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Mittwoch» äen r. September t92H Nr. 203 21. Jahrgang /luer Tageblatt MZM Mnzeiger für öas Erzgebirse «°.h°u.°. ... °M»4«. »«,«^4-^. «E. .., m>. »«.^4,. ^,. Vorbesprechungen in Genf. Die französischen Vorschläge. Genf, 80. Mug. In drei Punkten will der fran zösische Antrag die Wahlbeschlüsse der Studienkymmis« siyn «Ländern. Zwei Punkte sind einfach und klar- Dl» Kassationsklausel soll fallen, da» heißt das Recht der Versammlung, schon vor Ab« lauf der dreijährigen Frist sämtliche nichtständigen Rats sitze zu kassieren und zu Neuwahlen zu schreiten. Und dann soll durch das Los bestimmt werden, welches Trit te! der neu in der ersten Abstimmung gewählten Rats- Mitglieder nach einem, nach zwei, nach drei Jahren ausscheiden solle. DaS sind zwei völlig klare Anträge, die wohl auch nicht auf große Opposition stoßen werden. Anders steht es mit dem dritten, der Frage der WiederwShlbarkeli. Hier hat die französische Formulierung eine scharfe ita lienisch-polnische Kritik hervorgerufen. Nach den Mat beschlüssen kann ein RatSmitglted nur wiedergewählt werden, wenn eS während seiner MandatSzett oder nach Ablauf seines Mandats mit Zweidrittelmehrheit für wie- derwählbar erklärt wird. Fromageot» Vorschlag fügt eine neue Möglichkeit hinzu: Täe Wiederwahl kann auch dann erfolgen, wenn der Staat schon bei seiner ersten Wahl mit Zweidrittelmehrheit für wtederwählbar eE wird. . Fro- . i - -, - u»» . c so fortige Bezeichnung ' -ittel 4 der Völkerbundssatzunge- , stände. Sjö- borg-Schweden * „.lschieden gegen den französischen Ani ^er eine Abänderung eines bereits anerkannt Grundsatzes bedeute und die Gleich berechtigung aller Völkerbundsstaaten in Frage stellen würde. Scialoja erklärte, der Antrag werde praktisch dazu führen, daß schließlich alle Staaten als wieder wählbar erklärt werden könnten. Fromageot führte aus, theoretisch könne die diesjährige Völkerbundsver- sammlung drei Staaten als wtederwählbar bezeichnen und die nächstjährige Versammlung wiederum drei Staaten. Praktisch würde das letztere jedoch nur schwie rig durchführbar sein. Brouckers- Belgien kritisierte Einzelheiten der von Frankreich vorgeschlagenen Lösung. Scialoja erklärte, er sei mit Rücksicht auf die politische Seite der Frage zu dem Zugeständnis bereit, daß in ganz besonderen AuSnahmefällen die Wtederwählbarkeit be reits bet der ersten Wahl ausgesprochen werden könne. Guant - Uruguay kam auf den bereits tm Mat gestellten Antrag zurück, drei nichtständige Ratssitze den latein amerikanischen Staaten zu erteilen. Ter Antrag wurde auf Wunsch Mottas bis zur Erörterung der Gesamt zahl der nichtständigen RatSsihe zurückgestellt. Lord Robert Cecil bat Guant, seinen Antrag nochmals einer genauen Prüfung zu unterziehen, da e» zweifelhaft er scheine, ob der Ausschuß ihm voll entsprechen könne. Nach längerer Aussprache über die Tragweite de» französischen Abänderungsvorschlages zu Artikel 2, der sich in erster Linie auf die Frage der sofortigen Be-k Zeichnung der Wtederwählbarkeit Von Ratsmitgliedern bezieht, beschloß in der heutigen Nachmittagssitzung der Prüfungsausschuß auf Antrag Mottas und Lord Robert Cecils einen Unterausschuß einzusetzen, der den ursprünglichen Vorschlag de« PrüfungSauS- schusses vom Mat d. I. und den französischen Abände rungsvorschlag wciterberaten und grundsätzlich wie auch redaktionell miteinander in Einklang bringen soll. Der Antrag Mottas, zunächst eine Neußerung des Wahl, ausschusses darüber herbeizuführen, ob die sofortige Be- zeichnung der Wtederwählbarkeit zulässig sei, wurde auf Wunsch des englischen Vertreters fallen gelassen. Der Unterausschuß besteht aus Scialoja-Jtalten, Brouckere- Belgtcn. Solal-Polen, Sjöborg-Schweden, Guani-Uru- guah. Eecil-Englanv, Fromageot.Frankreich, v. Hoesch- Deutschland und Motta-Schweiz. Der Unterausschuß wird morgen vormittag zu einer nichtöffentlichen Sit zung zusammentreten Die Einberufung de» Bollau», schusse» ist nocb festgesetzt. frage von Senf getrennt. -8- Im heutigen Mtntsterrat gab der nen Bericht über die internationale a. au», daß Italien im Falle der - Tangerkonferenz al» Signatarmacht ... müsse. Jedenfalls sei . Langerfrag« vollständig getrennt von der Frag« der Völkerbundsratssitz« zu behandeln. Die italienische Delegation in Gens habe feste