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Mer Tageblatt Nr. 213 Soimabenä, äea 12. September 1S2S 20. Zahrgaag ft, »«» «» u«,,,«ft — e-l«ft«i,I,-, ««— »em»« N»ftl«m « ««Mch« -,1t, ft *«»»ft«ft„. «'M««»»' r-m-aa stmewm-G. Enthalt«,- -la amtllchea Sakanatmachangrn -e- Nate» -er «ta-t aa- -es -lmtagnlcht- Da«. P»M>^-a««». neu r-pzia a«.»ew MW- Anzeiger für Sas Erzgebirge Die große Genfer Rede Chamberlains. sagen -as Eens« Protokoll. — Zür Schla-sgerlcht, Sicherheit un- Abrüstung. Genf, S. Sept. Mo heutige VarmittagSsitzung der völkerbundsversammlung brachte die mit großer Span« nung erwartete Rede deß /britischen Außenministers Chamberlain, der beim Besteigen derRednertribüne Mit anhaltendem Beifall begrüßt wurde, an dem sich das ganze Hau» beteiligt«, Chamberlain betonte in seiner Rede zunächst, welch großes! Vertrauen England in den Völkerbund setz«. Sin schlagender Beweis für das Vertrauen Englands in die Gerechtigkeit de» Völker- bundes fei darin zu sehen, daß England den Völker« dundsrat -um Schiedsrichter in den englisch-türkischen Meinungsverschiedenheiten über da- Mossulgebtet ge macht habe. Nach einem Hinweis auf die Tyrlegungen des französischen Ministerpräsidenten Patnleve über die Entwicklung und Tätigkeit de» Völkerbundes in den letzten fünf Jahren, kam Chamberlain auf da» Senf« Protokoll zu sprechen und erklärte, er wolle die Gelegenheit be nutzen, um noch einmal darzulegen, weshalb England dem Genfer Protokoll nicht zusttmmen könne.. Er legte dann, wie in seiner großen Rede vor dem Bölkerbundsj- rat im März, noch einmal dar, von welchen Gesichts!- Punkten sich England bet der Ablehnung des Genfer Protokolls habe leiten lassen, und welche Wege nach der Auffassung Englands imstande seien, an das von allen erstrebte Ziel zu gelangen. Wenn auch bet den im Völkerbund vertretenen Nationen bezüglich der Wege Meinungsverschiedenheiten beständen, so bestünden doch keine hinsichtlich des allgemeinen Zieles selbst. Gestern habe der Vertreter Dänemark» Zahle in seiner Rede er« klärt, daß der Völkerbund nicht den Angreifer bestrafen, sondern den Angriff selbst verhindern müsse. Tas Lei ein fundamentaler Grundsatz, der stet» berücksichtigt werden müsse. Ter Auffassung de» dänischen Vertreters schließe sich seine Regierung an, bie die Auffassung vertrete, daß. das Genfer Protokoll den Geist des Völker bundes umbilde. Das Genfer Protokoll erwecke den Einbruch, daß die Hauptaufgabe in der Organisierung de» Kriege» bestände. Da» einzig« Ziel de» Völkerbundes müsse aber die Verhinderung de» Krieges sein. Nur wenn der Krieg verhindert werde, könne da».gemeinsame Ziel der Sicherheit, nach dem alle trachten, erreicht werden. Nach einem Hinweis auf di« außerordentliche Berschie-! denheit der sm Völkerbund vertretenen Rationen be tonte Chamberlain die Schwierigkeiten bet der "Schaf fung einer Organisation, die alle Interessen befriedig gen könne. Wenn der Völkerbund seine ganz« Autori tät ausüben wolle, so müsse er in möglichst weitem Aus-. matze diesen Verschiedenheiten Rechnung tragen. Ta» ! Genfer Protokoll Passe zwar zweifellos! Mr die Ber. hältntsse einiger Staaten. Zahlreich« andere Staaten jedoch und zwar g roße und klein«, stünden auf dem von der bxttischen Negierung vertretenen Standpunkt. Chamberlain gab dann einen kurzen Abriß der Ge schichte und Entwicklung der