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M, ,,, Mu« UU» Um«««»» i» ««^ Mürtl«« Mu»«!-«, u «mttlch« z,tt. ,, «„»pftaui,,. r,l«sramm«' rag'biatt flu«.r,g,b!rg«. Enthaltens -te amtlichen vekanntmochnngeu -es Nate» -er StaSt UN- -es Amtsgerichts ^ur. p.gfih,ck.«»nt», flmt Leipzig n,. 1«M MM? Anzeiger für das Erzgebirge Nr. 127 Donnerstag, äen 4. Zuni 1925 20. Jahrgang ! Aufschub dev Note. Parts, 2. Juni. Am Ougi d'Orsay wird erkort, dis lieber reichung der Note «über die deutsche Abrüstung könne laut Mitteilung des französischen Botschafters in Berlin erst am Donnerstag er folgen, weil der Reichls- Minister des Aeußern bis 'dahin 'von Berlin abwesend sei. Dor französische Botschafter Hk Berlin hat dem Quai d'Orsay gleichzeitig mitgeteilt, die deutsche Regie rung ersuche um einen Aufschub der Veröffentlichung von Note und Anlagen, weil es nicht möglich sei, die Nebsrsetzung der Dokumente so schnell dortzubereiten, daß die Veröffentlichung zwölf Stunden nach dec Ueber- reichung erfolgen kann, wie <eS von den Botschafterkon- fersnz vorgesehen wart. ' Man erklärt am 'Quai d'Orsay für wahrscheinlich, daß die Berliner Blätter die Note und die beiden An lagen Sonnabend früh veröffentlichen werden. London, 2. Juni. Reuter 'erfährt, daß sich in den letzten Tagen in der Frage des deutschen Sicherhsitspakt- vorschlages nichts geändert habe, und daß der nächste Schritt von Frankreich geschehen wüsse, nachdem! die französische Regierung die britischen Anregungen, die in Paris vorltegon, geprüft habe. Die Meldung, daß die britische Garantie für die deutschen Westgrenzen nur für 30 Jahre gültig sein soNe, treffe nicht zu. ES sei keine Zeitgrenze festgesetzt und das Angebot gelte so lange wie der Vertrag bestehen bleibe. Bezüglich ande rer, scheinbar bestimmt begründeter Gerüchte Mer die Einzelheiten werde darauf hingewiesen, daß^ die Note in ihrer Gesamtheit allgemeine Prinzipien uufstelle, und es sei verfrüht, bezüglich bestimmter detaillierter! Fragen irgend etwas zu sagen, was vielleicht in den verschiedenen eintretenden Situationen geschehen könnte. Es könne keine Rede davon sein, daß die britischen An merkungen zu der Note, die der französischen Regierung mitaeteilt worden seien, veröffentlicht würden. Tenn sie könnten als nichts anderes als eine Etavve in den Verhandlungen bezeichnet werden. ' Wann kommt -le Amnestie k Bekann'l'ch sollte gleich nach dem Amtsantritt ,deS neuen Re'ch Präsidenten ein Amnestiegesetz erlassen wer ben. Nun ist so diel Zett seitdem verflossen, daß nicht nur die radikalen Organe, sondern auch die Blätter der Regierungsparteien fragen wie es eigentlich mit der in Aussicht gesellten Amnestie sich verhält. Wie verlautet, befinden sich die parlamentarischen Vorbesprechungen noch im ersten Anfangsstadtum. Ms setzt haben Bespre chungen zwischen dem NeichssUstizmtnistertum und den Vertretern der Länder stattgefunden, in denen man sich noch nicht hat einig werden können, weil die recht hoch», gespannten sozialdemokratischen Forderungen ans den Widerstand besonders Bayerns gestoßen sind. Bevor hier ein Ausgleich geschaffen ist, kann sich nicht einmal die Re.Ichsregierung als solch- mit der Vorlage befassen, und erst wenn dies geschehen ist, wird die Gesetzesvor lage dem Reichstag zugehen. Aks dürfte nach Lage der Ting« noch mehrere Wochen dauern. > Gegen tzandelsbefthkLnkungen. Genf, 2. Juni. Die Abschaffung der