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20. Zshrgemg Mittwoch, den S. August 1S2S Nr. 1S0 Vainleoe über Probleme -er sranMchen PoM Er der der Parts, 3. August. In Auttn hat Ministerpräsident E Patnleve tm Laufe eine» Banketts, das au» Anlatz ß eines Turnfestes stattfand, heute mittag eine innerpolt- i tische Rede gehalten. Er sprach von den Schwierigkeiten, Z auf dis er gestotzen sei, als er vor dreieinhalb Monaten s die Leitung des Ministeriums übernommen habe. Die s Regierung habe sofort drei Probleme zu lösen gehabt r ,< die Stabilisierung de» Franken», die interalliierten I Schulden und da» Marokkoproblem. Die Regierung habe - geglaubt, daß es notwendig sei, die schwebenden Schul- Z den herabzusetzen und sie habe deshalb zu der einzigen E Methode ihre Zuflucht genommen, die e- gestatte, die L eingegangenen Verpflichtungen zu halten: Sie habe D einen Appell an dm öffentlichen Kredit gerichtet, einen E Teil der Schatzbons zu konsolidieren. Wer sich weigere, L diese Anleihe zu zeichnen, begehe einen Akt des Te- A faitismus, der nicht entschuldigt werden könne. Der Er- H folg der Anleihe sei also notwendig, und die Regierung E habe die Pflicht, ihm im Augenblick alle anderen finan- Z ziellen Verpflichtungen unterzuordnen. Es handele sich A hier aber nicht um einen endgültigen und restlosen Sa- L nierungsplan, sondern nur um eine unerläßliche An^- U sangsmaßnahme. Im Oktober, wenn das Ergebnis der H Anleihe bekannt geworden sei, werde man die Pläne einer langfristigen finanziellen Sanierung und auch das Steuerproblem gründlich erörtern. Was, die inter alliierten Schulden anbctreffe, müsse man erklären, daß das Land tm Bezug auf seine Außenpolitik seine voll kommene Freiheit erst wiedergewinnen werde, wenn die Frage der interalliierten Schulden geregelt sei. Dis Ä Schuldensrage hätte während der letzten Monate des I Krieges leicht gelöst werden können. Damals habe - -KLankreich, als eine gemeinsame Sache der Alliierten. auf einer Prüfung bestanden, die man, nachdem der Sieg einmal errungen wyrden sei, nicht mehr in der gleichen Weise in Rechnung gestellt habe. Man dürfe sich nicht Wundern, daß die Frage augenblicklich unter besonder» undankbaren Bedingungen erörtert werde. Ministerpräsident Painlüoe ging alsdann zur Frage des Kampfes in Marokko liber und erklärte, man nMse die dem französischen Einfluß unterworfene Marokko zone verteidigen oder Nordasrtka aufgeben und zwar unter verhängnisvollen Bedingungen. Außerdem würde das das Ende des französischen Kolonialreiche», .paS Ende der wirtschaftlichen Unabhängigkeit Frankreichs, die ohne seine Kolonien unmöglich sei, bedeuten, schließ lich aber auch das Ende de» Prestige- und de» Ein flusses Frankreichs in der Welt. Welcher Franzose, der die Verantwortung für die Regierung übernehme, würde es also wagen können, die Räumung Marokko» anzu ordnen, mit Ausnahme von jenen verirrten Menschen, die in ihren Träumen den Zusammenbruch ihre» Landes und der ganzen westlichen Zivilisation erblickten und deren perverse Propaganda nicht geduldet werden könne. Wir haben, so fuhr Painleve fort, nicht einen Tag ver loren, um die Bedingungen für einen dauerhaften, ge rechten und großmütigen Frieden vorzubereiten. Es hängt nun von den Rifleuten ab, daß, er möglich wird. Aber wir haben auch keinen Tag verloren, uM die mili tärischen Maßnahmen