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An weiteren Produktionserhöhungen bi« zu SO Millionen Tonnen jährlich nimmt Belgien zunächst nicht teil; das Quantum Wird vielmehr unter die an anderen Teilnehmer prozentual aufgeteilt. Bei einer Produktionsstetgerung über 30 .Millionen Tonnen hin aus erhält Belgien dagegen zu den bisherigen 12,58 v. H. noch wettere 2,85 v. !H. Sinkt hingegen die Pro duktion unter den Anfangssatz von 27 528 000 Tonnen, so wird die Quote gleichmäßig für alle beteiligten Län der herabgesetzt. Zu dem Abschluß de» Internationalen Eisenkartell« bringt das Berliner Tageblatt einen Artikel eines führenden rheinischen Schwerindustrtellen, der einen Konzern leitet, der seinen Namen trägt. Der Verfasser gehört dem Zentrum an. Der Artikel hebt hervor, daß die Beteiligungsziffern Frank reichs, Luxemburgs und Belgiens ungefähr 95—100 Prozent der Leistungsfähigkeit entsprechen,, die Ziffern für Deutschland höchstens 70—75 Prozent. Aus diesem Grunde werde Deutsch ¬ land in den nächsten Jahren der Zahlende bet dem Abkommen sein. Ich ersten Jahr wird es 2—3 Millionen Dollar, das sind ungefähr 3 Mark je Tonne, Ausfuhr zu zahlen haben. Tas bedeute eine schwere Belastung für Deutschland. Trotz dieser Belastung sei das Abkommen aber für Deutschland günstig, da Deutschland jetzt in der Lage sei, den deutschen Markt zu ord nen. Der größte Nutzen liege darin, daß es jetzt auch möglich sei, die Preise auf dem internationalen Markt zu revidieren. Sollte die Anpassung der ausländischen Preise an die deutschen gelingen, dann werde die deutsche Fertigeisenindustrie jeder zeit in der Lage sein, gegen die ausländische Konkurrenz mit gleichen Selbstkosten aufzutreten. Das genannte Blatt bringt weiter auch «ine Aeußerung LoucheurS, der hervorhebt, daß der Pakt mit der schweigenden Zustimmung der Regierungen geschlossen worden ist. Der belgische Senator de Brouckvre betont in einer Zuschrift, das Abkommen werde zwischen den Ländern, die den Vertrag von Locarno unterzeichnet haben, e,ine noch stärkere wirtschaftliche Solidarität und Zusammen arbeit herbeiführen. Reichswirtschaftsminister Curtius weist darauf hin, daß die Stahlindustriellen als verantwortliche Sachwalter der gesamten deutschen Wirtschaft, insbesondere der eisenverarbeitenden Industrie, gehandelt haben. Der „Vorwärts" sieht in der Tatsache, datz die Kapitalisten allein den Zusammenschluß vollzogen, eine Gesahr sür die Arbeiter schaft. Die „Deutsche Allgemeine Zeitung" sieht eine über da rein Wirtschaftliche htnausgehende Bedeutung der Abmachung darin, daß mit ihr ein hoffnungsvoller Versuch unternommen werde, in einem wichtigen Punkte die unheilvollen Folgen deS Friedensvertrages von Versailles einem Ausgleich entgegen- -»führen. Lui* kluttat von Germerskeim. die Seifetzung öes Opfers. In Germersheim fand Donnerstag nachmittag 4 Uhr unter restloser Beteiligung der Bürgerschaft und reger Teilnahme der weiteren und engeren Umgebung Germersheim die Beerdigung des durch den Unterleut nant Roueier erschossenen Arbeiters Müller statt. Nach nie sah die Stadt eine so gewaltige Trauermenge in ihren Mauern. Am Trauergefolge nahm als Ver treter "der pfälzischen Regierung Regierungspräsident Mattheus, der bayrische Landtagsabgeordnete Bennzott und alle Spitzen der städtischen und staatlichen Behör den teil. Die Familie des Getöteten hatte sich jede Teilnahme der Besatzung verbeten. Lite Stadt ist ruhig. Bei der französischen Kommandantur sind alle Fenster geschlossen. Man sieht keinen Fran zosen auf der Straße. Lia» 311. Artillerieregiment, dem der Mörder angehört, ist seit Morgengrauen sang- und klanglos abgezogen. Im Laufe des Vormittags wa ren starke französische GendarmertetruppS zu sehen. Auch in dieser schwersten Stunde hat die Einwohner schaft mit übermenschlicher Kraft und Selbstbeherrschung die Ruhe bewahrt. Im Befinden de» schwerverletzten Matthe» ist eine Besserung etngetreten. Man hofft, ihm die Sehkraft erhalten zu können. Noucier bleibt bei Notwehr. Paris, 80. Sept. Ueber den Zwischenfall in Germersheim wird von der zuständigen französischen Stelle die erste offizielle französische Darstellung ge geben. ES wird darin behauptet, datz nach den bis herigen