Volltext Seite (XML)
- -. ^.. . A* Muer Tageblatt Anzeiger für -as Erzgebirge Ml n»^t,« «, n« «,» Um,«,«,» M ««, »«««,, MiM,!,«, M 0-Upf«»!,,, »UI«, S«Ul « Lag,««« ftu.irzsibira». SuthaUe«- -lr amtliche« Srkamttmochuagea -er Nate» öee Stadt oaö ür» Amtsgericht» fiae. p»Mch»«-s»«u»! ft»t «Pp, a,.i*ee Nr. SS 20. Jahrgang Dienstag» üen 2S. April 1925 Unruhen am Wahltag. Berlin. Im Osten Berlin» gingen diesmal die Wogen der politischen Erregung schr hoch. An der Frankfurter Alle« und ibren Seitenstraßen ist e», beson der» in den Vormittagsstunden, zu größeren Zusammen- stützen gekommen, bet denen mehrfach Blut floh. Lite Wahlbeteiligung im Osten war ungewöhnlich stark und schwankte gegen Mittag -wischen 3b und 45 Prozent. Lu sehr bedauerlichen Zwischenfällen ist e» gegen Mittag in der Frankfurter Allee an der Weberwiese ge kommen. Dort stießen SO RetchSbannerleute mit zehn Autos des Reichsblocks zusammen. Nachdem höhnende Zurufe von beiden Seiten gefallen waren, sprangen eine AnWhl von Reichsblockleuten von dem Wagen herunter und in wenige» Augenblicken waren die feindlichen Par teien in eine schwere Prügelei verwickelt. Auf Seiten des Reichsblock» sind.; zwei Personen durch Stockhiebe ernstlich verletzt worden, während von den Reichsbanner leuten drei durch Stetnwürse so ernst verwundet wur den, daß sie nach dem Krankenhaus am Friedrichshain gebracht werden mußten. Auch in den Häusern, auf den Höfen und Treppen kam e» zwischen den Geflüchte ten und Hausbewohnern zu weiteren blutigen Zusam menstößen. Auf den Straßen, wo sich inzwischen Tau sende von Menschen angesammelt hatten, wurden Steine gegen die Lastwagen geworfen und mehrere Insassen verletzt. Schließlich iam eS zwischen den Passanten eben falls zu ernsten Schlägereien, die bis in die Häuser fort gesetzt wurden. Insgesamt dürften an der Weberwtese 12—15 Personen mehr oder weniger schwer verletzt sein. Schutzpoltzerbeamte, die in ziemlicher Stärke erschienen, nahmen 12 der Insassen der Relchsbloalastwagen fest und brachten sie zur nächsten Wache. Nachmittag 3V» Uhr kam ein großer mit etwa 30 Kommunisten besetzter Lastkraftwagen an der Ecke Kur- srraßL-Sptttelmarkt in» Schleudern, stieß gegen den Burgersteig und stürzte um. Sechs Bannerträger der Kommunisten erlitten schwere Verletzungen, meist Arm- und Beinbrüche. Im Lause de» Tages kam e» hier und da zu weiteren Zusammenstößen. In der Lindenstraße wurde ein Hand lungsgehilfe von Reichsbannerleuten schwer mißhandelt, ^oltze»beamte mutzten ihn aus seiner bedrängten Lags befreien, er erlitt eine erhebliche Wunde an der linken Holsseite. Eine wettere Schlägerei trug sich am Belle- >^luanee-Platz zu, wobei ein Bankbeamter von mehreren Reichsbannerleuten durch Swckschläge mißhandelt und am Kopfe verletzt wurde. Heute früh überfielen zwei Arbeiter einen Schlächtermeister und schlugen ihn zu Boden. Als Beamte herbeteilten, ergriffen die Täter die Flucht. AlS nach mehrmaligem Anruf die Flüch tenden nicht stehen blieben gaben die Polizisten zwei Schüsse ab, welche jedoch die Täter nicht verletzten, sie tonnten schließlich ergriffen und festgesteltt werden. Ein Schutzpolizeibeamter wurde, al» er einen Zu sammenstoß zwischen ReichSLannerleuten und Kommuni sten verhindern wollte, von den Kommunisten durch einen Stockhieb mißhandelt und brach