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20. Jahrgang Nr. 103 Dienstag, clen 5. Mai 1S2S Mer Tageblatt MM- Anzeiger für öas Erzgebirge U^W Lag,«»« flaeersgrdtrge. Eathaltenb -l» amtlichen Hekarmtmachoagra -r» Nate» -er Gtabt aa- ätz» Amtsgericht» Bue. p»s!sih'«-«»nt» I ftmt <-p»>» lv. »es» Die Entgleisung des T verbrechen ober Warschau, S. Mai. Lu der Entgleisung de» D-Zugs Königsberg-Berlin bet Stargard erklärte der Thorner Wojewsde Wachowiak einem MitarbeUer de» „Kurjer Pislskt", er sei überzeugt, daß da» Unglück auf ein Ver brechen von staatsfeindlich»« Elementen zurückzuführen sei, di« ein Interesse daran gehabt Hütten, Polen in Europa zu diskreditieren und zu beweisen, daß die Teut- scheu sich keiner Durchreise durch den Korridor erfreuen türmten. Die nationaldemokratische „Gaceta Poranna" behauptet, man könne schon vor der Untersuchung getrost sagen, das Verbrechen sei von denjenigen begangen wor den, denen e» Nutzen brächte. Die heftige Art, mit der sich die deutsche Presse aut den Vorfall geworfen habe, der fieberhafte Verkuch, daraus politisches Kapital zu schlagen für die korridorfeindliche Politik Lkutschlands müsse zu bedenken geben. Anmerkung de» WTBr Die hier unternomme nen Versuche, die Verantwortung für das entsetzliche Unglück abzuwälzen, müssgu aus da» schärfste zurückge wiesen werden. Diese Versuche sind umso plumper, als ganz offen zugegeben wird, daß dadurch dem Ergebnis der Untersuchung vorgcgrtsfen werden soll. Von polnischer Seite ist ausfallend schnell nach dem Unglück die Version verbreitet worden, daß, ein verbre cherischer Anschlag vorliege. Demgegenüber wird von Augenzeugen berichtet, daß die Entgleisung des Zuges auf den mangelhaften Zustand der Bahnanlagen zurück zuführen ist. Am 22. April ist der Schnellzug Warschau-Krakau und wenige Tage vorher der Schnellzug Krakau-Warschau entgleist. Sollen vielleicht hierfür auch Deutsche ver antwortlich sein? Ein polnisches Blatt hat damals fest gestellt, daß die Entgleisung die Folg« verbrecherischen Leichtsinn» und beispielloser Nachlässigkeit der polni schen Eisenbahnverwaltunq war, die die Eisenbahnschwel len verfaulen ließ. i Die deutsche Presse würde ihre Pflicht gegenWeo der Oeffentlichkett vernachlässigen, wenn sie nicht diese Uebelstände geißeln und grüsrre Sicherheit für die hauptsächlich von Deutschen befahrene Strecke fordern würde. > i ' Unter diesen Umständen können die Versuche der Polen, die Verantwortung für da» Unglück, die unzwei felhaft der polnischen Eisenbahnverwaltung zur Last Kheialan-feler in Wien. Als Höhepunkt der Rheinlastdfeier in Wien fand gestern ein Festakt statt, der durch die glänzende Ausstattung des bis auf den letzten Platz gefüllten Festsaals des großen Musik- vereinZsaaleS und durch den Aufmarsch der Chargierten der studentischen Körperschaften sowie zahlreicher Vereine mit Fahnen und Standarten einen besonders wirkungsvollen äußeren Rahmen erhielt. In den Logen hatten zahlreiche Ehrengäste, darunter Gesandtschaftsrat von Scharfenberg mit mehreren Herren der deutschen Gesandtschaft Platz genom men. Einer musikalischen Einleitung durch Orgel- und Bläser chor folgte die Festrede des Vizekanzlers Waber, der sich eine Reihe von Ansprachen und Erklärungen von Vertretern der politischen Parteien und der Stände Wiens anschlossen, die sämtlich in ihrer Huldigung für das Rheinland als die deutsche Westmark den Gedanken des Wtederanschlusses Oesterreichs und der Ostmark an Deutschland unter begeisterter allgemeiner Zustimmung