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»0 f«l, »I« p»st»»llalt«a - «rfchela« w,ekt«,Uch. t«rosprrch - Foschiuß Nr. SZ. Anzeiger für öas Erzgebirge v>« »,»««,«s>«U«< für Hu»«»,,» «u, ii«, Um,«-»,» »» *»l»,f»»«>,«, «u— »ärtl,» M«r»I-»a »» «»I»»f«mi>„, N,kl»m».p«tltz«tt» »» *»l»,f««nl,, »mtltch« Z,ll, « »»Itps««,!,,. Kkaramm», Lag,dlatt ^u»»rzg»dirg». Euthaltrn- -le amt'ichen örkanatmachoagev -es Kates -er Sta-t an- -es Amtsgerichts Ku». pogw'ck.mnt», ftmt L»ipzig Nr. «berg. SV, Uhr !se) >en Preisen) chseld an der «ässe. eltung i925 dus! kestroy. llung^WR el. erbet. Nr. 14S , MNMNXIIII Donnerstag, äen 25. 3uni l925 Pninlevvs Marokkodebatte. Frankreich wünscht de« ehrenvollen Frieden. Parts, 23. Juni. Dis Kamine v ist überfüllt. Die Tribüne der Presse und die Zuschauertribüne erscheinen schwarz durch die Menge der Menschen, die sich zu die ser Sitzung gedrängt Haben. Um 3Vs Uhr geht der Ministerpräsident Painleve auf dte Tribüne. Er sagt : Ich Wilk vor dem Parlament und vor dem Lande Erklä rungen über dte Lage tn Ntarokky abgeben, die von Mir erwartet werden. ES ist Natürlich, daß nach, den schmerz lichen Verlusten, unter denen das Land leidet, das Blut der Kinder A.-^n'stRchs nicht Nutzlos fließen darf. Die Regierung Ha» ^iso wie jeder Bürger, ja sie hat Mehr als ein jeder Vü^iMr dte Sorge, daß dieses kostbare Blut geschont werde, «ver die "öffentliche Meinung darf die Ereignisse, die sich in Marokko, ab spie len, nicht über treiben. Als die jetzige "Regierung ll-r Amr übernahm^ war die nördliche «Grenzlinie des Üergha in weiter Aus dehnung überschritten, und "Fez war bedroht. Die Ver stärkungen. die dte frühere Regierung schon vorbereitet hatte, mußten sofort abgeschickt Werden. Andere Ber- sMrkungcn wurden notwendig. Heute kämpfen wir an den Ufern des Uergha überall auf frailzösischem Boden. Tier Weg nach Fez ist gesperrt. Nur an zwei Stellen «ha ben wir den Fluß überschritten, und gerade die Takt sache, daß wir auf französischem Boden bleiben wollen, gibt den Leuten vom Rif die Gelegenheit, sich als Sie ger zu fühlen. Me!Gegner glauben, aus! unserer.kor rekten -Haltung Vorteile zu ziehen. Sie denken, daß wir, weil wir nicht 'Vordringen wollen, genötigt seien, den Frieden zu verlangen. '.Hier ist die moraltschei Ge fahr verborgen, aus welche die Regierung das Land Hin weisen müß. Unsere «Truppen sind jetzt mit der ganzen Modernen Rüstung versorgt, «die für diesen Kampf not wendig ist. Die «Kommunisten erklären, daß unsere Ver wundeten leiden müssen. Das ist eine Unwahrheit! Un sere Santtätsorgantsation ist voll auf der Höhe. (Beif.) Drr VorsiMnde der «Heereskommission Girod: Ich kann diese Erklärung «des Ministerpräsidenten bestätigen. Heute erst ist ein neuer Bericht des parlamentarischen Ausschusses aüs Marokko eingetroffen, der .mit der grössten Anerkennung von der Fürsorge für, unsere Ver wendeten spricht. (Beifäll.) , Painlev« fährt fort: «Tie Kormnunisten verlan gen, djatz. wir «Marokko aufgeben sollen. Wissen Sie, was diese Aufgabe unseres Gebietes bedeuten würde? Ein Blutbad, in 'dem alle Franzosen in Marokko und ur Algier untcrgehen «würden. Französische Frauen) französische Kinder wären die 'Opfer eine», solchen all gemeinen und grundlosen Rückzuges. (Großer Beifall.)