zusammen, er ist leicht verletzt. Der Täter wurde verhaftet. Ein Zu sammenstoß ereignete sich ferner in der EraSmusstraße, wo Reichs blockte ute und Kommunisten sich mit Steinen und Flaschen bewarfen. Zwei Passanten wurden am Kopf leicht verletzt. Die Täter konnten nicht festgestellt werden. In der Friesenstraße kam es zu einer Schlä gerei zwischen Frontbannerleuten und Reichsblockleuten. Drei Anhänger des Reichsblocke» wurden leicht ver letzt, vier Anhänger de- FrontbannerS wurden al» Tä ter festgesteltt. Abend» wurden am Kurfürstendam zwei Schutzpoltzeibeamte, die in eine Schlägerei zwischen ReichSbannerleuten und Retchsblockleuten eingretfen wollten, von ReichSbannerleuten umzingelt und miß handelt, sie konnten sich jedoch, durch, Gebrauch ihrer Gummiknüppel befreien und vier RetchSbannerleute fest, nehmen, di« ihnen jedoch wieder von Angehörigen de- ReichSbanner» entrissen wurden. Einer der Beamten wurde durch Stockhieb« am Kopf und Arm leicht verletzt. Bet einem Zusammenstoß zwischen Reichsbanner- und RetchSblockanhängern in Pankow wurden zwei Reichs- blockleute und fünf Angehörige de» Reichsbanner» ver wundet. > Sonntag nachmittag machte der Konditor Laub« einen Mordanschlag au» da» Ehepaar Wachtel. Al» da» Ehepaar da» Wahllokal Kurfürstenstraße 159 betrat, feuerte Laub« mehrere Schüsse auf die Eheleute ab und verletzte beide sehr schwer. Ter Täter wurde fsstgenom- men und der Staatsanwaltschaft übergeben. ES handelt sich um «inen Racheakt wegen «ine» verlorenen Zivil- Prozesse». Wachtel erhielt schwere Bauch- und Rücken schüsse, die Frau einen OLerschenkelschuß. Frankfurt a. M. Der Wahltag »aichnete sich durch bewegtere» Straßenleben und größere Wahlbe teiligung au». Die Agitation der letzten Lage hat die von tzmäenburg Hindenburg: 14689927 Marx: 14639927. Der Wahlgang ist beendet. Generalfeldmarschall Paul von Hindenburg ist mit knappem Vorsprung durch das Ziel gegangen. Deutschland hat einen neuen Reichs präsidenten. > , > , , > ! ! ' ' ' ! ' Generalfeldmarschall von Hindenburg, dessen Wahl helfer in seinem Sinne die Wahlkampagne unter dem Zeichen der Garben „schwarz-weiß-rot" führten, wird in Berlin den Eid auf die Farben „schwarz-rot-gold" lei sten. Wa» wird sich in diesen Augenblicken in dem Her zen de» ehrlichen altpreußischen Hindenburg absptelen? Er hat von seinen Helfershelfern das Leugnen nicht ge lernt. Von einer Notlüge kann man anläßlich eines Eide» nicht sprechen. Generalfeldmarschall von Hinden burg, der Wilhelm II. noch nach der Revolution ein Gtdwort der Treue gab, wird die Schwurhand für die Deutsche Republik heben. Generalfeldmar schall von Hindenburg, der einst die stolzen Worte des Revanchegedanken» „Nie vergessen" unter ein Bild des Straßburger Münster- schrieb, das in alle Welt hinaus getragen wurde, wird den Verzicht Elsaß-LothringenS unterschreiben. Wir sehen keinen Ausweg für unseren Hindenburg. Er muß schpn. Schwere Kämpfe hat da» Schicksal ihm für da» Alter aufbewahrt. Kämpfe, die Massen sichtlich in eine erregte Stimmung versetzt. So kam es heute mittag auch zu einem Zusammenstoß zwi schen zwei mit Mannschaften de- Reichsblocks und des Reichsbanners besetzten Lastauto» im Oederweg, bei dem die Gegner mit Stöcken und Steinen aufeinander los gingen, sodaß einig« Personen leichtere Verletzungen