vorzubereiten, die notwendig werden, wenn unsere Bedingungen nicht angenommen werden. Ich habe die feste Hoffnung, daß, was auch immer kommen werde, wir spätesten» bis Anfang Okto ber mit unseren Sorgen in Afrika zu Ende gekommen sein werden. japanischer Sesuch In Hamburg. Hamburg, 3. August. Prinz und Prinzessin «saka, die gestern hier weilte«», haben sich in Begleitung des Viscount.Sohina, Oberstleutnant yujioka, Prof. Inada, Generalkonsul Kawaschtma und Frau Vizekonsul Sakaja am Nachmittag nach Fricdrtcharuh begeben, um am Grabe Bismarck» »inen Kran- niederzulegen. tet, in welchem sie die kommende Zollbelastung sür die arbeitende Bevölkerung nur dann flir erträglich er klären, wenn die Lebensmittel künftig von der Umsatz steuer befreit würden. Tie Reichsregierung, der das Schreiben übermittelt worden ist, soll hem genannten Blatt zufolge die Absicht haben, eine allgemeine Er mäßigung der Umsatzsteuer vom 1. Oktober ab von IVs auf IV» Prozent und vom 1. Januar.n> I- ab eine solche auf 1 Prozent vorzunehmen. Eine sofortige ledigung der Steuervorlage hält da» Blatt wegen notwendig gewordenen Beratungen über die Frage Umsatzsteuer sür unmöglich. Entschädigung für enteignetes deutsches Eigentum in Südafrika. Berlin, 3, August. In der südafrikanischen Prokla mation 308 von 1924 war der Custodian of Enemh Properth in Pretoria ermächtigt worden, nach seinem Ermessen auch noch nach dem 31. 12. 1924 Anträge auf unmittelbare Entschädigung für die Entziehung privaten deutschen Eigentum» entgegenzunehmen. Durch eine neue Proklamation (Nr. 116 von i925) ist bestimmt worden, daß Anträge ehemals feindlicher Staatsangehöriger nur noch zugelassen sind, wenn sie bis -um 80. 9. 1925 etngegangen sind. Segnadkgung -er deutschen Studenten. London, 3. August. Die „Morning Post" meldet aus Moskau: Der Zentralsowjet hat der „Prawda" zu folge die Begnadigung der zum! Tode verurteilten drei deutschen Studenten zu lebenslänglichen Kerkerstrafen beschlossen. Die Veröffentlichung der Begnadigung wurde ausgesetzt, bis deutscherseits die gleiche Begnadi gung für den vom Leipziger Gericht zum Tode ver urteilten Russen SkoblewSkh notifiziert ist. Vt» Hrrabse-ung dir Umfatzftrurr. Berlin, 0. August. Nach Siner Meldung der „Mon« tagpost" Habs» dü christlichen Gewerkschaften an die Zmitrummrakttan d-B Reichstage» ein Ochset-«» gsrtch« -akämpfung -ar politischen Morde In Vulgarlen. Sofia, 8. August. Der bulgarische Innenminister Rufsefs hat einen Erlaß an di« Behörden de« ganzen Lande» gerichtet zur Bekämpfung der politischen Mord« taten. Zn Zukunft sind die in Frage kommenden Be hörden sür jeden politischen Mord oerantwortltch. Di, Regierung bereitet ein Gesetz zur Bekämpfung der po litischen Morde durch schwere LttaM vor. Ein letzter Appell des §inanzminifters vr. Reinhold. In den „Dresdner Neuesten Nachrichten" ergreift Finanzminister Tr. Reinhold zu einem letzten Appell in zwölfter Stunde an die Reichsregierung in Sachen des Finanzausgleichs das Wort. Ter Finanzminister erklär:, der Finanzausgleich in seiner jetzigen Form bedeute nach der einmütigen Auffassung der Länder eine so einseitige Veränderung der bisherigen. Steuervorteil teilung zugunsten des Reiches, daß die Länder ihre Real steuer, deren Abbau im Sinne der Perbilligung der Produktion auf das dringendste zu wünschen sei, noch weiter anspannen müßten. 