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nrlaz Freitag, äen s. August 1S2S Nr. 181 Der türkische Unionistenprozetz icltvl ann. er- livks entkalt. sickt. 0/>L Fs/-, a/-ie/r ei 257 ibad nicht davon unterrichtete. Der Vertrag wurde von Sw« lciman Askert, Lr. Nazim und Zsmail Dschambvlat auS>- gearbeitet. Der Marineminister Tschemal Pascha war gegen den Vertrag und sympathisierte mit Frankreich. Azmt Bey teilte dann Einzelheiten mit, Vie sich auf den von den Völkern des Orients und den pry- gressistischen Führern in Baku abgehaltenen Kongreß bezogen. Die progressisttschen Führer hätten zuerst.in Berlin zu wirken versucht, seien aber dann, da sie in der deutschen Hauptstadt keinen günstigen Boden für ihre Wirksamkeit sanden, nach Rußland gegangen. Azmi Bey behauptete, er habe sich nach dem Stege nicht mehr um Politik gekümmert. Kutschuk Talaat, eines der einflußreichsten Mitglieder der Einheitspartei und Mitglied des .Haupt- ausschusses, sagte über die von der Partei verfolgte innere Politik aus und berichtete dann über die Vor geschichte det Eintritts der Türkei in den Weltkrieg an der Sette der Mittelmächte. Er schilderte dann, wie Talaat Pascha nach dem Zusammenbruch der Front in Syrien nach Berlin fuhr, um sich für einen Sonder frieden einzusetzen, da er der Meinung war, daß eine Fortsetzung de!s Krieges das Land in den Abgrund stürzen würde. Talaat Pascha habe sich ferner darum bemüht, daß Izzet Pascha Ministerpräsident wurde. Im wetteren Verlauf seiner Aussage erklärte er, daß nach dem Waffenstill stand eine Mission aus Persien etngetroffen sei, die für eine Vereinigung Aserbeidschans mit Persien Pro paganda -nachte. Man habe deutlich gemerkt, daß hin ter diesen Bemühungen England stand, das einen Puf ferstaat zwischen Rußland und der Türket schaffen wollte. Der Angeklagte schilderte daraus, wie Aser beidschan in die Hände der Bolschewiken fiel und wie man beschlossen habe, die Propaganda der neugeschaf fenen türkischen kommunistischen Partei in Anatolien zu verhindern. Anfangs hätte man für die neu zu schaf fende Partei den Namen „Einheit und Fortschritt" bei behalten wollen und sich schließlich für die Bezeichnung „Bund der revolutionären muselmanischen Organisa tionen" entschieden. Im Anschluß daran erzählte der Angeklagte wie Nain Bey beauftragt worden sei, in Angora zu wirken und er in Trapezunt, und wie man sich bemüht habe, Enver Pascha zur Rückkehr nach Arratolien zu bewegen. det der den Vorschlag unterbreitet, die Kaufleute der ganzen Welt sollten sich durch Vermittlung der internationalen Handelskammer vereinigen. Tie Erklärung enthält die Hauptrichtlinien für die Behandlung des auswärtigen Handels, des ausländischen Rechts und des ausländischen Kapitals. Diese Erklärung soll ein Teil eines Planes sein, der die Hindernisse, die den internationalen Han del erschweren, beseitigen will. Tas Komitee bezeichnet folgende sechs Punkte als die Haupthindernisse für dm internationalen Güteraustausch: 1. DiaS Nachlassen der Kaufkraft, 2. die Entwertung der Währungen und die schwanke,wen Wechselkurse, 8. die politische Unsicherheit, 4. dis unterschiedliche Be handlung und die Abneigung gegen fremdes Kapital, 5. die Vermehrung der Zollschranken durch die Schaffung neuer politischer Gebilde, 6. die Einmischung der Regie rungen in die Gebiete der Industrie und des Handels, die. eigentlich der privaten Unternehmungslust zu über lassen sind. Das Komitee ist der Ansicht, daß die un berufene Einmischung der Regierungen, durch Festsetzung von