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21. Jahrgang Mittwoch» äen 12. Mai 192S Nr. 109 an diese Parteiführerbesprechung sand ein KabtnettSrat Anfrage, ob der Innenminister di« Frag« der Gese statt. Wie man in Parlamentarischen Kreisen anntmmt-! des Generalstreiks erwogen habe und welch« Schritte werden die Reich-Minister sich mit dem Reichskanzler scr Angelegenheit beabsichtigt seien, erwidert, dieFragi solidarisch erklären. Am Nachmittag versammelt» sich! erwogen, aber der Innenminister sei gegenwärtig n di« Parteiführer noch einmal beim Rsich-kängl«. ' «it, eine Erklärung a-tugeben. di« Parteiführer noch einmal beim Rsich-kan-lsr. Geßler Reichskanzler? Berlin, 10. Mat. deutschnattonalen Kreisen verlautet, datz die Partei sich berSit» eingehend mit den Möglichkeiten «ine- Wiedereintritt» in di« Retch-regte- rung beschäftigt hat. Man erklärt, datz, nicht daran zu denken fei, sich lediglich mit der Umbildung zufrieden zu geben. Da« MttzlrauenSvotum der Deutschnattona len gegen den Reichskanzler änlätzltch der Einreichung des deutschen Aufnahmegesuche» an den Völkerbund schriebe ein rnge» Zusammenarbeiten mit dem Kanzler au». Gr müsse durch einen neuen Mann ersetzt werden, der da- volle vertrauen der „nationalen" Kreise ge nieße. Man spricht in diesem Zusammenhang von dem ReichSwehrmtntster Dr. Gehler, der sich gegenwärtig auf einem zweimonatigen Erholungsurlaub befindet. Me wett Dr. Letzler von den Plänen der Deutschnattonalen und sonstiger Kreis« allenfalls unterrichtet ist, ist daher tm Augenblick nicht festzustellen. Das Schreiben, das der Reichspräsident Hinden burg an den Reichskanzler gerichtet hat, hat folgenden Wortlaut: Berlin, den 9. Mai 1926. Streit um den Flaggenerlaß durch den Brief de- Reichs präsidenten die parlamentarische Schärfe genommen wird. Das Zentrum und die Demokraten werden sich, wie das Blatt glaubt, im Hinblick auf die in Aussicht gestellte endgültige Lösung mit dem Flaggenerlaß abstnden. Tie „Germania" hebt hervor: Die aus Versöhnung und Ausgleich bedachte Gesinnung des Reichspräsidenten be rührt wohltuend und kann nur dazu dienen, die Stel lung des Reichspräsidenten in den Augen der Bürger noch mehr zu festigen. Der praktische Politiker wird sich freilich die großen realen und psychologischen Schwie rigkeiten nicht verhehlen, die die Verwirklichung diese- Ideals zu keiner leichten Sache machen. 'Im „Berliner Tageblatt" wird gesagt: Wir haben nichts etnzuwenden gegen den Versuch, eine Einigung! in der Fahnenfrage herzustellen, wenn wir sicher sein dürfen, daß wirklich jede unzulässige Schädigung der schwarz-rot-goldenen Fahne unterbleiben soll. Aehnlich die „Voss. Ztg.": Wenn es gelänge, hier eine Lösung zu finden, welche keine Minderung dec Farben des neuen Reiches bedeutet, ohne dabei völlig auf die Erinnerung an eine Tradition zu verzichten, die in ihrer Verknüpfung mit den Lei stungen des geeinten deutschen Volkes während mehr als vier Jahrzehnten stets ehrwürdig bleibt, so wür den endlich Kräfte, die sich bekämpfen, zu stltchtbarer Gemeinschaftsarbeit frei werden. Die „B. Z." glaubt zu wissen, datz Demokraten und Zentrum sich der Anregung zur Regelung der Flaggen srage anschticßen werden, die der Reichspräsident in sei nem Schreiben an den Reichskanzler gibt. Vorausset zung für ihre Mitarbeit werde dabet sein, datz tatsächlich eine Flagge geschaffen werde, die als Wahrzeichen der Republik im In- und Auslande gleicher Weise Geltung beanspruchen könne