'Die großen Wirtschaftsver- Vände, schreibt Dr. Reinhold, die die öffentliche Meinung im Sinne der Vorlage zu beeinflussen suchen, sind des halb vollständig im Irrtum, wenn sie von der Durch setzung des Finanzausgleiches in der vorliegenden Form eine Ermäßigung der Steuerlast erwarten. Gerade das Gegenteil wird eintreten, und zwar wenn statt der wirt schaftlich mit vollem Rechte zu fordernde Senkung pro- duklionsverteuernde Realsteuern, insbesondere die Ge werbesteuer, hier an der falschesten Stelle der Wirtschaft neue Lasten aufgebürdet Vierden, die ein gerechter und wirtschaftspolitischer Finanzausgleich vermeiden würde. Tenn es steht nun einmal so, daß den Ländern zur Ba lancierung ihre» Etats nur noch die Ausschöpfung der Realsteuer bleibt, d. h. die roheste und wirtschaftsseind- lichste Steuerreform, die es Überhaupt, gibt. Ganz anders liegen die Dinge beim Reich. Zur Balancierung des Neichsetat» sind noch Reserven vorhanden, deren Heran ziehung eine zwingende Notwendigkeit ist, ehe man an die produktionsverteuernden Steuern Herangehen darf. Ter Finanzminister protestiert dann gegen die Verallge meinerung der Angriffe gegen die Finanzpolitik der deutschen Gemeinden und 'betont, daß gerade in Sachsen dein Ucberfluh gewisser vereinzelter Gemeinden die drückende Notlage anderer, vor allem größerer Arbeiter gemeinden, gegenüberstehe. Nach dem bisherigen Ver teilungsschlüssel de» Finanzausgleich» erwächst nach Tr. Reinhold für den sächsischen Staatshaushalt ein De« ftzit von 40 Millionen Mark für da» laufende Etats- jahr. Tr. Reinhold betont schließlich noch, daß der Kampf gegen den Finanzausgleich kein stampf gegen den Netchsgedanken sei, sondern lediglich eine Abwehr un berechtigter Forderungen feiten» des Reiches. „Solange die Weimarer Verfassung die Länder bestehen läßt und ihnei» für da» Leven und den Wiederaufstieg unserer Nation außerordentlich wichtige Funktionen -uweist, müssen st« auch Vie Möglichkeit haben, ihre Verpflich tungen zu erfülle», ohne zu eiuer kurzsichtigen und wirt schaft-feindlichen Steuerpolitik gezwungen zu sein." Schaffung besserer Zustände im Vptantenlager Schneidemühl. Minister Severing über die Unterbringung der au» Polen Ausgewiesenen. Ter preußische Innenminister Seoertng erklärte in einer Unterredung mit Pressevertretern u. a,, die Schuld an den wenig erfreulichen Zuständen tm Schnetdemühler Optantenlager treffe nicht die deutschen Behörden, die! nicht voraussehen tonnten, daß ein so starker Zustrom der Optanten nach Schnetdemühl erfolgen werde, da die polnische Regierung da» ^erforderliche Zahlenmaterial den zuständigen deutschen Stellen nicht rechtzeitig zu geleitet habe. E» würden sofort Maßnahmen ergriffen werden, um die Optanten, die den freien Berufen an- gehören, unterzubringen; dadurch würde sich die Zahl der Lagerinsassen binnen drei Tagen auf 2000 vermin dern. Ter Minister erklärte weiter, daß die Unterkunft und Verpflegung in Schneidemühl verbessert werden solle u. a. durch Einrichtung eine- Heime» Mr 500 Kinder, durch. Fertigstellung von Holzbettstellen und Heranschaffung von 9000 Lecken sowie durch Beschaffung von vier Feldküchen. Tie.Feuersgefahr im Flüchtlingslager wird durch eine strenge polizeiliche Feuerordnung, durch Hinweg schaffen des leichtentzündlichen Strohe- -u- den Räu men und durch AuSbrechen großer Pforten au» den Mauern gebannt werden. Tie