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/luer Tageblatt LM-- Mnzetger Mr -as Erzgebirge rx>^>»«>> -»-««V. «mhait«» tl, «MUcho S^<Utttt»achll,A« rrott» »«, GdM t« KWtt-rrtchi» H». »->««- Nr. S2S Sonntag, äen 2S. September IS2S 21. Jahrgang MWM mrlWt MWWiWMii. Venf, 24. Sept. In der heutigen Sitzung der VvlkerbundSversammlung sprach Lord Cecil als erster Redner. Gr führte u. a. aus. Hinsichtlich der Regional. Verträge und der potentiellen RüstungSmögltchketten be ständen zwischen ihm und Paul Boncour keine wesent lichen Meinungsverschiedenheiten. Auch die Kontroll frag« würde keine besonderen Schwierigkeiten bereiten, wenn man sich erst einmal über die Abrüstung selbst ver ständigt habe. Die grundlegende Frage sei die Vertei- lung der Rüstungen. Bisher sei jeder Staat Anhänger der Abrüstung — seines Nachbarn. Die Ausschußmit- glteder mühten sich von der Ueberzeugung durchdrin gen lassen, daß nur «Ine völlige Abrüstung sie befrie digen dürfe. Um diese« Ziel zu erreichen, solle man lieber eine Verzögerung de« Konferenzbeginne» in Kauf nehmen als sich der Gefahr eines. Scheiterns der Konferenz ausfetzen. Nach der Rede des englischen Delegierten Lord Ro, bert Cecil verlas der deutsche Delegierte Staatssekretär v. Schubert eine schriftlich formulierte Erklärung über den deutschen Standpunkt zur Abrüstungsfraze. wobei er e« nicht als das Ziel seiner Ausführungen be- zeichnete, das Problem der Rüstungsherabsetzung in sei ner ganzen Ausdehnung vom deutschen Standpunkt aus zu beleuchten, der in Ueberetnsttmmung mit den Inter essen de« Völkerbundes stehe und allgemein bekannt sei. Deutschland habe schon, so führte v. Schubert aus, vor seinem Eintritt in den Völkerbund an den Ar beiten deS Vorbereitenden Abrüstungsausschusses tetlge- nommen, fn dem Meinungsverschiedenheiten aufgetre ten seien. ES habe stet» da» allgemeine Interesse da bei hochgehalten und betrachte -ie Abrüstung als Sie größte Aufgabe -es völkerbun-es, durch deren Erfüllung dieser nicht nur seine eigene Stellung stärken, sondern auch im Interesse der ge samten Menschheit arbeiten würde. Heute handelte es sich nur um die Grundlagen, die Paul Boncour gestern klargelegt habe. Ueber das Ziel seien sich gewiß allo einig, aber es sei gesagt worden, daß auch eine in ternationale Konvention über die Verminderung der Rüstungen schon ein großer Fortschritt wäre, auch wenn st« sich nur auf die Festlegung de« gegenwärtigen Zu ¬ stande» beschränken würde. Auch Deutschland halte «in stufenweises Vorgehen für unvermeidlich, könne aber in der Festlegung des gegenwärtigen Zustandes! keinen wirklichen Fortschritt erblicken, sondern sei der Mei nung, daß die vorbereitenden Arbeiten zu einer verminüerung -er zu großen verschle-enheiten führen müßten, die zwischen den Rüstungen der Dölker- bundSmitglteder bestehen, um dadurch den Bund zur Erfüllung seiner Aufgabe geneigter zu machen. Mess heikle Frage verlange zweifellos Rücksichtnahme auf die gegenwärtig bestehenden Tatsachen, aber nui ein« volle Loyalität und der Wunsch einer gegenseitigen Verstän digung, von dem die gegenwärtige Versammlung so glücklich beseelt sei, werde den Weg ebnen können, der zu dem gemeinsam verfolgten Ideal führe. Die Erklärungen des Staatssekretär» von Schu bert über den deutschen Standpunkt zur Entwaff- nunpsfrage wurden mit starkem Beifall ausgenommen, besonders die Ausführungen, daß die deutschen Vertre ter sich von der Ueberzeugung letten ließen, daß der Völkerbund bei der Durchführung der Abrüstung al» seiner bedeutsamsten Ausgabe nicht nur für seine eigene Konsolidierung, sondern für die gesamt« Menschheit arbeite. Zn der Sitzung wurde eine Resolution, die eine Einberufung der Abrüstungskonferenz aus einen Ter min vor der nächsten BölkerbundSdersanünlung fordert- einstimmig angenommen. heute voraussichtlich En-e -er völkerbun-stagung. Gens, 24. Sept. Die Arbeiten der einzelnen Kommissionen des Völkerbundes gehen ihrem Ende ent gegen. Voraussichtlich kann die Vollversammlung ihte Arbeiten Sonnabend nachmittag abschltetzen, da von Selten des Büros und der Versammlung Bemühungen unternommen