Volltext Seite (XML)
Nr. Itt Donnerstag, cken 30. Juli 1S2S 20. Zahrgang Der Barmathetzskandal Der „Vorwärts- veröffentlicht zum Beweise de» Zu- sammensptel» der Rechtspresse zwei Brief« des Herrn französische Diplomatie ein Jrvteresse^gemeiysamtzu Kluge-/ lieber di« Beziehungen zwischen Ar. Kluae-Knoll und dem GtaatSanwaltschaMrssessor Kukp- Hinblick auf das beängstigend« asiatische Problem, WW il. iS Sicht» Luelaire-Yrankreich zu wählen. Zimmernd» sie zu «dtstttlnaüorjü-srn folgsnds, Disnstchsf» i tz« Hiev^OelAn/ Profsss« an de» «-chivdienst «ntwsrpan, fü» dis «LtsiuMU tdtnst. I tungsdtenst. vlr kiMSM-engMen Interefsr». Part», 28. Juli. „Gre Nouvelle- schreibt, man hätte Unrecht, wenn man annehmen würde, daß da» Mr ¬ einzig und allein damit beschäftigten, ihr« Erficht über da» StcherhettSproblem mit einander in Einklang zu Kluge-Knoll und dem Staatsanwaltschaftsassessor Kutz- mann wird folgendes berichtet: Mit Kußmann duzte er sich sogar und ging Vst mit ihm zu Kneipereien, bei denen meist Kluge-Knoll die erhebliche Zeche bezahlte. Auch Herr v. Beaulieu, der Inhaber de» Büro», war mit Kutzmann-belangt. Er begleitete ihn noch im Juli auf der Fertentour mit Herrn Kubmann» berühmter Segeljacht „Schwalbe", zu deren Anschaffung der von Hau» aus vermögens lose Herr Assessor, in diesem Jahre plötzlich die.Mittel hatte. ES handelt sich dabei nicht um «in kleines Fahr zeug. sondern um eine große seegehende Jacht, die über den größten Teil der Ostsee bis nach WtÄbh aus Got land (Schweden) ging. Auf dieser Tour wurde Hem D«r. Kutzmann auch von dem Kriminalassistenten Gantz begleitet. Auf der Rückreise liefen die Argonauten der „Schwalbe" Danzig und Kolberg an, wobei ihnen jedesmal das Geld ausging. Durch. Herrn Kluge-Knoll wurden ihnen jedesmal — und zwar an die Adresse des Herrn Kußmann — Geldbeträge nachgeschickt und zwar aus Geldern, die Kluge vorher von Herrn Leo pold hatte abholen lassen. Die genaue Absendung dieser Beträge nach Höhe, Postamt und Tag steht fest- Der eine Betrag ging vom Postamt W. 9 am 13. Juli 1925 an Kußmann, Kolberg, an Bord der, .Schwalbe", der andere am 11. Juli 1925, Postamt W. 9 nach Danzig. Gegenüber seinen Angestellten äußerte sich Kluge-Knoll öfter dahin, er könne ihnen das Gehalt nicht doll auszahlen, weil er zuviel an Kutzmann zah len müßte. Weiter wird ausgeführt, daß Assessor Kutzmann mit Knoy. Beaulieu und Breithaupt im Mai .1925 im Büro Lühowstraße 65 eine Besprechung hatte, und daß in dieser Besprechung die Veröffentlichung des Kammer- gertchtSbeschlusseS verabredet wurde, dessen Abschrift Kußmann für das Büro Herstellen ließ Al» im April 1925 über Material aus den Deutschen Werken für dessen Erwerb Dr. Weiß, der Leiter der deutschnatio nalen Geschäftsstelle, 100 000 Mark versprochen hatte. Streitigkeiten entstanden und mit der Fortschaffung des Materials aus BreithguPtS Wohnung gedroht wurde sicherte Kußmann dem „Büro" den Besitz, indem er durch eine vom „Vorwärts" als „Scheinmanöver" bezeichnete staatsaMvaltschaftliche Verfügung vom 7. April 1925 das Material beschlagnahmte. Das sozialdemokratische Organ behauptet weiter, daß sowohl Herrn Assessor Kutz mann wie einzelnen Angestellten des Büro» vom.Mit teldeutschen Braunkohlenshndtkat Stellungen mit hohem Gehalt versprochen wurden für den Fall, daß ihnen