Preisen und durch Einschränkungen bet der Roh- stofierzeugung gegenüber den davon abhängenden Ver brauchern nicht billig ist. Das Komitee schlägt vor, die internationale Handelskammer vröge der Preisfestsetzung ichl rer M nthalt I erg 'erniickt. Deutsche im Ausismä. Fürst Hohenlohe erzählt einmal in seinen Denkwürdig keiten, wie er als junger Mensch in Paris, während seine ersten Auslandsaufenthaltes, in dem beengenden Gefühl, fern von den Seinen, auf sich selbst gestellt zu sein, plötzlich in der Fremde die Heimat, der er sich entwachsen glaubte, Wieder sand, und daß er das Erlebnis dieses vertieften Heimatgefühls sein ganzes Leben hindurch sich bewahren konnte. Dieses ver- tieftere Heimatgefühi, das man nur im Ausland erwirbt, ist es auch, das die Deutschen draußen immer wieder zusammen führt. In der Heimat war dieses über die ganze Welt verstreute deutsche Kulturleben bis zum Ausbruch des Krieges wenig be- kannt. Und doch hatte die Pioniertätigkeit der im Ausland lebenden Reichsdeutschen wesentlichen Anteil an unserem wirt schaftlichen Aufschwung. Erst als nach dem verlorenen Welt- krieg alle Verbindungen nach draußen abgeschnitten und die Ausländsdeutschen zur Rückkehr nach Deutschland gezwungen waren, fing man an, von der Größe des Verlustes sich eine richtigere Vorstellung zu machen und den Fragen des Aus landsdeutschtums erhöhtes Interesse zuzuwenden in der Er- kenntnis, daß der deutsche Wiederaufbau im Ausland nur von seinen erprobten Trägern neu vollzogen werden kann. Von dreiundsiebzig Millionen Deutschen leben nur achtundfünszig in der deutschen Republik und zwölf Millionen in geschlossenen Siedlungsgebieten außerhalb des Reichs, davon sechs Millio nen in Deutsch-Oesterreich. Darüber hinaus aber gab und gibt es jetzt wieder, als Folge der neu geschlossenen und noch zu schließenden Handelsverträge, in fast allen europäischen und außereuropäischen Ländern größere und kleinere Kolonien von Reichsdeutschen, die ihre deutsche Nationalität sich bewahrt haben, und die von den Angehörigen des Gastlandes gern ge- sehen sind. Es ist außerordentlich zu begrüßen, daß in einer in Ver- bindung mit dem Verein für das Deutschtum im Ausland so eben in zweiter Auflage erschienenen Schrift „Deutsche im Ausland" (herausgegeben von Dr. F. W. Mohr, Ludw'g Schoen, W. v- Hanfs; Verlag Hirt, Breslau 1928 XII 328 S.) das gesamte Gebiet des Auslanddeutschtums und der Aus ländsdeutschen in übersichtlicher systematischer Darstellung einem größeren Leserkreis nähergebracht wird. Die Kultur geschichte des Deutschtums im Ausland bleibt noch zu schr iben, aber das vorliegende klein« Werk enthält wertvolle Bausteine zu ihr. Aus der Fülle der Literatur über das Auslands, deutschtum, die so spezialisiert ist, daß sie nur unter zeitrauben der Arbeit benutzt werden kann, ist hier ein Wegweiser durch das Deutschtum in den verschiedenen Ländern der Erde ge schaffen worden. Die Kenntnis des Auslandsdeutschtums ist in den meisten Teilen unseres Volkes noch viel zu gering. Schon in der Schule sollte die Kunde vom Auslandsdeutsch tum ihren besonderen Platz haben, und auch für einen solchen Schulunterricht kann das vorliegende Buch ein Helfer sein. Der Stoff, der die ganze Welt umspannt, ist nach Erd teilen und Ländern übersichtlich geordnet. Um nur einen Auf satz herauszugreifen, fei auf den Artikel über „Kongreßpolen" hingewiesen als Musterbeispiel, ein so umfassendes Gebiet auf siebzehn Seiten anschaulich und jedermann verständlich zur Darstellung zu bringen. Ueber „Die deutschen