Instruktionen erhalten, wenn diese auch elastische Grenzen hätten, um gegebenenfalls unvorhergesehenen Situationen begegnen zu können. London, 30. Aug. In der heutigen Unterhaus- Sitzung erklärte der Staatssekretär des Aeutzeren, Str Austen Camberlatn,in Erwiderung auf eine an ihn gerichtete Frage: Die Regierung hat die spanische Note betreffend Tanger beantwortet und erklärt, sie könne einer Einverleibung Tangers in die spanische Zone nicht zusttmmen, sei jedoch bereit, gemeinsam mit der fran- zösischen und spanischen Regierung die Bedingungen zu erörtern, unter denen die Zustimmung der Mächte, die bisher die Tangerkonvention nicht angenommen haben, erreicht werden kann. Bei einer solchen Erörterung würde eS der spanischen Regierung freistehen, ihre An sichten unter gebührender Beachtung der bestehenden Verträge und Vereinbarungen darzulegen. Seiner Mei nung nach sei die Tagung der Völkerbundsversammlung in Genf nicht ein geeigneter Platz für eine solche Er örterung. Zwockmähigerweise würde auch eine Erörte rung unter den von ihm bezeichneten Mächten eine Vor verhandlung für Erörterungen mit anderen Mächten sein Vie Zusammensetzung -er -rutschen velegatlon für Genf noch ungewiß. Wie den Blättern mttgeteilt wird, sind bezüglich der Zusammensetzung der deutschen Delegation für Genf noch keinerlei Beschlüsse gefaßt worden. Die bisher in der Oefsentlichkeit genannten Namen seien größtenteils leere Kombinationen. Slutige Zusammenstöße in Großbeeren. In Großbeeren kam es nach einer Feier zur Er- innerung an die Schlacht von Großbeeren zu Zusanv- menstößen, bet denen Angehörige rechtsstehenden Ver bände Reichsbannerleute von Fahrrädern heruntergerts. sen und geschlagen haben sollen. Zwei Landjäger hät ten Labet einseitig Partei genommen. Mitglieder der rechtsstehenden Organisationen hätten mit Totschlägern, Schlagringen und Messer» gearbeitet. Drei Personen seien erheblich verletzt worden. slmerikarelse -es Neichsmknisters a. V. koch. Reichsminister a. D. Koch tritt am Dienstag eine Studienreise nach Amerika an, die ihn zunächst nach Kanada führen wird. Er wird etwa eine Woche in Quebec bleiben, dann in der kanadischen Provinz Ma nitoba einige deutsche Siedlungen besichtigen und sich darauf nach Vancouver begeben. Die Rückreise nach Europa wird von San Franzisko über Chtkago noch Neuhork führen. Zu Beginn der ReichStagSsttzungen wird er wieder in Berlin eintresfen. Italiens Makrung. hat man nun vorerst einmal dem Franken- geboten; wie lange dieser Zustand anhalten wird, ist kaum abzusehen, da an eine dauernde Stabilisierung der französischen Währung schon deshalb nicht zu denken ist, weil der Staatshaushalt unter ganz anderen Voraussetzungen aufgebaut ist, als es notwendig gewesen wäre. Die italienische Währung ist bisher durchweg in ihrem Schicksal eng verknüpft gewesen. Wenn auch der Stur, des französischen Franken größere Dimensionen angenommen hat, so scheint doch auch die italienische Lira langsam aber sicher dem Schicksal der In- Das ist umso bemerkenswerter, al» Loch Mussolini, -durch überaus.einschneidende Maßnahmen^ die italienische Wirtschaft und damit auch die Währung zu heben geglaubt hat. So ist es verständlich, daß dieser lang ame Währungsverfall der italienischen Regierung ernste Sorgen bereitet. Die Presse wird streng überwacht, und auch da» Parlament hat nur eine untergeordnete Bedeutung, sodaß sich die öffentliche Meinung' auch aus den ParlamentSdebasten kein richtiges Bild über die gegenwärtige Lage der Wirtschaft, mit der die Währung eines Landes immer eng verbunden ist, machen kann. Immerhin lassen sich aus den spärlichen Nach- richten, die durchdringen, die Schlußfolgerungen ziehen, daß trotz der diktatorischen Bestimmungen die Lage der italienischen Finanzen nur allzu rosig erschien, und, daß damä auch die Währung nur auf sehr schwachen Füßen stehen muß. Zwar wird von der Regierung behauptet, daß der Staatshaushalt ein Mehr von etwa 1200 Millionen aufwetse.. Ferner seien die ausländischen Schulden systematisiert, somit wäre, beson ders in Anbetracht dessen, daß der Notenumlauf eingeschränkt worden sei, nur die passive Handelsbilanz schuld an dem Niedergang der italienischen Währung. Hierüber müßen also zunächst die Betrachtungen und Untersuchungen angestellt werden, wenn man sich ein Urteil darüber