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Z-MW Anzeiger für -as Erzgebirge /luer Tageblatt »I, I,»l-I«n»»ftm« P>Utz«Il, f», ft»»,!»,»ft», ,»» Um,,,,«» « »,U»f»»->I«, »»»- ftu>«>,«« II »»>,,, «»tilch« >,U, I» «»IIpft«>„. r.i.gromm.r kag.diatt ftll„r,o,dirsi. Eothalleo- -f» amtlichen Bekaantmachoagr« ör» Nate» -re Eta-1 an- -r» fim1»grricht» fine. piftghKr.ftia»» Mm, Liip-Ig Nr. res« Nr. S5 Donnerstag» äen 18. März 192S 21. Jahrgang Die Genfer Wetterfahne. Vertagung bks zum Herbst! — Eine unerwartete wen-ung. — örastlien verlangt -en Katssttz. Genf, 16. März. Wider Erwarten ist heute der Vrasilianische Anspruch wieder in stärkster Form auf getreten. Dieses Spiel beleuchtet am stärksten die Notwendigkeit einer Umgestaltung des Völkerbundes, ent- sprechend den Vorschlägen, die Coudenhoven-Kalergi in der „Vossischen Zeitung" erneut verfochten hat. Ge radezu grotesk wirkt das Auftreten Mello Franco an, gesichts der Tatsache, datz die Übrigen latein-amerika nischen Staaten heute vormittag eine Versammlung ab, gehalten haben, in der sie ausdrücklich einen Trennungs strich zwischen dem brasilianischen Auftreten und ihrer eigenen Auffassung zogen. Tie Ratsmächte haben einen Schritt bet der Regierung in Rio de Janeiro unternom men, um das Veto Brasiliens zu vermeiden. Tie Ver- tre er Latein-Amerikas haben einmütig beschlossen, die sen Schritt durch eine gemeinsame Vorstellung in Rio de Janeiro zu unterstützen. Trotzdem scheint Brasilien st- ne Aktion bis zum äußersten treiben zu wollen. vertag' N''. Genf, 16. März Der Besuch BriandS und Cham berlains bei Luther und Stresemann hat die entschei dende Wendung angebahnt. Man muß damit rechnen, daß die an den Locarno-Verträgen beteiligten Regie rungen sich entschließen, die Völkerbundversammlung bis zum Herbst zu vertagen. Diese Vertagung würde keine Spitze gegen Deutschland enthalten, vielmehr soll, wenn sie unvermeidlich würde, vereinbart werden, daß die Locarno-Verträge in Kraft gesetzt werden, gerade so. als ob Deutschland tatsächlich Mitglied des Völker bundes geworden wäre. ES sind im Augenblick noch Bemühungen im Gang, um die Schwierigkeiten einer programmäßigen Abwick. lung der Tagung doch noch zu überwinden. Tiiese Schwierigkeiten bestehen nicht zwischen Deutschland, Eng land und Frankreich. Es wird vielmehr versichert, daß im Falle der Vertagung eine feierliche Vertrauens kundgebung für Deutschland erfolgen würde. doch Vollversammlung am Mittwoch. Gens, 16. März. Ueberraschenderweise trat ge gen 7 Uhr abends eine treue Wendung ein. Im Saal der Presse erschien der englische Pressechef Stewart und teilte im Auftrage Chamberlains mit, daß eine Ver tagung des Völkerbundes nicht mehr beabsichtigt sei. Tie Situation im Rate hat sich anscheinend in der letzten.halben Stunde wieder vollkommen geändert; es besteht im Augenblick Hoffnung, daß die Vollversamm lung morgen stattfindet, nachdem der Einspruch Brasi liens zurückgezogen sei. die Stimmung in Spanien. Madrid, 16. März. Die Stimmung in hiesigen NigierungSkreisen bezüglich des RatssitzeS ist Pessimi stisch, was auch die offizielle Note und die Aussagen Primo de Riveras bestätigen. Spanien gibt deshalb jedoch seinen Standpunkt nicht auf und fordert schein bar, daß sein Anspruch vor allen anderen geprüft werde, da es der älteste ist. Sämtliche Genfer Berichte heben die unerschütterliche Ruhe und den festen Standpunkt der deutschen Delegation hervor, die inmitten jenes Chaos stche. ' Deutschlands Aufnahme. Nach der letzten Genfer Meldung vom 16. März wird Deutschland in der Vollversammlung am Mitt woch in den Völkerbund ausgenommen werden. - Nach Deutschland» Aufnahme in den Völkerbund und in den Rat scheiden freiwillig Schweden (Und6n) und die Tfchcch». slowakei (Benesch) «us. Auf den freigewordenen Gig Schwe dens soll die Vollversammlung Laudon (Holland) oder Zahle (Dänemark), auf den der Tschechoslowakei Skrzynski (Polen) wählen. Die dänische Kandidatur ist d'st wahrscheinlichere, weil Holland keine rechte Luft zeigt, in den R"t zu gehen. „B. Z. am Mittag" bringt folgende- Programm der Ausnahme: Tie Vollversammlung