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Dienstag» äen IS. Mai 1S2S Nr. 1» Mer Tageblatt MM? Anzeiger für -as (rzgebirse K^M r»,»u»» fiu„r5s>diio,. evtkaltrn- »I, omtttchra a«k«mtn>»<hw>isti> --- Natt» -rr «at«MI» »« flmt-g-elcht» ».Ml«.«»»» -« ----- ------- 2i. Jahrgang Marx mit der Kabinettsbildung beauftragt. Berlin, 17. Mat. Tie Zentrum-fraktton de» Reichstages beschloß tn ihrer Sitzung am Sonntag abend, den bisherigen Reichsjustizmintster Dr. Marx zu bitten, das Reichstanzleramt zu übernehmen. Dr. Marx begab sich daraus zum Reichspräsidenten und wurde von ihm beauftragt, als Reichskanzler da» Kabinett in seiner bisherigen Zusammensetzung zu führen. Zentrum unö deutsche volkspartek. Berlin, 16. Mai. Zwischen Vertretern der Reichstagssraktionen des Zentrum» und der Deutschen Volkspartei fand heute Sonntag nachmittag eine Bespre chung statt, die, wie verlautet, nachstehendes Ergebnis hatte: 1. Die bestehende Regierungskrise muß unver züglich gelöst werden, deshalb sind beide Parteien be reit, in ein Minderhettskabinett einzutreten. 2. Es be steht Uebereinstimmung. daß die außen- und innenpoli tische Lage mit möglichster Beschleunigung die Schaf fung einer Regierung erfordert, die sich auf eine Mehr heit des Reichstage» stützt. 8. Für die Mehrhettsbil- dung können nur Parteien in Frage kommen, die die Rechtsgülttgkeit der bestehenden internationalen Abma chungen anerkennen und für die Fortführung der bis herigen Außenpolitik Gewähr geben. Vos Kabinett bleibt. — Sell RekchsMkzminister. Wie die Blätter schreiben, werde da» neue Kabinett Marx bis auf eine Ausnahme dem Kabinett Luther entsprechen. Die einzige Aenderung werde der Eintritt des Abg. Dell als ReichSiusti-ministrr und Minister für die besetzten Gebiete sein. Wie der „Montag" meldet, werde der neue Reichskanzler Marx den Vorsitz in der ZentrumSpartet und in der RetchStagsfraktton de» Zen trums bis auf weiteres betbehalten. GS sei damit zu rechnen, daß das Kabinett sich noch im Lause des heu tigen TageS konstituiert und möglicherweise am Mittwoch die Erklärung der Reichsregterung vor dem Reichstag abgeben wird. Man werde dann möglichst rasch noch vor Pfingsten die Abstimmung über da» Vertrauensvotum herbetführen. Vor schweren Kämpfen in Warschau. Haller gegen Pilsudski. — Gründung einer Rationalgarde. Paris, 16. Mat. Tiem „Neuhovk Herold" wird au» Warschau gemeldet, es werden Truppen gegen Ge neral Haller gesandt, der mit einem Heer von 10000 Mann gegen Warschau vorrückt. Man rechnet für heute oder morgen mit einer Entscheidungsschlacht zwischen den beiden Heeren. Nichtsdestoweniger werden alle Bemü hungen unternommen, um zu einer Verständigung! zu gelangen. Danhig, 16. Mat. „Gdanska" meldet aus Thorn unter dem 14. Mai: Heute traf hier General Joseph Haller ein. Gr pflog Beratungen mit den Wojwoden und dem Ausschuß für militärische Ausbildung über Schaffung einer Nationalgarde. Ruhe in Warschau. Warschau, 16. Mai. In den heutigen Morgen stunden war bereits zu bemerken, daß die Bevölkerung sich zum größten Teil beruhigt hatte. Eine große An zahl Geschäfte, die in den letzten Tagen geschlossen hat ten, waren heute wieder geöffnet, nachdem Pilsudski in einem Dekret erklärt hatte, daß die Polizei dafür Gorge tragen werde, die Ruhe in der Stadt aufrechtzuerhalten. Nur ein Teil der Banken war noch geschlossen, wahr scheinlich aus