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Dienstag» äen 27. Juli 1926 /luer Tageblatt MMM Mnzeiger für -as Erzgebirse tz^W IM,»«««» r-s»««« Ettthattea- sie amtliche« Sekaaatmachrmgea se» Nate» ser Stasi aas se» Matsgericht» Mm. pestM-k-ck—w am «prP m. Nr. 172 Dienstag» äen 27. Juli 1926 21. Jahrgang Kabinettsrat in Paris. Vier bis fünf Milliarden neue Stenern. Pari», L5. Juli. Der heut« nachmittag abgehaltene Kabinettsrat hat, wie da» amtliche Kommunique besagt, die Modalitäten und die näheren Einzelheiten der Durchführung der Finanzgesrtzentwürfe, deren Grundlinien in der gestrigen Sitzung angenommen wurden, geprüft und gebilligt. Die Entwürfe werden am Dienstag in der Kammer «Ingebracht werden. Der Ministerrat wird morgen nachmittag 5 Uhr zur Festsetzung des Wortlautes der Regierungserklärung zusammentreten. Nach Beendigung des heutigen Kabinetts rate» erklärte Kriegsminister PatnlevS, innerhalb der Negierung herrsche vollkommene Einigkeit; die Entwürfe würden keine Begeisterung erwecken, aber sie würden günstig ausgenommen werden. Di« Agenc« Haoas glaubt Mitteilen zu können, daß di« Regierung beabsichtige, vom Lande die unerläßlichen An strengungen zu fordern, sich au» eigener Kraft zu retten. Infolgedessen werd« sie vom Parlament verlangen, elne Er gänzung zum Einnahmebudget in Höhe von 4 vis 5 Milli- arden zu bewilligen, die sowohl durch direkte wie indirekte Struem aufgebracht werden sollen, insbesondere durch eine Erhöhung der Erbschaftssteuer. Es könne keine Rede davon sein, zu einer Abgabe vom Kapital oder zu einem Moratorium zurückzugretfen, da derartige Pläne den Franc erneut erschüttern würden. Was die interalliierten Schulden betreffe, so sei Frankreich entschlossen, die getroffenen Abkommen ein ¬ zuhalten. Ministerpräsident Poincarä werd« von der Kammer fordern, die Besprechung der Interpellationen über die Finanz politik bis zu dem Tage zu vertagen, an dem dir Beratung über die Finanzpläne der Regiemng selbst stattfinden werde. Bei dem Antrag auf Vertagung werde er die Vertrauens frage stellen. Spanien uns -as Kabinett poimars. Madrid, 25. Juli. Das neue französische Kabinett wird in allen Kreisen mit großer Wärme und aufrichtiger Genugtuung begrüßt. Auch die Tatsache, daß Potncarü und Hrrriot Seite an Seite Zusammenarbeiten werden, wird in günstigem Sinne besprochen. Der allgemeine Eindruck ist der, daß Poincarö tatsächlich die Bildung einer Negierung der nationalen Einheit gelungen ist, und daß die Zusammen setzung des Kabinetts der Welt einen neuen Beweis von der Vaterlandsliebe der Franzosen gegeben hat. Frankreich, so sagt Herald, sei wieder einmal sich selbst und seiner Bedeutung in der Welt gerecht geworden und fügt hinzu, daß das Kabinett Potncarä einen Sieg der Demokratie bedeute. Epoca schreibt: Wir stellen fest, daß allein die Tatsache der Beauftragung Potncarös genügte, um «ine Besserung des Frankenkurses herbeizuführen. Potnearä hat dem franzö- fischen Volk das Vertrauen zu sich selbst wiedergegeben, da» es verloren hatte. Opposition gegen die Moskauer Internationale. Sinowjeff und Laschervttsch gematzregelt. Mo»ka», 25. Juki. Di« vom E,ek«tivkomit«e de« kommunistischen International« der Sowsetunion gesagt« Entschließung über di« Wahrung der Einheit der Partei weist daraus hin, d«ß Li« Opposition in ihrem Kampfe den Boden recht»m8ßiger Verteidigung ihrer Ansichten im Rahmen de» Parteistatute» verließ. St« hat versucht, ein« illegal« fraktionell« Organisation zu schassen. Dieser