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21. Zahrgrmy Dienstag» äen iS. März 192S Nr. S3 /luer Tageblatt LLM Mzeiger fm -as (rzgebirge k^.gra«»., r«s»d«ao vuthaltta- -k amtlkchra Vrramttmachllugaa -»» Natt» -« Stasi aaö -a» Pmttgatztchtt Ilm. p-M«k-a—t» mm «mtt m. ,««» Das Rätselva Sttafamann übe» -ea -eut-Hen Staa-punkt. Genf, 1s. März. Im .Lournal de Geneve" ver- vff«ntlicht« gestern der R.ichSauhenminister Dr. Strese- «ann eine Darstellung über den deutschen Standpunkts in d«n er darauf htnweist, -ast die Welt jetzt von «ine» Atreit der Meinungen erfüllt sei, der nicht aus gleichbar .erschein« und in dem es sich um eine Krisis im Völkerbund«, nicht aber um eine Krisis de» Völkerbundes mit Deutsch, land handele. Dr. Stresemann erklärt, tatsächlich ginge es bei diesem Streit darum, daß unter Anwendung strengsten Drucke» auf L!eutschland eingewtrkt worden sei, seine moralisch« Zustimmung -u einem gleichzeiti gen Eintritt anderer Mächte in den Rat zu geben. Tabei sei Deutschland in einen Kampf der Mei nungen innerhalb de- Völkerbundes htneingedrängt n orden, um sich für eine Gruppe entscheiden zu müs sen, ohne jedoch selbst Mitglied de» Völkerbund«» zu se n. Wenn Deutschland gar nicht existierte, würden die Bestrebungen einzelner Ratsmächte, anderen Mäch. tcn ständige oder nichtständige Sitz« zu verschafsen, auf genau dieselben Schwierigkeiten stoßen, die heute be stehen. Tie Erklärung hierfür steht Dr. Stresemann in der Tatsache, dast die Atmosphäre d«s Mißtrauen» noch nicht verschwunden sei. Man argwöhn«, daß Deutschland im Rat sich auf den Standpunkt stellen kann, nunmehr die Entwicklung als abgeschlossen zu betrachten, um von seinem Vetorecht gegen ,jed« Er weiterung Gebrauch zu machen. Formell wär« Deutsch» land dazu in der Lage. Laß e» tatsächlich eine solch» Entwicklung nichki wolle, habe Deutschland zu wiederholten Malen mit aller Entschiedenheit ausgesprochen. ES wäre die Ab- sicht de» Reichskanzlers, in seiner Rede bet der Auf nahme Deutschland» seine Geneigtheit zur loyalen un objektiven Mitarbeit in dieser Frag« ausdrücklich zu betonen. Deutschland sei bereit, sich nach! .seiner Auf nahme in den Völkerbund dafür etnzusetzen, daß diese Frage in der ordentlichen Sitzung im Herbst gelöst werde. Er habe namen» der deutschen Delegation die Anregung gegeben, eine Kommission einzusetzen, die sich mit der Frage der Erweiterung de» Völkerbund rate» beschäfti gen soll. Lieser Kommission könnten Richtlinien mit auf -en Weg gegeben werden, die die Erreichung eine positiven Ergebnisse» sichern. Im September wäre dann der gegebene Zeitpunkt, die Bahn sür die berechtigten Ansprüche nach der «inen oder anderen! Sette frei zu machen. Lite Entscheidung werde dann in den Händen der Mehrheit der Vvlkerbundversammlung liegen. Diese Entscheidung Coerde Deutschland hinnehmen gleichgültig, ob es sich dabei in der Mehrheit oder Minderheit be findet. Ter deutsche Standpunkt sei etngegeben von dem Gedanken loyaler und vertrauensvoller Zusammen arbeit und Mitarbeit mit den Mächten im Geiste des Völkerbunde». Spanien uns Seastlien Verzicht«« auf -en Ratsfltz! London, 14. März. Der diplomatische Bericht erstatter de» ,L)bserver" schreibt: Spanten und Brasi lien haben ihre Forderung aus einen ständigen Sitz im WVlkerbundSrat zurückgezogen und beschlossen, bedin gungslos sür die Gewährung