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21. Jahrgang Sonntag, äen 30. Mai 1926 Nr. 123 Graf öernfiorff über feine Genfer EknSrücke. Genf, 28. Mat. Graf Bernstorff, der Chef der deutschen Delegierten des Abrüstungsausschusses erklärte vor seiner Abreise beim Empfang deutscher Pressever treter: Tie Abrüstungskonferenz konnte sich nur auf die Ausarbeitung von Methoden, durch die der gewaltige Stoff des AbrüstungSpvoblemS bewältigt werden konnte, erstreben. Liese Methoden konnten gefunden werden und damit ist ein Anfang bemacht, dessen Bedeutung weder unter« noch überschätzt werden soll. Die Haltung der deutschen Delegierten mutzte notwendigerweise abwar tend sein. Tie deutsche Politik, die durch die Verträge von Locarno und Berlin gekennzeichnet ist und den wirtschaftlichen und moralischen Wiederaufbau Deutsche lands erstrebt, wird auch im Rahmen des Völkerbundes unverändert eine Politik des Friedens nach Westen und Osten bleiben. Sieg -er englischen Arbeiterpartei bei einer Nachwahl. Hammersmith, 29. Mat. Bei der Nachwahl »um Parlament erhielt der Kandidat der Arbeiterpartei 13 095, der Kandidat der Konservativen 9484, der Li berale 1974 Stimmen. Lite Arbeiterpartei hat damit einen neuen LiA gewannen. MMtärrevolte 'm Lissabon. Lissabon, 28. Mat. Hier ist eine neue Mild» tärrevotte ausgebrochen. Zwei Divisionen, die eine itzt Norden, die andere im Süden haben gemeutert. Da» Ministerium erklärt, der Unbotmätzigkeit Herr werden können. Die Verbindung zwischen der Hauptstadt und dem Innern des Landes ist wegen des Mtlttärauf- standes unterbrochen. Ter Kommandant der meutern« den Truppen hat an die Bevölkerung einen Nusruf gerichtet. Tie Regierung hofft jedoch, dis Bewegung unterdrücken zu können. Berlin, 28. Mai. Tier Reichskunstwart Dr. RedSlob hat dem ReichSmtnisterium des Innern einen Vorschlag für die geplante Einhettsflagge des Rei ches zugehen lassen. Dieser Entwurf einer Einheits flagge weist in der Mitte ein schwarzes eisernes Kreuz auf, dessen vier Balken durch die ganze Länge des Fahnentuches laufen. Zn den Pier freibleibenden Ecken stehen abwechselnd schräg gegeneinander die Farben Gold und Rot. Dieser Vorschlag wird im ReichSmtnisterium des Innern ebenso wie die aus anderen Kreisen einge- gangenen Vorschläge geprüft werden. Offizielle Bedeu tung ist ihm vorläufig noch nicht zuzuschreiben. Ueber- haupt ist die Frage der Flaggenangelegenheit noch nicht so weit gediehen, datz schon in der nächsten Zett vom Reichskabinett ein bestimmter Vorschlag unterbreitet werden könnte. der Entwurf fteüslobs einer unter vielen. Berlin, 29. Mai. Zu dem Vorschläge des RetchS- kunstwarts Dir. RedSlob bemerkt die „Tägliche Rund schau", daß das ReichSmtntstertum des Znnern von ver schiedenen Persönlichkeiten Probeentwürfe eingefordert hat, um dem RetchStagsauSschuß, der sich mit der Frage dec Schaffung einer Einhettsflagge befassen soll, Unter lagen zu geben. Unter den angegangenen Persönltch- dle erste Mlnlsterbefprechung nach Pfingsten. Berlin, 29. Mai. Gestern nachmittag fand den Blättern zufolge die erste Mtnisterbesprechung nach den Pfingstferien statt. Sie beschäftigte sich lediglich mit laufenden Angelegenheiten. Gestern abend versammelten sich die in Berlin an wesenden ReichSmintster beim Reichspräsidenten zu der AbschtedSfeter für Dr. Sucher. drr nrue Gberrelchsanwalt. Las Reichskabtnett hat in seiner letzten Sitzung der Bezet zufolge den Vorschlag des Reichsjustizministe- viumS, den Ministerialdirektor Tr. Werner zum Ober reichsanwalt Ku ernennen, -ugestimmt. Nunmehr muß der Reichsrat zu der Frage der Nachfolge Cbermahers Stellung nehmen, da die Ernennung duvch den Reichs präsidenten auf Vorschlag de» Retchsrat» erfolgt. ketten befindet sich auch der RetchSkunstwatzt Dr. Reds- lob. Dem Ministerium sind außerdem zahlreiche frei willige Entwürfe zugegangen. Das Ministerium wird das Material zunächst sammeln und es dann nach einer Sichtung ohne eigene Stellungnahme dem Reichstags ausschuß zuleiten. Auf diese Weise wird wohl auch der Entwurf des Reichstunstwartes mit vielen anderen zu- sammen dem parlamentarischen Ausschuh unterbreitet werden. Ta sich die Frage gegenwärtig noch in ihrem Anfangsstadium befindet, so ist es, wie das Blatt be tont, deshalb verfrüht, jetzt schon den einen oder den anderen der Entwürfe aus den vielen besonders hev- auSzuheben und ihm dadurch eine Bedeutung beizulegen, die er. nicht besitzt. ' > die Sremer Sürgerschaft gegen -lr Zlaggenveror-nung. Berlin. 