da- vvntrugen. Auch Schreckschüsse wurden abgegeben. Da schnelle Eingreifen einer Stretfwache verhinderte «ine Ausdehnung des Zusammenstöße». Schon in den frühen Mittagsstunden setzten die Wahlschlepper in erheblichem Umfang ein, sodaß voraus sichtlich mit einer wesentlich »größeren Wahlbeteiligung zu rechnen ist. Karlsruhe. Wie WTB. mitteilt, soll eS gestern abend in Turlach während der Wahlen zu einem Zwi schenfall zwischen ReichSbannerleuten und Reichsblock leuten gekommen sein, in dessen Verlauf zwei Personen getötet und mehrere verletzt worden seien. Nähere Ein zelheiten sind noch nicht bekannt ' Hamburg. In der Wohltorfer Straße im Stadt teil Warmbeck kam eS am Nachmittag zu einer Schläge rei zwischen ReichSbannerleuten und Kommunisten, bei dec mehrere Reichsbannerleute verletzt sein sollen. Erfurt. IM Laufe de» Nachmittags haben sich einige Zwischenfälle ereignet. Vor einem Wahllokal am Friedrich-Wilhelm-Platz wurde ein Angehöriger des Reichsbanner» nach vorangegangenem Wortwechsel durch Messerstiche verletzt. Der Täter wurde verhaftet. Spä ter erfolgten noch zwei wettere Verhaftungen vom An gehörigen rechtsradikaler Organisationen, von denen der eine ebenfalls politische Gegner mit dem Messer be drohte, während bet dem anderen eine Schußwaffe ge funden wurde. ! Mannheim. In den Nachmittagsstunden kam eS hier in der Lamehstraße zwischen Reichsbanner- und ReichSblockleuten zu Zusammenstößen, wobei es verschie den« Verwundete auf beiden Seiten gab. Verschieden« Verhaftungen wurden oorgenommen. Tie Untersuchung ist eingeleitet. Dortmund. Bet einem Zusammenstoß Mischen Mitgliedern d«S Jungdeutschen Ordens und Mitgliedern Ivmmuntstischer Jugendorganisationen im Zentrum der Stadt wurde der ISjäbrtge Sohn de» Prokuristen Feller, der dem Jungdeutschen Orden angehört, durch «inen Schutz in die Schläfe getötet. Der Täter wurde bisher nicht ermittelt. Die Polizei verhaftete Met Mitglied« de» kommunistischen Iugendbunde». Ratibor. Sogleich nach BekanntNwrden de» Wahlergebnisse» (Hindenburg 9074, Marx 10840, Thäl mann 840) durchzogen große Trupp» vop, Anhängern der Rechtsparteien di« Straßen der Stadt. In vielen Fällen kam e» zu Zusammenstößen mit der Schutzpoli zei, die von den Gummiknüppeln Gebrauch machte. Die Trupp» versuchten, da» Rathau» zu stürmen, in dem di« Schutzpolizei untergebracht ist. Die Straßen im Zentrum der Stadt sind gesperrt. Di« gesamten Räume der Schutzpolizei sind mit verhafteten «»gefüllt. Hüll«. Schon am frühen Morgen kam e» Mischen dem RetchSLannor und dem Stahlhelm sowie Vehrwolf- ttutsn und auch Mischen roten Frontkämpfern wieder- Reickspräliäertt. 13 744 464 Thälmann: 1937182 Herz und Seele Zermartern. E» gibt kein Zurück. Di- Führer de» Reichckblock» haben e» sa gewollt. Sie woll ten den populären Namen Hindenburg al» Schild Vor halten und nicht auf» Schild heben. Sie haben nicht nur die Volkseinheit für lange Zett zer schlagen, sie haben auch einen Religion»- streit angefacht, dessen Folgen wir noch er- leben werden. Jedes ihrer Wahlplakat« war angefüllt mttSchimpfwvrten gegen die Jesuiten. Früher hat auch die „Deutschna- ttonale Partei" da» religiöseGefühl zu den heiligsten Gütern der Ration gerechnet. Heute hat ft« den Sozialdemokraten gepre digt, daß kein JreisiUntger den Zentrums mann Marx wählen könne. Da» Zentrum