eines ständigen Rats sitzes an Deutschland zü stimmen. Diese wichtige Ent. scheidung wird, wie man in diplomatischen Kreisen er. wartet, über den toten Punkt der Genfer Verhandlun gen Hinweghelfen und den Weg für den Eintritt Deutsch lands in den Völkerbund und die Zuteilung eine» stän digen RatSsttze» an Deutschland »Nein ebnen. Die ge- stern von Gens verbreitete Meldung, die besagt, daß Schwede« angebvten habe, auf seinen nichtständigen Notssitz zugunsten Polen» zu verzichten, wird von maß gebender Seite al» unzutreffend erklärt. Siu Kompromißvorschiag Vaa-ervel-r ku -er Ratsfrage. London, 14. März. Reuter meldet au» Genf: Aufmerksame Beobachter wetsen darauf hin, dast der gegenwärtig« Konflikt im Gegensatz zu der Erklärung Stresemann» vor den -ter versammelten Vertretern der Presse mehr al» eine bloß« Geschäst-orbnungSfrag« ist. E» ist tn Wirklichkeit «tn Kampf zwischen dem Geist de» vött«r»un-aö und individuellen nationalen Anfr essen. Nichtsdestoweniger liegt im gegenwärtigen Augen- -lick «tn« etwa» optimistischere Auffassung der vag« vor und «» scheint sich Au-sicht auf eine Lösung zu viel«», di« da» Prestige alle» Powttle» vwchrt. Wie verlauteti ten um Genf. berät -.er völkerbundrat zurzeit über «inen Vorschlag Pandervelde», nach dem Deutschland einen ständigen Sitz im Völkerbundrat erhalten und sich unmittelbar danach zugunsten der Schaffung eine» weiteren nicht- ständigen Sitze» «»»sprechen würde, wobei e» der Sit zung der Lötterbundversammlung im September über lassen bleiben würde, da» Land zu wählen, dem dieser nichtständige Sitz eingeräumt werden soll. Di« Frage der Neuschafsung weiterer ständiger Sitze im Rat scheint im Augenblick völlig satten gelassen zu sein. Vtt Gonntagsbrsprechungen in Senf. Genf, 14. März. Wie der Sonderberichterstatter de» WTB. erklärt, haben die heutigen Besprechungen eine materielle Fortentwicklung der Lag« gegenüber ge. stern abend nicht erbracht. In den Unterredungen zwi- schen den deutschen und den schwedisch«» Delegierten vormittag» und abends beim Essen wurde der beider seitige Standpunkt klargelrgt und erläutert. In de» Besprechungen de» Minister» Dr. Stresemann mit dem Ministerpräsidenten Briand wurden di« verschiedenen Lüsungsversuche, insbesondere auch der deutsch« Vor schlag durchgesproch«n, die Frag« d«r RatSerweiterung einer Kommission zu unterbreiten. Der auf S Uhr nachmittag» angesetzt« Tee der Ratsmächte wurde tn letzter Stunde abgesagt. E» ist anzunehmen, daß er morgen stattftndet. Hm übrigen bleibt e» bet der für Dienstag tn Aussicht genommenen Vollversammlung, tn der gemäß heutiger erneuter Mitteilung Chamber lain» für den Fall, daß auch weiterhin die Einzelbe sprechungen ergebnislos verlaufen würden, die Entschei dung de» Völkerbünde» al» solchen tn d«r Streitfrage angerufen werden soll. Wa» die immer wiederholten Meldungen über angeblich« Verzichtabstchten.einzelner RatSmächte auf ihre Sitze anbelangt, so scheint e» sich hier nur um Versuchsballon» zu handeln oder um Mut. maßungen und Anregungen von verschiedenen Setten, zum Teil entstanden du» dem Bedürfnis, die letzten Wege nach einer Lösung zu ergründen, zum Teil, um nach! per einen oder anderen Richtung hin eine Stellungnahme der Beteiligten hervorzulocken. E» wird gbzuwarten sein, ob sich in der Tat ein Land findet, da» zu solchem Opfer bereit wäre. Gegenseitige