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uer Tageblatt ,» NI« tl, p»g«nst«U»» — «kfchelu« »,,N«,Uch. irnspeech - Anschluß Ve. SS. /lnzeiger flk öas Erzgebirge flr N„»,I,,» »»» H>» uo» Um,«,,»» « iu». »Ortll« « «»l-pf.nnt«,, »«klami.piIItziU« »» «»I»pf»»i>t>« «»«Ich, S»II« « Haramm,» Las'biatt flu,,r,g,b!rs». Enthalten- -le amtliche« Sekaantmachoagea -er Nate» -er Sta-t UN- -er fimtsgertcht» Hu«. poflfche«.«onto Kmt Leipzig «r. ,eee 2tr. 2S2 Mittwoch» äen 2S. Oktober ^92S 20. Jahrgang Vorläufig keine Kabinettsumbildung. daß der Präsident der Republik, Doumergue, Patnleve mit der Kabinettsbildung betrauen werde. Vie Vieren in China. Honkong, 86. Oktober. Banditen überfielen in der Nacht vom 21. Oktober eine Schule in Kanton und schleppten VO Schüler und 4 chinesische Mitglieder des Lehrkörpers weg. I Reichskanzler Dr. Luther hat gestern in der Kabi- Gsttsttzung Mitteilung von dem Rücktritt der deutsch- Gationalen Minister Schiele, Neuhaus und v. Schlieben Gemacht und ihnen, wie eine offiziöse Mitteilung besagt, Herzliche Worte des Tankes für ihre Arbeit im Dienst »es Vaterlandes gewidmet. Ter Reichskanzler ist entschlossen, trotz dem Austritt Ger deutschnationalen Minister, der am Sonntag durch Gie deutschnationale Fraktion „gebilligt" — in Wirklich keit gefordert — wurde, die NegierungSgjeschäfte weiter- Guführeu. Er hat gestern mehrere Parteiführer emp- Gingen und ihnen von diesem Entschluß Kenntnis ge geben Wie verlautet, besteht auch nicht die Absicht, die Mi- Gisterposten der Finanzen, der Wirtschaft und de" Innern Geu zu besetzen. Ter Versuch der Kabinettsumbildung »oll erst gemacht werden, wenn eine gewisse Klärung Gingetreten ist, vor allem wenn die erwarteten Rückwir- Gingen im Rheinland verwirklicht sind. Vorläufig wird Gohl Dr. Luther die Leitung der Finanzen selbst über nehmen, Verkehrsminister Dr. Krohme die Wirtschaft und Neichswehrminister Dr. Geßler das .Innere. I Genehmigung -er Entlaffungsgefuche -er üeutschnat'onalen Neichsminiffer. Berlin, 26. Okt. Ter Reichspräsident hat die Ent- Ivssungsgesuche der Reichsminister Schiele, v. Schrieben Nnd Dr Neuhaus genehmigt und den scheidenden Mini- Nern in Handschreiben seinen Tank für ihre Dienste aus gesprochen. Das Schreiben an den Reichsminister Irchiele hat folgenden Wortlaut: " „Sehr verehrter Herr Reichsministeri Ihrem Anträge auf Enthebung von dem Amte I als Reichsminister deS Innern habe ich mit lebhaftem I Bedauern in Würdigung der mir vorgetragenen Grün- I de mit dem beifolgenden Erlaß entsprochen. Es ist I mir ein aufrichtiges Bedürfnis, Ihnen bei Ihrem I Scheiden aus dem Amte meinen herzlichsten Tank und I meine besondere Anerkennung für Ihre Tätigkeit aus- I zusprechen. In ernster Zeit haben Sie Ihre Arbeits kraft und Ihre reiche politische .Erfahrung in den Dienst des Vaterlandes gestellt und daS schwierige Amt des Reichsminifters des Innern mit hingebendem Eifer und Politischem Geschick versehen. Daß Sie hier bei stets Ihr Streben auf die Stärkung der Staats autorität und den Ausgleich der inneren Gegensätze gerichtet haben, wird Ihr besonderes Verdienst bleiben. Mit den besten Wünschen Mr Ihr persönliches Wohlergehen und dem Ausdruck meiner ausgezeich netsten Hochachtung Ihr sehr ergebener gez. von Hindenburg." An den Reichsminister v. Schlieben schrieb der Reichspräsident r „Sehr geehrter Herr RetchSminister! Ihrem Anträge auf Enthebung von dem Amte