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/luer Tageblatt /lnzetger für das Erzgebirge kKUgramm«, ras«tzla« fta—Srtthalkruö -k amtUchft» SekaaaMachougr« ör» Rate» öe» Sta-i m»ö ör» M«. MX m.,eee Nr. NS Mittwoch, den 2ö. Mai tS2S 2t. Jahrgang Wichtige Beschlüsse der Abrüstungskonferenz. Einberufung des Rates bei Kriegsgefahr. Genf, K4. Mai. Die WbpüstungS-omnriffiou hat Beschlüsse von außerordentlich weittragender Bedeutung gefaßt, die der garyen Völikerbundarbeit der nächsten Zett den Stempel aufdrücken werden. Zunächst hat heut« int RedakttonSkomitee der Kampf um den Art. 16 de» Völkerbund-Pakte» (Hilfeleistung bet Ueberfällen) mit der Annahme eine» von Paul Boncour und Lord Robert Cecil.gestellten Antrcme» geendet. In diesem Kompromißantrag wird der DöKerbundsvat aufgefordert, 1. di« geeigneten Methoden und Anordnungen zu flüsteren, um sm Falle eine» Kriege» oder einer stege rischen Bedrohung binnen kürzester Zett eine Rat», tagung herbeizuführen, und 2. um den Erlaß von Entscheidungen de» Rate» zur Inkraftsetzung der militärischen und wirtschaftlichen Verpflichtungen de» BölkerbundSpakteS zu beschleunigen. Verner soll die Ständige MtlttärkomMission des Völkerbünde» ersucht werden, festzustellen, welcher Grad von Sicherheit für die Staaten au» den Bestimmungen de» Völkerbund-Pakte» und eventuell besonderer Ab kommen (Locarnoverträge, Garantieverträge Msw.) iM Hinblick auf die Abrüstung-Möglichkeiten sich ergibt. Sie soll weiter ein Verfahren studieren, da» die schleunig« Durchführung der militärischen Hilfeleistung nach! Art. 16 ermöglicht, sobald der Rat fie empfohlen hat, und die Maßnahmen, die zur Verhinderung der Weiterent wicklung von Feindseligkeiten ergriffen werden können. Dabei soll sich die Militätkommission von dem Beispiel de» griechisch-bulgarischen Konflikte» letten lassen, bet dem die Entsendung von Untersuchungskommtfstonen de» Völkerbundes gute Ergebnisse erbracht hat. Ta» Wirtschaftliche Komitee soll ferner die Mittel für Gewährung der wirtschaftlichen und finanziellen Hilfs für den angegriffenen Staat studieren, sobald her Rat entsprechende Beschlüsse gefaßt hat, und sich mit der Frage der Organisation besonderer Komitee» zu diesem Zweck« beschäftigen. Ruhiger Verlauf äer Pflügst- kuuägebuugen im Reich. Berlin, 24. Mat. Während der Pftngstfetertage veranstalteten die großen Verbände in verschiedenen Städten des Reiche» Kundgebungen. Tie Besorgnis, daß es dabet zu ernsteren Zwischenfällen kommen könnte, ha ben sich al» unbegründet erwiesen. Sowohl in Berlin wie im Reich waren am ersten Feiertag nur kleinere Zwischenfälle zu verzeichnen. Bon Mitgliedern der Reichs- und preußischen Staatsregierung hielt nur der preußische Finanzminister T!r. Hvpker-Aschoff in der Dortmunder Lagung de» Reichsbanner» eine politische Rede. Besonder» eindrucksvoll verlief die Haupttagung der Landesverbände Deutsch-Oesterreich» und Bayern de» Gudetendeutschen Heimatbunde» in Passaul und da» Neutsch-Oesterreichische Kamevadschgftsfest in München. Dfek Frontsoldatentag am Schein, der in Düsseldorf stattfand, verlief ohne ernsteren Zwischenfall. Die Kundgebung, die der Rote FronWmpferbund an den Pfingstfeiertqgen im Neuköllner Volkspark ver anstaltete, ist vollkommen ruhig verlaufen. Tie Schutz polizei hatte starke Kommandos hu Fuß und Lastkraft wagen aufgeboten, um etwaige Störungen der öffent liche« Ordnung und Sicherheit sofort ersticke» zu können. verfihlebtmg üer Relchs-Aeppelin-Eckener-Woche. Berlin, 24. Mat. Lier Reichsausschuß der Zep- pelin-Eckener-Spend« teilt mit: Die ursprünglich für den 6. lbi» 13. Juni vorgesehene MeichSsamMelwoche der Zeppeltn-Eckener-Gpende muß verschoben werden und wird nunmehr endgültig in der Zett vom 11. bi» 18. Juli d, I. stattfinden. deutsch»» Iurifientag in MarienbaS. MarienVad. 