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21. Jahrgang Dienstag, äen IS. Juni 192S Nr. iss Wer^k der Aufklärung aufgefordert. Lier europäische Zollverein bezwecke die Befriedung der zwischenstaatli chen Wirtschaftsbeziehungen in Europa. Ungarn verlangt Sie Auslieferung ^usths. Budapest, 12. Juni. Heute vormittag fand bet dem stellvertretenden Ministerpräsidenten Baß eine ein gehende Beratung über die ans Anlaß der tätlichen Beleidigung des Ministerpräsidenten Bethlen,zn ergrei fenden Schritte statt, an der u. a. der Justizminister und der Oberstaatsanwalt tetlnahmen. Nach der Konferenz erklärte der Zustizminister Pressevertretern, daß, die un garische Regierung ans diplomatischem Wege von der schweizerischen Regierung die Auslieferung des Iwan Zusth verlangen werde, und zwar mit der Begründung, daß Iwan Zusth sich der Verbüßung der Über ihn wegen Unterschlagung und Balutenschteberet rechtskräftig ver hängten zweijährige» Kerkerstrafe durch Flucht inS Aus land entzogen habe. der -eutsche Grun-besty ln Tepl beschlagnahmt. Berlin, IS. Juni, «u» Prag wird der „D A ? die Beschlagnahme des gesamten Grundbesitzes des deutschen Stiftes Tepl durch das tschechische Bodenamt gemeldet. Die Exekutive soll in der nächsten Woche zur Durchführung kommen. Eine Klage -es ehemaligen Kaisers gegen -ie sü-afrikaaische Regierung. Johannesburg, 13. Juni. Lier Johannesbur ger „Sundah Times" zufolge ist von dem ehemaligen Kaiser bet dem Obersten Gerichtshof in Windhuk eine Entscheidung dahin beantragt worden, daß der Familien besch der Hohenzollern in Südwestafrika nicht den Be stimmungen des Versailler Vertrages unterliegt, daß ein Verbot gegen die Zwangsverwaltung des Besitzes erlassen und daß der Grundbuchrichter angewiesen wird, in das Grundbuch als Eigentümer der Güter wieder die Familie Hohenzollern etnzutragen. Zür einen europäischen Zollverein. Um den Gedanken «ine» europäischen Zollvereins zu fördern, hat sich, der „Bosstfchen Zeitung" zufolge, ein vorbereitendes Komitee gebildet, dem u. a. Natto- nalLkonomen wie Prof. Erwin Fischer Von der Aale- llntversität, Prof. Charles Gide vom College de France, Dr. Moritz ElsaS-Frankfurt a. M. und der ehemalige holländische Finanzmtnister Lir. Anton van Gtjn an- gehüren. In einem Aufruf deS Komitee» „An alle Europäer" wird die Notwendigkeit.eine» europäischen VenkmalsenthüUung auf -em Zrie-Hof -er Märzgefallenen. Berlin, 13. Juni. Auf dem Friedhof der März gefallenen wurde heute et» Lienkmttl für die gefallenen NevolutionSkämpfer enthüllt, woran zahlreiche Angehö rige der kommunistischen Partei teilnahmen. Ein 32 stündiger Kampf, «ie ihn W»ag, 12. Juni. Life Demonstrationen in den Straßen der Stadt, über die wir bereits berichteten, fan den iM Parlamente, das die ganze Nacht hindurch ver handelte, stürmisches Echo. Nach der Speztaldebatte über die Zollvvrlage legte die sozialistische Opposition gegen 1000 Abänderungsanträge und 50 Resolutionen vor, über die einzeln abgestimmt werden sollte. ES kam jedoch nicht dazu; denn der kommunistische Abg. Bolen ergriff das Wort, um die gestrigen Vorfälle zu schil dern und al- Hauptschuldigen die Polizei hinzustellen, die den Angriff gegen die Menge, als sie im AuSeinan- dergehen begriffen gewesen sei, Planmäßig vorbereitet hätte. Der Redner griff zum Schluß in leidenschaftlich ster Weise