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agebra Freitag, äen 1. Zanuar l92S Nr. I 21. Jahrgang dem ttv d« Mstschs« NegiekttNS avgsmeldet Word»« war. »Mn- über -ns FM-ensnngebot Lb- el Krims direkte Verhandlungen mit -en Rifftämmen. — der weihnachto^ngel aus Marokko. Uebergabe -er Sesatzungsbefugnisse kn Wiesbaöen. Wiesbaden, 80. Dez. Heute vormittag.11 Uhv wurden die BesatzungSbesugnikse an die englischen Mili tärbehörden übertragen. Tie noch hier befindliche Kom, pagnto des 8. französischen Infanterieregiments veran staltete auf dem Schlohplatz, eine kurze Parade, dann wurde die französische Flagge aus dem Schloß etngezogen und die britische Flagge gehißt. Zwei Kompagnien eines schottischen Regiments zogen auf. Ter französische Ge neral Berthelmh übertrug dann die Funktionen englischen TivistonSgeneral Scott.' Weihnachtsengel erscheint. Ich Persönlich zweifle nicht im geringsten daran, 1 Herr Canning die besten Ab sichten hat, vielleicht vermischt mit etwas Pazifistischem Athstizismus und etw^S mehr Geschäftsinteresse. Wir haben aber weder in diesem Falle den Pazifisten noch dem englischen Busineßman Dienste zu leisten, wir ha ben die Verantwortung für Frankreich, und diese Ver antwortung ist groß. Hauptmann Gordon Canning hat zwei Briefe überbracht, dessen erster ihn dazu autori siert, unsere FriedensvorschWe in Empfang zu neh men. Ich habe bereits gesagt, daß dieser Wunsch über flüssig war, denn unsere Friedensbedingungen! sind be kannt. In dem zweiten Briefe werden die Wünsch« Abd el Krim» angegeben, die ich ebenfalls bereits charakte risiert habe. Wie diese Briefe als Grundlage für ernst hafte Verhandlungen dienen sollen, ist wir unverständ lich. Wir haben Herrn Canning bei seiner Ankunft in Marseille sagen lassen, daß er sich nicht zu bemühen brauche, da wir mit ihm nicht verhandeln könnten. Wenn er dessen ungeachtet gekommen ist, darf er sich, nicht darüber beklagen, daß er nicht empfangen wor den ist. Wenn ich Herrn Cachtn damit beruhigen kann, will ich gern noch einmal feierlich! versichern, daß wir bei unseren Verhandlungen mit den Stämmen an keine Bereicherung unseres Besitzes denken. Ich hcche irgendwo gelesen, daß Abd el Krim oder Herr Gordon Canning uns Bergwerke und andere Schätze versprochen haben. Mir ist davon nichts bekannt, und ich, bin skeptisch, sagt doch eine alte Erfahrung, daß Versprechen sich! leich ter ausbeuten lassen als Bergwerke." (Lachen.) Der Sozialist Renaudel wünschte den Anhalt des Briefes kennenzulernen, den Gordon Canning an Brtand geschrieben hat. Briand: „Tie Zeitungen haben den Inhalt die ses Schreibens zutreffend wiedergegeben. Ach, kann nur noch einmal sagen, daß ich nicht einzusehen vermag, weshalb wir lieber mit Gordon Canning, als mit den Stämmen verhandeln sollen. Wir brauchen nicht zu eilen, da das Blutvergießen aufgehört 'hat. Eine Unter handlung, mit Abd ä Krim würde in dieser Stunde den Krieg nicht beenden, sondern verlängern." (Beifall.) Parts, 30. Dezember. In der heutigen Bormittagssitzung der Kammer gab eine Anfrage des Konnnunisten Cachin dem Mini sterpräsidenten Briand Gelegenheit, sich über die Frtedensvorschläge Abd el Krims zu äußern, di« von dem Hauptmann Gordon Canning überbracht worden sind. Briand erklärte, daß die Regierung gern jede Ge legenheit zur Herstellung des Friedens in Marokko be nutzen wolle, aber gerade, weil sie einen ehrlichen und dauernden Frieden wünsche, müsse sie sich die angeblichen