Angst vor Plünderungen. Beruhigend wirkte.hauptsächlich die Nachrichjt des „Robotntk", daß der Streik zurückgezogen worden sei. Dagegen hört man von Zeit zu Zeit, hauptsächlich in den Nachtstunden, nicht weit von der Stadt Schießen. Sisher 20S Tote, -00 Venvun-ete. Warschau, 16. Mai. Lite heutige ,Marsawianka" gibt die Gesamtzahl der Opfer der Kämpfe in Warschau mit 205 Toten und 966 Verwundeten an. Diese Liste ist noch nicht vollständig. Tier Kommandant der Stadt Warschau hat bekanntgegeben, daß da» Leichenbegängnis für die Gefallenen am 17. Mai unter militärischen Ehren stattftnden wird. Vas neue polnische Kabinett. Warschau, 17. Mai. Tier Sefmmarschall Rataj hat in Vertretung des Präsidenten der Republik den Abg. Professor Bartel, der im neuen Kabinett da» Gisen- bahnministerium übernimmt, zum Ministerpräsidenten ernannt. Im neuen Kabinett übernimmt da» Heeres- ministerium Pilsudski, Mit der Leitung de» Ministe riums des Aeußeren wurde der ehemalige Gesandte in Rom August Zaleskt betraut. Morgen findet im Sejm die Vereidigung des neuen Kabinett» statt. Vie Konsolidierung kn Polen. Warschau, 17. Mai. Der Vertreter des Präsi. deuten der Republik Rataj hat eine von ihm, dem Mi nisterpräsidenten Bartel und dem Minister für HeereS- wesen Marschall Pilsudski unterzeichnete Verordnung herauSgegeben, wonach alle feindseligen Handlungen der Truppen etnzustellen sind und dem Minister für HeereS- wesen anheimgestellt wird, weitere Maßnahmen zur Konsolidierung der Lage zu ergreifen. Empfang landsmannschaftlicher verbände ln der Reichskanzlei. Berlin, 16. Mai. In der Reichskanzlei fand heute nachmittag zur Erinnerung an die Volksabstim mungen kn den deutschen Grenzgebieten ein Empfang von Vertretern Landsmannschaftlicher Verbände mit Tee im Park statt. Vom Reichskabinett waren vertreten der stellvertretende Reichskanzler Reichswehrminister Dr. Geßler, der Retchsmintster des Auswärtigen Dr. Strese- mann, Reichsjustizmintster Tr. Marx und Retchsinnen. Minister Dr. Külz, ferner nahmen noch Vertreter der preußischen Regierung an dem Empfang teil. Der stell» vertretende Reichskanzler ReichSwshvminister Dr. Geß- le- begrüßte die Erschienenen im Namen der Reichsregie- rung und sprach ihnen herzlichsten Tank und Anerken nung für die während und nach der Abstimmung in den Grenzgebieten geleistet« außerordentlich wertvolle Tätigt kett zur Erhaltung de» deutschen Volkstum» au». Für die Landsmannschaften, die au» der Zett der Abstim mungen stammen und für die gesamten Grenzgebiete de- deutschen Reiches gaben der erste Vorsitzende der Bereinigten Verbände Heimattreuer Oberschlester, preu ßischer Landtagsabgeordneter Fabrikdtrektor Dr. Alt und für die Gesamtheit aller übrigen deutschen Landsmann schaften insbesondere der Binnendeutschen und der West lichen der Vorsitzende des WestauSschusse» des ReichSder- bände» der Rheinländer Präsident a. Lf. Dir. Kaufmann- Berlin den Sorgen und Hoffnungen der Grenzgebiete, die Angelegenheit de» ganzen deutschen Volke» seien, Ausdruck. Seen-igung -es Lon-oner Vockarbeiterftreiks. London, 15. Mai. Tier Streik der Tockarbetter ist beigelegt worden. ..Für die allmähliche Wiederauf nahme der Arbeit sind vorläufige Abkommen getroffen worden. Die Bedingungen für die Einigung richten sich genau nach denjenigen des Abkommens mit Ken Eisen-f bahnern. Tie Arbeit wird am Montag wieder ausge