das Beamtenkabinett Czernh an. das in sei nem arbeiterseindlichen Vorgehen sein Vorgehen aus dem Jahre 1920 wiederholt habe. j Es kam hierauf zu lärmenden Kontroversen mit' den Deutsch-Agrariern, denen man vorwars, sich in dtzn Dienst des Gummiknüppels gestellt zu haben. Der kom munistisch« Abgeordnete Mikulioek nimmt einen Minister, fessel, den er vor die Tjeutsch-Agrarier hinstellt. Die eigentliche Obstruktion seht« 4 Uhr früh ein, nachdem das Abgeordnetenhaus nach einer längeren Pause wie der zusammengetreten war. MS der Zollreferent Za- dtna die Tribüne bestieg, begannen die Kommunisten, die mit Pfeifen, Trompeten usw. wohl ausgerüstet waren, mit einer lärmenden Obstruktion, wie sie in dieser Stärks und Tauer — sie dauerte ununterbrochen/zwei Stunden — im Prager Parlament überhaupt noch nicht zu verzeichnen war. Jedes Wort des Redners blieb un verständlich. Als der Referent die Verlesung seines Manuskripts nicht unterbrechen wollte, sprang ein kom munistischer Abgeordneter auf die Rednertribüne und begann sich mit dem Redner um da? Manuskript zu raufen. AIS der kommunistische Abg. weiterhin Hilfe von seinen Parteigonommen erhielt, griff die Parlak mentSwache in großer Stärke zum Schutze des Referenten ein und räumte nach einem wilden Handgemenge di« Tribüne und hielt den Schutz Ker Tribüne weiter auf recht. Bei dem Kampfe wurde die Ministerbank teil weise demoliert. Wüster Tumult im Prager Parlament, das Parlament noch nie gesehen. Ter Lärm ließ aber keineswegs nach, als der kle rikale Abgeordnete Mazanek als -weiter Zollredner die Tribüne bestieg. Ter Präsident des Abgeordnetenhauses Malhpetr begegnete dem Höllenlärm mit kalter Stirn. Inzwischen hatten die Kommunisten Zeinen Antrag ein gebracht, der Ministerpräsident Dr. Czernh, der sich iM Hause befand, solle unverzüglich erscheinen und Auf klärung über die blutten Ereignisse in Prag geben. Nach zweistündiger Tauer der Lärmszenen gab der kom munistische Abgeordnete Bolen um V,7 Uhr früh ein Klingelzeichen zur Beendigung der Obstruktion. Um die Mittagsstunde wurde bekannt, daß Dr, Czernh eine Regierungserklärung über die gestrigen Er eignisse abgeben werde. Tiefe gewisse Nachgiebigkeit ist eine Lolge de» Bedenkens, die Arbeiterschaft, die infolge der letzten Ereignisse sich immer mehr deml Kom munismus zuwande, nicht weiter zu radikalisieren«. In teressant ist, daß sich die Zollmvhrheit Vorbehalten Hat, eventuell im Senat über Ermäßigungen der Zölle hu diskutieren. > ! > In der NachmittagSsitzung des Parlamente» fanden die Krawalle ihre Fortsetzung. Ministerpräsident Dr. Czernh, der erschien, um über den kommunistischen An trag eine Regierungserklärung über die gestrigen Zu sammenstöße abzugeben, wurde mit leidenschaftlichen Demonstrationen begrüßt. In der Regierungserklärung« hielt sich der Ministerpräsident int großen und ganzen an den amtlichen Poltzetbericht. Der Tumult erreichte feinen Höhepunkt, al- es zur Abstimmung über den Zollantrag kam, der Mit Hilfe der tschechischen, deutschen und ungarischen Zollmehrheit angenommen wurde. D«r Lärm setzte sich fort, al» un zählige Abänderung»anträge der sozialistischen Parteien en bloc abgelehnt wurden. Lite Kommunisten wurden nach Kräften von den deutschen, Sozialisten unterstützt. Als am Spätnachmittag di« Sitzung ausgehoben wurde, zeigten die starken