des Reichsminifters der Finanzen habe ich mit bei folgendem Erlaß entsprochen. Ich möchte Sie nicht aus Ihrem Amte scheiden lassen, ohne Ihnen meinen herzlichen Dank und meine aufrichtige Anerkennung auszusprechen für die pflichttreue und erfolgreiche Arbeit, die Sie in Ihrer langjährigen Tätigkeit in verantwortungsretchen Stellungen im Reichsfinanzmi nisterium und in den letzten Monaten als Reichsmini ster der Finanzen dem Vaterland« geleistet haben. , Das große Werk der Neuordnung der.Reichsfinanzen wird mit Ihrem Namen immer eng verbunden bleiben Mit den besten Wünschen für Ihr Wohlergehen und mit dem Ausdruck meiner ausgezeichnetsten Hoch achtung Ihr sehr ergebener gez. v. Hindenburg.," La» Schreiben an den ReichSwtrtschafWmtntster Dr. steuhaus lautetr „Sehr geehrter Herr RetchSmtntster! Andern ich Sie auf Ihren Antrag mit dem bei folgenden Erlaß von Ihrem Amte als ReichSwtrt- fchaftsmtntster entbinde, spreche ich Ihnen meinen! herzlichen Lank und meine aufrichtige Anerkennung^ aus für Ihre Tätigkeit an der SPjtze deS ReichSwirt- schaftSministeriumS. Sie haben in schwieriger Zeit arr der Lösung wichtiger wirtschaftspolitischer Auf gaben mit großer Tatkraft gearbeitet und die Politik der Reichsregierung in verständnisvoller Weise ge fördert. Meine besten Wünsche für Ihren ferneren Le benslauf begleiten Sie. Mit dem Ausdruck meiner ausgezeichnetsten Hoch achtung gez. v. Hindenburgs" Vie presse zum Rücktritt -er öeutschnationalen Minister. Berlin, 27. Oktober. Die deutschnationalen Zeitungen lasten durchblicken, daß ein zukünftiges Zusammenarbeiten der Deutschnationalen mit dem gegenwärtigen Reichskaöinett nicht ausgeschlossen sei. Die Kreuzzeitung betont, die Haltung der Deutschnationalen zu dem Kabinett Luther werde nur von sachlichen Gründen diktiert und von der Verantwortung vor lebenswichtigen Entscheidungen für die Nation getragen sein. Die Deutsche Tageszeitung erklärt, daß das Resultat der Be fragung des Reichstages über Locarno abhängig sein werde von dem Ergebnis der weiteren Verhandlungen mit dem Aus land. Der Lokalanzeiger hebt hervor, daß trotz der sachlichen Meinungsverschiedenheit über den jetzigen Beschluß der Deutschnationalen, alle Gründe der inneren Politik, alle Gründe der Wirtschaft gebieterisch mahnen, es beim Zusam menarbeiten der bisherigen Regierungskoalition zu belassen. Die Tägliche Rundschau bezeichnet es als bemerkenswert, daß die Germania einen außerordentlich heftigen Ton gegen die Deutschnationalen anschlägt und sagt: Es bestätigt sich von selbst, daß im Zentrum jetzt alle diejenigen Oberwasser be kommen, die ihre Partei immer ungern in der Regierungs gemeinschaft mit den Deutschnationalen gesehen haben. Die Deutschnationalen werden sich gewiß selbst bald über die Dinge wundern, die sie außen-, und innenpolitisch angerichtet haben. In der Germania schreibt der frühere Reichspressechef Spiccker, wenn, wie es den Anschein hat, der klarste und sicherste Weg zur Wahrung unseres Ansehens in der Welt die Anrufung des deutschen Volkes ist, dann sollte nicht viel Zeit verloren wer den, damit vor aller Welt schnellstens der Beweis gebracht werde, daß das deutsche Volk in seiner großen Mebrheit die Befriedigung der Welt und die Verständigung der Völker will In der Vossischen Zeitung erklärt Georg Bernhard, daß in Deutschland für die nächsten Jahre ruhig und ausdauernd nur mit der großen Koalition zu regieren