Airs- und Ein fuhrbeschränkungen und Verbote bildete nach dem An träge des italienischen Wirtschaftspolitik«rS Pirelli den Hauptgegenstand der Arbeit der jüngsten Tagung des Wirtschaftskomitees des Völkerbundes. Ministerialrat Tr. Reinshagen-Berlin sprach sich rückhaltlos kür die Mischcnfung aus, die Deutschland durch Handelsverträge mit den meisten in Frage kommenden Ländern bereits vorbereitet habe. Auch die 'anderen Sachverständigen und die Mttalieder de? "Komitees sprachen sich für eine internationale Aktion zur Herbeiführung der allgemei nen Ubschaff"ng der Verbote "und Beschränkungen der Ein- und Ausfuhr aus, 'und nur das französische Mit glied des Komitees Serrays Zeigte sich etwas zögernd, offenbar Mit Rücksicht auf die Jnflationsbefürchtungen. Ta^ Komitee hofft, der sechsten VkkkerbundSversamm- lung im September einen endgültigen Plan vorlegen zu können. ' VeutschlanSs finlelheausflchten in Amerika. Newyork, 2. Juni. Tas "Handelsdepartement ver öffentlicht einen Bericht Über die weiteren deutschen äkre- ditauSsichten in Newyork. in dem die augenblickliche Si tuation kür Deutschland nicht allzu günstig dargestellt wird. Als Haupthindernis für das Auflegen weiterer Anleihen wird der gegenwärtige 'gesunkene Kursstand der bisher auSgcgebenen Obligationen angegeben. In die- s-m Zusammenhang wird vor allem auf bis Dawes- Anleihe hingewiesen. die nach Ansicht führender Ban- k'ers ihrer Güte und Sicherheit nach mindesten« auf pari stechen mühten. Allerdings ist in der Dawes-Anleihe seit einigen Tagen eine erfreuliche AulwärtSbewegung zu verzeichnen. Seit ihrem" tiefsten Stand ist iie hier langsam, aber ohne Unterlaß bei täglich größer wer dender Nachfrage von 92 aus 96V- gestiegen. Bei gleich bleibender Entwicklung..müßte sie somit bald auf pari stehen. Die» könnt« auch auf den Markt' der privaten Anleihen günstig wirken. Um jedenfalls für alle Fälle aeirüstet zu sein, hat man in. Newhorker ffinanzkretsen Schritte für die Ausgabe neuer deutscher Anleihen vor- bereitet. Man würde voraussichtlich mit einer Anleihe für da» Saargebtet beginnen, hie dem Publikum al- unter der Kontrolle de» Völkerbünde« stehend am mei sten zusagen würde. Amerika gegen Sie Schulöenkonferenz. Newyork, 2. Juni. Mellon und Kellogg teilen mit, daß die Vereinigten Staaten dem Plan, die Schnl- denkonferenz nach London «inzuberufen und dort unter Zuziehung Englands gemeinsam das ganze Problem duvchzüberaten, nicht zustimmen können, Ta» Inter esse der Bereinigten Staaten verlange getrennte Verhandlungen. Ter Plan war von dem früheren Botschafter Harvey in der '„Washington Post" erörtert worden und wurde vielfach als offiziöser Versuchsbal lon betrachtet. ' > . , > ' > > Türkische Aufträge an Veulschlan-. Ter Konstantinopeler Korrespondent der „Chicago Tribüne" hebt hervor, daß die Türkei seit einiger Zett nur noch Aufträge an 'deutsche, Firmen erteilt. Weder die englischen noch amerikanischen, französischen oder ita lienischen Firmen hätten seitdem 'irgendwelche nennensl- wsrten Aufträge. Der Berichterstatter gibt eine inter essante Zusammenstellung aller größeren mit deutschen Firmen bereits getätigten Geschäfte und Aufträge: Die Arcanakup'orm'nenkon ess'on, eine Eisenbahnstreke von 100 Meilen zur Bagdad-Eisenbahn, Aufträge auf Schie nen und Ausrüstung einer '80-Metlen-Eisenbahn von Anaora nach Siwas, eine '50-Meilenltnie von Samsun nach Alatchan. die Ausnützung