erkrankten Erwachsenen und Kinder werden noch im Laufe des heutigen Vormit tags isoliert werden. Für ausreichende- Pflegepersonal und einen ständigen ärztlichen Dienst ist Vorsorge ge troffen. Der Minister machte hierauf einen längeren Ründgang durch, das Lager, wo er von der Menge mit Vern Deutschlandlied begrüßt wurde. Tas Eintreffen deS Ministers hat auf die Flüchtlinge sehr beruhigend ge wirkt. ES ist anzunehmen, daß es dem energischen Ein greifer» der Regierung gelingen wird, in kurzer Zeit ^menschenwürdige Zustände im Lager zu Schnetdemühl herbe izuführen. Der Reichspräsident und die vertriebenen Optanten. Berlin, 3. August. Reichspräsident v. Hindenburg empfing heute den Reich-Minister des Auswärtigen Dr. Strescmann und den Reichsinnenminister Schiele zum Vortrag über die Ausweisung der deutschen Optanten aus Polen, die Versorgung der Ausgewiesenen und die im Zusammenhang hiermit noch zu treffenden Maß nahmen. Die Deutschnationale Volkspartei hat im Reichstag eine Interpellation eingebracht, in der sie an die Reichs regierung folgende Fragen richtet: 1. Was hat die Reichsregierung getan, um die Vertreibung der deutschen Optanten aus Polen zu verhindern? 2. Was hat die Reichsregierung getan, um die Vertriebenen vor dem bittersten Elend zu bewahren? 3. Was gedenkt die Reichsregierung zu tun, um gegebenenfalls unter An wendung von Vergeltungsmaßnahmen die deutschen Ein wohner Polens gegen weitere derartige brutale und un menschliche, eines Kulturstaates unwürdig« Zwangsmaß nahmen zu schützen? Unglaubliche Gerüchte. In direktem Gegensatz zu dem vom preußischen In nenminister zugesagten Hilfsmaßnahmen steht -in« vom Berichterstatter eines Berliner Blattes wtedergegobene Unterredung mit einem hohen preußischen Beamten, die recht sonderbar anmutet. Ter hohe Beamt« /oft sich un zweideutig in dem Sinne ausgesprochen haben, daß die preußischen Behörden keine Veranlassung hätten, da» Los der Ausgewiesenen so angenehm! zu.gestalten und ihnen damit einen längeren Aufenthalt km Lager er wünscht zu machen. Eine solche Auffassung hoher Re gierungsstellen über die FlüchtlingsfWsorge bürd in Schnetdemühl angesichts des Elend» al» doppelt fkan« dalüs ernpsunden. Auch dem Sonderberichterstatter der „Telegrapyen-Unton" ist am Sonntag von durchau» zu verlässiger Veite ein vertraulicher Hinwet» desselben Inhalt» gemacht worden. Es ist anzunehmen, daß die preußische Staatsregierung diese Angelegenheit in Kürze klarsten«» wird. Englisch« «ntz amerikanisch« varsMMngm. London, 8. August. Me 'Berichte Über di» Behand lung der au» Polen »»»gewiesenen deutschen Optanten werden von der englischen vessentltchkett mit großem Interesse verfolgt. Tie englischen Zeitungen enthalten sich z^var fast jeder Stellungnahme, drucken jsdiäh die Meldungen ihrer Korrespondenten in aller. Ausführlich« k«tt ab. Ter Berichterstatter der „Tatlh Mail« welst auf den Gegensatz in der Behandlung de« beidseitig«» vtaattangehvrigen durch wutsch land und Polen hin und spricht von einem vollkommen«» Zusammenbruch d»r Organisation Mr den Empfang der au« Polen »u« rückkehrenden wutschen, w» „rtmss*«Kormsporrdsnt Auer Tageblatt Anzeiger für das Erzgebirge ME -«»aspr-ch - Naschl«- N«. S» E- ».»«gramm«, rag,blau Nu»,rzg,dlrg». Enthaltend -I» amtliche« vekanntmachuogra -es Nate» der Stadt uad dr» Amtsgericht» A«r. p»ststh»<r-e»nt», Nm» t,«p,i,«ee