und die die Gewähr biete, daß der Flaggenstreit dann wirklich zu Ende gehe. Die entschei denden Sitzungen der Fraktionsvorstände werden, dem Blatt zufolge, erst heule nachmittag stattfinden. Die interfraktionelle Sitzung, die gestrrn abend abgebrochen wurde, wird heute mittag fortgesetzt. Oas Mißtrauensvotum -er Eozial-emokratlr. Berlin, 11. Mat. Obgleich die beiden RetchS- tagsfraktionen des Zentrums und der Demokraten sich ihre endgültige Stellungnahme zu dem Mißtrauensvo tum für heute Vorbehalten haben, so glaubt doch die „Bossische Zeitung", daß die Auffassung in der demo kratischen Fraktion für die Unterstützung des sozialdemo kratischen Mißtrauensvotums überwiegt. Daß die Frak- tion noch keinen endgültigen Beschluß in dieser Richtung gefaßt hat, sei daraus zurückzuführen, daß noch Erörte rungen über einen Vorschlag schweben, der auch hei den Demokraten einen SttmmungSumschwung herbeiführen könnte. Wie das Blatt schreibt, handelt e» sich nm di» Anregung, die zweite FlagAenverordnung vorläufig in suspenso zu belassen, bis die Einigung über eine Ein- heitsslagge erreicht worden sei. Was die Haltung der Zentrumssraktion betrifft, so gibt die „Germania" keine Auskunft. Die „Tägliche Rundschau" gibt der Meinung Ausdruck, daß das Zentrum gemeinsam mit den Deutsch nationalen, der Deutschen Bolkspartet, der Bayrischen Volkspartei und der WirtschaftKPartei gegen des sozial demokratische Mißtrauensvotum stimmen werde. Di« Völkischen, die wahrscheinlich ein eigene» Mißtrauens votum etnbringen werden, würden sich bet dem sozial demokratischen Mißtrauensvotum der Stimme enthalten und damit wäre eine Mehrh.- c gegen da» sozialdemo kratische Mißtrauensvotum geschaffen, selbst wenn die Demokraten geschlossen dafür stimmen sollten. Zu er wähnen ist noch, daß die „Germania" über eine Kund, gebung der Berliner Zentrumspartei berichtet, in der die Erwartung ausgesprochen wurde, daß die Zentrums fraktion des Reichstages alle verfassungsrechtliche« Mit tel anwendet, um dem deutschen Volke die artererbten Nationalfarben als Symbol freiheitlichen Polkastaates Schwacz-rot-gold unveränderlich zu erhalte«. Luther soll zurücktreten l Berlin, 10. Mat. Ueber da- Ergebnis der Ver handlungen der Regierungsparteien mit der Regierung wird von den Parteiführern strengstes Stillschweigen be- wahrt. Wie verlautet, soll von den Demokraten dem Reichskanzler nahegelegt worden sein, von seinem .Amt zurückzutreten, da vielleicht dann eine Lösung der strit tigen Frage leichter zu finden sein würde. Im Ap.schlutz Hindenburg an Luther Regelung der Flaggensrage. Die Streiklage in Englanä. London, 10. Mat. Tine amtliche Mitteilung besagt: Im allgemeinen herrscht Ordnung im Lande; auf dem Gebiet der Lebensmittelversorgung bleibt die allgemein« Lago befrie digend; fast nirgendwo sind Anzeichen einer Krise vorhanden. T e Beförderung der Waren ist in allen Bezirken befriedigend. D e Zahl der freiwilligen Doaarbetter nimmt zu. Der Poft- menst nimmt tm allgemeinen einen günstigen Verlaus. Der Generalrat der Gewerkschaften erklärt, daß nach den erhaltenen Nachrichten die Front intakt sei. Im Unterhaus erklärte Churchill, /luer Tageblatt MM- Anzeiger für Sas Erzgebirge kelegramm«: kag»blatt Nu«»rzg«dlrg». EtUhulleub -I« umlllcheu Hefauuuuuthuugeu galUO beE Elubl uub Se» fltNl-gerichkO ^ue. ftsftsstzeck-KeiN» Ur.»