nommen werden. Die Verhandlungen zwischen den Lon doner Zeitungsverlegern und den Gewerkschaften der Buchdrucker haben noch zu keiner Einigung geführt. Vie koste« -es englischen Streikes. London, 17. Mai. Der Arbeiterführer Eramp berechnet die Unkosten de» Streik» für die nationale Eisenbahnerunion auf ein« Million und für di« Eisen bahngesellschaften auf 5V, Millionen Pfund. Vor -em Zusammentritt -er Abrüstung»- Vorkonferenz. Genf, 16. Mai. Graf Bernstorff, der Führer der deutschen Delegation bei der am Dienstag beginnenden ersten Tagung de» BorberetturWau»schusse» für die Ab rüstungskonferenz, ist in Begleitung von Geheimrat Dil low, dem Leiter der Bölkerbundabteilung im Auswär tigen Amt, »und verschiedenen militärischen Sachverstäri- digen heute abend hier eingetroffen. Der letzte Sultan der Türkei gestorben. Paris, 1k. Mat. Nach einer Havasmeldung aus San Remo ist der letzte Sultan der Türket, Mehemed VI, ver gangen, Pacht am Herzschlag gerben. vsrtenr bei kenutMg »er lluttpolt. Unter dieser Ueberschrtft bringt Paul MeUe- Leipzig interessante Ausführungen in Nr. 9 der „Post reisender Kaufleute Deutschlands", die wir hier wiedergeben. Wenn auch die Benutzung der Luftpost von Jahr zu Jahr zugenommen hat, so darf doch nicht verschwiegen wer den, daß noch mancher Brief und manches Paket zum Vorteil des Absenders und dsZ Empfänger» statt auf dem gewöhn, ltchen Wege weit besser mit dem Flugzeug befördert werden könnte. Da hiernach die Vorteils der Benutzung der Luftpost auch in unserem Leserkreise noch nicht genügend bekannt zu fein scheinen, dürfte eine kurze Darstellung hierüber nützlich "'"'Als die Einrichtung des LustpostbiensteS in Deutschland in den ,It ch ein ganz andere» OH neuen hs - ' „ " " ", , sondern die unseren Lesern noch in itzuna der Luftpost , ... —, . - „ lügend bekannt zu ^ein scheirren, dürste eine kurze Darstellung hierüber nützlich " die Einrichtung des Luftpostv.rnste» in Deutschland fahren 1912/tü in» Leben gerufen wurde, hatte sie iz andere» .Gesicht als heute. Damals wurden für den Zweig des PostbesörderungsdiensteS nicht Flugzeuge, " ' in guter Erinnerung stehen den stolzen Zeppelin-Luftschiffe der Deutschen LustschtffahrtS- Aktiengesellschaft in Friedrichshafen (Bodensee) verwendet (Viktoria-Luise, Hansa, Schwaben, Sachsen ulm). Die an Bord dieser Luftschiffe eingerichteten Postdienststellen befaßten sich aber nur mit der Annahme und Bearbeitung von gewöhn- ltchen Briefen und Postkarten, die von den Lrptschiffretsenden während der Fahrt aufgeltefert wurden. Zu einer der All gemeinheit dienenden Einrichtung entwickelt« sich di« Luftpost erst nach dem Weltkriege, als nach Schaffung von Flugzeug« ltnien die Auflieferung von Luftpostsendungen, zu denen u. a. auch Pakete und Zeitungen gehören, bei allen Postanstalten des ReichspostgebtetS -ugelassen wurde. Heute ist e« möglich, eine ausführliche schriftliche Antwort auf einen mit der Früh« post eingehenden wichtigen Geschäftsbrief dem weit entfernten Absender noch an demselben Tage — u. U. schon wentge Stunden nach dem Eingang des Briefe» — zukommen zu lassen. Telegraphische Anfragen können Unter Benutzung der Luftpost schnellste ausführliche Erledigung finden. Muster von Waren oder diese selbst können noch am Tage de» Eingang» der Anfrage oder des.Auftrags unter Benutzung der Luftpost in die Hände des Auftraggeber» gelangen. Sehr