englischen Verfassung. Nach einem Hinweis auf die Grundsätze Englands, die sich in Jahrhunderten bewährt hätten, erklärte Chamber lain, daß England auch die Regelung der internatto- len Fragen von dem gleichen Grundsatz -«trachte. Wie alle Staaten wünsch« auch England «in« endgültige Sicherheit de» Frieden» und eine möglichst w«itg«hende Verringerung der Gefahren, die zu Kriegen führen kön ¬ nen. Erneute Versuche, einen Krieg 'herbeizusühren, müßten erschwert werden, indem man den Friedens freunden Zeit gäbe, ihren Einfluß geltend zu machen und den Friedensstörer zu beurteilen. Zur Frag« der Sanktionen gab Chamberlain dann mit großem Nachdruck und un ter dem Beifall der Versammlung seiner Ueberzeugung darüber Ausdruck, daß die moralischen Sanktionen ebenso wichtig seien, al» alle anderen Sanktion-Maßnahmen, die auf di« Anwendung von Gewalt abzielen. Nach seiner Meinung seien die moralischen Sanktivn-maß« nahmen die wirksamsten. Um das gemeinschaftliche Ziel zu erreichen, müsse in allen Völkern das Gefühl geweckt werden, daß der Artede gesichert sei. Großbritannien befolge, so erklärte Chamberlain, da» gleiche Ziel, da- sich in den letzten Jahren auch di« Völkerbunds,ver- sammlung gesteckt habe? Entwaffnung durch Sicherheit und.Sicherheit durch schiedsgerichtlich« Entscheidungen. Schi«d»g,richte, Sicherheit und Abrüstung, da- ist der Boden, aus dem wir alle stehen.. .Für die physische Abrüstung ist aber die moralische Abrüstung eine notwendige Vorbedingung!. Nur yuf diesem Weg« ist die Schaffung einer neuen internationalen Moral möglich. Das Mißtrauen und die Furcht, die heute über den Völkern, lasten, müssen beseitigt werden. In diesem Zusammenhang verlas Chamberlain noch einmal einen Teil seiner Erklärungen, die er ,im März vor dem Völkerbundsrat bet Ablehnung des Genfer Protokolls abgegeben hatte und die dahin lauteten, daß der Völkerbund-pakt durch SonderabkoMmen für be sondere Zwecke ergänzt werden müßte. Diese Sonder abkommen sollen rein defensiven Charakter tragen und im Geiste des Völkerbundspakte» gehalten sein und außerdem unter der Leitung des Völkerbundes selbst stehen. Dieses Ziel, so fuhr Chamberlain fort, müsse erreicht werden, damit insbesondere jene Länder, deren Differenzen besonders leicht zu Krisen führen könnten, zu einer festen Vereinbarung kommen. Tas sei das Werk, an dem seine Regierung arbeite. England wolle keine neuen Allianzen gegen die ein« oder die andere Macht und verurteile entschieden, die Fortdauer der Leidenschaften und der Mißgunst unter den Mächten. Durch den Abschluß solcher Abkommen würde der Völ kerbund eine starke Stütze und eine Vermehrung seiner Autorität erhalten. > Nach Chamberlain sprach in der heutigen Vormit- tagSsitzung noch der schwedische Außenminister pnden^ der der Hoffnung Ausdruck gab, daß Deutschland bald dem Völkerbund beltreten möge, und Mitteilung davon machte, daß die schwedische Dele gation beabsichtige, eine Resolution einzubrtngen, durch die vom Völkerbund aus eine Kommission von Sachver ständigen ernannt werden soll, die die Vorarbeiten dar. über aufnehmen soll, wie die.allmähliche Einführung de« allgemeinen obligatorischen Schiedsgerichtsbarkeit verwirklicht werden kann. Die Völkerbundsversammlung tritt am Freitag vor mittag zu ihrer nächsten Sitzung zusammen, um die.all- gemein« Aussprach« über den RatSbertcht