eindringlichen Ausdruck verliehen. Für den Rektor der Universität versicherte Prof. Volwlint. daß die Hochschulen Oesterreichs sich die Aufgabe gestellt hätten, den Anschluß durch Arbeit und Pflege deutscher Wis senschaft und deutschen Geistes an den Hochschulen vor- zuhereiten NamenS der deutschen Studentenschaft Deutsch-Oesterreichs H wies der Student Paper darauf hin, daß in dieser Körperschaft M der großdeutsche Gedanke bisher allein verwirklicht worden N sei und forderte die Partei zu gleicher Einigkeit auf. Um -kr NLumung -re Kölner A-ae. Obwohl di« englischen Regt«rung»kreise alle» tun, I um ErkMungen für di« endlos« Hinausschiebung der I Räumung Köln» zu finden (Regierungswechsel in Frank- I reich und Belgien, die deutsch« Reich-Präsidentenwahl), M so gibt sich die öffentliche Metnung hiermit nicht zu- W frieden. Die» zeigt sich deutlich in den Wochenschriften. M Zum Beispiel „New State-man*. e» sei unmöglich, sich D über di« die»bezügltch« Beschwerd« Tr. Luther» zu be- I klagen. Di« Alliierten hätten sich in» Unrecht gesetzt M und würden in dieser Lag*, bleiben, bi» st« Deutschland Idle schuldig» Antwort erhellt hätten. Go, wie «an W jetzt dastehe, sei England in «tn«r moralisch un-alt» I hören Lag«. Latz England di» Kölner L»n« s» rasch »-Zuges bei Stargard. Vernachlässigung l fällt, den Deutschen in di« Schuh« zu schi«ben, nur al» unerhört« Verleumdung bezeichnet werden. Uebersühnma der Opfer -ach Marie-bura. Aus Marienburg wird gedrahtet: Die Leichen de» Eisen bahnunglück» im polnischen Korridor wurden tn einem Extra- zug nach Marienburg gebracht. Zum Empfang waren von der Reichsbahndirektion erschienen: Reichsbahndirektionspräsi- dent Möller, die Reichsbahnoberräte Kayser und Kuge, Reichs- bahnrat Türke, OberbabnhofSvorsteher Strebs au» Marien burg und von der Regierung der Regierungspräsident Brau- weiler-Martenwerther, OberregierungSrat von Hahnenstein, von der Staatsanwaltschaft StaatSanwaltschaftSrat Lange-El bing und alS Vertreter der Stadt Marienburg Oberbürger meister Paweloik. — Die Todesopfer des Eisenbahnunglück» wurden begleitet von Vertretern de» polnischen Starostin und des Eisenbahnamtes tn Dierschau. Es fiel allgemein auf, daß die Leichen in außerordentlich schlechtem Zustand ankamen, obgleich bereit» 24 Stunden verstrichen waren und somit ge nügend Zeit vorhanden gewesen sein müßte, sich der Toten anzunehmen. Die polnischen Herren fühlten sich deshalb auch veranlaßt, sich immer wieder zu entschuldigen. In Marien burg dagegen waren für die Aufnahme der Leichen alle Vor bereitungen getroffen worden. 27 Särge waren in aller Eile besorgt, auch hatte man eine Anzahl Kränze beschafft. In einem hierzu berettgestellten Wartesaal wurden die Leichen aufgebahrt und von der Behörde eingesargt. Die zum Teil noch nicht identifizierten Leichen wurden unter dem Ehrenge leit der städtischen Vertreter nach dem Diakonissenhaus ge bracht und in der Leichenhalle aufgebahrt. Die Straße, durch die sich der Zug bewegte, war reich beslaggt. Wie die Untersuchung bi» setzt ergeben hat, liegt bei dem Unglück kein verbrecherischer Anschlag vor, sondern eS ist lediglich die Verwahrlosung der Eisenbahnstrecke, die wahre Ursache des entsetzlichen Unglücks. Schon am Tage vor der Katastrophe wurde von einem Teile der Presse über die schlech ten Zustände der EisenLahnstrecken berichtet. Selbst bei dem vorherigen Eisenbabnunfall, von dem der Zug D 4 betroffen wurde, tauchte bereits die Vermutung auf, daß sich die Eisen- baknschwellen in