de» Völkerbundes tritt am Mittwoch um Uhr vormittag» zusammen. Ts wird ihr sofort der Beschluß de» Aufnahmeausschusse» vor gelegt, der die Ausnahme Deutschlands empfiehlt. ser Antrag de» Ausschuss«» wird von Chamberlain in längerer Red« begründet werden. Danach wird sich wahrscheinlich niemand mehr »um Wort melden, sodaß die Abstimmung sogleich «Galgen kann. SS ist so gut wie sicher, daß die Ausnahme Deutschlands einstimmig angenommen werden wird. Daraus wird großer Wert gelegt, um dadurch in Deutschland die Bitterkeit über die Vorgänge in Gens wieder zu beseitigen. Vie Abstimmung über -en Natssttz. Hiernach wird der Rat in einem Nebensaal des Reformationsgebäudes zu einer Sitzung zusamnientre- ten, während die Versammlung die Budgetfragen (den Beitrag Deutschlands) erledigt. Die Sitzung des Rats wird nur zehn Minuten dauern und mit dem einstim migen Beschluß endigen, Deutschland einen ständigen Ratssitz zu geben. Dieser Beschluß wird sogleich der ^Vollversammlung zur Bestätigung vorgelegt werden. Eine Debatte, wenn sie überhaupt stattftndet, wird sehr kurz sein. Die Versammlung wird dann mit sehr gro ßer Mehrheit, wenn auch wahrscheinlich nicht einstimmig (Brasilien usw.) den ständigen RatSsitz für Deutschland bewilligen. Vor Einzug -er deutschen. Gleich nach dieser Abstimmung werden die deut schen Delegierten Dr. Luther, Dr. Stresemann und Dr. von Schubert in die Vollversammlung, voraussichtlich unter großem Applaus, einziehen und links vorn vor der Präsidialtribüne auf einer Querbank ihre Plätze einnehmen. Die erste Begrüßungsansprache wird der Präsident der Versammlung Alfonso da Costa halten. Hierauf folgen Reden Briands und Chamberlains. Beide wer den versuchen, die langen Streitigkeiten von Genf we nigstens nachträglich auf ein ideales Niveau zu heben und die große Blamage der Ratspolttik wegzudispu- tieren. Briand wird nochmals betonen, daß die letzten Verzögerungen durchaus nicht durch eine deutsch^fran- zösische Meinungsverschiedenheit verschuldet seien. Na türlich wird die Geburt des neuen Geistes von Europa gefeiert werden. die -rutschen Ne-en. Dann kommen Dir. Luther und Dr. Stresemann zu Wort, die ihrerseits den Willen Deutschlands zu einer europäischen Freundschaftspolttik und zur Beachtung der Völkerbundpslichten aussprechen werden. Beide Re den werden deutsch gehalten werden und dann von den Uebersetzern der deutschen Delegation Dr. Schmidt, Dv. Michaelis oder Dr. Nord französisch vorgelesen werden. Die Uebersetzung ins Englische besorgt hiernach ein offi zieller Dolmetscher des Völkerbundes. Sodann kommen noch Italien, Japan, ein Ver treter der Kleinen Entente, ein Vertreter der europä ischen Neutralen und einer der amerikanischen Staaten zu Wort. Dann folgt Mittagspause. Der Einzug in -en Nat. Nachmittags folgt dann der Einzug des deutschen Delegierten (wahrscheinlich Tr. Stresemann) in die Sitzung des Nates. Die Tagesordnung dieser Rats sitzung wird drei wichtige Punkte enthalten: 1. die Neuernennung der saarländischen Regierung. Der bisherige Regierungschef, der Franzose Rault. tritt zurück und wird wahrscheinlich durch einen Kana dier ersetzt. Die Gendarmerie-Frage wird besprochen werden. 2. Der Rat wird endgültig den Zusammentritt der vorbereitenden Komitees für die Weltwirtschaftskonfe renz am 26. April und für die Abrüstungskonferenz im Mai beschließen. Beide Komitee» werden wohl ohne Rücksicht auf die noch schwebende Auseinandersetzung mit Rußland nach Gens einberusen werden. Ts ist über möglich, daß hierzu schon der Vertreter Deutschland» Stellung nehmen wird. ! 