etwa» passieren würde. Ta» „Berliner Tageblatt" weist auf einen seltsamen Einbruch hin. der durch die Enthüllung der Skandal affäre besonder» interessant wird. Im Zusammenhang mit den obigen Mitteilungen dürfte auch folgender Vorfall von Interesse sein r An fang diese» Jahre» hatte die Berliner „Börsenzettung" die Behauptung aufgestellt, daß die Pressestelle der preußischen Staatsregierung von Barmat Gelder er halten habe. Am 19. März stand Verhandlungster min gegen da» genannte Blatt an, da» wegen ver leumderischer Beleidigung verklagt war. Etwa 14 Tage vorher, an einem Sonntag, wurde in der Woh- nung eine» Beamten der Preußischen Pressestelle ein Einbruch verübt, dessen besonderer Charakter darin be stand , daß keinerlei Wertsachen entwendet, sondern le diglich Papier« und Briefschaften, offenbar auf poli tisch verwertbares Material hin durchsucht wurden wurden. Welche» „Büro" hat, wohl diese Einbrecher beauftragt? vor das die beiden Länder gestellt seien. Wenn da» Foretgn Office hinsichtlich der europäischen Politik gnH- wüttg sein wolle, könne es von Frankreich verlangen, datz es sich großmütig hinsichtlich der astatischen Politik Leige. Mit anderen Worten r Marianne könne John Bull einen Dienst in China erweisen, den John Bull qm Rhein bezw. an der Weichsel zurückerstatten könne. Man Müsse sich vor Augen halten, datz infolge de» Kriege» die Weltbeherrschung, was Europa betreffe, etwa» in» Schwanken geraten sei. Deshalb müsse man, wenn.man sie schon nicht zurückerobern könne, wenigstens di« in tellektuelle und wirtschaftliche Beherrschung, die man noch ausüben könne, aufrechterhalten. Bet dieser ern sten Ausgabe, die die öffentliche Meinung in Europa zu verkennen scheine, sei die Hauptsache da» weltumspan nende System, das Großbritannien geschaffen habe »md sich britisches Imperium nenne. Wenn man die Welt macht England angreife, sich vielleicht über ihre Schwä chung freue, dann würde man sich selbst verwunden, und man würde ein liebel willkommen heißen, von dem Man eines Tage» selbst betroffen werden würde. Da» europäische Interesse an der Weltpolitik sei dagegen. Aber auch an China, da» nicht zum britischen Imperium gehört, habe Frankreich das gleiche Interesse wie Eng land. Schon dieses Interesse würde eine französische Zusammenarbeit notwendig machen. „Journal" will wissen, daß Chamberlain vorerst auf die Einberufung einer Konferenz verzichtet habe, da von Part» au» starke Einwendungen hiergegen gel tend gemacht wurden. Chamberlain sei auch der Ansicht, daß man nicht über die Bedingungen der rheinischen Be setzung verhandeln könne. Was die Aufrechterhaltung des „Sankttonsrechtes" betreffe, so würden London und Paris anführen, daß. hinsichtlich der Reparationsfrage das Londoner Abkommen ja einen Schiedsspruch vor sehe. Jedoch brauchten etwaige Verfehlungen nicht Re parationsverfehlungen zu sein, und e» werde deshalb die Frage aufgeworfen, ob automatisch Sanktionen er griffen werden sollen oder ob man eine unparteiische Entscheidung fällen müsse. Aus diesem Gebiet zeigten sich ernste Meinungsverschiedenheiten, die sich auf Pie Frage der evtl. Verletzung der entmilitarisierten Zone erstrecken. Journal" ist übrigen» -weniger optimistisch über die bereits zwischen Parts und London eingeleite ten Verhandlungen. Tas Blatt erklärt, daß man