sei. Im Vorwärts keißt es: Für die Billigung des Vcrtragswerkes von Locarno ist im deutschen Volke zweifellos eine große Mebrbeit vor banden. Eine Regierung, die sich auf diese Mehrheit stützen will, kann nicht gegen diese Mehrheit gemeinsame Sache mit den Deutschnationalen in den wichtigsten innerpolitischen Fragen machen. Zranzöstsche Slätter über -en Seschluß -er veutscbnatkonalen. Paris, 26. Okt. Zu dem Beschluß der deutschnatio nalen Neichstagsfraktion äußern sich nur wenige Blät ter redaktionell. „Gaulois" schreibt: Nach unserer Ansicht mutz man 'ich Glück wünschen, daß die Revancheparteien zu früh 'ie Maske fallen ließen, um die Entente, die französisch britische Entente, die nach den eigenen Worten Chad, berlains unlösbar ist, aus dem Pazifismustraum auf- zuscheuchen, den sie beinahe für wirklich hielt. Mehr denn je ist die Einheitsfront zwischen Paris und Lon- don eine vitale Notwendigkeit für Frankreich und Eng land. Je nachdem die beiden Völker entschlossen, einig, oder zögernd über die vom Reich zu befolgende Politik vorgehen werden, werden die Abkommen von Locarno bei den kommenden deutschen Wahlen als Sieger oder Besiegte hervorgehen. „Homme Libre" sagt u. a.: Bis jetzt ist das Ergeb nis nicht verloren. Tos Versagen der deutschnationa len Minister ist nicht etwa die Folge eines plötzlichen Entschlusses, sondern die Widerspiegelung des Geistes zustandes, der innerhalb der zahlreichen und repräsen tativsten Partei de« augenblickttchen Deutschland herrscht. ,Oeuvre" schreibt, man könne sich doch wirklich nicht «inbtlden, daß die Akte von Locarno bedroht seien. Die Verhandlungen über die Räumung der Kölner Zone seien auf ausgezeichnetem Wege, und was sollte sie unterbrechen? Es könne sich also nur um verlorene Zett handeln, nicht aber um verlorenes Terrain. Rücktritt -es französischen Kabinett«! Part», 86. Oktober. Wie die Agence HavaS am späten Gend mtttetlt, sind Gerüchte im Umlauf, daß Patnleve mor- W die Gesamtdemission des Kabinetts überreichen wird. In Mtischen Kreisen sei man der Ansicht, daß die Kris« unser- »glich gelöst werden müsse, so daß sich die Regierung am Don- mstag der Kammer vorsteljen könne. Es wird angenommen, Petritsch weiterhin unter griechischem Artilleriefeuer. Vlr Griechen bauen Schützengräben un- Drahtverhaue. Sofia, 26. Okt. Tie Bulgarische Telegraph«nasen- tur meldet über die Lage im KonsliktSgebietr Im Ver lauf der vergangenen Nacht haben die Griechen in Ab ständen zahlreiche Ortschaften und auch die Stadt Pe- tritsch erneut unter Artilleriefeuer genommen. Ein wei terer Einwohner von Petritsch wurde verwundet. Gestern haben die Griechen die neuangelegtp Flüchtlingssiedlung Novolehovo in Brand gestockt. Das Telegramm Brian d« hat in der öffentlichen Meinung den besten Eindruck hervorgerufen. Diese erwartet vom Völkerbundsrat ein billiges, aber strenges Urteil. Tas Sozialistenorgan „Narod" betont, daß die bul garische Regierung im griechisch-bulgarischen Konflikt eine würdige Haltung einnehme. Tie Presse hebt einmütig hervor, daß das Vertrauen zum Völkerbund «Nein die Tatsache rechtfertigen könne, daß ein Teil des nationalen Bodens ohne Schwertstreich aufgegeben wurde. Große Entrüstung herrscht darüber, daß die Griechen heute noch bulgarische Dörfer beschie ßen. Unter der Bevölkerung wurden zehn neue Opfer fostgestellt. Tie Berichterstatter der Zeitungen drahten von der Grenze, daß die griechischen