutopferbringer, die in jahrelangem Ringen gegen die Uebermacht der ganzen Welt den Heimat boden unversehrt, die Einheit de» Reiche- un» erhalten haben. Wir dürfen gewiß sein, daß in Dr. Stresemann! ein solch heiße« deutsches Herz schlägt.. Wa« er bi- jetzt al- Reich»- außenmtntster erstrebt und gewollt, ja, sagen wir e« ganz offen, auch daS, was er bis jetzt erreicht hat, mag es auch vielen berechtigten Wünschen wenig erscheinen, ist dafür ein Beweis, der für alle, die die Tat Wer stellen al« das Wort, auch wenn fie über die Wege der Gtresrmannschen Poltt k sachlich anderer Ansicht find, volle Gültigkeit haben müßte." * Zu diesem Artikel hat Oberstleutnant Bauer vi»le an erkennende Zuschriften erhalten, auf dl« er wie folgt ant wortete: „Nicht r,m Stresemann« Politik zu verteidigen, habe ich den Arstkel geschrieben — über dps« Politik wird die Ge schichte da» cnksche'dendc Wort sprechen. Nein, da» auf richtige tiefe Bedauern hat mir die Fede, geführt, daß «in Mann wie Dr. Stresemann, der nun seit Jahren »nt«r schwer sten Verhältnissen im vordersten Schützengraben für sein Volk kämpft — da» solch «In Mann gerade au« den Kreisen heraus, hi« sicher, den guten Glauben muß ich Ihnen zuvtlligen, in letzt,r Linie dasselbe erstreben, da» Stresemann für uns-, Vat»rland will, persönlichen Verunglimviungen ausgesetzt ist. Darum have ich mich al» alter Soldat an da» gesunde soldatische Empfinden unsere» Volke« gewandt, al« Schwer kriegsbeschädigter zu Krieg»beschädtgten gesprochen. W« ich es k'eute nach al» bitterste« Unrecht empfind«, wenn man der soldatischen Ehr« eine» Ludendorff zu nahe tritt, den Mann verunglimpft, der bei Lüttich — von feinen Verdiensten al» Heerführer ganz abgesehen — al» ein wahrer Held sich er wiesen, wa» auch die berechtigten Widersacher seiner Politik nie vergessen sollten — so me'n« ich, sollten alt« Soldaten auch da, wo ihr heiß,» Her» di, neu« Weg, weisend, Politik Stresemann» nicht aleich »»«stehen kann, doch m't Achtung nnd Respekt d»m Mann «ntgearntreten, dem -«''<» hi« schwerst» Aufgabe otzlkgt. Deutschland, uns», aller «at-r- land, au» tz»m LLgnuch wieder zur Höh» »u führ»». Er hat