FriedenSvorschläge genau ansehen. Die Bedingungen,, die Frankreich und Spanten gemeinsam formuliert hät ten, seien Abd el Krim schon seit langer Zeit bekannt. Eine Antwort auf dieses Friedensangebot habe Abd el) Krim bisher nicht gegeben; er habe immer yux Aus-! flüchte gemacht, und mährend die beteiligten Mächte auf die bevollmächtigten Unterhändler warteten, seine Propaganda unter den Stämmen fortgesetzt. Es sei also nicht möglich gewesen, zu einem Frie.denSschluß zu ge langen, den Frankreich aufrichtig wünsche, und der schon lange erreicht sein würde, wenn die gleiche Aufrichtig keit auch bei Abd el Krim zu finden wäre. Brtand fuhr fort: „Heute find di« Kämpfe zum Stillstand gekommen, und wir haben Beweise dafür, daß viele ^Stämme der Tyrannei Abd el Krims müde sind. Wer kann ernsthaft behaupten, daß der Mann, der sich selbst zum Herrscher über Marokko machen wollte. Über die Stämme des Rifs heute noch eine unbestrittene Macht ausübt?,Es ist nicht richtig zu sagen, daß Herr Gordon Canning nur unsere FriedenSbedingungen kennen lernen will: seine Absicht ist vielmehr, dfe Bedingungen mitzuteilen, unter denen Abd el Krim zum Frieden bereit sein würde. Eine dieser Bedingungen ist die Ueberlassung TetuanS als Hauptstadt des Rifgebiete». Andere, haben den Zweck oder — vorsichtig äu-gedrückt — würden den Erfolg haben, die Straßen, die uns mit Fez und Algier ver binden, abzuschneiden. Um diese Bedingungen durch? zusetzen, hat Gordon Canning eine Propaganda in der Presse eingeleitet, die nicht ungeschickt ist, die aber auf die Regierungen Spaniens und Frankreichs keinen Ein fluß haben kann. Wenn wir jetzt mit dem Vermittler Gordon Canning verhandeln würden, dann würde der politische Kredit Mbd el Krim» stark erhöht werden, und die Anstrengungen unserer Soldaten würden umsonst ge wesen sein. Deshalb werden wir ohne jeden Gedan^ ken an Eroberungen unsere direkten Verhandlungen mit den Stämmen fortsetzen. Ti.es e Verhandlungen haben bereits interessante Resultate ergeben. Sobald aber die Stämme des RifS zum Frieden bereit sind, ioerden wir uns mit ihyen viel schneller einigen als mit einem ehrgeizigen Führer, dessen Machtbezirk heute schon viel umstritten ist. (Beifall.) Ach will noch einige Worte über . Herrn Gordon Canning sagen, der von einigen Zeitungen sehr heftig angegrif fen wird, während er anderen Blättern als eine Art Unmöglich ist aber auch, die bishevtge Politik un serer ehemaligen Feinde. Gs scheint ja nunmehr, daß man die Unhaltbarkeit des Schandvertrages von Ber- satlleS auf der Gegenseite etngefehen hat. Hoffentlich bringt das neue Jahr auch die Einsicht über die UN-, Haltbarkeit des LaweS-AbkommenS. — Die Not, in de« Deutschland sich befindet, mutz ihnen die Augen öffnen. Möge das FrtedenSwerk von Loearno den ersten Schritt ! zur Wiederherstellung der alten Beziehungen bedeuten. Nicht mit Waffengewalt und Repressalien kann man einem Volke, dessen Schicksal auf» engste mit dem Europas verknüpft ist, die innere Ruhe wtedergeben. Lis Not muß aber auch allen Volksgenossen klar wev< den lassen, dttß jetzt-keineZett zum Parteihader ist. Nu« Einigkeit und ehrlicher Will« aller Parteien und alle« Stände kann da» kommende Jahr segensreich gestalt«^ ! Selbst auf dfe Gefahr hin) unpopulär zu werden, müst ! sen die Patzteichr, di« staatS««haltende Politik treidel» . »vollen, da» Rtzdsr in die Hand nehmen. Nicht» ist nnp i verantwortlich««, al» Opposition im Angesicht he» AV- icht» ist