Schutzgebiete in Afrika unter Mandatsherrschaft" bringt Ludwig Schoen auf Grund einer Studienreise das neueste Material. Der Verfasser hat als neuer Mitherausgeber des Buches den größe ren Teil der Durchsicht und Berichtigung des Textes besorgt und auch den neuen einleitenden Artikel „Ter Rhein und seine Bedeutung für das Deutschtum" geschrieben. Wie der Rhein im Wandel der Zeiten trotz Fremdherrschaft und Krieg stets deutsch geblieben ist und sein wird, so wird auch der nach und nach wieder durch die ganze Welt ziehende Strom der Aus ländsdeutschen, trotz schwerster Kriegsschicksale, seinen deutschen Charakter bewahren. Enthüllungen über Verschiebung von tzeeresgut t Berlin, 4. Aug. Wie der Reichsdienst der deut schen Presse erfährt, wird von pazifistischer Sette ein Weißbuch über die Reichswehr.vorbereitet, das den Reichstagsmitgliedern zugehen soll. Es soll darin ver sucht werden, den Nachweis eines groben Mißbrauche- der Amtsstellung durch eine Anzahl von Personen in den höchsten Stellen zu erbringen, namentlich soll eS sich um die Begünstigung oder Veranlagung von Schiebun gen mit HeereSgut und dergleichen in» Ausland unter dem Deckmantel einer Privatfirma handeln. Tie Höhe der auf diese Weise veruntreuten Werte soll mehr al» 20 Millionen Mark betragen. Die Vorgänge sollen sich in den Fahren 1923 und 1924 abgespielt haben. präfl-ent Eooll-ge un- -ie vermin-erung -er Seerüstungen. London, 6. Aug. , ,Morntngpvst" berichtet au» Washington, Präsident Coolidge habe «»gekündigt, er werde, wenn die Genfer Konferenz für die Verminde rung der Rüstungen fehlschlagen sollte, Schritte tun, um die großen Flottenmächte zusammenzubringen und damit das Werk der Washingtoner Konferenz weiter fortfüh ren. Er werde nicht- tun, was einen Eingriff in den Völkerbund bedeute. Wenn di« Genfer Beratungen j«- Vcrhandlungen «inktten. ' truchtkommenden annehmbar geregelt werden könne, be vor der Völkerbund zusammentrttt. Spanien würde nichts tun, was das gute Werk des Völkerbundes be hindere, es wünsche an der Aufrechterhaltung des Weltfriedens tetlzunehmen. Aus die Frage, ob Spanien auf einen ständigen Sitz im Völkerbundsrat bestehen werde, erklärte Primo de Rivera: Wir hoffen auf die Unterstützung Chamberlains und Briands. Amerika schlägt einen Veltverban- -er Kaufleute vor. Neuyork, 4. Aug. Journal of Dommerce" mel- aus Washington, daß das amerikanische Komitee internationalen Handelskammer in einer Erklärung A Zusammentritt -es völkerbunösausschustes für Sie Natsfrage. London, 4. Aug. Wie verlautet, ist es wahr scheinlich, daß der Ausschuß für die Zusammensetzung des DölkerbundSrateS, der sich nach Unterbreitung eines ZnterimSberichtes im Juni vertagt hatte, vor dem Zu sammentritt des DölkerbundSrateS am 2. September svieder zusammenkommen wird. Lord Cecil ist der bri. Rische Vertreter in diesem Ausschuß. Es wird erwartet, Daß die Zusammenkunft Ende dieses Monats stattfinden Hvird. Reuter zufolge ist man der Ansicht, daß infolge wer Tatsache, daß die Haltung Spaniens in der Frage wer Zuweisung eines ständigen Ratssitzes sich als weni- Mer unnachgiebig als die Brasiliens erwiesen hat, bei Diner neuen Zusammenkunft dieser Ausschuß zur Vor- Wereilung der Sitzung de- Rates selbst viel nützliche Ar- Weit verrichten kann. U Vie Stellung Spaniens zum völkerbun-. Madrid, 5. Aug. Einem ZeitungSvertreter cklärte Marquis Marge-, der ehemalige zeitweilige Prä sident des Direktoriums und spanischer Botschafter beim Mattkan, hinsichtlich der nächsten BölkerbundSsttzung in Wenf: Spanten