öesuche. Genf, 14. März. Wie der Sonderberichterstatter de» WTB. meldet folgten den gegenseitigen Besuchen, mit denen der heutige Sonntag begann, im Laufe de» Nachmittag» wettere Einzelzusammenkünfte. So suchte in Erwiderung de» Besuche», den Dir. Stresemann ge. stern abend Briand gemacht hatte, dieser heute abend gegen 8 Uhr den deutschen Außenminister im Hotel Metropol auf. Später begaben sich die beiden deut schen Delegierten zu der schwedischen Delegation zu Lisch!. Srlan- über Genf. London, 14. März. Dem Genfer Sonderbericht erstatter des „Observer" erklärte Brian-, die Lage sei vollkommen unverständlich. ES sei da» dümmste Durch einander, das sogar er je in der internationalen Poli tik erlebt habe. Er verzweifle jedoch nicht daran, eine Lösung zu finden und sprech« nicht von der Zwecklosig keit weiterer Besprechungen mit den deutschen Delegier ten. Trotz Chamberlains Bemerkung sei der Faden der Erörterungen noch nicht abgerissen. ViScomt Mit habe sich freiwillig erboten, di« heikle Ausgabe zu über nehmen, den Kontakt wieder herzustellen. E» werde augenblicklich eine Anzahl von Lösungen erwogen und man setze Hoffnung aus ein Kompromiß, da» an da» tn Locarno abgeschlossene erinnere. Die Schlußreden tn Locarno mit ihrer Erwähnung de» Gentleman-Abkom men» hätten die Alliierten in Stand gesetzt, Deutsch land in Au»tausch für seine Unterschrift zu den Voearnv- verträgen Zugeständnisse zu versprechen, ohne daß sie den Eindruck einer Verlangten und gewährten Bezah lung erweckt. Er hoffe, daß tn derselben Weise ein« Methode gefunden wevde, durch die Deutschland allein in den. völkerbundrat ausgenommen werd« 4m Au»- tausch gegen eine Vereinbarung, auf der Ratssitzung im nächsten Juni andere Kandidaturen auf jede Weise zu unterstützen. Diebe« Million»« für -a» v»lk»begehrea. Mach authentischen Mitteilungen, die dem,„Mon- tagmorgrn" -«macht werden, Haden die Unter»«ichnungen im ganzen Reich» -le erforderlichen 4 Millionen be reit» weit überschritten r etwa 7 Millionen Wähler sotten für da» VoSdbegehve» dereitt gestimmt hübe». Luther über äie Genfer Tagung. Genf, IS. Mär». Reichskanzler Lr. Luther ge währte heut« abend dem Vertreter der Schwei» «rischen L«peschen-Ag«ntur folgend« vnterrttung i Frager Hatten Ti«, Herr Reichskanzler, Deutsch land sür stark genug, um da» Ziel seiner Politik tt» G«nf zu erreiche»? , Antwort» E» handelt sich bat der ga»»a» Fraga überhaupt nicht um Deutschland» Schwäche oder Kraft. Vielmehr handelt e» sich um di« Frage d-S Völker bunde». Deutschland ist bi» zur Stund« tn den Völker bund noch nicht ausgenommen und ist besonder» noch nicht Mitglied de» Rate». E» ist deshalb überhaupt noch nicht berusen, durch Zustimmung zur Schaffung neuer Rat»sitze Bvllerbundpoltttk zu treiben. Selbst verständlich ist Deutschland bereit, sobald «» Mitglie ds» Rate» ist, zu all den ernsten Organisation», un weiteren Fragen de» Rate» mit der ganzen Verantwor tung eine» RatSmitgliede» im Dienst gesunder vvlker- bundpolitik Stellung zu nehmen. Frager Wenn ich St« recht versteh«, wollen Sie also sagen, daß Deutschland seine juristische und Poli tische Zuständigkeit überschreiten würde, w«nn e» jetzt zur Frage der Erweiterung de« Rate» «tn« -«stimmt« Stellung etnnehmen würde, widerspricht di,s«r Auf fassung aber nicht, daß gerade von Mitgliedern -«» Rate» sehr stark auf Deutschlands