Ramponierungen der kommunistischen Bänke, die au-gebrochenen Füllungen der Mintsterbank und über den Boden des ganzen Saales verstreute Holzteile und Papiersetzen von dem erbitterten, fast ohne Unterbrechung durch 32 Stunden währenden Kamps um die Agrarzöll«. Vas Volksvermogen vom Stancl- punkt äer Volksgemeinschaft. Von Prost Dr. Andrea» Voigt. Seit vielen Jahren find zahlreiche Politiker am Werke, die Menschen zu belehren, daß die bestehende Wirtschafts ordnung an einem grundsätzlichen Fehler leide. Die modern«, kapitalistische Bolkswtrtschajt sei gar keine Wirtschaft im In teresse des ganzen Volkes, sondern sie beruhe auf Ausbeutung des einen Teiles des Volkes, der Besitzlosen, durch den anderen Teil, die Besitzer der Produktionsmittel, der Arbeitnehmer durch die Arbeitgeber. Gemeinsame Interessen gäbe e» zwischen diesen beiden Klassen nicht; sie ständen einander ebenso fremd und verständnislos gegenüber wie zwei ver- schiebens Nationen. Was der einen Vorteil wäre, wär« der anderen Schaden. Daher müsse zwischen beiden Feindschaft herrschen und der Kampf der Klassen fortgesetzt werden, bi» die der Ausbeuter vollkommen besiegt sei. Dann werde ein« neue Ordnung geschaffen, in welcher überhaupt keine Klassen bestünden, sondern allgemeine Gleichheit herrsche, welche zu gleich auch die Freiheit der jetzt Unterdrückten bedeut«. Nach dieser Auffassung wäre das Nationalvermöaen lediglich di« Summe der Vermögen der Einzelwirtschaften, ein eigent' liches Volksvermögen, an dem die Gesamtheit interessiert sei, gäbe es aar nicht Werde e» zerstört oder gebe eS in den Be sitz von Ausländern über, so sei da» für die Masse der Besitz losen ein ganz gleichgültiger Vorgang; denn diese hätten ja doch keinen Anteil daran. Auch ob und wie hohen Ertrag da» Nationalvermögen bringe, könne diesen ganz einerlei sein, ja, eher sei es für die Besitzlosen vortetlkaft, wenn der Ge winn der Besitzenden sinke, da ja dann chr Anteil am Er trag größer werde. Die Zerstörung des Kapital» und seine» Gewinnes würde ja nur da» erstrebte Ziel der Gleichheit aller schneller herbeisühren helfen. Infolge dieser Lehren steht ein Teil unsere» Volke» teil« nahmloS oder befriedigt zu, wenn die Rente der Unterneh mungen sinkt, das Kapital sich auszehrt oder in irgend einer Form in» Ausland wandert. Insbesondere hält man e» für erwünscht, daß es so hoch wie möglich besteuert werde, möge die Steuer auch zur Zahlung der Reparation-schuld in» Ausland fließen. Selbst deutsche Regierungen, standen ans diesem Standpunkt. So hat im Jahre 1S23 die sächsische Re gierung zur deutschen Politik gegenüber den Franzosen und Belgiern ihre Meinung kundgegeben, daß die Repara tionsschuld einfach den besitzenden Klassen Deutschland» auf zubürden sei und leicht von ihnen getragen werden könne, ohne daß sonst irgend jemand dabei Schaden litte. Daß e» nicht geschehe, sei lediglich dem Egoismus dieser Klassen zu- ^schreiben, der sie hindere, das Opfer im Interesse de» Ganzen auf sich zu nehmen. — Es fehlt also diesen kommu nistischen Politikern ganz da» Verständnis dafür, daß da» Privatvermögen der Unternehmer zugleich den wesentlichsten Teil deS Bolksvermögens darstellt und daß die ganze Volks wirtschaft leiden würde, wenn es bedeutend versteinert würde oder zum Teil in» Ausland flösse. Nicht nur an» Egoismus, sondern weil sie sogleich