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20. Jahrgang Mittwoch» äen 2. September IS2S Nr. 204 Mer Tageblatt p«Nt»«N« st>, ft« an» Um,,««» w >«I»,?«.»>«., »tlMx «aMO« >«tte « «et», Lagebta« ft«ew»e»«»ee. Enthüllen- -le amtUche» PekamUmachun-rn -TS Nair» -rr Sta-t na- ör» Mntrgerlcht» ^ar. p»mcheck-r»owt ft«« r*i»stg a». 1»«« MM- Mzeiger für -as Erzgebirge Vertagung der Äuristenkonferenz auf morgen. U Vlr Teilnahmr Italien». London, 81. August, Der Amtlich« Britisch« Funk« I dienst meldet! Infolge der in letzter Stund« angekün- G dtgten Beteiligung italienischer Sachverständiger an der L gurtstenkonftvenz sind die formellen Sitzungen auf mor- » gen vertagt worden, da der italienisch« Sachverständige s Ptlottt wahrscheinlich erst dann in London eimretten «kann. Nichtsdestoweniger werden die ander«n Sachver. »ständig«» zu einer Informellen Besprechung heute nach- » Mittag -usammenkommen. Der Umstand, daß die italte- » Nische Negierung den Wunsch hegt, bet diesen Besprechun. ß gen V«rtveten zu s?»n, wird hier al» interessant und al« Z «in hoffnung»volleS Zeichen für den Fortgang der Ver» ß Handlungen betrachtet. Man erwartet hier ebenfalls, daß an der später stattstndenden Konferenz der Außenmini ster auch ein italienischer Staatsmann teilnehmen wird, wahrscheinlich sogar Mussolini selbst. » Ter „Matin" behauptet, daß den Beratungen in London drei Paktvorschläge zu Grund« liegen würden, von denen einer von der Wilhelmstraße, der zweite vor Foretgn Offioe und der dritte vom Quai d'Orsay auSgearbettet wurden. Ter französische Paktvorschlag gliederte sich in vier diplomatische Aktenstücke: — drei paktvorschlüge. 1. Rhetnlandpakt, der von Großbritannien garantiert werden soll und von dem der „Mattn" behauptet, daß die englisch« Garantie Frankreich nur für den Fall eines deutschen Ueberfalls gegeben würde. Diese Mit teilung widerspricht aber allen Mitteilungen englischer Blätter, die immer hervorheben, daß die englisch« Ga rantie zweiseitigen Charakter haben werde. 2. SchtedSgertchtSvertrag zwischen Deutschland und Frankreich. 8. Schiedsgericht-Vertrag zwischen Deutschland und Polen. 4. SchiedsgerichtSvertrag zwischen Deutschland upd der Tschechoslowakei. Ter „Mattn" glaubt, daß Hurst diesen Verträgen seine Zustimmung geben wird, Dr. Gauß vorläufig nur über den Rheinlandpakt verhandeln will, während über die anderen Vertrüge später gesprochen werden soll. UebrtgenS sei daran erinnert, daß die Juristen keine Ent scheidungen treffen, sondern nur für die Außenminister die Grundlagen für die späteren Besprechungen vorbo- reiten. Der Austritt vr. Wirths. Reichskanzler a. D. Josef Wirch ist nach Beendigung seiner Martenbader Kur tn Berlin eingetroffen. Die Gerüchte, daß Dr. Wirch tn Verhandlungen mit seinen anderen Zentrumsmitgliedern stehe, oder daß solche Ver handlungen unmittelbar pevorständen, sind unrichtig. I Seine Reise nach den Vereinigten Staaten ist seit lan- I gern geplant und steht mit seiner AuÄtrtttserklärung in I keinem direkten Zusammenhang. Das Zentrum als Par tei will die Debatte zunächst vertagen. Schon die Mah nung des badischen Zentrumsführers, des Prälaten Schofer, an die Zentrumspresse, ruhig Blut zu bewah- ren, wieS tn diese Richtung. Allerdings hat Prälat Schofer die Erklärung Wirths auch von dem Zwischen fall als einer „bestimmten und heilsamen Lehre" gespro chen, ein Ausdruck, der an Deutlichkeit kaum zu wün schen läßt. Wann ein außerordentlicher Parteitag evtl, einberufen wird, oder ob sich «in anderer Ausweg zu einem .Ausgleich eröffnet, steht noch nicht fest. Der ordentliche diesjährig« Reichsparteitag de» Zentrum» findet im November statt. Strafantrag gegen Hauptmann von SeerfelSe. Berlin, 81. August. Der Reichsaußenminister Dr. Stresemann hat gegen den Hauptmann a. D. von Beer- feld«, der den Minister wegen des Nichteingehens aus seine durch die amtliche Aktenpubltkation längst wider legten radikalen Ideen zur Kriegsschuld frage, tn einem „Offenen Brief" unter schwersten Beschimpfungen persön- lich angegriffen hatte, Strafantrag wegen Beleidigung gestellt. da» Han-werk zu -en Prelsfenkungsbefprechungen -er Negierung. Berlin, 81. August/ Zn einer Besprechung, dw heute mittag