Versuch äußerte sich in der Abhaltung ungesetzlicher Versammlungen, im Druck und versand zu tendenziösen Zwecken gesammelter Ge heimdokument« der Partei, in de« Entsendung von Agenten zu anderen Parteiorganisationen zweck» Schaffung ungesetz lich«« fraktioneller Gruppen. Di« fraktionell« Tätigkeit de« Opposition beschränkt sich nicht auf di« Kommunistische Partei d«r Sowjetunion, sondern e« sind versuch« gemacht word«n, h«n Apparat de« Exkutivkomitee» der Kommunistisch«« International« in d«n Kampf hin«tnzuzieh«n. Di, Partei «acht den Leiter der Opposition auf dem 14. Kongreß, Sinowjeff, politisch für di« parteizersplitternd« Tätigkeit vrr- antwortlich und hat ihn deshalb au» dem Politischen Büro und Laschervttsch au» dem Zentralkomlte« unter Androhung feine» Ausschluss«» au» der Partei überhaupt ausgeschlossen. Die Vollversammlung billigte di, Tätigkeit de» Politischen Büro» und der Delegation de« Kommunistischen Partei der Lowjetunio« in» Enekutivkomite« der Kommunistischen International«. Vie Versammlung beschloß, di« nächste ordentlich« Parteikonferenz für di« erst« Hälst« de» Monat, Oktober,inzuberufen. s Festgestellt ist, daß die Fäden dieses fraktionellen Vor gehens der Opposition zum Apparat des Exekutivkomitees der Kommunistischen Internationale laufen, an dessen Spitze Sinowjeff steht. In der Entschließung wird besonders die Tatsache der Abhaltung einer ungesetzlichen fraktionellen Versammlung in einem Wald« bei Moskau hervorgehoben, die der Mitarbeiter des Zentralkomitees Belenki organisierte und als Vorsitzender leitete. In dieser Geheim versammlung forderte der Kandidat des Zentralkomitees Laschervttsch die Anwesenden auf, sich zum Kampfe gegen die Partei und das von dieser gewählte Zentralkomitee zusammen- zuschließen. Die fraktionelle Tätigkeit der Opposition beschränkt sich nicht auf die Kommunistische Partei der Sowjetunion, sondern es sind Versuche gemacht worden, den Apparat des Exekutivkomitees der Kommunistischen Internationale in den Kampf hineinzuziehen und mit seiner Hilfe die verurteilten Ansichten der Opposition bei den anderen kommunistischen Parteien zu verbreiten, um dadurch den Boden zur Auf reizung der ausländischen kommunistischen Parteien gegen die Kommunistische Partei der Sowjetunion vorzubereilen. -lafchlußkun-gebuvg -es Geflerreichisch-Veutlcden volksbun-es. Berlin, 2b. Juli. Der Oesterretchisch-Deutsche Volks- bund veranstaltete am Sonntagvormtttag anläßlich des Be suches des Wiener Männergesangveretns „Typograph ia" eine Anschlußkundgebung im Lustgarten. Das Reichsbanner Schwarz-Rot-Golb beteiligte sich mit einem starken Ausgebot an der Kundgebung. ReichstagSpräsident Löbs forderte, daß in freier Volksabstimmung über den Anschluß Oesterreichs an die Deutsche Republik entschieden werde. Der Anschluß könne natürlich nur im friedlichen Sinne herbeigeführt werden. Für di« Wiener Sänger antwortete Stadtrat Speißler, der den Anschlußwillen gleichfalls stark betonte. Der Wiener Redner schloß mit dem Rufe: „Zur Freiheit, zur Großdeutschen Repu- Englische Marknepläne gestohlen. London, LV. Juli. Die Blätter melden, daß die Pläne für den nach dem Washingtonabkommen in Angriff genomme nen neuen Kreuzer „Guffolk", die von Portsmouth abgesandt wurden, wahrscheinlich gestohlen worden find. ES handelt sl nicht nur um KonstrukttonSpläne, sondern auch um Einzel- heiten der Bewaffnung und Einrichtung des Schiffes und um geheime Zeichnungen, die, wie man annimmt, nur den führ:n- den Offizieren