worden sind, die Verhandlungen abzu kürzen; es wurde verschiedenen Rednern nahe gelegt, auf da» Wort zu verzichten. Wenn auch die Vollver sammlung Sonnabend ihre Arbeiten abschltetzen Fann, so muß doch noch mit wichtigen Ratsversammlungen ge rechnet werden. LuMmmung cles Keickskabinetts zum Veriwl l)r. Strelemanns. Berlin, 24. Sept. (Amtlich.) ZK der heutigen unter dem Vorsitz! deS Reichskanzler« Dir. Marx ab- gehaltenen Sitzung deS Reichskabinetts erstattete der ReichSminister des Auswärtigen L«. Stresemann Bericht über die Tätigkeit der deutschen Delegation bet der Völkerbundsversammlung in Genf. Tas Kabinett stimmte der Haltung der deutschen Vertreter zu und sprach dem Reichsminister Tr. Stresemann sowie den übrigen Mitgliedern der Delegation für die geleistete Arbeit seinen Dank au». Anschließend berichtete Dr. Stresemann über den Inhalt seiner Verhandlungen mit dem französischen Minister de» Auswärtigen Briand zur Frage des deutsch französischen Ausgleiche». Da» Kabinett billigte ein stimmig und grundsätzlich diese Verhandlungen, zu de- ren Weiterführung ein au« den in Betracht kommenden Ressortsmtnistern bestehender Ausschuß gebildet wurde, der dem Kabinett demnächst Bericht erstatten soll. Vie Kommunisten for-ern Sen Zusammentritt -es Nekchstags. Die kommunistische ReichStagSfraktion hat in einem Schreiben an da» Präsidium de« Reichstag» zweck» Be sprechung der yürstenfrage, der Not der Erwerbslosen, der außenpolitischen Ereignisse in Gens und der inner- politischen Situation den sofortigen Zusammentritt de» Reichstage» gefordert. Ebenso hat die kommunistische Fraktion die sofortige Einberufung de« Auswärtigen Ausschusses verlangt. di« SßMrgchung von ffhoirp. Zu der in der in- und «»»ländischen Presse aus getauchten Meldung, die van einer geplanten deutschen Zahlung in Höhe Kon acht Milliarden an Frankreich wissen will, bemerken die Blätter, daß in Thoth nur ein allgemeine» politische» Programm besprochen wor den ist. Die Zahlenfrag» blieb späteren Sachdetstän- digewberatungea vorbchalten. Li» Blätter betone», da derartig« Summen wie die oben genannte, unter keinen Umständen in Betracht kommen, insbesondere kann von einer über die TaweSlasten hinausgehenden neuen fi nanziellen Verpflichtung nicht die Rede sein. Telegramm Stresemann« an -en Gberprüfl-ent -er Nhelnprovinz. Koblenz, ^4. Sept. ReichSminister de« Au», wärttgen Dir. Stresemann sandte an den Oberprästden- ten der Rheinprovinz folgende« Telegramm; „Auf. richtigen Tank für die Worte der Begrüßung, die Sie mir namens der Rhetnproivinz übermittelten. Ter von der deutschen Außenpolitik im letzten Jahre zurückge legte Weg war nur.möglich bei dem bestehenden Ver trauensverhältnis zwischen der ReichSregterung und der Bevölkerung der besetzten Gebiete, während treu« Mit arbeit auch für die kommende Zett mehr denn je un- erläßltch ist/ Segen -en verkauf -es kalferhofes an -le Keichsregleruag. Berlin, 24. Sept. Die Ortsgruppe Berlin des Zentralverbandes der Hotel-, Restaurant- und Kaffee- Angestellten hatte, einer Korrespondenz zufolge, die Belegschaft der Aschingerbetriebe nach! dem Bewerb- fchastshau» zu einer Versammlung einberufen, um zu dem «erkauf de» Hotels „Katferhof" Stellung zu näh men. In einer Resolution wurde einstimmig gefordert, daß, falls der Kauf nicht rückgängig gemacht würde, die Arbeitnehmer, die ihre Arbeitsstellen verlieren, eine den Bestimmungen de» Betrtebsrätegefetze» entsprechen- d« Entschädigung erhalten sollen. Sieichßslnan,Minister Dr. «einhold Saft de» spanisch,n Minister« de» «eutzern. Madrid, 2ü. September. Der Minister de» Aeußern gab heute zu Ehren de» Reichsfinanzmtnister» Dr. Reinhold und dessen Gemahlin ein Frühstück. Mobilisierung äei» vawes- Scbuläverlckreibungen. Frankreich hat zur Heilung! seiner Finanz, und Währungskrise die Mobilisierung eine» Teile« der so genannten DaweS-Schuldverschretbungen angeregt. Auf Grund de« TaweSplane» ist der Kapttalwert der Reichs bahn mit 26 Milliarden Mark festgesetzt worden. Von diesen 26 Milliarden Mark, di« indessen kein Aktien kapital im RechtSstnne bilden, wurden 11 Milliarden Mark