««» Der Generalrat der Gewerkschaften erklärt, daß nach den erhaltenen Nachrichten die Front intakt sei. Im Unterhaus erklärte Churchill, die Auflage der „British Gazette" habe ein» Million erreicht. Zwei Arbeiterführer verhaft«-. Die Polizei verhaftete gestern in Felltng in der Graf schaft Durham zwei bekannte Arbeiterführer, nämlich den früheren Unterbauskandidaten Lather und den Präsidenten des Städtischen BezirkSrateS von Blaydon, Harry Bolton. Postpakete nach England. Die in den ersten Tagen dieses Monat- aufgelieferten Pakete nach Großbritannien lagern zum größten Detl nrch bei den deutschen GrenzauSgangS-Postanstalten, Diese sind angewiesen worden, die Pakete mit leichtverderblichem In halt, soweit dies aus den Zollerklärungen oder sonst ersichtlich ist an die Absender zurückzuleiten. Den Absendern von nach Großbritannien bestimmten Paketen mit anderen Waren bleibt es überlassen, ihre Pakete -urückzuforder«. Anträge auf Rückgabe nehmen die Aufgabe-Postansralte» entgegen. Der Zugverkehr. London, 10. Mai. Bei EdinLurg ereignete sich ei» Zugzusammenstoß, wobei drei Personen getötet wurde«. F» der Nähe von Newcastle entgleiste ei« Kg. E- wurde et» Reisender verletzt. Wie heute abend amtlich mitgetellt wird, verkehrten heute fast 4000 Züge. Ein Fünftel de- Personal er Cisenbahngesellschaften arbeitet. Vie International» öer christliche« Beweekschaftc« zum Streik in England. Köln, 10. Mat. Der Vorstand des Internationalen Bundes der Christlichen Gewerkschaften faßte in einer gemein samen Sitzung am 9. Mai in Köln, an der Vertreter au» Deutschland, Holland, Belgien, der Gchweiz und der Tschecho slowakei teilnahmen, eine Entschließung, die u. a. erklärt, datz die englischen Bergarbeiter sich in einem gerechten Abwehr kamps befinden, und das wachsende Anstürmen des Kapitals gegen die Lebensinteressen der Arbeiterschaft in allen Ländern sowie die antisozialistischen Bestrebungen verurteilt. Gleich, zeitig bringt die Entschließung zum Ausdruck, daß ave Län der die Pflicht Härten, auf die berechtigten Interessen der Arbeitnehmer Rücksicht -u nehmen und durch Einrichtung wirksamer Einigung-- und Schlichtung-Instanzen wirtschaft- lichen Kämpfen vorzubeuge«. Ueber die aus Anlaß de- Kampfe» i» England zu er greifenden praktische» aßnahmen soll die dem Bunde an- gechlossene Fachlnternationale in Verbindung mit be« leitenden Ausschuß gegebenenfalls Beschluß fassen. Letzt» »ngUfihr Me.-ungrn. Die Dockarbeiter von Belfast find in den Ausstand getreten. Im Untergrundbahndienst werden weitere beträchtliche Verbesserungen mitgeteilt. 80 Stationen von 184 find wieder geöffnet. Von der Regierung wurde gestern tm Unterhaus auf eine :age, ob der Innenminister di« Frag« der Gesetzlichkeit welche Schritt« in die- ^e «erde lg nicht be- Der Reichspräsident. Sehr geehrter Herr Reichskanzler! Die „Zweite Verordnung über die deutschen Flaggen vom 6. Mai 1926" ist in der Oesfentlichkeit erheblichen Miß verständnissen begegnet. Die außen- und mirtscha,Apolitischen Ereignisse der letzte» Zeit, die einer neuen Geltung Deutschlands im Aus lände den Weg ebneten und uns wieder in die Weltwirtschaft ekngliederten, erfordern eine starke Mitwirkung der Deutschen im Auslande und ein freudiges Bekenne» aller Ausländsdeut schen zum Deutschtum bei öffentlichen Kundgebungen. Dem stand in» Auslande unter besonders schweren Begleitumständen der unselige Flnggenzwist hindernd im Wege. Diesem liebet- stände soll durch die Verordnung vom 5. Mai d. I nbgcholsen werden, nnd ich bin überzeugt, daß dieser Zweck mit der Ver ordnung auch erreicht wird. Nichts liegt mir — wie