zwischen den Spitzenorganisationen de» Hand- Werks und dem RetchswtrtschaftSmtntstertum über die Möglichkeiten eine« Preisabbau«» stattfand, erklärten die ««rtreter de» Handwerk», daß da» Handwerk sich doll tn den Dienst der Regierungserklärung vom 27. August stell«» w«rde, wi« die» schon auf der Lübecker Tagung de» Handwerks eindeutig zum Ausdruck gebracht worden sei. Insbesondere wollen di« Spttz«norgantsationen de« Handwerk» dahin wirken, daß die besteh«nd«n Richtpreis- beschlüss, nochmal» eingehend auf ihre wirtschaftliche Berechtigung geprüft werden. Nücktritt -r» rngllschrn Marlnemtntster». London, 81. August, wie der politisch« »«richt, erstatt«« des „Eventng Standard" erfährt, wird der Erst« Lord d«r Admiralität Earl Beatth noch vor Ende diese» Jahr«» sich von diesem Posten zurückztehen. Ter Grund ist, daß Beatth Wethnachten fünf Jahr, diesen Posten tnnegehabt hat und e» selten ist, daß jemand die- Posten länger al» fünf Jahr« verwaltet. Es wird dsabstchttgt, ihm «ins andere wichtig« »erwaltungsposi. Ü5" S«oen. «»'s,in Nachfolger wird Admiral Str Charles Madden in Aussicht genommen, der mit Heltteoe u^^g»atp^wtchrsnd und nach dem Krieg« zusammen- Einstellung -er Herstellung von Monopol- trlnkbranntwein. Berlin, 31. August. Im Laufe dieses Monats hat die Reichsmonopolverwaltung die Herstellung von Mo- nopoltrinkbranntwein eingestellt. Die Herstellung von Monopoltrtnkbranntwein war von Anfang an mit er heblichen Schwierigkeiten verknüpft. Abgesehen von dem an sich begreiflichen Widerstand, den das freie Gewerbe dem Auftreten der Monopolschnäpse auf dem Markte entgegensetzte, waren der Monopoltätigkett von 1918 insofern schwere Fesseln angelegt, als nur einfach« dem Massenverbrauch dienende Trinkbranntwetne, nicht aber Feinschnäpse und insbesondere auch nicht die billigen Verschnitte mit Wetnbrand, Arrak und Rum hergestcllt werden durften. Immerhin hatte das "erste Monopol gesetz zum Ausgleich für diese Beschränkungen den Mo nopolschnäpsen eine gewisse Vorzugsstellung vor den Er zeugnissen des privaten Gewerbes insofern oingeräumt, als letztere mit einer Sondersteuer, dem Freigeld, be legt waren. Tas zwette Monopolgesetz von 1922 hat diese Vorzugsstellung beseitigt, daneben aber die Ein schränkung hinsichtlich der Art der herzustellenden Er zeugnisse tn vollem Umfange aufrechterhalten. Damit war das Schicksal der Monopolschnäpse eigentlich schon besiegelt. In der Folgezeit stellten sich durch das mas senhafte Angebot von billigen Schnäpsen auS AuSlandS» sprtt, der über das Loch im Westen heretngekommen war, und aus verschobenem oder schwarzgebranntem Branntwein dem Absatz der aus teuerem Monopolsprtr hergestellten Monopolevz«ugntsse noch besondere Schwie rigkeiten entgegen. Dazu kam, daß einer großzügigen kaufmännischen Werbetätigkeit für die Monopolschnäpse gewisse Hindernisse im Wege standen. Unter diesen Umständen hat e» di« Monopolvevwal- ung vorgezogen, die zurzeit wenig aussichtsreiche Hevl tellung eigener Erzeugnisse bis auf weitere» etnzustel- len. Ob dieser Zweig der Monopoltätigkett künftig wie der aufgenommen werden soll, hängt von der wetteren Gestaltung der Verhältnisse, insbesondere von der Ent- Wicklung der Gesetzgebung ab. Stockung -er -rutsch-russischen Han-rlsvertrags- vechaa-lungen. Moskau, 81. August. Di« deutsch.rufstsch«n Handels vertragsperhandlungen find abermals auf einem toten Punkt angelangt. Dt« Stockung ist diesmal so ernst hafter Natur, daß dt« deutschen Delegierten ernsthaft« Vorbereitungen für ihr« Abreise tr«fftn. ES ist nicht gelungen, «in« Lvsung tn der Frage der Metstbegünstt« gung und de» Außenhandelsmonopol» zu finden, da die Sowjetregterung nicht darauf verzichten will, den bst. llchen Nachbarn besondere Vorteil« «inzuräumen. wie weiterhin von maßgebender Stell« verlautet, standen in letzter Zeit die politischen Zusammenhänge und Wirkungen der SicherhettSverhandlungen im vor« dergründ d«r Erörterung, wob«i di« Russen der neuen „westlichen Orientierung" der Kutschen Politik die Schuld an der.angeblichen Unnachgiebigkett der deutschen Unterhändler ^uschieben. Tagung äer Uuslanäsäeutfchen. Berlin, 81. August. Im ferneren Verlaufe der heu tigen Vormittags-Tagung für