braucht einen ständigen Sitz tM Bölker- Hundsrat. Falls die Regierung auf Grund d<er Ergeb nisse der Genfer Versammlung im September es als ihre Pflicht anschen würde, sich au» dem Völkerbund iurückzuziehen, so würde die» keineswegs die Isolierung Spaniens bedeuten, da sich ja auch andere bedeutungs volle Länder von Genf zurückhielten und auch bedeu tungsvolle internationale Verträge, wie die von Wa- Mington und Locarno, ohne Vermittlung des Völker- MundeS abgeschlossen worden seien. Auch das interna. Lionale Ansehen Spaniens wird durch einen solchen Mchrttt.in keiner Weife leiden. London, 5. Aug. General Primo de Rivera er- Märte in einer Unterredung mit einer Korrespondentin MeS ,Oailh Expreß" auf die Frage, ob sich Spanten end- vr» -p^e-i'-ineVr'ng i Mültig au» dem Völkerbund zurückhiehen wird, wenn der wichtigsten Rohmaterialien und der Er-eugung-ein- „ MS nicht «inen ständigen St- im völkerbund»rat er- schränkungen durch die Regierung ihre ablehnende Hal- doch ergebnislos verlaufen, so werde er seine eigenen Malte: Er sei überzeugt, daß di« Argg« für alle Jpbe-i tung -um Ausdruck bringen. Verhandlungen einletten. D Vie -ie Türkei kn Sen Weltkrieg ekntrat. Angora, 4. Aug. La» UnabhängigkeitSgericht Megan» heute mit dem Prozeß gegen die Anhänger der Mlntonisttfchen Partei, die in der Verschwörung gegen Den Staat mitverwtckelt sind. Der Vertreter der öf- Wentlichen Anklage führte au», daß in dem geheimen PluSschutz, der sich gebildet habe, um die Regierung zu Rtürzen, .außer der Fortschrittspartei auch einige Füh- Mer der Unionisttschen Partei vertreten waren. Dieser Meheime Ausschuß habe nach der Auflösung der Untoni- Dttschen Partei und der Flucht der Leute, die willkürlich Mas Volk in einen Krieg getrieben hätten, versucht, die Mlnionistische Partei unter einem anderen Namen neu Hrstehen zu lassen. Enver Pascha habe, um nach Ana« Hollen zurückzukehren, versucht, gestützt auf Streitkräfte. Oie man aus der Bevölkerung von Aserbeidschan und Hem Kaukasus rekrutieren wollte, in der Umgegend von . kars eine Regierung zu bilden. Er habe danach in )aiu eine Partei unter dem Namen „Bereinigung der , nuselmantschen Organisatoren" gebildet und er habe - Päter in Moskau eine Volkspartet zu bilden versucht, >te bestimmt gewesen sei, sich später wieder in die Partei »Einheit und Fortschritt" zu verwandeln. T«r An lagevertreter verlangte lebenslängliche Haft für 19 ind zeitlich begrenzte Haftstrafen für 30 Angeklagte- lnter der ersten Gruppe befindet sich der frühere Fi- lanzmintster Raouf Adnan Tijavtd, der frühere Walt von Smyrna Rahmt, ein Redakteur der Zeitung Tanin Hussein Tijahtd und der frühere Präsekt von Konstan tinopel Azmi. Zn der zweiten Gruppe befinden sich -xinige Sekretäre der Unionistischen Partei und der frü here Minister des Auswärtigen Ahmed Nessimi Bey. Vernehmung -er ersten Zeugen. Bor dem UnabhängigkeitSgericht wurden heute > Rtdhat Schükri Bey, Generalsekretär der Einheitspartei, lnd der frühere Mali Azmi Bey vernommen. Midhat Bey berichtete über di« .Vorgeschichte eS Vertrages, auf Grund dessen ie Türkei an der Sekie Deutschlands in den Weltkrieg eintrat i ind sagte: Tie ersten Verhandlungen wurden nach dem falkankrieg von Mahmut Evket Pascha eingeleitet und on Said Hilmi Pascha sortgeführt, der sich persönlich j un sie bekümmerte und sogar einige seiner Mitarbeiter fluer Tageblatt LZM Mzeiger fiir -as Erzgebirge MV rathaltrat -I, «Mwch« SNaaatmachaagra t«, Nate» t« Statt aat ttt M»i»i««Icht» Mt». »»-*»«>«—» -««»v-, »»->«. 21. Jahrgang