! Ich habe kein Verständnis für erne Liebe zur Menschheit, die das eigene Volk breisgeben will. (Neuer Beifall.) ! Wir hätten .nicht mit Abd el Krim verhandeln wollen? ««! mm»»«oaEOWWWWMS««««,»» MIT,M Was wissen die Leute, die solche Märchen erzählen, von der Wahrheit? Mährend die militärischen Operationen in vollem Gänge waren, Hat der Generalresident in Marokko durch einen offizielle» Agenten Abd el Krim wissen lassen, daß wir feine Eroberung wünschten, son dern daß wir Mit unseren Nachbarn im Mfgebiet in Frieden (eben wollen. Spanien weiß über diese.Absicht genau Bescheid. Spanien «roeiß, daß Frankreich niemals daran gedacht Hal, sich auch nur einen Futz breit der spanischen Zone «nzusignen. Frankreich versucht in die sem Sinne mit 'Spanien einig zu werden.. Tie Mes sungen, die wir unseren «Unterhändlern in Madrid ge geben. haben, sind derart, daß, sie in jeder Stunde ver öffentlicht werden.können. (Großer Beifall link».) Wb« so gern wir 'zuM Frieden bereit sind -- e» wtärie eins grow Gefahr, wenn Abd el Krim« glauben könnte, daß Frankreich den Frieden «wolle, weil es.Furcht vor dem Feinde hat, oder "weil es sich nicht mehr schlagen kann. Der seltsame Hofstaat, den Abd el Krint um sich vier sammelt hat, frühere deutsche Offiziere, rote oder weiß« Russen, ist nicht «gerade durch seine Friedensliebe ausge zeichnet. Diese alten «Soldaten sieben, den Kampf. Sie wollen sich schlagen. Wenn Abd el Krim dahin gebracht werden soll, daß er auf die Ratschläge dieser Männer nicht hört, dann «muß ihm die Ueberzeugung beigebracht werden, daß die Fortsetzung des Kampfes ihm keine Bes serung, sondern eine «starke Verschlechterung sein« Po sition bringen wird. (Beifall.) Frankreich bedeutet für Maro'ko dte Zivilisation, auch wenn gewisse uäopi-stischs Politiker darüber anderer Ansicht sind. (Beifall.) !Fch zittere bei dem Gedanken, daß. diese traurigen. Utopist«« das Werk Frankreichs in Marokko schädigen oder gar zer- stören könnten! .Großer Beifall auf allen Bänken de» Hauses bis auf der äußersten Linken.) Wenn unsere Friedensbemüy ungen LiSyerkeinen Erfolg gehabt haben, dann t r!ä gtAbd «lKrim die Sch u l d, der noch immer nicht auf seinen großen Traum verzich-- ten will. Einer seiner Führer hak in einem Briefe an gekündigt, daß der «Angriff gegen Fez nicht aufzuhalten sei. Abd el Krim selbst hat ewläric, daß er den heili gen Krieg gegen alle Franzos en führen wolle und daß die Stunde nahe sei, da er als Sieger in Fez eipziehen wird. Orientalischer.Bluff, gewiß. Aber nennen Sie solche Acutzerungen Lin Zeichen von . Friedensliebe? Denn sch bleibt die französische Negierung bei ihrem Ver sprechen, den Frieden zu suchen, sobald er mit «Ehren erreicht werden kann. Ich wünsche, daß bald die Stunde schlaget: möge, in dec Frankreich, Spanten und die Ris- tulüsten sich übe- den Frieden einigen und dadurch die Zivilisation in: afrikanische::.Nordwest befestig««, können, steve Stunde, um die 'Abd e'l Krim den Krieg.verlän gert, bedeutet unnütze? Blutvergießen. (Beifall.) Zoll" unö Steuervorlnge im Reichstag. Berlin, Di. Juni. Zu der heute beginnenden ersten Lelmm der Zsllvorlage im.Reichstag weis der „Tag" mitzu- ikilcn, der Plan einer gemeinsamen Erklärung der Regierungs parteien sei au dem Widerspruch dec Zentrumsfraltion ge scheitert. Di? ZenLrnmsfraltum werd?, einen eignen Redner vorschicken. Di? Dcuschnationalen würden gleich bei der ersten Lesung gesondert Steilung zu der Vorlage nehmen. Ob es ge lingen wird, die gestrigen Beschlüsse des Neltestenrates ist er die Erledigung der. Steuervorlager., dm Aüfwertumisfruge und der Zollvorlage bis zum 18. Juli zu verwirklichen, wird angesichts des zu erwartenden heftigen Widerstandes der Lin- gen gegen die Zvllvorlage für selir fraglich gehalten. Im Reichstag ist ein Antrag der Deutschnationalen, w-s Zentrums der Dcutschep Valkspcrrtet, her wirtschastlicheir Ver einigung und der lwyerischcn Bolkspartei stngegangen, dte Geltutlgsdauer der dritten Steucrnotverordnung bis zum 1.5. Juli zu verlängern. die fiufwertungsorganifatkonen bei Hin-enbnrg. Berlin, 