unfruchtbarer als Kritik, wenn st» -Weg« zeigt, Kritik, die Moppen, an di* Da» Jahr 1926 will empfangen fein mit dem Ge löbnis zu rastloser Arbeit und öpfevfreubtg^tL Nicht blind» Hoffnungen wollen Hi« hegen- wem» die Silvesterglocken über die deütschen Sande j«via- - die eigen» Kraft imd di» , wenn wie »» durch» edevauMeg bildet. Iahreswenäe. Bo» Dr. Fritz DebnS. Da» alte Jahr wird zu Grabe getragen, wenige nur werden ihm eine Träne nachweinen. Seit Tagen aber schwebt auf aller Mund die Frage, was wird nach Weihnachten werden» was wird 1926 uns bringen? — Selten Wohl hat dis Menschheit so glühend gewünscht, den Schleier der Zukunft zu lüsten. GS ist nicht Nerv gwrde, die dazu drängt, sondern bange Sorge. In den« letzten Tezemberwvchen nahm die wirtschaftlich« Not so erschreckende Formen an. daß »vir alles übrige vergaßen. Diese furchtbare Wirtschaftsnot, die sich! irr grausamer Deutlichkeit in der Erwerbslosenziffer ausdrückt, hält unser ganzes Sinnen umfangen, und wie in den Zei ten der rasenden Inflation drehen sich die Gespräche nur um das eine Themar Geld. — Zwar steht unsere Währung unerschüttert, zwar haben wir stabile Preise, aber das liebe Geld, — der Nerv de» Staate», wie man es nennt, — ist so knapp gMorden, daß die Kon sumtion von Tag zu Tag mehr eingeschränkt ioerden mutz. Tie Beschränkung der Konsumtion bedingt die Verringerung der Produktion, diese wieder Arbeitsein stellung, und so drehen »vir uns in einem Kreise, auS dem kein Ausweg zu sehen ist. Jetzt erst ernennen wir die Tragik des verlorenen Kriege», jetzt erst wird e» Manchem Volksgenossen klas, daß »vir ein arme» Voll geworden sind. Ein armes Voll! — Wa» bedeutet e», ein Kulturvoll, dem kulturelle und naturell« Güter, di« vor Jahren noch Luxus genannt, jetzt lebensnotwendig geworden sind, in Armut zu stürzen? Diese Frage kön nen wir uns leicht beantworten. GS bedeutet Verzweif lung, di« manchen Willensschwächen schon zur Aufgab« des Leben» bewogen hat. Aber Verzweiflung und Muh losigkeit sind eine» Kulturvolle» unwürdig. Notwen dig ist eine sachliche Beurteilung, die Aufnahme he» Kampfes um die eigene Existenz, und damit UM di« Existenz unseres deutschen Volke». Wir sind arm ge worden. Armut ist keine Schande, aber Armut ver langt doppelte Arbeit und ehrlichen Willen zur Aust opferung zum Wohle de» Volke». Und diese Etappe d»r Armut, in di« wir jetzt eintreten, ist auch )ie erste Stufe zur Gesundung. Jene Elemente, die im Fieber der Inflation rücksichtslos Millionen zusamu.mtrugen, müssen verschwinden. Verschwinden Muh auch jene auf hohen Gewinn gestellte KalkülsttonSmethode, die in der Kriegs« und Inflationszeit hingerissen ist. Der deutsche Kaufmannsstand war stolz auf seine Ehrbarkeit und Lauterkeit. Die JnslattonSgebräuche, die durch neu« Firmen eingeführt wurden und die auch teilweise gute- alte Firmen annahmen, müssen überwunden werden. Unsere Zett verlangt sorgfältige Kalkulation. Hohe Gewinne können, da der größte Teil des Volkes in Ar mut lebt, nicht zugestanden werden. Vermeiden läßt sich auch nicht, daß die in den letzten Jahren aufge-t häuften riesigen Reserven angegriffen, ja aufgezehrt werden. Cs ist unmöglich, daß heute Unternehmer den Vir Stellen beim völkerbun-. Gin« Erklärung Dr. Marx'». Köln, 80. Dez. Reichskanzler a. D. Marx, der sich zur Zett in Sigmaringen aufhätt, stellt in d«r Kölnischen Volkszeitung" zu dem Thema der Besetzung von Stellen beim Völkerbund folge,»des fest: Es ist