da» Au»landSIdeutschtum in der Heimat verlas der Vorsitzende Admiral V. Trup pei Telegramme der deutschen Akademie, de» Reichsbank. Präsidenten Dr. Schacht und Dr. GckenevS, die den leb haftesten Beifall der Versammlung fanden. An Dv. Eckener wurde ein Danktelegramm gesandt, in welchem die Versammlung die ver tcherung gibt, daß das Auslandsdeutschtum Dir. Eckener n jeder Weise un. terstützen werd«. Las Telegramm schließt mit den Wortenr „Glückliche Fahrt Deutschland» Zukunft ent. g«gen." An Dr. Schacht wurde u. a. telegraphiert! ,/Vos Auslandsdeutschtum erhofft und erbittet weitere rege Teilnahme an seinen Bestrebungen auch Ihrerseits." Dr. Herold-Berlin und Gras Reventiow, M.d.R., sprachen dann über „Da« Wahlrecht der Aueland,deutschen". Zur Wahlrechtsfrage wurde ein« Entschließung voxge- legt, die Abstimmung darüber jedoch auf später zurück gestellt. In der Entschließung wird verlangt, daß die ReichSregierung den gesetzgebenden Körperschaften eine Novelle zum Reichswahlgesetz vvrlegen möge, die Be stimmungen darüber trifft, tn welcher Weise die im WuS. lande ansässigen Retchsangehörigen da» ihnen verfas sungsmäßig zustehende Wahlrecht äuSüben können. Ueber den Plan einer „Uebersee- und Koloniatau«- stellung 1927 in Berlin" berichtete der Direktor de» Berliner Messeamtes Dr. Schick. Anschließend hielt ReichswirtschaftSgerichtSrak Ver narb einen Vortrag über: „Die Fragen der Staats angehörigkeit". Zu diesem Thema wurde ein« Ent schließung vorgelegt, durch welche die ReichSregierung gebeten wird, den gesetzgebend«» Körperschaften einen Gesetzesvorschlag vorzulegen, wodurch ausländischen Staatsangehörigen deutscher Abstammung und deutscher Sprache (Teutschstämmige), welche sich im Reiche nieder- lassen, grundsätzlich ein Rechtsanspruch auf Einbürge rung im Lande ihres NiederlassungSorteS gewährt wird. Hierzu wurde aus der Versammlung beantragt, den Aus druck „DeutschstämMige" durch die Bezeichnung „Deutsche fremder Staatsangehörigkeit" zu ersetzen, was von der VerhandlungSlettung geneh migt wurde. Tie Abstimmung über diese Entschließung, ebenso über die zum Wählrecht eingebrachte Entschlie ßung und über einen Antrag auf Bildung eine» Büros zur Vorbereitung der nächsten Tagung wurde auf eine besondere Abendsitzung vertagt. Angenommen wurde dann noch eine Entschließung, durch die verlangt wird, daß die iM Reiche ansässigen Ausländsdeutschen durch entsprechende VerwaltungSmaß- nahmen den Reichsangehörigen auf dem Gebiete der all gemeinen Landesverwaltung, insbesondere bet de« Zu lassung zur Berufsausbildung pnd hinsichtlich der Er hebung öffentlicher Gebühren aller Art, tunlichst gleich gestellt werden. Ferner wurde eine Entschließung zur Flaggenfrage angenommen, in der u. a. darauf hinge wiesen Wird, daß die Flaggenfrage nicht nur da» Jn- landsdeutschtum, sondern — je länger, je mehr — auch da» Auslandsdeutschtum in -Wei feindliche Lager zu zerreißen drohe. Bet dieser Sachlage erschein« e» der Versammlung notwendig, einen Volksentscheid herbei- zuführen und zwar unter Einbeziehung der Reichsdeut schen im Auslande aus Grund entsprechender.Abände rung de- Reichswahlgesetzes. Schließlich nahm die Versammlung noch eine Ent schließung an, tn welcher die Ausländsdeutschen an dt« Reichsregierung die Bitte richten, sich mitt allem Nach, druck dafür etnzusetzen, daß die Beschränkungen de» vor übergehenden oder dauernden Aufenthaltes, der Nieder, lassung und der gewerbepolizetltchen GleichberechttMNgj. sowie der Paß-Wang beseitigt und d«r Vorkvftg-tzustand der internationalen Freizügigkeit wftderhergestellt werd«. Damit hat die G«fantttagung ihr Und» erreicht. Auß«r der bereit» Erwähnten Sondersitzung zweck» Ab stimmung über di« zurückgestellden Entschließungen Wirtz nachmittag» ein« öffentlich« Versammlung flattftnden. Beginn cker französisch-spanischen Offensive in Marokko. Madrid, 81. August. Nach allen Nachrichten nu» offizieller spanischer Quelle wird die große gemein- same französisch-spanisch« Offensiv« gegen Abd el Krhn noch im Lauft dieser Woch« beginnen. Ter spanische Ge nera! San Zurgo wird Oberkommandierender ve» -st. llchen Teile» der spanischen Marokkofvont und wartet nur den Befehl »um Veginn -er Offensive a».