24. Mai. In der Hauptversamm lung de» Deutsche» Jurtstentage», die gestern hier tagte, wurde «ine Erörterung der Bodenreform und de» Bädev- gesstze» polizeilich verboten. Die Staatspolizei hatte nicht nur zur Hauptversammlung, sondern auch zum BegrützungSabend Organe entsandt. deutsche Kundgebung zum argentinische« Unabhänglgkeitstage. Berlin, 23. Mat. Der ReichSMintster der Aus wärtigen hat au» Anlaß de» heutigen argentinischen Nattonalfeste» den hiesigen Vertreter« der „United Preß" und de« hiesige« Vertreter« der argentinische« Greff« folgend« Kundgebung zugehe« kaffe«: ,Ma» Hutt- sche Volk, Mit dem argentinischen t« alter Freundschaft verbunden, nimmt lebhaften Anteil an der Feier de» UnabhängigkeitStage». Es bewundert die raschen Fort schritte, die Argentinien auf allen Gebiete« menschlicher Betätigung gemacht hat, wünscht ihm aufrichtig wettere» Blühen und Gedeihen zum eigenen Wohle und dem der gesamten Menschheit und hofft, daß die herzlichen Be ziehungen -wischen Argentinien und Deutschland sich immer Kiefer und fester gestalten mögen." NrpubNk Libanon. Pari», 24. Mat. Wie Hava» au» Beirut mel det, hat der französische Oberkommissar de ^Jouvene! da» Bestehen der neuen Republik Libanon proklamiert. Gonüervollmachten für -en polnischen prüfl-enteu Warschau, 25. Mai. Di« polnisch« Staat-regte- rung gab bei einer Zusammenkunft den hiesigen Presse vertretern gegenüber eine Erklärung ab, in der weit gehende Sondervollmachten für den am 81. Mat zu wählenden Staatspräsidenten gefordert werden. Lite Re gierung müsse auf Grund der öffentlichen Meinung die baldige Auflösung de» Parlament» aussprechen und die UebevgangSzett regeln. Unabhängig davon, ob diese Ver fassungsänderung noch im fetzigen oder erst im künf tigen Landtag beschlossen werde, müssen in einigen Ver ordnungen die wichtigsten Mängel der Gesetzgebung, der Verwaltung, de» wirtschaftlichen und de» sozialen Le bens vorweggenommen werden, da e» unmöglich sei, diese Beschlüsse von dem jetzigen Landtage herbeiführen zu lassen, seien unaufschiebbar dem Präsidenten der Republik für die Zwischenzeit bestimmte Sondervoll machten zu erteilen. pllsuöskk über -le Lage. Pari» 24. Mai. Jule» Eauerwetn gibt im ,Matin" ein Interview wieder, da» ihm Marschall Pil- sudskt gestern nachmittag gewährte. Ptlsudskt betonte, daß «r alle» getan habe, um den Bürgerkrieg,ßu ver meiden. Die Soldaten, die e» gestern noch für ihre Pflicht gehalten hätten, auf einander zu schießen, feien bereit» fetzt wieder gute Kameraden geworden. Di« Offi ziere verziehen einander minder leicht, und e» würde zweifellos einige Zweikämpfe geben. Auf die Frage de» Berichterstatter»: Befürchten Sie nicht eine Opposition in gewissen Gegenden? antwortete Ptlsudskt, gewiß sei beispielsweise Posen ein Bezirk, der sich ganz von dem Warschauer unterscheide. Die Kultur Posen» sei «ine ganz ander«, und da» materielle Niveau bei weitem höher stehend. Man brauche Zett, um da» alle» zu