fortzusehen. Heut« nachmittag finden KommisstonSV«ratungen statt. stolonialstaatsstkralllr ^msry llbar -k Mofulgrenz». Genf, 10. Sept. »er britisch» KolontalstaatSsekre- tär Ainery empfing heute vormittag die Pressevortre- ter und gav ihnen Erklärungen über die Mossulfragr. Er betonte di» außerordentliche Wichtigkeit der Frag« für di« Türket und für den Ara». Auch für Großbritan nien und den vvlkerbund trage die Frage außerordent lich wichtigen Charakter. Der Rat hab« die Vollmacht, di« Grenze gänzlich nach seinem Ermessen festzusetzen. Ter Vertrag! England» mit dem Irak stt vom Völker bund gutg,heißen, und feine Verlängerung sch vorge sehen und auch von der Kommission befürwortet wor den. Zur Frage der türkischen Souveränität bemerkte der Staatssekretär, der Lausanner Vertrag habe die Bch stimmung der Grenzen dem Völkerbundsrat überlassen und bestimme über di» Frag« de» MlajetS Mossul selbst nicht. GS Handl» sich nur MN die Grenzfrag«»solange dies» nicht geregsv sei, stzi da» ehemals türkisch, Gebiet jenseits der Pvovtsvrischen Etzen»» staatsrechtlich noch unter türkischer S»u»»ränität, und »war Handl» B sich hierbei um da» Gebiet van Aastr». Gohakd jedoch de, Rat di« Grenzen festgesetzt hab«, sei damit auch di« Grenz« zwischen der türkischen Souveränität und der jenigen de» Staate- sestgestellt. , Harabfatzung -er Kohlanprelfe um ainhalb pro-e-t. Ess«n, 10. Septimbir. In der heuiigen Mttgliidervrr« iammlung die RhtiMsch-Westfälischm Kohlensyndikat» wurd« dir Syudikatevrrtrag, d«r von «in«r Mrdaktionrkommission «in« Durchprüfung unt«r,og«n worden ist, in s«in«r «nd- gültig«« Fassung grnrhmigt. F«»n«i «md« trotz der schwi«r!g«n Lag, d«e Ruhrb«rg- heue» b«schloss«n, mit Wirkung vem 1. Oktober di«s«e Jah re» en die »«rkensepnis, entsprechend der Herabfttzung d«, vnisatzstinw um einhelb Prozent zu ermäßigen, «m den Prelehttabsetznngebestrebnngen de, Regierung nicht durch ein« en sich berechtigte Anenahme tzlbdruch zu tun. Di, Marktlage wurd» dahin g«k»tmz»ichmt, daß di, Ver minderung d«s Absatz«» in d«n letzten Monaten zum Still stand -»kommen ist. Das Deutschtum la cker rfchecho-Slovakei. von ein«« Deutsch«» in dir Lsch«cho-Slovak«l. Gleich nach seiner Gründung im Oktober 1918 saß sich der tschechische Staat vor ein« nicht leicht« Aufgabe gestellt, nämlich mehr als ein Drittel seiner Gesamö» bevölkerung, darunter auch N/, Millionen Deutsche, da mit zu versöhnen, daß sie gegen ihren Willen in «inen volksfremden Staat eingeglte-ert wurden. Diese Auf gabe hätte staatsmännisches Geschick, Besonnenheit und Gerechtigkeit in hohem Maß« erfordert, vielleicht wäre man aber auf diesem Wege zum Ziel« gekommen. Die tschechische Politik schlug jedoch einen anderen Weg ein« Sie ließ sich von Hatz und Rachegefühl leiten, di« da« größte Hindernis für einen demokratisch sein wollende» Staat sind. Für sie gab es nur eine herrschend« und eine beherrschte Nation, ein« überherechttgte und Hine rechtlose. > Wie rechtlos die Deutschen in der Tschechoslowakei sind, zeigt schon daS. außerordentlich einschränkende Sprachengesetz, das ihnen den Gebrauch ihrer Sprachst vor Gerichten und Armier» nur dort gestattet, wo sie Mehr als «in Fünftel der Bevölkerung bilden., Wb« nicht einmal dieses Gesetz wird tatsächlich durchgefühvt, sondern durch Willkürakte schränkt man dje Sprach freiheit noch erheblich