falsch, daß die Zentrumspartet oder ich als ihr Vor sitzender in einem offiziellen oder auch privatem Schrei ben an den Generalsekretär -de» Völkerbund«» oder d«s Vvlkerbundssekretartats den Antrag gestellt Hätte, An gehörige der Zentrumspartei in da» Bblkerbundsekre- tartat aufzunHmen. ' Richtig ist, daß ich vor Wochen von privater Sette vertraulich aufgefordert worden bin, etwaig» Anregun gen für dl» später vielleicht in. Frage kommende Be setzung gewisser Stellen -eisM Völkerbund zu geben. Aes»r Vitt« -in iS nachgekvmmen. G- ist mir unbe^ kannt, ob Wit«« AmtMpt M»! LwuttM de» Götte»-»«-- Z7ZM Anzeiger für -as Erzgebirge »««'maumu, Laa*uatt Nu»»r,»»»>'»*. Enthalten- -le amtliche« -ekaaatmachaage« -es Rate» -re Bta-t aa- -e» Amtsgericht» Mae. powh-k'N-m» n-u ttps«» a«. IN» sekretariates gekommen ist. E» war für mich selbstver ständlich, das Auswärtige Amt im Vertrauen auf seine Diskretion über diese Angelegenheit zu informieren. Ich werde es auch in Zukunft für meine Pflicht erachten, in Verbindung mit dem Auswärtigen Amt diese Ange legenheit Wetter -u verfolgen. Rußland un- -levorberetten-e flbrüflungskonferenz. Bern, 30. Dez. Wegen der eventuellen Teilnahme einer sowjetrussischen Delegation an der vorbereitenden Abrüstungskonferenz de» Völkerbünde» in Genf richtete der Bundesrat an den Generalsekretär de» Völkerbünde» ein Schreiben, in dem betont wird, daß der Vorsteher des politischen Departement» in der Bundesversammlung wiederholt erklärt habe, der Bundesrat sei der Aust fassung, daß -wischen den Beziehungen fremder Staaten zur Schweiz und ihren Beziehungen Wm Völkerbund, scharf unt-rschteden werden müsse. Da» gegenwärtig verantwortliche zwischen der Schweiz u.is Sowjetrußland bestehende Fundes. Nt^ Verhältnis würde demnach einer Beteiligung.Sowjet- nicht besser» Wegs-etgt, Kritik, rutzland» an den Genfer Verhandlungen nicht im Wege ihre VeMnder selbst nicht glauben, empfiehlt, ist Vew stehen. Die Schweiz erachte e» al» ihr« Aufgabe, d«n rat am Vaterland«, Vertretern aller Staaten die Teilnahme am den Völker- *""" bundkonferenzen auf schweizerischem Boden tunlichst zü erleichtern und den ihr notifizierten Delegierten jeden im Rahmen de» Möglichen liegenden speziellen Schutz zu gewähren. Wenn man rufstschers-"» bchaupten sondern Vertrauen auf di« wolle, dieser Schutz hab« im Falle Worowfli verswt, Gewißheit, datz da» neu« Achr, so wär» zu «Eern, daß Worowskt den Schweiz« Be- hau«, ein.« Baustein zurnvi« Hürden weder alt offizieller noch alt offiziöser Vortvst I ' » »' Zu Beginn der Kammersitzung kündigte der Kriegs minister Painleve an, datz er eine Untersuchung Fber dis Herkunft der amtlichen Dokumente einzuleiten ge denkt, die bei der ' - Hetzpropaganda gegen General Sarrail in der französischen Presse veröffentlicht worden sind. Diese Dokumente sind zuerst im „Echo de Paris" erschie nen, und Painleve hatte in der Debatte über die Abbe rufung Sarrails bereits angedeutet, daß sie aus einem bestimmten Büro des Generalstabes stammen müßten.. ... Dis .angekündigte Untersuchung wird wahrscheinlich ge- Betrieb stillegen und mit dem Riesengewinn da» Alten- nau so erfolglos bleiben wie die vor einem Jahr ein- teil aufsuchen. Gin jeder Muß sich bewußt werden, datz geleitete Strafverfolgung gegen den Chefredakteur de» die Zeit Opfer verlangt und daß nur durch Opfer d« „Eclair" wegen Veröffentlichung ein«» Geheimberichts. Ausstieg de» Vaterlandes zu eSausen ist. des Generals Rollet.