Truppen alles mitnehmen, was sie in den besetzten Dörfern finden. Gegen 6 Uhr abends wurde gemeldet, daß die bet Petritsch verschanzte griechische Infanterie Drahtverhaue errichtet. Auch im gegenwärtigen Augenblick des Zusammen tretens des Völkerbundsrates in Paris stehen griechi sche Truppen noch auf bulgarischem Gebiet. Wenn al» Grund dafür angegeben wird, daß die Bulgaren noch immer griechisches Gebiet besetzt hielten, so ist diese Be hauptung völlig falsch. Es verdient bemerkt zu werden, daß auch eine amtliche griechische Verlautbarung vom 20. 10. den Rückzug der Bulgaren nach Hissung der wei ßen Flagge verzeichnet und daß weiter der Bericht des griechischen Generalstabes vom 23. 10. ebenfalls von einem Nückgehen der Bulgaren nach der griechischerseits behaupteten Eroberung des griechischen Grenzpostens 69 auf bulgarisches Gebiet spricht. In Anbetracht der Tat sache, daß die griechischen Truppen offenbar kein Zurück gehen beabsichtigen, sondern im Gegenteil die Ortschaften vor ihrer Front, im besonderen Petritsch, weiter beschie ßen, verlassen die Einwohner von Petritsch, von denen gestern abend neuerdings zwei Kinder und eine Frau getötet wurden, in Massen die Stadt. Südlich von Petritsch stellten die Griechen bet dem von ihnen besetzten bulgarischen Grenzposten Nr. 8 Ge schütze aus. Griechische Artillerie beschießt die Dörfer Marikostinovo und Petrovo. Gegen 6 Uhr abends er öffneten die Griechen lebhaftes Infanterie- und Artil leriefeuer auf Petritsch. Unter der Zivilbevölkerung wurden in Petrovo drei Personen getötet und zwei ver letzt, in Piperttza eine getötet und eine verletzt. Strö mender Regen macht die Lage der Flüchtlinge außer ordentlich heikel, die in einer Anzahl von 10000 Per sonen im Freien lagern. In seiner Antwort aus das Telegramm Briands behauptet der griechische Außenminister, daß bulgarische Soldaten einige Punkte auf griechischem Gebiet besetzt hielten. An zuständiger Stelle wird auf das bestimm teste versichert, daß in keinem Augenblick des Konflikte» an der griechischen Grenze ein bulgarischer Soldat die Grenze überschritten habe. Gegenüber dem von dem griechischen Minister erwähnten Posten blieben und blei ben die bulgarischen Abteilungen immer auf bulgari schem Gebiet. Entspannung zwischen Griechenland und Bulgarien. AtKen, 26. Oktober. Nach einer Meldung der Agence Athene hatte der rumänische Gesandte heute mit dem Minister präsidenten Pengalos eine Unterredung, in dcr er im Namen seiner Regierung und auf Ersuchen der bulgarischen Regierung die Räumung de» bulgarischen Gebiete» durch die griechischen Truppen verlangte, um die Gefahr neuer Zwischenfälle zu be heben. Der Gesandte ersucht die griechische Regierung, die Vc. rufung an den Völkerbund anzunehmen. Da die griechische Regierung sich jeden Versuch, den Frieden zu sichern, aNzu- schließen wünscht, nahm sie den rumänischen Vorschlag unter folgenden gemeinsam verabredeten Bedingungen an: 1. Ctn griechischer und ein bulgarischer GeneralstabSoffizter werden sich morgen nachmittag nach Demir Kapu begeben, um di« griechischen Grenzwachen auf ihren Posten zu führen. 8. So dann werden die griechischen Truppen, die auf dem bulgart- schen Gebiet um Kumla sich befinden, den Rückzug antreten. 3. Während diese» Rückzuges der Griechen werden die bulgari schen Truppen ihr Gebiet nicht wieder besetzen, Si» di« Grie chen hinter ihren Grenzlinien zurückgegangen find.