bilden will, ob Mussolinis Sanierungsmethoden von Erfolg begleitet sein können. Vor 1914 war die italienische Handelsbilanz mit etwa einer Milliarde passiv; diese Passivität wurde jedoch durch Eingänge aus dem Fremdenbesuch, der Geld ins Land brachte, sowie durch die Rücksendung von Ersparnissen der Auswande rer wieder ausgeglichen, sodaß man, wenn man die Zahlungs bilanz der Betrachtung zu Grunde legte, von einer Passivität kaum sprechen konnte. Nach Berechnungen maßgebender Volkswirtschaftler zeigt die jetzige Handelsbilanz eine Passi vität von 1ö bis 20 Milliarden, während die Regierung allerdings nur etwa 7 Milliarden angtbt. Für absehbare Zett ist mit einer Besserung nicht zu rechnen. Denn die von Musso lini eingeleitete Intensivierung des Anbaues von Getreide wird auch dann, wenn sie wirklich In dem beabsichtigten Aus maße durchgsführt werden sollte, niemals den gesamten in- ländischen Konsum befriedigen können, sodaß immer noch noch eine Einfuhr in Betracht kommen würde. Auch der Bedarf an Eisen und Kohle wird nach wie vor zu einem großen Teile durch Einfuhr aus dem Auslande gedeckt werden müssen, obwohl einige Wirtschaftler in Italien allen Ernstes behaupten, daß das in Kürze nicht mehr nötig sei. Zwar hat Italien Braunkohlenlager; auch die großen Pyritlager bst Eodrona und Grosseto könnten noch besser ausgenutzt werden und damit rentabler wirtschaften, und schließlich würden wohl auch die Erzbestände auf der Insel Elba noch besser ausgenutzt werden können. Aber wenn auch die Erfahrung auf chemischem und technischem Gebiet, die in Italien noch nicht auf der Höhe ist, zu Hülfe kommen würde, so bliebe doch noch immer ein Teil des Bedarfes übrig, der vom Aus lande bezogen werden müßte. Die Passivität der Handels bilanz kann somit bestenfalls verringert werden, und auch das nur langsam, niemals aber beseitigt werden. Da ein Ausgleich der Zahlungsbilanz nicht mehr wie in früherem Umfange in Betracht kommt, so folgt daraus, daß die Haupt ursache des Währungsverfalls in absehbarer Zeit nicht aus- gstchalwt werden kann, obwohl die Regierung alles tut, was in ihren Kräften steht, und sie vor den schärfsten Maßnahmen nicht zurückschreckt. Andererseits hebt sie mittels politisch überspannter Maßnahmen einen guten Teil ihrer Anstren gungen automatisch wieder auf! Eine gefährliche Sen-ung. London, 31. Aug. „Tia'.lh News» Meldet» «in» Kiste die gefährliche Explosivstoffe enthielt und geeignet gewesen iväre, das Parlament in die Luft zu sprengen, ging dem Büro de« HilfSauSsckusse» für die Bergarbet. terfraurn zu. Die Gefährlichkeit de» Anhalt» der Ki st« wurde aber sofort erkannt und der Inhalt in« Was ser versenkt. Vas -wsfahklmgsgrfetz zum Artikel 4S. Zu der Meldung, daß der Reich-Minister de» Innern T«r. Külz den Entwurf eine» Au»führungSgesetzes zum Artikel 48 der Retchsverfassung an da» Reichsjusttz- und an da» Retchswohrmintsterium gesandt habe, hört das „Berliner Tageblatt", daß e» sich nur um eine Re- ferentenarbett handle, in der der Reichsminister de» Zmnern lediglich eine Grundlage für die Verhandlungen mit dem Retchsjusttz- und den» Reichswehrm nisterium erblicke. Eine bindende Aeußerung de» Reichsministers des Innern könne erst nach den Verhandlungen mit den MvMK» Sswrn UeichSNiaisterien erfolgen.. Sine Forderung der Sonntagsruhe für die Presto. Parts, SO. August. Die Vereinigung elsaß-lothringi scher ZetrungSverleger hat auf einer in Straßburg adgehalte- nen Versammlung eine Entschließung angenommen und dem Ministerpräsidenten übermittelt, in der für die in der Presse Ein verfahrt« «rgen Mlnlsterbrltl-lsung. Siner Zeitungskorrespondenz zufolge hat die Ober staatsanwaltschaft gegen den verantwortlichen Redakteur des „Deutschen Tageblattes», Han» Steller, wegen eine» Artikel» de» Reichstagsabgeordneten von Reventlow, in Berufstätigen die Sonntagsruhe gefordert wird, dem Reichskanzler Tr. Marx, Minister de» Aeutzeren ' Tw. Stresemann und Reichskanzler a. D. Dr. Luther «eine Unruhen in Madrid, wegen ihre» Eintreten» für den Dawssplan als „Haupt- Madrid. 80. August. Die Agentur Fabra erklärt, schuldige am Eisenbahnunglück von Leiferde" bezeichnet alle im Ausland verbreiteten Nachrichten, wonach in verden Anklage wegen MintsterbeleidtgunL erhoben. Madrid Unruhen ausgebrochen sein sollen, jeder Begründung ... »errMren.