alle Streitigkeiten über die Auslegung de» Texte» de» Ver trages von Versailles au» der Vergangenheit jetzt wie« der finde und es sei deshalb nicht überraschend, wenn auch in unterrichteten Kreisen bereit» davon gesprochen werde, daß man juristisch« Sachverständige .zu Nate ziehen müsse. /luer Tageblatt «eONMawi Enthalt»«- -ltz omtttch»« vekaaatmachungen -ID Rakis Sta-t aa- -iS ^MtrgWlchtS M». poststheck-iieawr statt 1»»» Haleckt-Polen, Professor an d«r Universität Warschau, sür di« Abteilung Universitäten, Mistral-Chile, Vor steherin der Dormalschul« in Santiago de Chile, sür di« Abteilung Literatur, Prezzolina-Ztalien, Publizist für die .Abteilung Information, Schulze-Dävernitz- D«utschland, Professor an der Universität Freiburg, sür die Abteilung Naturwissenschaften, de VMalonga, ehe maliger Vorsteher der Gerichtssektion im Internatio nalen Arb«1tsamt, für di« juristisch« Abteilung, Prof. ZtmnwrnEngland für di« Abteilung Allgemeine». Zu Dknstchistt wurden ernannt: Hocking-England für den 1 und Monnier-Efrankreich sür de» Perwal- Lite Berliner Kriminalpolizei nahm gestern mor gen verschiedene Haussuchungen vor, und zwar in einem Pressepolttischen Büro in der Lützowstratze, da» die Quel le» zahlreicher aussehenerregender Informationen in der BanWt- und KuttSkerangelegenhett gebildet hat, ferner bet Angestellten diese» Bürd», sowie schließlich, bet zwei höheren Zusttzb-amten. die Mit der Bearbeitung jener Sache beschäftigt waren. Da» polizeilich« Vorgehen gründet sich i,.»besondere auf den Verdacht der unbe fugten Veröffentlichung amtlicher Schriftstücke eine» schwebenden Strafprozesses. Die von der Durchsuchung Betroffenen wurden bet der Kriminalpolizei einer er sten Vernehmung unterzogen. Nach Abschluß der poli zeilichen Vernehmungen werden die Vorgänge der zu ständigen Staatsanwaltschaft zur weiteren Verfolgung der Angrkgenhett ßugelettet werden. Wie erinnerlich, wurde die Untersuchung gegen Barmat und Kuttsker von der deutschnationalen Presse tn einer geradezu skanda lösen Weise parteipolitisch auSgebeutet, und eS erregte Aufsehen, daß einzelne rechtsstehend Organe in der Lage Htren, Informationen zu veröffentlichen, die eine Kenntnis des Inhalts amtlicher Akten verrieten. So wurde unter anderem der Beschluß des Kammergerichts, der über den Haftentlassungsantrag der Brüder Barmat entschied, plötzlich tn der rechtsstehenden Presse veröffent licht. .Tie jetzt eingeleitete Untersuchung soll offenbar der Klarstellung dieser Vorgänge, insbesondere der Fest stellung dienen, inwieweit Beamte daran beteiligt waren. Der „Vorwärts" machte gestern abend nähere An gaben über das Material, auf Grund dessen nach seiner Mitteilung diese Maßnahmen der Kriminalpolizei er folgt sind. Im einzelnen führt er aus: „Bei der Deutschnationalen Volkspartei. Berlin W. 9, Mernburger - Straße 24 II, war unter einem frühere» OberregjerungSrat Goebel ein besonderes Büro für die Bearbeitung und politische Ausschlach tung der Barmat-"und mit ihr zusammen genannter Angelegenheiten eingerichtet worden. Bon diesem Bür« liefen die Fäden zu einem zweiten Büro das sich Berlin W. 35, Lützowstratze 60, mit der Telephon nummer Nollendorf 666L, tn der Wohnung des .Herrn v. Beaulieu befand. Eine Dame, die als Tochter des' Herrn v. Beaulieu bezeichnet wird, wirkte in dem Büro als