und den Konstruktionsabteilungen der Admtra- lttät bekannt sein können. der Sultan von Marokko über fib- el Krim. Parts, 25. Juli. Der Jntranstgeant veröffentlicht eine Unterredung mit dem Sultan von Marokko, in deren Verlauf sich dieser auch über Abd el Krim äußerte. Add el Krim, so erklärte der Sultan, ist nur enin Rogui, das heißt eia Rebell wie die andern. Zweifellos hat er sich viel vorzuwerfen, aber er hat sich ehr- lich unterworfen und hat seine Fehler etngesehen. Ich bin ihm Milde schuldig. Meine persönliche Auffassung ist in dem muselmanischen Wort enthalten: Nachsicht verleiht der Herr schaft Dauert Ich kenne die Entscheidung über daS Los Abd el Krims noch nicht genau. Ich hoffe au» politischen Gründen daß sie von Seelengröße und Milde eingegeben sein wird. Ich bin meinem Wesen nach ein friedlicher Herrscher. Ueber die gute Politik gegenüber den KaidS und ihren Anhängern, die da» Ende des Kriege» herbeigeführt hat, bin ich erfreut. Zranzöstsche Verlusts in Syrien. Pari», 2ü. Juli. . Nach Blättermeldungen au» Beirut sind bet den letzten Kämpfen mit den Drusen auf französischer Seil« 49 Mann gefallen und 97 verwundet worden. Zreilassyng -er sponlsthrn Krvoluttonüee. PariS, 25. Juli. Wie „Journal" au» Madrid meldet, wurden die Generale Weyler und Aauilera, Professor Mara- man und die früheren Abgeordneten Dontgo und Barrtodero, di» wegen Teilnahme an den Vorbereitungen des Komplottes in Hast genommen worden waren, wieder sreigelassen. Ae Mlie AMllm list MImUtm M MelstkmMkt io PuIelttM«. Die stündige Ausstellung für Unfallverhütung und Arbei terwohlfahrt in Charlottenburg, Fraunhoferstraße 12, in der Nähe der Station Knie der Hoch- und Untergrundbahn, wurde in den Jahren 1901 bi» 1908 erbaut. Eie untersteht der Verwaltung des ReichSarbeitSministeviumS. Errichtet wurd« sie auf einem für den erwähnten Zweck vom Reich erworbenen^ etwa k Hektar großen Grundstücke, da» erst zum Teil bebaut ist. Die Baulichkeiten setzen sich zusammen au» dem Verwal tungsgebäude und der Ausstellungshalle, die durch einen Bor raum mit einander verbunden sind, über dem sich im oberen Stockwerk ein Hörsaal zu 200 Sitzplätzen befindet. Die Aus stellungshalle gewährt zur ebenen Erde einen nutzbaren Aus stellungsraum von 2581 Quadratmetern. Er ist mit einer Galerie versehen, die eine wettere AuSstellungsfläche von 1218 Quadratmetern bietet. Das Verwaltungsgebäude enthält außer den Büroräumen und der Wohnung des Hausverwalters im oberen Stockwerk einige Räume für Spezialausstellungen. In dem Borraum, der das Verwaltungsgebäude mit der Ausstellungshalle ver bindet, ist eine Anzahl von Ausstellungsgegenständen unter gebracht, die zur persönlichen Ausrüstung des Arbeiter» zum Schutze gegen Unfälle und sonstige Leben und Gesundheit ge fährdenden Einflüsse dienen. Dazu gehören die mannigfach sten Formen von Augenschutzmitteln, Respiratoren und ande rer Atemschutzapparate, Arbeiteranzüge u. dergl. Die große Ausstellungshalle enthält zur ebenen Erde vor wiegend die Maschinen, an denen die Einrichtungen für den Unfallschutz angebracht sind. Bei der Auswahl der zur Schau gebrachten Gegenstände ist von dem Grundsatz ausgegangen, daß nur solche Einrichtungen vorgeführt werden, die bereits in den Betrieben eingeführt sind und sich bis zu einem ge wissen Grade bewährt gaben, so daß die Ausstellung in der Tat ein Bild von dem augenblicklichen Stande der Unfallver hütungstechnik gewährt. Es werden daher auch, soweit an gängig, solche Einrichtungen, die