einem geradezu trostlosen Zustande befänden. Echt polnische Wirtschaft tn diesem durch den Versailler Schandvertrag Deutschland wider alles Recht entrissenem Lande! Die Schwellen waren zum Teil vollständig verfault und vermorscht, sodaß es wie ein Wunder erscheinen muß, daß nicht schon längst als Folge dieser Verwahrlosung Un glücksfälle geschehen sind. als möglich lösen müsse, unbeschadet, ob Hindenburg oder Dr. Marx Präsident der deutschen Republik sei, wird auf das energischste von dem konservativen „Spec- tator" gefordert, während die liberale „Nation" nicht mit Unrecht darauf himveist, „daß e» umiermeidltch sei. daß die Wahl Hindenburg» die Hände Frankreichs in dem Kampf um Köln gestärkt und die Hände England» geschivächt habe". Hieran knüpft „Nation" eine äußerst bedenkliche Forderung. Wenn sich nämlich Frankreich und England nicht über die Räumung Kölns einigen könnten, dann müsse England unabhängig von Frank reich vorgehen, das heißt die Besetzung Kölns beendi gen, ohne Rücksicht darauf was später mit Köln ge schehen werde. So sehr diese Blätter die Wahl Hin denburg» bedauern („Eie trägt zu d«n Aengsten der Welt bei, und wir wünschen, sie wäre nicht Tatsache gewor den", „Spectator". „Tiie Wahl Hindenburgs ist ein höchst unglückliche» Ereignis", „Nation"), so zeigen sie doch auch die gleiche vernünftig« Haltung der Tage»- blätter. Auch hier findet man die gleiche überraschende Wertschätzung der Persönlichkeit Hindenburg» und die Bemerkung, daß er unter gleichen Umständen wahrschein lich in jedem anderen Lande gewählt worden wäre. Vie fle abrüfien l L»nd»n, 2. Mai. vlättermeldunge« zufvlge hat die Firma Hadfiekd» in Sheffield «tn« neu« ISzEge Gra nate hergestellt, dt« b«t Panzerplatten etae Durchschlags kraft besitzen soll, wie man sie «och vor zwei Jahre» für unmöglich gehalten Hätte. > Ter Marinelorrespondent der ,Mlilß New»" weist darauf hin, daß dieser Stärkung der britischen Seemacht folgende Tatsachen gegenüberstehen r Frankreich werd« «inen neuen Zerstörerthp bauen, der mit Leichtigkeit die neuen 10 000 Tonnen-Kreuzer England», Amerika» und Japan» versenken kannte. Lapan hab« einen neue« Kreuzerttzp geschaffen, der allen anderen Kreuzern glei cher Tonnage überlegen sei. Die vereinigten Staaten Hütte« gestern «in zu« Minindgen LestimmtM Untar- seedoot aus Stapel »«legt Ha» über ein« Million Md, Sterling hosten »erde. französische Gemeinäewahlen. Ersel» der Linken. Pari», v. Mat. Die Mrmtzipalwahlen, die beute in Frankreich stattanden, haben sich, soweit bi» 7 Uhr abend» be kannt geworden ist, tn größter Ruhe vollzogen. Der Wahl kampf ist tn den Stadtbezirken. namentlich tn der Bannmeile, tn der die Agitation der Kommunisten stark tn Erscheinung trat, sehr Hefti« gewesen. Sine sehr starke Propaganda hat auch die nationalrepubltkanische Liga entfaltet. Die Laene» tzava» schließt au» den Si» S Uhr abends vorliegende« Wahl ergebnissen au» 10 Wcchlbistrikten, daß mit der Wiederwahl zahlreicher link-republikanischer Muntzipalräte zu rechnen ist. Um 10 Uhr abend» waren etwa 40 Wahlresultate von Part bekannt, auf Grund deren sich die Zusammensetzung de» MuntzipalrateS kaum geändert hat. Die Sozialisten haben Stimmen an die.Kommunisten abgeben müssen, von denen bi» setzt noch keiner al» gewählt angesehen werden kann. Der erste Eindruck der Wahle». Pari», S. Mai. Der erste Eindruck von den Sv- metndewahlen in Frankreich geht dahin, daß der Linksblock im großen und ganzen nicht schlecht angeschnitten habe. Au» vier Departement», au» denen