weiter ein, waS um so leicht« ist, als eine Durchführungsverordnung für da» Gesetz bis heute noch nicht besteht. Auch in rein deutschen Städten müssen Ortstafeln und Straßenbezeichnungen, alle Aufschriften an Apotheken, LabaWden und Gast höfen (z. B. Speisekarten) an erster ^Stelle di« tsche chische Bezeichnung tragen. Besonders auffallend tritt diese „Taferlpolitik" in den Weltkurorten wie Karl», bad, Franzensbad usw. zu Tage, die noch in deutsche« Besitz sind, allerdings auch jetzt durch da» sogenannte Bädergesetz z. Teil schon in die Hände der Tschechen übergegangen sind, und sonst noch übergehen. Wie krankhaft und lächerlich feinfühlig die Tsche chen sind, beweist z. B., daß die Stadt Asch in Deutsch böhmen den Auftrag erhielt, in der! zu Ehren eine» früheren Bürgermeisters erfolgten Straßenbenennung „Wilhelm Weitz-Straße" das „Wilhelm" zu entfernen: alles nämlich, was irgendwie an die Hohenzollern und Habsburger erinnert, wird auSgemerzt. Solange e» sich nur um die Entfernung von Adlern, Kaiserbtldern «sw. handelt, wirkt das Vorgehen der Tschechen, lächerlich, ein anderes Bild bietet es aber, wenn man steht, daß sich die Tschechen als TenkmalSstürzer und Demolterer von Kunstwerken betätigen. So geschah eS in zahl losen deutschen Städten — fast jedes ^Städtchen mit deutschen Einwohnern hat ein Josef-Denkmal gehabt —, daß die Statuen des BolkSkaiserS Josef II., dem auch die Tschechen dankbar zu sein alle Ursache hätten, ent fernt wurden. Ein weiterer Weg der tschechischen Gewaltpolitik ist die planmäßige Entfernung aller Deutschen au» den Staatsämtern und den staatlichen Unternehmungen. Zu erst erfolgten Entlassungen, zwangsweise Pensionierung und Versetzungen ins tschechische Gebiet, dann kam die Verfügung, daß alle nichttschechische» Beamte« und Staatsarbeiter sich einer Prüfung in der Staatssprache zu unterwerfen hätten. Man die Art, wie Man bei diesen Prüfungen Fragen stellte, ließ oft ganz deutltch den Zweck erkennen. Man fragte nach ' irgendeinem tschechischen Dichter, den SO von 100 Tschechen selbst nicht kennen, «ine beliebte Frage war auch, warum Deutschland den Krieg begonnen hätte. —> Trotz dieser Schikane hielt sich doch ein Rest deutscher Beamter im tschechischen Staatsdienst. UM auch dies« zu entfernen, bot da» Beamtenabvaugesetz die beste Handhabe. Auf diese Weise werden im Laufe de« ',Jahre» 19LÜ !SÜ O0O Staatsbeamte, die zum größten Teil deutscher Geburt sind, entlassen. E» ist den Tschechen klar, daß die Schule eine der Hauptsäulen ist, auf di» sich «in Volk aufbautz. De» halb versuchen sw auf jede Art, da»! deüfche Schul wesen zu vernichten. Hierzu gibt ihneen dem Schulge setz die besten Waffen in tzie Hand. So wurden bis heute bereit» 9909 deutsch« volkeschuMaffen, tzltz ganze deutsch« Volksschulen, S1 deutsch« Büvaerfchüen, »9 Gymnasien und Realschulen aufgelöst, während sich die Tschechen «ine Schul« nach der ander«, aufbauen. .,Dm deutschen Hochschulen wird zum Veil die ftaatftch» Un terstützung entzogen und den tschechischen «gilben. Uetzer die Gefahr, die gerade in diesem vorgehen liegt, so» später noch einmal eingehend gesprochen wmtzen. Auch der wirtschaftlich« Besitz WPG den Deutschen auf irgendeine Welfe entzogen, daß.Mittel dazu ist -atz Gesetz der Bodenanteignung. Man sieht, auch -ier wtf- sen di« Wichen der größte« UngewchtßMt den Mantel rU