ordnen. Gr glaube nicht, daß Parlamentarier die» je mals tun könnten. Die Opposition einiger Generäle fürchte er nicht. Da» Ziel fei, Polen zu retten, wa» nur durch eins Regierung, die Autorität besitze, ge schehen könne. Sr werde die Verfassung nicht verletzen, aber auch nicht vor seiner Pflicht zurückschrecken. — Der Berliner Berichterstatter de- „Echo de Part»", der sich nach Warschau begeben hat, berichtet feinem Blatte über ein ihm zuteil gewordene» Interview, in dessen Berlauf Pilsudskt erklärt habe, er habe da» französisch, polnische Bündnis selbst in Part« unte^eichnet, und die letzten Ereignisse würden in keiner weis« die tradi tionelle Politik Polen», die MU Frankreich Hand in Hand gehe, ändern. ' jtzbb «l Krim an Gtttg Fnnqbstsch« Mftlge. Pari«, 24. Mri. Nach einer HavaSMeldung au» Fe« wurde gestern nacht dem Generalgouverneur Steeg ein Brief Abd el Krim» überbracht. Wie halbamtlich in Patt» verlautet, wird sich der, auf morgen Vormittag anbevaumte Mtnisterrat mit der Mitteilung Wbd el Krim» beschäftigen. In Französisch-Marokko haben die regulären Truppen, wie Hava» mittetlt, iM verlauft de» gestrige« Nachmittag» Targist besetzt, während Pie franzofentreuen Eingeborenen bereit« nördlich und west» lich von Targist stehen. Außerdem hätten di« Fran zosen den Dschebel Beni und die Bobangegend besetzt. Di« französischen Verluste seien unbedeutend. Vie InäultrialMerung ebinas. von Oft, Embach. - Me Welt ist sich darüber einig, daß China in viel höhe- rem Maße als die nordamertkanische Union für die Entfaltung einer modernen Wirtschaftsgesellschaft unbegrenzte Möglich- ketten bietet. Seine gewaütgen unterirdischen natürlichen unterirdischen Hilfsquellen find kaum angenippt. Kohlen gibt es in größten Mengen fast über da» ganze riesige Laad verteilt, das mit den Außengebttten Europa an Größe gleich kommt. Ganz Süd-Hunan ist ein zusammenhängende» Kohlenfeld, da» halb Braunkohle enthält, halb Anthrazit, der keiner bekannten Kohle nachsteht. Schanst übertrifft selbst Pennsylvanten und könnte die Menschheit aus unabsehbare Zett mit Brennmaterial versorgen. Allein die Meng» de» vorhandenen Anthrazit» schätzt man aus 68O.Mtlltarden Ton nen. Tschilt liefert schon heute gegen 2 Millionen Tonnen au» einer Grube und teilt sich mit Schantung in die Befriedi gung der Ansprüche an der ganzen chinesischen Küste. Ebenso ist Eisen wei, verbreitet und oft in unmittelbarer Nähe d.er Kohle zu finden, wie in Schanst. Recht eisenretch find auch Hunan, Honan und Eetschwan. Kupfer wird in Pünnan und Kwettschou für den durch die Kupferwährung großen Bedarf China» gewonnen. Wnnan ist ferner reich an Zink, Zinn, Silber und alluvialem Gold, da» sich auch in Hupeh, Tschilt und der Mandschurei findet. Quick- stlber gibt e» in Kwantung, Salpeter in Kwettschou, Salz in Setschwan und Pünnän, Petroleum i« Set- schwan und Kansu usw. Der großenteils sehr intensiv bewirtschaftete Bode« in den au»g«d,hnten Ebenen China» läßt au» den verschiedenste« Nutzpflanzen reiche Ernten entstehen. Net» gedeiht beson ders gut im Süden al» Hauptnahrung-mittel; bester wetze« wird am unteren Jangtse und im Großbetriebe in der Man- dschurei, auch in manchen anderen Provinzen gewonnen, Zuckerrohr im Süden, Zuckerrüben im Norden, Baumwolle vor allem im Jangtsetale auf einem Strei fen von 800 Kilometer Brette, der von Jtschana bi» vor di« Tore Schanghai» führt, auch