2g. Juni. . Reichspräsident v. Hindenburg empfing heute in Gegenwart dcS ReichssustizmintstcrS die Vertreter der in dec Arbeitsgemeinschaft der Aufwertungs organisation zusammengeschlossenen Verbände, Oberlandesge-1 richtspräsidenl a. D. Dr. Best, Amtsgeruhisrar John, Professor« Dr. Großmann, Dr. Krenh (Rentnerbnnd), Riemer (Reichs verband der Kriegsbeschädigten) und Oberleutnant a D. Gaebler (Verband der Kriegsbeschädigten im Kyffhäuserbund). Dr. Best trug dem Reichspräsidenten dte Entwicklung der Auf« wertunoSfrage und dte Forderungen und Wünsche der Gläu biger und Sparer hierzu vor. Professor Dr. Großmann be handelte da» UufwerrungSproblrm ovm wtrtschsstlich-wtssen» j schriftlichen Standpunkts Dr. Krrntz im LeMaster Lage der Rentner und di? Folgen der Rückwirkung der Auf«. Wertung. R'emer und Oberleutnant a. D. Gaebler legten die Wünsche der KriegSbeschildigten und Hinterbliebenen und die wirtschaftliche Notlage dieser Kreise dar. Amtsgerichtsrar John sprach dann über di? Angelegenheit der Aufwertung öffentlicher Anleihen, die Bankguthaben und die ALgeltungs- Niaf,nahmen. Der Reichspräsident erwiderte, daß ?.r im Verein mit der. R. ichsregierung die ihm r-argetragenen Wünsche einer ein gehenden Prüfung und Beratung unterziehen werde. Negierungsumbkl-ung in Preußen! Jin Preußischen Landata sind die Verhandlungen wieder ausgenommen worden, die cmf eine Verbreiterung der jetzigen Regierun.gZbusis hinzielen. Die Vertreter des Zentrums, der Demokraten, der Sozialdemokraten und der Deutschen BolkS- pacrei haben erneut die Möglichkeit besprochen, ob an ° eine Wiederherstellung der Großen Koalition in nächster Zett zu denken wäre. Die Zentrumsfral'tion hat sich wiederum für den am st. Juni d I. gewßien Beschluß erklärt, wonach sie eine Umbildung der preußischen Regierung für wünschenswert er achtet. Diese Kundgebung des preußischen Zentrums hat. wie aus Zentrumskreisen dazu gemeldet wird, keinerlei Spitze gegen die jetzigen preußischen Regierungsparteien; eS sind des halb auch keine konkres-n Vorschläge vom Zentrum gemacht worden, in welcher Weise die Umbildung der Regierung her beizuführen sei, sondern der Beschluß soll lediglich bezwecken, die Besprechungen in Fluß zu bringen. Zür rin ,Hroß-deutfch1an-*. Wtey, 23. Juni. Vor dem Rathaus wurde eine von vielen Tausenden besuchte Massenversammlung des österrei chisch-deutschen volkKunde» abgehaltsn, bei welcher dte Red ner aller Parteien für den Anschluß Oesterreichs an Deutsch land «tntraten. Tine entsprechende Entschließung wurde ein- st'nmiq angenommen. 20. Jahrgang vemschlaM Mdinmgrttage u»0 WobiningrmMt in Oer tzorkriegrreit.'' Lite WohnustgSfrage bildet Veit langsmi in «Deutschs land wie in fast allen Kulturländern eine» dev wichst ttgste« Kap«itel der WtrtschaftLpMtik und zugleich aiwr d« schwierigsten Ivagen neuzeitlicher ! Sozialpolitik. ÜieLerall, wo sich die Industrie stark entwickelt Hat — in England, Belgien, Frankreich, Tieutschland, Oester- reich — wandern groß« Telle der ländlichen Bevölke rung — gesunder» ast» den Bezirken, in denen der Gvoßi- grundvesitz und die großbäuerlichen Betriebe! vorherr schen — vorn Lande ab in di« Städte Und in dte JNdu- strtebezirke. In Deutschland sind z. B. vor dem Kriege au«S den dünn besiedelten preußischen Provinzen östlich der Elbe jährlich über '200 000 Menschen abgewandert. Diese» plötzliche Züsammenstvömen großer Menschenmen gen in den Städten hat dort eine Nachfrage nach Woh nungen hervorgecufen, die selbst dei einigermaßen nor? Malen Berchällnissen «vor dem Kriege vielfach nicht ge nügend befriedigt werden konnten. Da» galt vor allem für Kleinwohnungen (bi» zu höchstens vier Räumen ein schließlich Kiiche), aüf die im Liurchschnitt etwa 95 v«. H. der Bevölkerung, in JNdustriebezirken teilweise 80—95 d. H. angewiesen sind. B0r 1914 hat e» bereits in vie le« Städten an den notwendigen Kleinwohnungen ge fehlt. Ti!