im Sinn« einer so fortigen Stellungnahme gedrängt wird? Antwort! wenn Sie di« Frag« so stellen, möchte ich mit besonderem Nachdruck darauf Hinweisen, daß durchaus nicht etwa einhellig von -en Mitglied««» de» Rate» gedrängt wird, daß vielmehr di« Mttgtt«d«r d«S Rate» in sich selbst zerspalten sind. Deutschland würde also durch Stellungnahme seinerseits tn einem Strettz der eine inner« Angelegenheit de» Rat«» ist, zugunsten der einen oder anderen Seit« Partei «rgretfen. Das kann unmöglich erwartet werden, solang« Deutschland nicht RatSmttglied ist. Da» ganz« Problem hat ja längst bestanden, ehe Deutschlands Anmeldung zum Völkerbund vorlag. L«r Umstand, daß e» nicht früher gelöst, wor den ist, ist ein Beweis dafür, daß «» al» Völkerbunds problem mit dem Eintritt Deutschland» überhaupt nicht» zu tun hat. Frage: Wäre e» dann ab«r nicht möglich, jetzt auf den alten Zustand zurückzukommen und da» Pro- blem ohne jede Beteiligung Deutschland» vor Deutsch land» Eintritt zu ^lvsen? Antwort: Ob diese Möglichkeit rein technisch be steht, Muß, nachdem -a» Problem bisher nicht gelöst worden ist, al» sehr zweifelhaft angesehen werden. Für Deutschland aber kommt in Betracht, -aß während -er ganzen Verhandlungen mit -en anderen Loearnomäch- ten über den Eintritt Deutschland» niemals auch nur ein einziges Wort darüber gesprochen worden ist, daß die Zusammensetzung de» Rate» vor Deutschland» Ein tritt in den Völkerbund verändert werden könnte. Lite ganze Zustimmung nicht nur der parlamentarischen Kör perschaften, sondern auch der deutschen volkSmetnung selbst zum Eintritt in den Völkerbund ist also aufge- baut aus dem Zustand de» Rate», wie er jetzt bestcht. Da» gilt auch für die wettere Entwicklung der twutschen Gesamtstimmung, die für den Bülkerbundgedanken.sehr günstig ist und von mir auf da» wärmst« begrüßt wird. All das ist geworden und wächst weiter auf der Grund lage, daß wir bet unserem Eintritt in den Rat den Völ kerbund so finden würden, wie er vorhanden war und daß alle künftigen Umgestaltungen, denen wir un» selbstverständlich in keiner Weise widersetzen, nur un ter unserer Beteiligung al» RatSmttglied sich dold ziehen würden. Die erste Andeutung, daß etwa» an deres möglich sei, ist uns erst zugegangen, nachdem wir unseren Antrag auf Aufnahme tn den Völkerbund ge stellt hatten, vorher war aber nur die Red« davon, daß eine außerordentlich« Sitzung der Völkerbundver sammlung zur Aufnahme Deutschland» stattfinden wür de, ohne daß jemals ein anderer verhandlung»geg«n- stand genannt worden ist. Frage: Sie sagten, Herr Reichskanzler, daß die anderen Locarnomächte Deutschland» Eintritt jn den Völkerbund verlangt hätten. Wie ist da» zu verstehen? Antwort: Deutschland war an sich nach den Vorgängen, die sich tn der Völkerbundversammlung vom März 1924 abgespielt haben, grundsätzlich urG gern bereit, dem Völkerbünde b«tzutreten. De« deutsch« Briefwechsel mit dem Völkerbund und den Völkerbund mächten, d«r darüber geführt Word«» ist, ist ja all gemein bekannt. Auf diesem Briefwechsel öevuht -tt -eutsche Voraussetzung d«r alsbaldigen Gewährung eine» RatSsitza» an Deutschland. Tagegen ist -i« Ver bindung -«v Fra-» de» Gicherheiispaktiö mit d»m An tritt in den Völkerbund von den anderen Tettnchmar» -«» Sicher-,iispatte» aefor-ert Word««. Deutschland hat also neben s«in«r auf gigsnav Anschauung dsruhandM