oberhalb Tschungking» und in Kwettschou: ferner baut man an: Tee, Soyabohnen, Hanf, Erdnüsse, Hirse. Seide wird fast überall, mit Aufnahme m den nördlichsten Gebittm gewomrea. G Minas größter Reichtum aber ist seine kulturell etnhett- liche Bevölkerung, die schon vor zwanzig Jahren nach amt- ltchen Erhebungen gegen 400 Millionen Köpfe zählte und heute erheblich größer sein muß. Der konfutseanische Fnm' tenkultus hat in China während einer jahrtausendelange« ununterbrochenen Wirksamkeit den Arbeitswillen burch künst liche Steigerung de» natürlichen sozialen verantwortlich- keitsbewußtsetns immer höher gezüchtet Und au» dem Chine sen die arbeitsamste aller Rassen gemacht. Neberall, wo bis her Chinesen vorübergehend massenhaft etnwanderten oder auch nur einzuwandern drohten, find die Gewerkschaften weißer Arbeiter rasch dazu übergegangen, für ihre Anschltetzung wie um „Sein oder Nichtsein" zu kämpfen. Der große Nutz- effekt chinesischer Handarbeit in modernen Betricken kommt in dem Blühen de» Hongkonger Schiffbaugewerbe» besonder deutlich zum Ausdruck, da», durch englische» Kapital unb Aufträge der britischen Admiralität begünstigt, den Nieder gang desselben, für internationale Konkurrenzverhältnisie be sonders empfindlichen, Industriezweige» in England beschleu nigen hilft. Aber auch als Kopfarbeiter ist der Chi nese dem Europäer oder Amerikaner zum mindesten eben bürtig. Man kann es z. B., ganz abgesehen von jeder Wer tung der alten überlieferten Kultur der Chinesen, kaum für einen bloßen Zufall ansehen, wenn im Jahre 1923 bet einem Wettbewerbe für den besten Schulaufsatz, den die American Legten veranstaltete, ausgerechnet ein chinesischer Knabe, da» Kind eines nur chinesisch sprechenden Ehepaare» auf einer Zuckerplantage Hawaii», unter Schülern aller Staaten der Union, im ganzen über 50000, mit dem ersten Preise au»ge- zeichnet wurde. Die Erschließung der natürlichen Hilfsquellen China» für die Weltwirtschaft mit den Mitteln modernster Technik hat sich nun als nicht so einfach erwiesen, wie die ersten Pioniere Kapitalistischer" Länder es sich dachten. Unter dem Druck überlegener militärischer Gewalt konnte China zwar mit der Zeit von den „Fremden Mächten" mancherlei „Konzessionen", für die Oeffnung von Häfen, den Bau von Bahnen, die An- läge von Bergwerken usw., abgepreßt werden, aber ein »äber passiver Wtdttstand nicht nur der jeweiligen chinesisch« Regierung, sondern aller Teil« der VevAkerung verhindert, «ine derartig rasche Verstrickung in «in von Peemde« fitt vor- wiegend fremde Vedürfttsse geschaffene» wirtschaftlich«» «-, triebe, da» den Chinese« wie den Indern die nötig« Atem pause gefehlt hätte, sich in ihrem Lande au» ttgenem An triebe in einer dem Maschinenzeitalter angemessenen Weise E Nochigtbt «» in China Gebiete von gewaltigem Umfang, die von moderner Technik überhaupt noch kaum berührt find. Fn den westlichen Provinzen Kansu, Schenk, Schanst und Setschwan leben ungefähr kovtel Menschen w" in der nord- amertkanffchen Union: 100 bi» 1A Millionen, und aus diesem riesigen Gebiet gibt e» nur in Schanst eine kurze Eisenbahn- linte. Fast überall arbeiten dort btt Bewohner noch str dieselben Tagelöhne wie vor hundert Jahren. Der Kupfer- käsch ist die einzig gangbare Münze, «irr Pftmd dlwon machen ungefähr den wert einer Mark au». S» dreien dieser Provinzen wird Weizen zu einem Drittel de» Preise»