abgezweigt. Sie sind in Form Kiner Bescheini gung dem Treuhänder für di« Reichsbahn übereignet worden. Die Verpflichtung der Reichsbahn besteht dar in, di« 11 Milliarden Mark zu verzinsen und mit 1 Prozent zu tilgen. Sobald di« Höchstleistungen de« TaweSplane» erreicht werden, also in den „Normal jahren", beträgt die Gesamtbelastung der Reichsbahn sür Ztnsendtenst und Tilgung 660 Millionen Mark im Jahre. Eine Rückzahlung de» angenommenen Kapital« von 11 Millionen Mark kommt nicht in Frage, — auch dann nicht, wenn die Reichsbahn ohne eigene» Ver schulden in Verzug gerät. Der Treuhänder, der nicht über gestückelte Schuldverschreibungen verfügt, kann aber, wenn er da» für notwendig hält, die Schuldver schreibungen ganz oder teilweise aus dem Geldmarkt mobilisieren. Für absehbare Zeit wird der deutsch« Geldmarkt sich dafür nicht eignen. Einfach ist der finanp« technische Vorgang der Mobilisation der Eisenbahn- Schuldverschreibungen nicht. Di« 11 Milliarden Mark find zwar an erster Stelle auf die gesamten Betriebs anlagen der Reichsbahn eingetragen, allein wenn der Treuhänder die Schuldverschreibungen mobilisiert, so spielt sich der rechtliche Vorgang -wischen Treuhänder und Erwerber der Schuldverschreibungen ab. ES kann der Falk eintreten, daß die Reichsbahn zwar pünktlich ihren Verpflichtungen nachkommt, der Treuhänder aber trotzdem nicht in der Lage ist, die Verzinsung der z. B. an der Neuhorker Börse untergebrachten Schuldver schreibungen zu gewährleisten. Da» wird eintreten, so fern die Uebertragung, also die Transferierung, der Zinsen Schwierigkeiten macht. Im! Dawesplan ist da» ja ausdrücklich vorgesehen. Der Transfer soll nur dann erfolgen, wenn eine Erschütterung der deutschen Wäh rung Nicht zu befürchten ist. Tritt eine solche ein, so bricht der ganze Tawesplan sofort in sich zusammen. Tie in den Bereinigten Staaten untergebrachten Schuld verschreibungen können um so Mehr notleidend werden als nicht die Reichsbahn und das Reich irgendeine wet tere Verpflichtung für die Sicherheit zu Übernehmen brauchen. Ob der Treuhänder die Mobilisierung ein«» Teil« der Schuldverschreibungen im Interesse eine» Gläubigerstaate« vorntmmt, ist eine Angelegenheit, die der Treuhänder Mit der Gesamtheit der Gläubigerstaa ten abmachen mutz. Leicht wird diese Zustimmung nicht zu erreichen sein, aus jeden Fall aber nur sür «inen verhältnismäßig geringen Teil der Schuldverschreibun gen. Auch Wallstreet kann nicht einige Milliarden Matk mühelos unterbringen. Ein solcher Versuch ist auch! noch nicht gemacht worden. Ze größer der mobilisierte Teil der TaweS-Tchuldverschreibungen ist, desto größer ist auch Vie für die Verzinsung erforderliche Summe, desto größer aber sind auch die Gefahren beim Transfer. Stellt sich später in den „Normaljahren" Heraus, daß der deutsche Außenhandel nicht mit lleberschüssen ar beitet und arbeiten kann, so wird eine Uebertragung der Summen auch nicht möglich sein. E» bleibt dann nur möglich, für den Gegenwert der DaweSzahlungen in Deutschland Waren zu bestellen und zu kaufen. Ob sie auf den Auslandsmärkten glatt abzufetzen sind, läßt sich nicht übersehen. Tja« ist e« auch, wa» d«m Treu händer Vorsicht bet der Mobilisierung der Schuldver schreibungen zur Pflicht macht. Werden die Schuldver schreibungen im Ausland notleidend, so kann di« Reichs bahn sie zurückkaufen. Sie muß e« aber nicht, denn zwischen der Reichsbahn und dem Erwerber der Schuld verschreibungen entsteht kein unmittelbare« Rechtsver hältnis, wie da» sonst beim Obligattonenkauf die Re gel ist, ! Nnterzeichnung -e» Protokolle» betreffe«- -le amerikanischen Vorbehalte Genf, 24. Sept. Der gestern von der Konferenz der Signatarmächte de» Statute» ds» internationalen ständigen Gerichtshöfe» in Bezug auf die Vorbehalt, de« amerikanischen Senate» angenommene Schlußbertcht mit dem Vorgrttwurf «ine» TurchsührungSProtokolle» wurde bereit» von 26 Staaten, da» heißt «üva der Hälfte der auf der Konferenz vertretenen Länder, unter zeichnet, darunter England, Frankreich, Italien, Japan sowie drei der englischen Dominion», nämlich Austra lien, Indien und Neuseeland.