dreier führender Muni tionsfirmen in Konstantinopel' für '30 Jahre, Wieder herstellung und Wiederausrüstung der großen Eisen- bahnwerkstätken von Eskischehir, ein ' 26 000-Tonnen- Schwimmdock zur Reparatur des .Kreuzers „Goeben". zwei deutsch« Unterseeboote, die 'in Rotterdam gebaut werden sollen, Lokomotiven und Waggon» für die anatv- lische und die Bagdad-Eisenbahnen und schließlich sämt lich« Kohlenlieferungsverträge für die Eisenbahnen. Außerdem würde wahrscheinlich der Auftrag auf Re- varatur der „Goeben" und auf den Bau einer großen Radiostation in Angora nack>Teutschland gelegt werden. Der Grund, weswegen Deutschland bei den Auf trägen so bevorzugt wird soll darin liegen, daß die französischen Preise zu hoch sind,, daß man mit Eng land bis zur Regelung der Mossnlfrage keine Geschäfte tätigen will, und daß die Amerikaner durch die Vor fälle bei der Schäftcrkonzession den Rus geschäftlicher Abenteurer erlangt haben.' 'Infolge der vielen Aufträge an Deutschland haben bereits einige hundert deutsche Arbeiter ihren Wohnsitz in Angora genommen. vortragsrekfe Vr. Eckeners. Wie das „B. T." hört beabsichtigt Dr. Eckener, demnächst nach Spanten zu «reisen, uw dort in einer Meiho von Städten Vorträge über die Ozeanfahrt des Z R. 3 zu halten. Gleichzeitig wird De. Eckener die zwischen der Zeppelingesellschaft und der von der spa nischen Regierung subventionierten Transatlantischen Luftfahrtgesellschaft in Sevilla angcknüpftrn Verband- lungen über die Einrichtung eines ZeppslinluftverkehrS zwischen Spanien und Südamerika wieder ausnehmen. E» sei zunächst der Bau 'eines Luftschiffe» von 80 000 Kubikmeter Inhalt vorgesehen, da» voraussichtlich in Friedrichshafen gebaut werden soll, ha der Bau von Zeppelinen dieser Größe bekanntlich durch die Bestim mungen de» Versailler vertrage« erlaubt ist. Dieser kleine Zeppelin soll zunächst Kur Ausbildung der spa nischen Besatzung dienen und'zwischen Spanien und den Azoren verkehren. Später sei der Nau von großen transatlantischen Zeppelinen mit einem GaStn-alt von 1Ü0000 Kubikmeter dvvaesehen. ' Graf Posaäowfky. Zum achtzigsten Eeburtetag«. Graf Posadowskh-Wehner, vor am 3. Juni 80 Iah« alt wird, ist einer der wenigen Staatsmänner au» der wilhelminischen Epoche, der nicht Nur von dem schwin denden Sparkapital vergangener Zeiten zehrte, sonder« klar den veränderten Verhältnissen In die Augen sah, i eine Persönlichkeit.von Format Wit eigenen politischen Ideen. Ein Mann, der 'über die Ziele seiner Partei hinaussieht, ist bei den Preußischen Junkern niemals beliebt g ewesen. Tas hat Bismarck erfahren müssen, dieses Schicksal teilte auch Posadowsky. Zn der erfolg reichsten Zeit seiner Beamtenlaufbahn, al» Reichsschatz- sekretär und später a»S Staatssekretär des Innern und Vertreter des Reichskanzlers waren es gerade di« Kon servativen, die ihm. dem konservativen Fortschrittsmann, die meisten Schwierigkeiten in den Weg zu legen ver suchten Posadowsky war nach erfolgreicher Tätigkeit al» Landrat des Posenschen Kreises Rawitsch und später al» Landeshauptmann der Provinz Posen — kurze Zeit hatte er auch als Mitglied der Freikonservattven Partei / dein Preußischen Abgeordnetenhause angehvrt — zum / Staatssekretär berufen worden. Gr kam in dieses Amt noch mit der Einstellung seiner ländlichen Standesge« nossen. Die Entwicklung der Jndustriearbeiterschaft war ihm fremd. Aber unermüdlich studierend, sein« An