Ergebnissen der eingeleiteten amtlichen Unter suchung kein Zweifel mehr bestehen könne, datz der fran zösische Leutnant Roueier in Notwehr gehandelt habe. Roueier sei in der Nacht um V»2 Uhr auf seinem Heimwege von vier Deutschen angehalten worden, von denen einer ihm, indem er ihm die Hand auf die Schulter legte, erklärte, daß er „mit ihm zu sprechen" habe. Als der Leutnant sich dem Zugriff zu entziehen und seinen Weg fortzusetzen versuchte, sei er von den Deutschen, die inzwischen durch zwei neu Hinzugekonr- wene auf sechs verstärkt worden seien, mit Spazier- stücken bedroht worden. Er habe darauf einen Schreck schuß abgegeben, der einen' der Deutschen verletzte. Der Leutnant habe daraufhin den Rückweg in die Stadt angetreten, gefolgt von mehreren Deutschen. Aus einem Platze sei er erneut von drei Deutschen gestellt worden. Um sich seiner Verfolger zu entledigen, habe er sie erneut mit dem Revolver bedroht, Zwei von ihnen hätten sich daraufhin zurückgezogen. Tinen von den dreien habe den Leutnant Roueier ergriffen, um ihn nach der Polizeiwache zu führen^ Auf dem Wege dorthin sei er aber von mehreren jungen Leuten auf gehalten worden, die für den Verhafteten Partei er griffen und den Leutnant erneut mit Stöcken bedrohten. Sr heb» »gch«a)V von feinens Revol ver Gebrauch gemacht. Durch die beiden abgegebe nen Schüsse sei ein Deutscher getütet und ein -Wetter verwundet worden. Schurmann über VeutschlanS. Neu York, 30. September. Der amerikanische Bot schafter in Berlin Schurmann besprach mit Präsidenten Coolidge die Lage Deutschlands. Schurmann setzte Cool dge auseinander, daß Deutschland die nächstjährige Reparations zahlung ebenso pünktlich leisten werde wie im letzten Jahre. Deutschland, dessen Lage glänzend (??) sei, habe nur ein wirklich schwieriges Problem, nämlich die Arbettslosenfrage. Aber auch in der Vorkriegszeit habe Deutschland 50 v. tz. der jetzigen Arbeitslosenziffer gehabt. Schurnumn hielt die Aenderung in den Beziehungen zwischen Deutschland und Frankreich für äußerst beachtenswert, besonders, wenn man bedenke, daß noch vor Jahresfrist offener Hatz zwischen den beiden Völkern bestanden habe. Eine Gesellschaft für KokSoerwertung. Essen, 30 September. In der heutigen Mitglieder versammlung des Kohlensyndikats machte der zum Studium von Koksabsatzfragen eingesetzte Ausschuß den Vorschlag zur Gründung der Gesellschaft für Koksverwertung. Der Zweck der Gesellschaft soll ein gemeinsames Vorgehen auf dem Gebiete der Kohlenverwendung und Koblenveredelung sein. Hierunter soll in erster Linie verstanden sein, feste Brennstoffe, insbesondere solche, die schwer verkäuflich sind, zur Verbesserung der Absatz möglichkeiten in andere Energtearten oder Stoffe umzuwan deln oder bereits umgewandelte zu erwerben oder zu vertreiben und Erfindungen auszunutzen, die ähnlichen Zwecken dienen können. Die Gesellschaft soll das Gebiet der Gasfernversorgung, der Fernheizung, der Kohlenstaubfeuerung, der Kohlenver schwelung und andere bearbeiten. Der Vorschlag fand allge- meine Billigung. Das Kohlensyndikat beschloß, zunächst eine Ztudiengesellschaft mit einem kleinen Aktienkapital zu gründen. Einigung in Ser -rutsche« Seamtenkbaft. Die Verhandlungen de» Deutsche« BearntenbundeS mit dem Gesamtverband der Deutschen Beamtengewerk, schäften, der dem christlichen Deutschen Gewerkschafts bund angehört, Haben zu einer Einigung geführt, sodaß die Verschmelzung der beiden Beamtenorganisattonen bevorsteht. Die christlichen Beamtenorganisationen Ha ben laut „Dosstscher Zeitung" sich bereit erklärt, doS Programm deS Deutschen BeamtenbundeS uneinge schränkt anzunehmen, der in Artikel 1 seiner Statuten erklärt, datz er „auf dem Boden der geltenden republi kanischen Verfassung de» Deutschen Reiche» steht und ge- vtllt ist, sie gegen jeden Eingriff mit alten thm -» Gebote stehenden Mitteln zu schützen". Die neue Orga- nisation erhält den Namen Deutscher Beamtenbund. Der Gesamtverband löst sich von dem! Deutschen Gewerk, schaftsbund los. Nach vollzogener Einigung soll die erste Sitzung de» GesamtvoästanLe» de» neuen Deut schen Beamtenrunde» am 8. Oktober erfolgen, der am gleichen Tage mit einer Kundgebung vor die Beamten, schäft treten WÄ. Lksmberlain «ncl MuNoUni