wichtig ist diese z. B. für die Versendung von Arzneien, Maschinenteilen, Krastwagenersatzteilen von geringem Gewtcht, Buchern, leicht verderblichen Waren, Blumen, Früchten. Äörsennachrtchten, Dokumenten usw. Ist die Beförderung der Sendungen mit der Luftpost zwischen Aufgabe« und Bestimmungsort wegen Fehlens unmittelbarer Verbindungen nicht angängig, so be deutet auch die streckenweise Benutzung der Flugzeug« neben der Eisenbahn oder dem Kraftwagen oft eine erheblich« Be schleunigung in der Ueberkunft der Sendungen. Für Bries« und Pakete nach überseeischen Orten wird die Beförderungs dauer durch die Benutzung der Luftpost bi» zum deutschen Ausgangshafen in vielen Fällen erheblich beschleunigt. Ist es Z. B. bei der gewöhnlichen Beförderung der Sendungen mit der Eisenbahn nicht möglich, den Anschluß an den näch sten Dampfer noch zu erreichen, so gelingt dies häufig unter Benutzung der Luftpost. Ebenso ist e» von erheblichem Nutzen, sich vom überseeischen Eingangshafen bis zum Bestimmungsort der Luftpost zu bedienen. Als BeispiÄ sei erwähnt, daß zwischen Nsuyork und San Franzisko auf einer Entfernung von 4350 Kilometer ein ununterbrochener TageS« und Nacht- lvftpostdienst besteht, der die frühere Beförderungsdauer von fünf Tagen auf rund 34 Stunden herabgesetzt hat. Die Er gänzung der Schiissbeörderung durch das uns im Flugzeug zur Verfügung stehende Schnellverkehrsmittel verdient beson dere Beachtung. Voll zur Geltung kommt der Vorteil der Lustbesörderung naturgemäß auf großen Entfernungsstrecken oder, wenn es sich um die Ueberbrückung schwieriger Gelände verhältnisse oder in Gegenden mit unzureichend.ausgebautem Eisenbahnnetz handelt. Für die jetzt beginnende Flugzeit find zwischen deutschen und ausländischen Städten eine größere Zahl von Luftpost linien, deren Benutzung infolge der Länge der Strecken be sonders große Vorteils bietet, vorgesehen und zum Teil schon eingerichtet; es seien folgende genannt: Berlin—Hannover— Amsterdam—London: Beförderungsdauer rund 9A Stunden; Berlin—Magdeburg—Köln—London: Beförderungsdauer rund PN Stunden; Berlin--Hall« (Saale)—Erfurt—-Stuttgart—Zü rich: Beförderuiigsdauer rund 7 Stunden; Berlin—Leipzig- Halle (Saale>—Fürth-Nürnberg—München—Innsbruck: Be förderungsdauer rund 7 Stunden; Leipzig—Halle (Saale) — Casiel—Dortmund-Essen-Mülheim—Rotterdam—London: Be- sörderungsdauer 11X Stunden; Dresden-Berlin—Lübeck— Kopenhagen—Malmö: BeförderungSdauer S Stunden; Glei- w'ch—Breslau-Halle (Saale)—Köln—London: Beförderung»« dauer Stunden; London—Amsterdam—Bremen—Hom- bürg—Kopenhagen—Malmö: Beförderungsdauer 11 Stunden. Die Deutsche Reichspost ist fortgesetzt bemüht, den Lust- postdtenst weiter auszugestalten. Im laufenden Jabre soll ins besondere der Nachtflugverkehr, der für die Beförderung eili ger Sendungen, u. a. auch der Morgenzeitung, sehr wichtig ist. ausgebaut werden. Im Jahre 1925 haben Nachtflüge bereit» auf den Strecken Berlin—Warnemünde—Stockholm bezw. Kopenhagen—Malmö, sowie Herlin—Hamburg bestanden. Für di« kommende Fluozeit find u. a. Nachtslüge auf der Strecke Berlin—Danzig—KöntgSberg(Pr)--Kowno—Smolensk—Mos kau in Ausficht genommen (ab Berlin 2 Uhr nachts, an Mos kau b,A) Uhr nacht»; ab Moskau 3 Uhr nacht», an Berlin 8 Uhr vorm). Die bisher erzielte Regelmäßigkeit und Pünktlichkeit der Luftpostheförderung find durch«»» befriedigend. Der Wissen-