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Mer Tageblatt ---- ---- Anzeiger für -as Erzgebirge s,n,fp«ch.ftnfihI«S M. tt. V r»i»sia»m,» ragidiatt Nu,»r,g,dirg». Eokhalkra- -ie amtlichen Sekanntmachongra -e» Nate» -« Stabt UN- -e» Amtegericht« Aue. p»chcheck-n«u» mm L^pzig a*.ime Nr. 2SS Donnerstag, clen s. Oktober IS2S 20. Jahrgang Frankreich besteht auf demDurchmarschrecht? Frankreich als Garant des Ostpattes. Rom, S. Oktober. Dir Messaggero-Korrespoudent In Locorno m«ld«1, vriond hob« Lhamderlaku di« -«birst«« sranztzsischen Konzessionen »iss«« Ioss«n, d«r«n Ablehnung «nSbersrhbar« Folg«« hob«« könut«. I, hond«I« sich um di« Einwilligung in di« sofortig« Räumung Köln«, um weitg«hend« Politisch« Konzession«« im Sooro«bi«t «nd um «in« Modifikation d«r Besatzung d«o Rheinland«« di« zur „Unsichtbarkeit" dir Befatzungitruppen. Dies« äutzersten Konzession«» s«i Frankreich derelt unter d«r Bedingung zu ft,währen, daß Deutschland ein Echiedogerlchtrabkvmmrn mit Polen »nd de« rsch«choslo»ak«i schließ« und den Durchzug durch deutsche« Gebiet garantier«, für den Fall, datz Frankreich gezwungen sei, sein«« Alliierten zu Hilf« zu lammen. Da, bedeut«, so hebt d«, „M,ssagg«ro' aurdrücklich hervor, «in« privilegiert« Stellung Frankreich« al» Schied«, richte» für deutsch» Ostsragen. Li« italienisch« Press« be wertet gerade die Durch,ugvsrag« al» den heikelsten Punkt »nd sieht di« sich infolge der geographischen Lag« «»gebenden Eventualitäten al» dl« Houptschwi«rigk«iten für dl« Unter- schrift Italien» an, da» Verpflichtung«« «nt«r so unsicheren und g«fShrlich«n Verhältnissen nicht «ing«h«n könnt«, viel- fach wird auch da» gefordert« D«rchmarschr«cht al« «nvereln- dar mit d«r so«»er8u«u würd« V«utschland« abgelehnt. G ver „flagrante' Angriff. London, 6. Oktober. „Manchester Guardin" macht auf eine Schwierigkeit für die Konferenz aufmerksam. Be- kanntlich habe Chamberlein in London Briand das Zuge ständnis gemacht, dah England im Fall« eines „flagranten Angriffes" ohne vorherige Befragung des Völkerbundes auf der Seite des Angegriffenen in den Krieg eintreten werde- Allerdings habe England sich das Recht Vorbehalten, darüber zu entscheiden, ob ein „flagranter Angriff" vorliege oder nicht. Da man jetzt mit der Möglichkeit rechnet, dah außer England auch Italien den Rheinpakt garantiere, so erhebt sich die Frage, was geschehen werde, wenn der eine Garant den Angriff für flagrant hält und der andere dem wider spricht. Das Blatt glaubt, daß man diese Schmierigkeiten durch eine Vereinbarung des Inhaltes überwinden könne, dah bei auseinandergehender Meinung stets der Angriff als nicht flagrant zu gelten habe, so dah der Fall vor den Völkerbund kommen müsse- Optimismus in Locarno. Locarno, 6. Oktober. Der Sonderberichterstatter de« W- T. B. meldet: Heute vormittag 10 Uhr 80 Min. wurde die Besprechung der Juristen, di« gestern vier.Stunden gedauert hat, fortgesetzt. Wie bereit« gestern festgesetzt, findet heute nachmittag 4 Uhr die zweit« Vollsitzung statt, an der Minister Strese- maNn, dessen Befinden durchaus zufriedenstellend ist, teil- nehmen wird. Langsam beginnen auch die Polen »nd di« Tschechoslowakin deren Beteiligung an der Konferenz der Regirrungsvertrrter