3. Die Vertreter Schweden» und der Tschechoslo wakei werden darauf ihren sofortigen Rücktritt von ihren Ratssitzen mitteilen. Der Rat kann diesen Rüdttritt nur zur Kenntnis nehmen, nicht verhindern. vir Ersatzwahl für Un-en un- örnrsch. Der Rat wird endlich der nachmittag» wieder -u- sammentretenden Vollversammlung die Demission Un- den» und Benesch» Mitteilen und die Wahl Holland oder Dänemark» und Polen» aus die sreigewordenen Leiden <itz« empfehlen. Di« Empfehlung ist nicht bin dend. Man glaubt, daß di« Vollversammlung nach dem Wunsch« de» Rate» absttmmen wird — aber Ueberra- schungen find nicht ausgeschlossen! Brasilien verzichtet nicht! WTB. meldet am Mittwoch mittag 12 Uhrr Genf, 17. März. In der heute vormittag abi- gehaltenen, Sitzung gab der Vertreter Brasilien» Mello Franco die Erklärung ab, daß seine Stellung gegenüber der Veränderung der RatSsitz« endgültig und unwider ruflich sei. . ' Ein Havas-Kommentar. Parts, 16. März. Ein offiziöser französischer HavaS- Bericht stellt die Situation in Genf heute nachmittag folgen dermaßen dar: Nach der Einigung mit Deutschland bestehen nach zwei Schwierigkeiwn. Rumänien wehrt sich gegen den Verzicht der Tschechoslowakei auf den RatSsitz, weil eS mit ge wisser Sicherheit darauf rechnen könnte, im Herbst dessen Platz einzunehinen. Es verlangt daher eine IchriMche Zu sicherung, die von den Alliierten und Deutschland üntttfsttch. net werden soll, daß die Kleine Entente im September wieder ihren Sitz im Rate einnehmen kann. Die Opposition Brasiliens dauert unverändert fort. Dringende telegraphische Interventionen, namentlich fetten» Englands bei der brasilianischen Regierung wurden vorge nommen, damit Brasilien seinen Standpunkt ändere und die Genfer Verhandlungen nicht länger in Frage stellen. Bisher ist aber noch kein« Antwort aus Rio de Janeiro eingetroffen; auch hat die brasilianische Delegation noch keine neuen In struktionen erhalten. SrianS über Ske Zrage eknes -rutschen kolonialman-ate». Paris, 16. März. HavaS veröffentlicht heute abend folgende offiziöse, offenbar beeinflußte Lrklä-i rung: Die Erklärungen, die Briand im Verlause eine» Empfanges der internationalen Presse in Genf über die evtl. Zuteilung eines Kolonialmandate» an Deutsch land abgegeben hat, sind in unrichtiger Weise Wiedern gegeben und ausgelegt worden. Man erklärt in Maß gebenden Kreisen daß niemals die Rede davon gewesen sei, Deutschland jetzt ein Kolontalmandat zuzuteilen. Briand habe lediglich darauf hingewiesen, daß- Deutsch land dadurch, daß es in den Völkerbundrat «tntveten, das allen Mitgliedern -verkannte Recht genieße, evtk ein Kolonialmandat zu erhalten, Kommunisten unü völkische -rangen auf eine Genf-Vebatte. Berlin, 17. März. Da» „Berliner Tageblatt" hört, daß die Völkischen und die Kommunisten beabsich tigen, in der heutigen Plenarsitzung de» Reichstage» Anträge auf sofortige Besprechung der Vorgänge in Genf zu stellen. Auch in 'deutschnationalen Kreisen de» Reichstages soll dem genannten Blatt zufolge eine glei che oder ähnliche Absicht bestehen. die amerikanischen SchaSenerfatzansprüche an Frankreich un- Englan-. Washington, 16. März. Ter Ausschuß für aus wärtige Angelegenheiten wird sich wahrscheinlich noch in dieser Woche mit dem von Senator Borah im Senat eingebrachten Antrag beschäftigen, Verhandlungen über amerikanische Ansprüche gegen England und Frankreich einzuleiten, die aus Verletzungen von Rechten der Neu tralen aus der Zett vor dem Eintritt Amerika» in den Weltkrieg herrühren. Borah erklärte, er,könne die Höhe des Betrages, der zum großen Teil au» der durch Eng länder und Franzosen vorgenommenen Beschlagnahme amerikanischer Verschiffungen an Neutrale in Europa erwachsen sei, auch nicht annähernd angaben. Die Be schlagnahmungen seien mit der Begründung erfolgt, daß die Güter letztlich für Deutschland bestimmt seien. Sralkonu will -en Exkronprlnzen Earol kompromittiere«. Bukarest, 16. März. „Epoca" veröffentlicht einen Artikel, tu dem es heißt, die Klage der 'gizi Lambrino sei von der Regierung Brattanu veranlaßt worden, die den Exkron- prinzen um jeden Preis und mit allen Mitteln zu kompromit tieren bestrebt sei. gizi Lambrino habe lange Zeit keinen Paß erhalten können. In einem gewissen Augenblick habe sie aber nicht nur alle Erleichterungen für ihre Auslandsreise, sondern sogar noch Geld bekommen. Wenn die Regierung versuchen sollte, fügt da» Blatt hinzu, diese Nachricht zu dementieren, so werde die Redaktion konkret« Beweis« er bringen. In der Kammer interpellierte heut« «in oppositioneller Abgeordneter den KrtHSminister tm Zusammenhang mit dem Fokkerprozeß. Der Kriegsmtntster erwidert«, daß, obwohl di«