29. Mat. In der gestrigen Sitzung! der Bremer Bürgerschaft wurde ein Antrag mit 48 gegen 37 Stimmen angenommen, der den Senat ersucht, bei der Reichsregierung die Aushebung der Flaggenverordnung vom 5. Mai zu erwirken. Gegen den Antrag stimmten die Deutsche Volkspartei, die Deutsch nationalen und die völkische Partei. Srafillen un- -er völkerbun-srat. Ne uh ort, 28. Mai. Wie der „Associated Preß." gemeldet wird, ist keinerlei Erklärung über die Haltung Brasiliens zur Frage der VülkerbundSratSsttze abgege- ben worden. . > Klugheit mit Kraft Vereinen und nichts außer acht lassen wird, um mit angespannter Aufmerksamkeit die Fragen zu verfolgen, die das Interesse und die Würde Spaniens so sehr angehen. Sie wird sich dabei weder durch Erfolge noch durch Glückwünsche ablenken lassen. Italien will an -en Zrie-ensverhan-lungen teilnehmen. Zürich, 28. Mai. Tie faschistischen Mailänder Zeitungen „Secolo" und „Corriere della Sera" erheben den Anspruch Italiens auf Zuziehung Italiens zu den Friedensverhandlungen in Marokko. Der „Secolo" schreibt in xinem römischen Telegramm, daß Italien als Afrikamacht nicht mchr auszuschalten wäre und auch in Marokko nicht geringe Interessen habe. fib- el Krim noch in Targist. Parts, 28. Mai. Nach einem beim Kriegsmini sterium eingegangenen Telegramm beabsichtigt Abd el Krim, Targist erst zu verlassen, wenn er sich über Las Schicksal seiner Familie und seiner Güter vergewissert hat, die noch nicht in Targist eingetroffen sind. Die französischen Verluste. HavaS berichtet aus Fes: Aus autorisierter Quelle verlautet, daß die französischen Verluste im Verlaufe der letzten Offensive sich auf nicht Mehr als 100 Tote einschließlich der Eingeborenen belaufen. deutsche Kolonlaltagung tu Sochum. Bochum, 28. Mat. Unter außerordentlich großer Beteiligung begann heute die große Tagung der kplo^ ntalen Arbeitsgemeinschaft in Bochum. E« handelt sich um Veranstaltungen der Deutschen Kolontalgesellschaft. de» Deutschen Kolonialkrtegerbunde», de» Frauenbun des der Deutschen Kolonialgesellschaft, de» yrauenver» eines vom Roten Kreuz für deutsche Uebersee tznjd dos Kownial-Krtegerdanks. Zn der Sitzung de» Vorstand«» der Deutschen Kolontalgesellschaft wurde der Jahresbe richt vorgelegt. Der Präsident der Deutschen Kolvntal- gesellschaft, Gouverneur a. D. Dr. Seitz, wurde Wiede» gewählt. Neu in den Vorstand wurden gewählt: Krupp von Bohlen-Halbach, Oberbürgermeister Tr. Jarre* Duisburg und Eisenbahnpräsident Meher-Oppen. Dr. Seitz gab einen kurzen Ueberblick über den Stand der deutschen Kolonialsrage. Sodann wurde der Bericht über die Tätigkeit der Deutschen Kolontalgesellschaft 1ml Jahre 1925 erteilt. Tie Tatsache, daß int neutralen Und ehemals feindlichen Ausland die deutschen Kok» ntalansprüche andauernd mit Ernst behandelt -würden, sei die Frucht der Deutschen Kolontalgesellschaft. Al» eine wettere Frucht dieser Tätigkeit dürfe man anspr* chen, daß England heute schon mit der Mehrzahl seiner Kolonien dem deutschen Handelsvertrag« beigetreten sei. Ter Bericht fordert eine zweckmäßige Regelung de» Au* Wanderungswesens als die Hauptaufgabe de» neuen Deutschlands, an der .sich die Deutsche Kolontalgesell schaft beteiligen werde, soweit es sich um unsere chema-i ligen Kolonien handle. Ein weiteres Ziel der Gesellt schäft sei die Einführung der Koloniekunde al» Unter richtsfach in den Schulen und die Errichtung von Lehr stühlen für Kolonialpvlittk und Kolouialwirtschaft an den Universitäten. Mannesmann verpfän-et -em Kelche feine nor-afrikanischen vefitzungen. Berlin, 28. Mai. Dem Volkswirtschaftliche« Ausschuß