Sekretärin. Der eigentliche Leiter des Büro« jedoch war Lin ge wisser Ernst Knoll, wohnhaft in Oberschönewetde, Lui- . senstraße 28. Knoll arbeitete aber nicht unter seinem richtigen Namen, sondern nannte sich meist Dir. Kluge, später au« einem gewissen -Anlaß auch Klaustng. An gestellt an diesem Büro war ein Kaufmann Fritz Kranz, Berlin-Frtedenau, Laüterstraße 27, ferner der von der Ehrhardtbrtgade her bekannte Kapttänleutnam Kautter. Berltn-Schöneberg, Motzstraße 22. ES kamen dann später noch hinzu: der für die Rechtsparteien schriftstellerisch tätige Wolfgang Bretthaupt, wohnhaft Schöneberg, Motzstraße 73, bei Fechner, jüngst bekannt geworden durch die Herausgabe eine« Buche« im Sinnc der Dolchstoßlegende, und der Journalist Werner Mühlberg, Berlin. W. 57, Potsdamer Straße 88. Sehr interessant ist «tn Bltck'auf die Geldgeber, die dies«» Büro finanzierten. Die namhaften Beträge für den Erwerb von Material und di« Gehälter der Angestellten liefen zunächst über Herrn Backmeister, den Berliner Vertreter der „Bergisch-Märkischen Ztg ", Berlin SW. 11, Vroßbeerenstratze HU. (Nollendorff 4067») Später trat als Geldgeber ans der deutschna- ttonale RejchstaMbgeordnet« Leopold, DirekttonSmit- qlted d,s Mitteldeutsch«», «raunkohlrnshndikat». Die von ihm auSgestellttn Scheck» Liefen über da» Bank, hau» Delbrück, Schtckler u. Co. in der Mauerstrabe. WWMW ' —'— dl* Siü»matlonal» KomnWon füg i«t»ll»ktu»U» Zufamminar-rtt. Genf, LS. Juli. Di« International« Kommission , für intellektuelle Zusammenarbeit, bi» am Dienstag vpr- - mittag al» Verwaltungsrat des Internationalen Insti tut» für intellektuell« Zusammenarbeit unter dem Vor sitz von Henri d» Souvan,l tagte, beschloß einstimmig. »UM Direktor de» Institut» den Generaltnspakteur des ntlichan WM -'AM Zwischenfall an Ser tschechische« Grenze. Hirschberg i. Schl., 28. Juli. Wie der „Bote aus dem Riescngebtrge" meldet, ist es an: Sonntag früh auf dem Kamm de» Riesengebtrges am Fuße der Schneekoppe härt an der Grenze zu einem Zusammenstoß zwischen einer auf einem Ausflug begriffenen Kompagnie des Infanterieregi mente» 6 und einem größeren Trupp tschechischer Kommunisten gekommen. Die unbewaffnete Kompagnie war schon am Abend vorher.auf unzweifelhaft retchsdeutschem Boden von den tschechischen Kommunisten belästigt und provoziert worden. Als die Kompagnie am Sonntag früh auf einem parallel mit der Grenze 20 Meter diesseits der Grenze ver laufenden Wege marschierte, wurde sie von den Tschechen mit schweren Steinen beworfen. Zur Abwehr de» Angriffe» stürz ten sich einige Soldaten mit ihren Spazterstöcken auf den tschechischen Trupp und trieb ihn üb« die Grenze zurück» Dadurch sind auch, waS unvermeidlich war, einige der Sol« baten auf einen Augenblick wenige Schritt« über die Grenz« gekommen. Einige bei dem Zusammenstoß leicht verletzt« Tschechen konnten, nachdem sie verbunden waren, die Wan derung fartsetzen. Hrbeltsprogramm -er amerltastsßheo Schol-e«- fun-terungskommM«. Parts, LS. Juli. Nach «In« Meldung! der , matton- au» Washington wird di» amerikanisch» denfundterungskonnniffion am S. August «ik abhalten und sogleich mit dir belgischen «um« schlisst«» soll. ' Deutschnationale Politik. - Der Assessor mit der Segeljacht. - Der geheimnis- retgn Office und d«r Quai d'Orsay sich ^Augenblick volle Einbruch