« vorhandenen Kleinwohnungen waren oft Mangelhaft; teilweise waren sie in aller Gils in den Betten- und HinterflügelN der alten Häuser eingerichtet: alle Lagerräume, WeÄstätten und dergleichen, Speicher wurden zu Wohnräuimen nmgewandelt, wodurch der Charakter dieser alten Häuf« 'vollkommen verändert ivvrden ist. Die Mietpreise Zeigten steigende TendenK mtd nahmen einen erheblichen Teil des Einkommen» — imi Durchschnitt etwa 20 V. H. — der großen Masse der Bevölkerung in Anspruch. Und dte neugebauten Woh nungen entsprachen in den meisten Großstädten in der Zett von 1870—1900 in keiner Weise den Anforderun gen der Volksgesundheit. Man hatte damals an den maßgebenden Stellen noch- nicht erkannt, daß die Woh nungsfrage angesichts ihrer Überragenden Bedeutung für das ganze BolMeben dte systematische Mitwirkung de» Staates und der «Gemeinden erfordere. Man hielt dielmehr an der Auffassung fest, daß. daÄ Wohnungs wesen lediglich der privaten.'Initiative überlassen blei ben Müsse. Dias führte bei der Neubautätigkeit dahin, daß vor allem den Bodenbesitzern eine möglichst günstige Ausnutzung ihrer Grundstücke gesichert wurde. Fast Überall wurden in den Erweiterungsbezivken der Städte .fünfgeschossige Häuser zugelassen, oft mit Seiten- und Hinterslügeln, die einen Hof umschlossen. In Berlin und anderen Großstädten findet man, in den Vierteln aus jener Zeit nicht selten zwei oder drei derartig« Höfe hintereinander. Dte Grundrisse diese . Häuser, die man mit Recht al» MieÄaseynen bezeichnet hat, führten mit Notwendigkeit dazu, daß ein großer Teil der nach! dem Hpf gelegenen Wohnungen nicht genügend Vicht und Sonne erhielt. Und daß die Wohnungen nicht zurei chend gelüftet werden konnten. Außerdem war die.Be völkerung in diesen „Mietskasernen" vollkommen abge- sperrt vom Grund Und Boden? nirgends konnte ein klei ne«« Garten angelegt werden, nirgends war Platz, um Spielplätze für die Äugend Ku schaffen. Die Schreber gärten, die in «den Außenbezirken dsr Großstädte auf künftigem Baugelände angelegt wurden', konnten nur notdürftig Ersatz schaffen, lind dabei ävaren auch sie bet fortschreitender Bebauung bald zum Untorgange verurteilt: an dis Stelle des Schrebergartens mutzte notgedrungen früher oder «später die Mietskaserne treten. Verschärft wurden alle diese Mißstände noch da durch!, daß die verhältnismäßig hohe Mete die> woy- nungsuchenden Familien zwang, sich Mit möglichst klei nen Wohnungen zu begnügen. 'Dost sachkundiger Seite wurden die WohnungSzuftäudo in den deutschen Groß städten wie 'folgt «geschildert:' . , In Berlin ist die NorMalwohnustg pes Arbeiter stande» ein Heizbares! Zimmer' Wit Küche. Bet dev Zäh lung vvm 1 LiLKember '1900 umfaßte diese Art 42 b. H. aller Wohnungen, nämlich! '197 304 Wohnungen mit 726 723 Bewohnern; ! fast 84000 Wohnungen waren I ohne Küche. Fast die Hälft« deo Berliner Bevölkerung (40 Prozent) hat keine eigentliche Wohnung (Stube rrrit Küche), sondern muß sich Mit einem einzigen Raum be gnügen ; über sieben Zehntel Hausen in Wohnungen «mit H zwei MumLn. Nicht «mehr al» «inen heizbaren Raum M *) In Anbetracht de» allgemeinen Interesse», da» heute dem Wohnung-wesen »»gewandt ist, wollen wir in einigen Fortsetzungen dte Hauptfragen au» Theorie und Prart» der Wohnungßvoltttk behandeln. Unser heutiger Beitrag ist von der „Reich-zentrale für Hetmatdienst" bearbeitet und dürfte eine willkommene Einführung darstellen. ... - ... . .'-,U ....