in Livorno. Mqm, 30. Sept. Endlich! ist da» Geheimnis ge lüftet und Livorno als Treffpunkt von Mussolini und Chamberlain verraten. Selbst die Behörden von Ltvqrno wurden erst am späten Abend von der bevor stehenden Ankunft de» Duce unterrichtet, de« Rom im Extrazug verließ und in einer kleine« unbekannten Sta tion vor Livorno übernachtete und heute früh weite»- fuhr. Vom Bah «Hof Livorno begab er sich In geschlos senem Auto -um.Ankerplatz und erreichte von dort mit einem Motorboot pte Regierung»jacht „Giultana", die noch eine Beute au» dem.Türkenkriego ist. Die im Laufs de» gestrigen Nachmittags einge troffene Jacht Chamberlain» „Lielphin" wird ebenso wie die Jacht „Giultana" bewacht. ^Gte sind ständig von dem Torpedokreuzer „Tigre" umkreist. Gegen 10 UMe setzte Chamberlain nach der „Giuliano" über, wo ib von Mussolini am Fallreep empfangen und in den Ka pitänssalon geführt wurde, wo alsbald die Unterhal tung begonnen wurde. Die Bedeutung, die in Regio« rungskreisen der Entrevue beigelegt wird, geht au» der zahlreichen Begleitung Mussolini« Hervor, der mit Grandt, ferner seinem Prtvatsekretär Paolucei und auch dem Pressechef de» Außenamte» Capaceo reist«. Unterreüung Chambrrlain-Musiollni. London, 1. Okt. Chamberlain empfing gestern den Berichterstatter deS „Daily Telegraph" und erklärte thm, Mussolini Habe den Wunsch! ausgesprochen, ihn zu treffen und er habe gern zugesagt.. Auf die Frage des Berichterstatters, ob die Unterredung mit Mussolini auch wichtige politische Probleme berührt habe, erwi derte Chamberlainr „Wenn Sie die amtliche Verlaut barung gelesen haben, so wissen Sie alle», was wir er-' örtert haben. Ueber Politik Haben wir sehr wenig gesprochen und unsere Unterredung war zum größten Teil die von zwei Freunden." Chamberlain sagte noch, daß er nach Genua fahre, von wo er nach PartS .u. London Weiterreisen werde. Einer Agenturmeldung auS Romi zufolge hat der italienische Unterstaatssekretär für auswärtige Ange legenheiten der Presse erklärt, die Veranlassung zu der Konferenz zwischen Mussolini und Chamberlain sei nicht Tanger gewesen, sondern „andere Fragen von wett größerer Bedeutung". Lier römische Berichterstat ter des „Daily Telegraph" schreibt, 2aß die italienische Regierung die anfänglich empfundenen Besorgnisse der italienischen Presie über die Nachricht von einer An näherung zwischen Frankreich und Deutschland nicht ge teilt Habe. Lonüon glaubt an »ine Entente. London, 80. Sept. Ruch Auffassung der eng lischen Oppositionsparteien ist "da» englische Ziel der Verhandlungen Chamberlains mit Mussolini die Her stellung einer englisch-italienischen Entente al» ausge sprochenes Gegengewicht zur bevorstehenden deutsch französischen Entente. La» italienische Ziel der Ver handlungen ist die Beteiligung an der Regierung von Tanger, die Erweiterung der italienischen Einflußsphäre am Roten Meer und die Erlangung einer bindenden Zusicherung von Chamberlain, datz England niemals den deutsch-österreichischen Anschluß genehmigen werde, auch dann nicht, wenn Frankreich bereit ist, den Anschluß zuzugestehen. Nervosität in Paris. Part», 80. Sept. Die heutige Begegnung^ zwi schen Mussolini und Chamberlain wird Hier mit ge spanntestem Interesse verfolgt. Während die Presse, der von höher Stelle Zurückhaltung empfohlen zu sein scheint sich jeglichen Kommentar» enthält, ^macht sich in diplomatischen Kreisen eins gewisse Nervosität be merkbar. Wenn nmn auch zunächst nicht mit sofort greifbaren Resultaten rechnet, s« gibt man sich andere« fett» sehr wohl Rechenschaft, daß Mussolini, von dem die Initiative zu der Besprechung ausgegangen ist, sich dabei offenbar von Pem Gedanke« hat leiten lassen, die Beunruhigung, die die deutsch-französische Annähe rung in England ausgelöst hat, zu einer Konsolidierung und Stärkung der internationalen Position Italien» auszumünzen. Di» Lag« in China. Schanghai, 20. September. Einem Bericht au» -an. kau zufolge rücken Truppen deS Generals Suntschuanfang, de» MilitärgouverneurS von Kiangsu und der ihr benachbarten Provinzen zum Entsatz Wutschangs heran. Französische und amertantsche Dampfer sollen von den Truppen aufgebracht worden sein, um Truppen vom oberen Dengtse den Fluß ad- märt» zu befördern.