bisher lediglich durch ihre Landesflaggen am Justizgebäude angedeutet war, sich in Locarno «inzufindeu. Der gröht« Teil der tschechischen Delegation trifft heute nachmittag «in und nimmt im Parkhotel Wohnung. Benesch selbst mit seiner nächsten Umgebung wird nunmehr endgültig morgen, Mittwoch, erwartet und wird im Hotel der alliierten Dele gationen absteigen. Von den Polen ist bisher der Vertreter beim Völkerbund, der Mintsterresident Morawski, der gestern eintraf, in Locarno anwesend. Heute folgte der Gesandte in Bern, v. Modzelewski. Schließlich ist noch zwar nicht die Anwesenheit, so doch die Nachbarschaft des Sowjetbotschafters in Rom, Kerschenzeff, zu verzeichnen, der in Stresa am Lago Maggiore «in« Art Beobachtungsposten eingenommen zu haben scheint. Der Minister des veuheren Dr. Benesch ist heute um Eooli-ge's neu« Zrke-ensre-e. Washington, 6. Oktober. Vor der Tagung der „American Legion" in Omaha legte Präsident Coolidge ein neues entschiedenes Bekenntnis für die Sicherung des Welt friedens ab, dem angesichts der Konferenz von Locarno ganz besondere Bedeutung zukommt. Einleitend kam der Präsident auf die Schrecken des letzten Krieges zu sprechen, um dann in einem Ausblick auf die Zukunft die Notwendigkeit des Verzichts auf das alte System des Wettrüstens zu erörtern. Selbst die größte Armee vermöge den Frieden nicht zu sichern. Statt dessen müßten Uebereinkünfte zu einer allge meinen Beschränkung der Rüstungen getroffen werden. Durch gegenseitige Duldung werde sich die Menschheit größere Wohltaten sichern, als durch herausforderndes Benehmen, Egoismus, und nationalen Fanatismus. Weit mehr sei zu erreichen durch Pflege des Geistes der Versöhnlichkeit und Duldsamkeit. „Wir können", sagte der Präsident, „zum Wohlergehen der Menschheit wenig beitragen, wenn wir uns einbilden, ein besseres Volk zu sein als die anderen. Die menschlichen Schwächen sind überall die gleichen, aber trotz alledem ist doch die ganze Menschheit in einer großen Brü- derschaft vereint." Die wichtigste Aufgabe müsse darum sein, daß »Rassenfeindschaft, Haß und Verdächtigungen demobilisiert werden und an deren Stelle Duldsamkeit gegen über allen Völkern der Erde trete". Das Gewissen der Menschheit müsse mobilisiert werden. Daß Coolidge gerade diese ausgesprochene pazifistische Rede vor einer Tagung der von militaristischem Geiste getragenen „Amerikanischen Legion" halten konnte, ist von größter Bedeutung. Norwegens Anspruch aus Erönlanö. Kopenhagen, 6. Oktober. Als im vorigen Jahre zwischen Dänemark und Norwegen das Uebereinkommen über Ostgrönland abgeschlossen wurde, hatte Norwegen darauf bestanden, daß in das Protokoll die Erklärung ausgenommen wurde, daß Norwegen keineswegs Dänemarks Souveränität über ganz Grönland anerkenne. Da jetzt. Dänemark mit England ein Abkommen getroffen hat, das diesem das Meistbegünstigungsrecht für Grönland einräumt, hat sich Norwegen veranlaßt gesehen, durch seinen Londoner Gesandten das britische Außenministerium an den Passus des Protokolls und die Ansprüche Norwegens zu erinnern. Jener Schritt ist gewiß nur als «in« formelle Angelegenheit zu betrachten. Er zeigt aber, daß Norwegen, obwohl es mit seiner Auf fassung der grönländischen