des Reichstages liegt ein Ersuchen der Firma Gebrüder Mannesmann um einen Kredit von 8i/, Mil lionen Mark vor, gegen den dem Reiche di« in Afrika (Marokko) gelegenen Besitzungen der Firma verpfändet werden sollen. Wie es heißt, würde der Ausschuß dem Ansuchen zustimmen, und zwar au» außenpolitischen Gründen. Nur auf diese Weise, wenn das Reich mit spreche, könnte der Grund zu einer Art neuen Kolonial politik gelegt werden. Andernfalls wäre Mannesmann genötigt, seine Besitzungen in Afrika zu verkaufen. Schaffung der Einhettsflagge Ein Vorschlag des Reichskunstwartes. Relchsausschuß -er deutschen Volkspartei fürs han-el un- In-ustrie. Der Reichsausschutz für Handel und Industrie tritt E 3. Juni 10 Uhr vormittags in Erfurt Hotel Kossen haschen zu einer Tagung zusammen^ Herr General dtrektor Albrecht, MP.R., sprich^Lker deutsche Wirt schaft, Herr Professor Leidig, ML.L., über Deutschland» Finanz- und Kzedttproblem«. Reich-Minister Dir. Euv> tiuS wird voraussichtlich an der Tagung tetlnehmen. Interessenten für die vorstehend« Veranstaltung wob« len sich an die BeztrksgeschLft-stelle der Deutschen Molk* L Partei Zwickau, Fernruf 2191. wenden. Relchselnnahmen 1-2S. Berlin, 27. Mai. Nach einer Uebersicht des Reichs finanzministeriums betrugen die Einnahmen des Reichs im Rechnungsjahre 1925 an Besitz, und Berkehrssteuern 4 892 743 862 Mark gegenüber einer im Reichshaushaltplan veranschlagten Einnahme von 4 991 000 000 Mark, die Zölle und Verbrauchsabgaben 1962 600 986 Mark gegenüber 1859 500 000 Mark. Die sonstigen Abgaben betrugen 956 789 Mark, sodaß im ganzen 6 856 301 638 Mark gegen über einem Voranschlag von 6 770500 000 Mark eingekom- men sind. Tas Mehraufkommen an Steuern, Zöllen und Abgaben gegenüber den Haushaltsansätzen beträgt 85 801 638 Mark. Die Mehrüberweisungen an die Länder betragen 64 122 842 Mark. Mithin ist der tatsächliche Mehrertrag für da» Reich 21678 796 Mark. Primo -e Rivera über die nächsten Ereignisse in Marokko. Madrid, 28. Mat. Wie die Blätter berichten, z mung des Berges Arrutt im Jahre 1921. TaS Land antwortete der Ministerpräsident Pressevertretern, die muß auf jeden Fall überzeugt sein, daß die Regierung ihn fragten, ob er den Augenblick zum Glückwünsche« für " gekommen erachte: T!ie Lage ist sehr günstig, aber Glückwünsche werden erst am Platze sein, wenn dt^ Stäm me vollkommen entwaffnet sind und die besetzte Zone reorganisiert ist. Tann werden auch Truppen in be trächtlicher Zahl in die Heimat zurückbefördert werden können. Hinsichtlich des Schicksals derjenigen, die von den Rjfleuten nicht fretgelassen worden sind, bin ich skeptisch: denn die Berichte einer zurückgekehrten Sani- tätSkommission Über den Zustand der Gefangenen waren trostlos. Gleichwohl ersuchte die Regierung ihre Ver treter und diejenigen der französischen Regierung, vom Führer der Aufständischen genauere Aufklärungen über diesen Punkt zu verlangen, um Schritte zur Befreiung der fehlenden Gefangenen zu unternehmen und für Pen Fall, daß die Grundsätze der Menschlichkeit, auf die Abd el Krim sich so oft berief, verlegt worden sind, festzu stellen, wen die Verantwortung trifft. Tie spanische Regierung weiß noch nicht, in welcher Form sich! der Akt der Unterwerfung des Führers der Aufständischen vollziehen wird. Sie ist aber davon überzeugt, daß der französische Oberkommissar dem Sultan kein Prunk« volles Zeremoniell empfehlen wird; denn ein .solches würde nur eine bedauerliche Wirkung haben, da es sich einfach um einen Empörer handelt, der sich noch, kürz lich in» Aufstand gegen die Autorität des Sultans be fand, und dessen Kriegführung nicht immer ritterlichen und loyalen Grundsätzen folgte. Besser als irgend ein anderes Beisiel zeigten dies die Metzeleien bei der Räu- /luer Tageblatt - «ksch.i»« —'«»,»». M M M I ^G U<, M UM > D MM M MM M.M.L^ GM «.kia«» 1 „rnfp"ch.fws-t»uS kN. tt. / V .-«,4.,.».»...^°°,... r.i.gramm., Tag.biatt n°«rzg.d>rg». enthalten- -k amtliche« Srkaaatmachllage« -e» Matt» -er Sta-t ua- -L» ftmtsgerlcht» Mm. n«t Leipzig Nr. 1»»,