Hüter deSvolkSver- mögep» sind, wehren die Eigentümer der großen Sachwerte sich gegen die Verkleinerung ihrer Kapitalien: ohne sie würden sie ibre volkswirtschaftliche Aufgabe nicht in dem allen er wünschten Umfange erfüllen können. — Gegen die Lehre, daß die Erhaltung des Volksvermö gens lediglich im Interesse der Besitzenden liege und den Be sitzlosen gar nicht angehe, lassen sich zunächst theoretische Gründe geltend machen: Es ist nicht richtig, das Volksver mögen lediglich als statistische Summe aller Prtvatvermögen au M, assen, wie e» geschieht, wenn man sich ein zahlenmäßige» Bild von dessen Größe machen will ES ist wett mehr al» eine Summe, es ist ein System von Gütern, d. h. ein zu sammengehöriges Ganzes, dessen Wert sich nicht einfach durch Addition der Werte seiner Teile berechnen läßt. Diese» Ganze steht auch dem ganzen Volke zur Verfügung und wird von seinem Staate politisch beherrscht. An den Teilen hat jeder Eigentümer ein prtvatwirtschastliches, am Ganzen das Volk ein volkswirtschaftliches Interesse. Diese beiden Arten des Interesses sind in der wohlgeordneten, normalen Volkswirtschaft'eng miteinander verknüpft. Die Verfolgung privater Interessen schädigt hier nicht, sondern fördert das Gesamtinteresse. Nur unter außergewöhnlichen Verhältnissen und in zerrütteter Volkswirtschaft entstehen Jnteressengeaen- sätze der Gesellschaftklassen, dienen die Prtvatvermögen nicht zugleich dem ganze« Volke. In gesunder Volkswirtschaft hat jeder Volksgenosse Anteil am ganzen Volksvermkaen und ^edem seiner Teile, jeder ist an deren Erhaltung und Ertrag Es scheint jedoch sehr schwer zu sein, diese Lehren auf rein theoretischem Wege zu erfassen. Darum ist e» notwendig, - Theorie einen praktischen Unterricht hinzuzufügen ... .. . -- ---- -- fjHkn. Besser sich mit jener Lehre begnügte, siler wie der anfchaul'che Unter- >etl jener von Freunden, dieser Lehrgeld fordern. Protest -er englische» Gewerkschaften gegen -ie Note an Nußlan-. 2 onoon, 12. Juni. Ver Generalrat de» Gewerk- schaftrkongresse» hat an Ministerpräsident Baldwin mit Bezug auf di« englische Note an Rußland «in Schreiben schaftSIreise, die den englisch«» Arbeitern helfen woll- M°n will wcht bloß hören, will auch Men. ten, eine falsche Bedeutung unterzuschteben, und daß man sich mit Lehre, ,^g, W-iI-»-brauch m-ch«, dl-»«-Ion-l.,«l, dl« U, em F-Ind-n «it-m wird, dl« H-H-« o-d-o-ld ,°rd«n>. ziehungen zwischen der englischen Regierung und Sowjet- Doch man will e» nun einmal nicht ander» und so mutz da» rußland ernstlich z» gefährden. Volk seinen Willen haben, : l Zum ersten Male wurde un» die heilsame Lehre, daß London, 14. Zmkt. „TilneS" zufolge werde im jeder Volksgenosse am DoHSvermögen interessiert sei, da- vberhau» hexte Lord Newton eine Anfrage an die Re- durch gegeben, daß die Feinde große Teile unsere» Vater- gterung richten, die sich auf da» von Mo-kau nach. Eng- lande» vom Ganzen abtrennten. Da wurde Ackerland, »um land gesandte Geld und auf die Haltung der britischen Teil besonder» fruchtbare» und wesenMch zur Volksernährung zhbsgteauG dGG IhGtch* .h»tttag«b«b, Wälder, bi« «ä mit H*lg «ftrgt«, Ver,- /luer Tageblatt MM- /lnzeiger für -as Erzgebirge k-ugn»««.: «agedia« Na-rzg.»ira<. Enthalt»»- -le amtliche» S»ra»iUt»achuag»a -e» Rat»» -r» Sta-1 all- -»» stmtogerkchts poßsihmk -mu« st« «eftst» m-r-R