Souveränitätsfrage ziemlich allein steht, unbedingt an seiner Auffassung festzuhaltrn ent- schlossen ist. von -er Konferenz -er interparlamentarischen Union. Washington, 6. Okt. Die Konferenz der inter parlamentarischen Union nahm heute außer dem Antrag de» englischen General» Spear» über die Frage der ent militarisierten Zonen «ine Entschließung des dänischen Dele gierten Munch-betreffend eine» Unterausschusses zur Prüfung der Methoden einer Rüstungseinschränkung an. In der Ent schließung Munch» heißt es: Zur Herbeiführung der Ab- rüstung fit r» dringend notwendig, »in Gefühl der Sicher- hrlt zu geben, wa« dazu befragen würde, s!» zur Annahme «ine, tatsächlichen Abrüstung,abkommen» zu veranlassen Empfang Tschitscherins -urch -ra Relchspräsi-enten. Berlin, 6. Oktober. Der Herr Reichspräsident empfing heute den Volkskommissar des Auswärtigen, Herrn Tschitscherin, der von dem Botschafter der Sowjetunion, Herrn Krestinsky, begleitet war. Deutsch-russisches Sank- un- Han-elskre-ltabkommen. Moskau, 6- Oktober. Wie der Finanzminister Sokol' ntkoff einem Vertreter der Sowjet-Telegraphen-Agentur mit teilte, ist zwischen der Staatsbank der Sowjetunion und einer Gruppe deutscher Großbanken ein Kreditabkommen in Höhe von 75 Millionen Eoldmark zustande gekommen. Dieser Bankkredit soll zusammen mit einem Handelskredit die Wareneinfuhr aus Deutschland in Höhe von 100 Milli onen Mark ermöglichen. Der deutsche Kredit wird, wie Sokolnikoff erklärte, die sofortige Erweiterung der Einfuhr von Maschinen und Eebrauchsgegenständen ermöglichen, und zwar noch, ehe Rußland aus eigenen Exporten Auslands valuten erhält. Der deutsche Kredit soll den Auftakt zu einer Reihe großangelegter und langfristischer Kreditabkommen der Staatsbank bilden. Dl« Frankfurter Amerika-Anleih« abgeschlossen. Die durch Vermittlung der Bankfirmen Lazari Speyer Ellissen und Jakob S- H. in Frankfurt am Main mit den Bankfirmen Speyer L Co-, Neuyork als Führer eines ame- rikanischen Konsortiums und mit Mendelsohn L Co., Amster dam, welche eine hollänische Bankengruppe vertreten, geführ ten Verhandlungen betreffs Abschlusses einer ausländischen Anleihe der Stadt Frankfurt am Main sind, wie die Frank furter Zeitung hört, zum Abschluß gekommen. Nähere Ein zelheiten können erst bekannt gegeben werden, nachdem die erforderlichen Genehmigungen durch die zuständigen Behörden ausgesprochen sind. Wir hören aber, daß der holländischen Vaukengruppe außer der oben erwähnten Firma noch die Niederländische Handelmaatschappij in Amsterdam, die Bank firmen Pierson und Co- In Amsterdam, Gebrüder Teixeira de Mattor in Amsterdam und R. Mees und ZooNen in Rotterdam angehören und dah ein Teilbetrag der Anleihe auch in der Schweiz durch den schweizerischen Bankverein unterge bracht werden soll. Aus -er französisihr« Politik. Gin« Erklärung Paul-Boncour«. Pari», 6. Oktober. Der sozialdemokratischr Abgeord nete Paul-Boncour dementiert di« Nachricht, daß er Kandidat für den Posten des Krlegsmintster» sei. Er werde keinen Ministerposten annehmen. Relf« d« Monzl«, nach Algarlen. Unterrichtsminister de Monzie wird sich am Donnerstag nach Algerien begeben, um dort die archäologischen Entdeckungen zu besichtigen. Er wird gegen