hat diesen Schmähungen die richtige Antwort zuteil wer- den lassen. Süddeutschland hat gezeigt, daß e» auf den schwarzweißroten Klimbim verzichtet. Der Reichsblock gebt als Sieger au» dem Wahlkampf. Wir alle hoffen, daß nun auch da» gehalten wird, wa» versprochen wurde. Deutschland soll gerettet werden. Wer ließe sich nicht gerne retten? Di« durch den Kampf geschaffene Erbitterung ist allerdings wenig aussichts reich. ' ' - > 1 Noch wenig« verspricht der „Mutzeid" Hiudeckbvrg» hott zu Zusammenstößen. E» gab dabet auch einige un erhebliche Verwundungen, ernstlich wurde nur ein Stahl helmmann verletzt bei einem Ueberfall durch Reich»- bannerleute auf der Alten Promenade. Di« Polizei griff überall ein. Da» Ueberfallkommando wurde wie derholt alarmiert. In einem Falle, in der Großen llllrichstvaße, mußte die Polizei blank ztchen, um sich oer aufgeregten Menschenmenge gegenüber, die sich dort! angesammelt hatte und gegen die rechtsstehenden Ver bände eine drohende Haltung einnahm, durchzusetzen. Die Polizei machte dabet auch von ihren Gummiknüppeln Gebrauch. fiuf-eckung weiterer Mentatspläne in Bulgarien. Sofia, 25. Avril. Die Untersuchung des agrarkom- munistischen Attentat», die infolge zahlreicher Einge ständnisse der Verschwörer und ihrer Helfershelfer gut fvrtschrettet, hat ergeben, daß außer dem Verbrechen in der Kathedrale von Sofia mehrere andere Anschläge teils in der Provinz, teils in der Hauptstadt geplant waren, vor allem gegen die Sobranje und gegen das Haupttele- graphenamt. Ti« Pläne scheiterten aber dank der scharfen Maßnahmen der Militärbehörden. Me Ausbesserung der Schäden in der Kathedrale so wie die Unterstützungen der Familien der Getöteten und Verletzten werden einen besonderen Kredit von 200 Mil lionen Lewa erfordern. In Warna ist eine kommunistische Derschwörerorga- nisation entdeckt worden. 70 Kilo. Sprengstoff und an deres Belastungsmaterial wurden beschlagnahmt. Meh rere Eisenbahner sind in die Verschwörung verwickelt. Die bulgarische Regierung hat beschlossen, den Ge setzentwurf über den fünften Gnadenerlaß die an geklagten Kommunisten und Mitglieder der Bauernpar tei zurückzu-ichen. Nach einer Regierungsverordnung sind bi» auf wet tere» drei Blätter der agrarkvmmunistischen Organisa tion verboten. Die Untersuchungen der Behörden dringen allmäh lich immer mehr in das Geheimnis der agrarkommunt- sttschen Verschwörung ein. Durch die letzten Verhaf tungen hat die Polizei festgesteltt, datz die Verschwörer zur Finanzierung ihrer Revolutionären vewegung Gel der von Moskau« und Wien« Bankkonten abgehoben haben. Der Kommunist Valtcho Jwanoff, dessen Leiche vor zwei Monaten in den Straßen Sofia» gefunden wurde, ohne daß Kran den Mörder hatte feststellen kön nen, hatte beträchtlich« Summen erhalten, von denen er 310000 Lewa dem Agrarkommuntsten Borgdorff über wiesen hatte. Für seine persönlichen Bedürfnisse hatte Jwanoff 60 000 Lewa zurückbehalten. Bvrgdorff seiner seits überwies dem Agrarkommuntsten Petrini 2Ü0000 Lewa, wovon Kommunisten in. Triest 70000 Lewa er hielten. All« Umstände lassen darauf schließen, daß Jwanoff durch Kommunisten, di» ihn im verdacht der Unterschlagung Hatton, ermordet wurde. Der Unterdt- rektor de» Kreditinstitute», der mit der Uedesweisung der Ssldor -u tun hatte, wurde dwchaftet.