die Nachrichten zur Stund« vorliegcn, AiSne, Ture, Tarne und Vogesen, ergibt sich, daß die Linksparteien, wenn sie zusammengehen, groß« Erfolg« aufzuweisen haben. Insbesondere ist die» im Departement Eure auffällig, wo die Wahlen den Radikale« «inen ent scheidenden Fortschritt brachten. Sonst ist im allgemeinen da» Kennzeichen der Wahl, daß die Kommunisten ziemlich« Fort schritte machten. In Part» selbst gelang e» ihn«», vorläufig nur einen Gemetnderat durchzubringen. Doch kommen st« in mehreren Städten tn die Stichwahl und hab«« gut« Aussich ten. In anderen Stadtvierteln bilden ste bet den Stichwcchlen den ausschlaggebenden Faktor, so überraschend gut hielt«« sich die Kommunisten tn Pari». Zur Stunde haben st» b«t«tt» 8 Mandate in vtcherhett gebracht do« de» 1ü, di« ß« bisher inne hatten. Auf ste kommen ziemlich aussichtsreich« Stich wahlen. Wo ste bereit» gewählt wurden, wt« tn dem Stadt vierteln, wo die blutigen Zwischenfälle anläßlich einer Wäb» lerversmmnlung stattfanden, errangen ste «ine außerordentlich große Mehrheit. Der Sozialist Barren wurd« -ter mit 6400 Stimmen gewählt. In den weniger bevölkerten Stadt vierteln wurden natürlich die bi»hertgen Gtadträte, die der Rechten angehören, wiedergewählt. Die» gilt für den 1., 2. und 8. Pariser Wahlbezirk. In den übrigen Bezirken, wo auch bisher ebenfalls nur Stadträte der Rechten vertreten waren, haben diese starken Stimmenrückgang aufzuwetsen und hier finden überall Stichwahlen statt. Das interessanteste Wahlergebnis ist vielleicht das des 6. Stadtbezirks, des Quar tier St. Germain zu verzeichnen. Hier war im Jahre 1019 und im Jahre 1924 der zum Abgeordneten gewählte Marcel Beraub zum Stadtrat im ersten Wahlgang gewählt worden und zwar mit einer Mehrheit von 1200 Stimmen. Diese» Mal hatte er seinen Vater als Kandidaten für den Stadtrat empfohlen und dieser konnte nicht einmal 4000 Stimmen erlangen. KommuaWsche Stoßtrupp» la pari». „Mattn" will aus gut«r Quelle erfahren tziaben, datz die im Laufe der Ermittelungen in kommunistischen Kreisen beschlagnahmten Dokumente bewiesen -laben, daß die Kommunisten ihre Stoßtrupp» au» de« Anhängern der kommunistischen Jugendpereinigung ^bildet haben. Diese Stoßtrupp» sollen im ganzen 800 jung« Leut« um fassen, di« mit Sewstladeptstolen bewaffnet s«ien. Man hab« bei einer Kommunistin «in AbrechnungSvuch entdeckt und beschlagnahmt, da» den Beweis liefere, daß ste seit einigen Monaten von Moskau auf dem Weg« über die Vereinigten von Amerika einen Betrag dvn SO 000 Dal- lar erhalten habe, den sie an Personen au-gezaHlt hab«, die hierüber quittiert Hütten. Zraakrslchs Eingreifen la -l» MaroklokSarpf» beSerUuagolo». Haida» veröffentlicht folgende DtarAMwg z» de« Kämpfen tn Marokko: Entgegen den t« ausländisch« Blättern tn Umlauf gesetzte« Nachricht««, siegt e» keim». wog» tn der Absicht der französische« Regierung, gele gentlich der Vorfälle in der französischen Marvkkchone Repressalien tn der spanischen Zone vorzurwchmen, um auf diese Weise den gegen die Rifleute etngeleitete« Operationen einen internationalen Ehgraikter zu geben. Tie militärisch« Aktion de» Marschall» Ltzauteh», die etwa 20 Kilometer von der Grenze entfernt stattfindet, hat keinen andere« Zweck al» den, gewisse vorgeschoben« Posten zu befreien und die Aufständische« zu bestrafen. Vari», 2. Mat. Der Präsident der Nchaöttk Da» mergue hat heute nachmittag da» außerordentlicher» türkische« bevollmächtigen Gesandt« Hecht Hetz -atz Entgegennahme seine» He,l»u-i-i»nqchchr»ch»rD eachfa»