den 1g. Oktober in Paris zu- rückerwartet. v«r Ses«nbh«it,zustand -erriot«. Der Gesundheitszustand de« Kammerpräsidenten Herriot ist zufriedenstellend. Er bedarf nur noch ein wenig der Ruhe, 10 Uhr 50 Min. vormittags von Prag zur Konferenz nach Locarno abgeretst- Auf dem Bahnhof hatte sich außer tschechoslowakischen offiziellen Persönlichkeiten der deutsche Gesandte in Prag, Dr. Koch, eingefunden. Der Locarno-Bericht des neuen fascistischrn sMorgrn- blattes „Popolo de Roma", dessen Korrespondent direkt durch die italienische Delegation informiert wird, stellt den guten Eindruck fest, den die deutsche Delegation auf di« Alliierten durch den Verzicht auf «ine nochmalige Diskussion über die Einleitung des Paktvertrages machte. Dadurch kam «in« aufrichtig« H«rzlichk«lt zwischen den Kongreßteilnehmern zustande. Außerdem wird als besonders interessant ein Abänderungsantrag mitgeteilt, den der belgische Vertreter Dandervelde machte. Ein Artikel des Vertrages begann folgendermaßen: „Frankreich und Belgien stimmen >mit Deutschland dahin überein .... ." Vandervelde wollte aber, daß dieser Satz lauten sollt«: „Frankreich stimmt mit Deutschland und Belgien dahin überein " „Belgien legt W«rt «uf f«in« Trennung von Frankreich', meint der Korrespondent. „Das ist das End« des französisch, belgischen Bündnisses." Der Korrespondent erzählt' weiter, daß diesmal Chamberlain sich entschlossen habe, französisch zu sprechen, und so begann er seine Ansprache mit den Worten: „IrLs donorsbles MessieursI" * Die französischen Berichte aus Locarno klingen durchaus optimistisch. Hinsichtlich de, Eintritt« Deutschland« in den Völkerbund glaubt Sauerwein im „Matin" bereits bedeutsame Anzeichen für eine Einigung feststellen zu können- Jedenfalls sei dieses Hindernis nicht unüberschreitbar. Man könne Deutsch land gestatten, mit dem Völkerbundrat Verhandlungen über die Anwendung des Artikels 16 des Völkerbundpaktes anzu knüpfen- Außerdem dürfte das Eintreten Deutschlands in den Völkerbund, so meint Sauerwrin, wesentliche moralische Vorteile für Deutschland mit sich bringen, zum mindesten hinsichtlich des Saargebtets und des besetzten Gebiet». Musiollnl fährt -och nach Locarno. Pari», 6-Oktober. Der Sonderberichterstatter de« Petit Journal in Locarno erklärt, es bestätige sich, daß Mussolini in vier oder fünf Tagen nach Locarno kommen werd«, um dort einen 24 stündigen Aufenthalt zu nehmen. Errüchtt vm Sen Tschktscherlu-Sufuch. Der „Matin" hat behauptet, daß Tschitscherin in Berlin und in Warschau ein Militärbündnis angeboten hab«. Offen bar ist diese Nachricht in die Welt gesetzt worden, um auf der Konferenz in Locarno, trotz Strcsemänn« bestimmten Erklärungen, eine Stimmung des Argwohn« zu erzeugen- Natürlich hat Tschitscherin der deutschen Regierung kein mili tärische» Bündnis angeboten, und nicht» Arhnliche» ist auch nur mit der leisesten Andeutung berührt worden. Die ganz« Meldung ist glatt erfunden. Auch in Warschau hat Tschitscherin ein solches Angebot nicht gemacht. Er ist im übrigen auch klug genug, um zu wissen, daß die polnische Regierung jede» Angebot von dieser oder annähernder Br- drut'mg sofort in London i'nd in Part« bekanntgeben würd«, um daraus Kopita! zu schlagen-