durch Neuere Erfindungen überholt sind, fortlaufend durch die jeweilig bewährtesten Konstruktionen ersetzt. Ferner ist besonderer Wert darauf gelegt worden, daß die SicherhettSvorrichtungen so weit wie möglich unter den Bedingungen gezeigt werden, wie sie der praktische Betrieb ergibt. Es sind daher die Maschinen, an denen die Schutzvorrichtungen in Wirksamkeit treten sollen, in betriebsmäßiger Form vorgeführt und, soweit sie nicht für Handbetrieb eingerichtet sind, mit Kraftbetrieb verfehen. Eine Anzahl Elektromotoren treibt eine Transmisstonswelle, von der aus die Maschinen durch Riemen bewegf werden. Außer dem sind Elektromotoren in großer Zahl für den Antrieb einzelner Maschinen angeordnet. Um die Besucher auf die insbesondere der Unfallverhütung dienenden Teile der ausgestellten Gegenstände sofort aufmerk sam zu machen, sind diese Teile durch roten Anstrich kenntlich gemacht. Dementsprechend ist, wie hier gleich vorwegäsnommen werden mag, für die der Abteilung von gesundheitsschädlichen Staubteilen, Dämpfen und Gasen dienenden Vorrichtungen ein hellblauer Anstrich gewählt worden, um sie leicht kenntlich zu machen. Wo mit Rücksicht auf die Räumlichkeiten von der Vor führung der Gegenstände in der ihrer praktischen Verwendung entsprechenden Größe Mstand genommen werden mußte, ist Pie Darstellung durch Modell, Zeichnung oder Photographie zu Hilfe genommen worden. Soweit eS sich dabei um Ein richtungen zur Unfallverhütung handelt, haben die betreffenden Gegenstände auf der rechten Sette der oberen Galerie Auf stellung gefunden. Hier sind namentlich eine Reihe instruktive Sammelausstellungen zu erwähnen, die von einer Anzahl von Berufsgenossenschaften — für deren besonderen Einrichtungen und Bedürfnisse — beigebracht find. Eine SammelauSstellung des Verbandes der deutschen Baugewerks-Berufsgenossenschaf- ten ist in der Haupthalle untergebracht. Ergänzt wird die letztgedachte Ausstellung durch eine Reihe hinter der Ausstel lung im Freien aufgestellten Baugerüste. Ferner find im Freien eine Musterbaubude und andere' größere Gegenstände sg^)ie zweite Hauptabteilung der Ausstellung umfaßt daS Gebiet der Gewerbehygiene und der mit ihr in den vielfachen Beziehungen stehenden sozialen Hygiene. Die dieser Gruppe angehörenden Gegenstände sind auf der linken Sette der obe ren Galerie und auf der linken Sette des Hinteren Teiles ber Haupthalle untergebracht. ES handelt sich hier einmal um die Vorführung wissenschaftlicher Instrumente, anatomischer Prä parate und verwandter Darstellungen, die, wie die bereit» er wähnten technischen Einrichtungen zur Beseitigung gesundheits schädlicher Beimengungen der Luft in Staub- oder Gasform, die die Arbeiter gegen Krankheit erregende Einflüsse schützen sollen, in Bade- und Wascheinrichtungen, Speise- und Ankleide, räume in Fabriken und sonstige, der Gesundheitspflege in Fa- brtken dienende Veranstaltungen. Auch der Ernährungsfrage, dem Wohnungswesen und der übrigen Favrikwohlfahrt in weitestem Sinne find besondere Darstellungen gewidmet. Die Wichtigkeit der Ausstellung ist von allen beteiligten Setten anerkannt und begriffen worden. Biele Verbünde sür BolkSwohlfahrt und dergleichen, Vereine vom roten Kreuz, Samaritervereine u. a. haben ihre Mitglieder usw. in Grup pen unter sachverständiger Führung, die die Ausstellungsver waltung auf Wunsch und nach vorhergehender Anmädung stellt, da» Museum besichtigen lassen. Besonders aver haben die BerufSgenossenschaften ihr emärliche» Interesse an der