ich Ihnen bereits wiederholt zum Ausdruck gebracht habe — ferner, als die durch die Per.nssnng bestimmten Nationalfarben zu beseitigen. Ich bin vielmehr nach m:e vor fest entschlosst, die Flagge,r/rage nur aus der Grundlage der Verfassung zu behandeln. Leider hat sich aber aus den Erörterungen in Presse und Oesfentlichkeit erneut ergeben, wie verhängnisvoll und ge fährlich siir unser Volk der schwebende Streit um die Flagge ist. Heer in absehbarer Zelt ans versassungSinäs^geiu Wege einen versöhnenden Ausgleich zn schaffe», der dem gegenwär tigen Deutschland und seinen Zielen entspricht und zugleich dem Werdegang und der Geschichte des Reiches gerecht m'rd, ist mein innigster Wunsch. Ich bitte Sie deshalb, zur geeig neten Stunde sowohl mit den gesetzgebenden Faktoren im Reiche als auch mit den an dieser Frage besonders interessier ten Vereinigungen in Verbindung zu treten, um diesem Ziele nachdrücklichst zuznstreden. Möge der Zeitpunkt nicht fern sein, wo sich das deutsche Volk wieder friedlich nm ein und dasselbe Symbol seines staatlichen Daseins schart! Mit der Bersicherung meiner hohen Wertschätzung und mit freundlichen Grüßen bin ich Ihr sehr ergebener gez. non Hindenburg. die preußische Regierung gegen öie Ilagaerwerorünungr Berlin, 11. Mai. Das „Berl. Tageblatt" mel. det, die preußische Regierung hat gestern an das Reichs kabinett sowie an den Reichspräsidenten von Hindenburg ein Schreiben gerichtet, in dem sie gegen die neue Flag genverordnung Einspruch erhebt und sie als verfassungs widrig bezeichnet, weil im Widerspruch zu der aus drücklichen Vorschrift der Reichsverfassung der Reichs tag vorher nicht gehört worden ist. Auf Anregung Preußens wird diese Frage den Reichsrät voraussichtlich am Freitag beschäftigen. Reichebannerkunügebung gegen öie Ziciggen- Verordnung. Berlin, 10. Mat. Das Reichsbanner Schwarz- rot-gold veranstaltete heute abend auf dem Brunnenplatz eine Kundgebung gegen die Flaggenverordnung. Hier bei ergriffen der demokratische Landtagsabgeordneie Nuschle und der sozialdemokratische Abgeordnete Schmidt das Wort und sprachen sich scharf gegen die Verordnung aus. Die Veranstaltung schloß mit einem Hoch auf die putsche Republik. Vie öeriiner preße zu -em örief Hin-enburgs. Sämtliche bürgerlichen Blätter begrüßen den Schritt des Reichspräsidenten von Hindenburg zu einem ver söhnenden Ausgleich in dein Flaggenstreit, wenn auch die deutschnyttonalen Blätter es für mehr als zweifel haft halten, daß eine Einigung in der Flaggenfrage möglich sei. Die „Deutsche Zeitung" schreibt: Mit dem Herrn Reichspräsidenten sehnen wir den Zeitpunkt her bei, wo sich das einige deutsche Volk wieder friedlich um ein und dasselbe Wahrzeichen seines staatlichen Tv.- seinS scharen wird. In der „Kreuzzeitung" heißt §s: Immer wieder tritt das Bestreben in allen Handlungen Hindenburgs hervor, Gegensätze zu versöhnen und eine Volksgemeinschaft herbctzuführeu. Eine schwarz-weiß- rote Fahne mit sogar noch vergrößerter schwarz-rot- goldener Gösch ist jedoch für die Deutschnattonalen un tragbar. Für uns jedenfalls kann es in diesen Dingen überhaupt kein annehmbares Kompromiß geben. Wir fordern nach wie vor die alte ruhmreiche schwarz-wetß- rote Fahne. Der „Lokalanzeiger" bezeichnet eine Eini gung über die Flaggenfrage, die zugleich auch die rechts stehenden Teile der Bevölkerung nur irgendwie zufrte- denstellen könnt«, al» schlechthin undenkbar. Die „Täg lich« Rundschau" nimmt mit Sicherheit an, datz dem