schauungen richtigstellend wurde er einer derjenigen konservativen Politiker, die die soziale Refvrmarbrit al» eins der ersten Aufgaben des Staate« betrachteten. Tie Rechts warf ihm „einseitige Arbetterverliebtheit" vor. Als er die höchste preußische Dekoration, den Schwarzen Adlervrden bekam, hieß es in der rheinischen Groß» Industrie, „gestern hat der erste Sozialdemokrat den Schwarzen Adler bekommen". Freilich konnte er sich nie ganz von den Vorurteilen seiner Klass« befreien. Ihm blieben die Arbeiter "Objekte staatsmännischer Kunst, die ar "möglichst mit Güte und Fürsorge, nötigen falls aber mit Gewalt zu beherrschen galt. Als Sub jekts der Politik, als zur Beteiligung an der Leitung des Staates Berufene, konnte er sie nicht anerkennen. "Infolge von Differenzen mit dem Reichskanzler v. Bülow schied Posadowsky '1907 aus dem Kabinett, vor seinem Ausscheiden hatte er im Reichstag erklärt, daß er noch zwei Aufgaben durchizuführen wünsche: Die Kodifikation der sozialpolitischen Gesetze und den Erlaß eines Reichsvereinsgesetzes. Mit der Kodifikation sollte eine wesentliche Verbesserung der Versicherungsgesetze zugunsten der Arbeiter verbunden sein. Tie Verfolgung der Rechtsansprüche war zu re formieren, in der Krankenversicherung war der Kreis der von ihr erfaßten Arbeitnehmer zu erweitern. IM BereinSgeseh sollten die engen, nach. Ausspruch Posa- dowskys nur zur Verärgerung 'des Publikums dienen den Bestimmungen freiheitlicher gefaßt werden.. Er hat das Werk nicht vollenden können, sondern mußte seinen Ausbau anderen überlassen. Der verabschiedete Minister wurde Dechant de« Dom kapitels zu Naumburg «und 'auf Vorschlag oes Dom kapitels Mitglied des "Herrenhauses. Hier sckloß er sich keiner Fraktion an. Gefragt nach seiner politischen Stellung, Pflegte' er zu erklären, „er steh« der Konservativen Pattei nahe". Als im Jahre 1918 der Gesetzentwurf über Einführung he« allgemeinen^ gleichen und geheimen Wahlrecht» in Preußen d«m Hor« renhause vorlag und hie Fraktionen beschlossen, von einer Erörterung abzuse'hen und ihn sofort einem Au«- schuß zu überweisen, war es Posadowsky, der hiergegen opponierte. Er erklärte 's» al« ,^in Unikum! in! des parlamentarischen Geschichte", Paß ein Parlament über di« wichtigste Vorlage, die ihm je vorlag, nicht ein eiw zfge» Mal in öffentlicher ' Sitzung beriet, wörtlich sagt« er: „Meine Herren, da» macht mir den Eindruck des Beschlusses stirer sterbenden 'Versammlung". Er hatte richtig prophezeit. Nach wenigen Wochen war da« Herrenhaus für immer aufgelöst. Der Dreiundsiebzigjähriae bv«V auch nach der Re« volutisn seinem Ziele «treu, kür den Staat zu arbeiten. Er nahm ein Mandat hur Weimarer Ratio« nalversa'mmlung an welche» ihm di« Deutschna« tionale Bolkspartei, die dckmals behauptet«, ganz etwa» andere» zu sein al» die alte konservative, anbot. In den ersten Reichstag hat tzr sich nicht wehr wählen las« s«n. Nicht sein hohe» Alter war der Grund zu dieser s Zurückhaltung, wie er ausdrücklich erklärt hat, al« sein Ausscheiden au« der praktischen Politik in d«V Recht»« 1 presse damit begründet wurde, Er paßte nicht zu den» Deutfchnationalen. Die Art, wie sie Opposition teilen. L entsprach nicht seinen Anschauungen. "Unter dem Titel M „Weltwende" hat er eine Sammlung Politischer Aufsätze M veröffentlicht, di« zeigen, wie "er über di« Pflichten d«H Politiker dacht«. An die Adrsss» der rmüschnattonal»» M . —. x