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20. Jahrgang Donnerstag» tten 23. Npnl I92S Nr. 94 Ltte-rre psttttsstze Melbrrn-en. Part-, 81. April. Eine BezirkSvereinigung des Natt- onalverbandeS der Frontkämpfer übermittelte der Presse eine Mitteilung, in der sie bekannt gibt, da sie alle Abgeordneten auffordern, die Diskussion mit einer Regierung zu verweigern, der Catllaux angehöre. zu Re- Marum Marx uaä nicht Hinäendurg? Bo« Ministerpräsident Heldi-DreSden. Die Wahl des Feldmarschall» Hindenburg zum Reich«. Präsidenten würde dem deutschen Balke und seiner zukünftigen Entwicklung abträglich sein und sowohl tnnerpolttisch wie auch außenpolitisch eine Beeinträchtigung der Volksinteressen bedeuten. Millionen von Volksgenossen sehen in Hindenburg — bei aller Achtung vor ihm als Menschen und als Heer- führer —, den, wie er sich selbst nennen läßt, allergetreuesten Diener seines kaiserlichen Herrn; sie sehen in ihm den Unter- tanen des Monarchen, dem er nach seinen eigenen Worten als seinem Kaiser nach wie vor den Treueid hält. Betont er doch elbst in den Denkwürdigkeiten aus seinem Leben, das, die Be tätigung innerhalb der Gegenwartspolitik seinen Neigungen von jeher widersprach, daß er sich in seiner politischen lieber« zeugung am wohlsten in dem Schatten de- Baumes fühlte, der in dem ethisch-politischen Boden Kaiser Wilhelm de« Ersten wurzelt und daß er als rettenden Felsen in den politischen Nöten unseres Vaterlandes wieder ein deutsches Kaisertun, erhofft! Man kann sich nicht vorstellen, wie eine solche Auf- fassung sich vertragen soll mit dem Eid auf die republikanische Verfassung, den der Reichspräsident nach seiner Wahl ablegen mutz. Ein Mann, der in solcher Gedankenwelt lebt, kann viel mehr niemals der höchste Vertreter eine» Volke- sein, dessen Verfassung mit den Worten beginnt: „Da» Deutsche Reich ist eine Republik. Die Staatsgewalt geht vom Volke au»." Die über 13 Millionen Wähler, die am 89. März für die drei republikanischen Kandidaten gestimmt haben, erblicken in Hindenburg den Statthalter der Monarchie, die die hinter ihm stehenden RechtSorganisationen wieder etnzuführen trachten. Mag Hindenburg selbst noch so sehr versichern, datz er eine gewaltsame Aenderung der Verfassung ablehnt, so steht dem doch entgegen der Wille vieler von denen, die ihn au- seiner AlterSruhe in den Strudel der Tagespolitik zerren. Mag er weiter noch so sehr betonen, datz er üb e r den Par teien stehe: die ihn aufstellten, wollen ihn als Vorspann ihrer Politik und ihrer Parteibestrebungen benutzen, wie das au» der Vorgeschichte seiner Kandidatur deutlich hervorgeht. Erst recht in außenpolitischer Hinsicht erreichen die, die Hindenburg präsentieren, etwas ganz andere als das, was den währen Volksinteressen dient. Gewiß ist es unsere eigene An gelegenheit, wen daS deutsche Volk sich zum Staatsoberhaupt erwählt, allein, wenn wir den Ländern, mit denen wir in Frieden leben wollen, ein Staatsoberhaupt präsentieren, so schädigen wir damit den Gedanken der Völkerverständigung, der gerade anfängt, sich in den einsichtigen Kreisen aller Völ ker auszubrciten. Die Wahl des Feldmarschalls Hindenburg zum Reichspräsidenten würde alle die Kreise wieder beleben, die nach ihren Attentaten auf die Republik und ihre Träger sich vor dem Willen des Volkes zurückgezogen batten; sie würde die Kreise der Rathenau- und Erzberger-Mörder er mutigen, ihre Pläne gegen Republik und Verfassung fortzu- führen. Selbst mit dem besten Willen wäre Hindenburg nicht in der Lage, die Geister zu bannen, die er zwar nicht rief, die aber sein Name und das Programm und der Wille der Hintermänner hervorlockt. Ohne datz er es wollte, würden dle der Verfassung feindlichen Kreise hinter seinem Rücken Unterschlupf suchen, um aus sicherem Verstecke heraus den Rachegeist zu züchten. Mit dem Namen Hindenburg verbin det sich nur zu leicht der Gedanke einer Militärdiktatur, und das mutz das In- und Ausland mit Mißtrauen erfüllen, während wir gerade jetzt mehr denn je des im Erwachen be griffenen Vertrauens besonders des Auslandes bedürfen. Schon durch die Ausstellung Hindenburgs ist eine natio nalistische Stimmung entfacht worden, die das Gegenteil von nationaler Gesinnung bedeutet, die zu pflegen wir alle berufen find. Jene Stimmung würde durch eine Wahl Hin denburgs noch gesteigert und zu einer neuen Vergiftung der europäischen Atmosphäre führen. Darauf deutet die Hinken- burg-Beaeisterung der Kreise hin, die sich bisher als Feinde der Rechte des Volkes und der republikanischen Staatsform ' gezeigt haben. Alle diese Gefahren können nur unbeachtet bleiben von jenen, die keine Verantwortung zu tragen brauchen und die Schwierigkeiten de- Wiederaufbaues unseres Vaterlandes voll ständig übersehen. Keiner darf deshalb der Wahl fern bleiben, e» mutz der Welt gezeigt werden, datz das deutsche Volk seine demokratische und republikanische Verfassung zu hüten gewillt ist. Eindeutig muß das deutsche Volk sich am Wahl tage zur Republik bekennen und einen überzeugten deutschen Republikaner wählen, den früheren Reichskanzler Wilhelm Marx! London, 81. April. Nach einer Reutermeldung au« Bloemfontein ist dort die Ruhe vollständig wieder hergestellt. Halifax lNeuschottland), 81. April. Der von Mit gliedern der Arbeiterpartei etngebrachte Gesetzentwurf über den Achtstundentag ist bet der zweiten Lesung mit 14 gegen 6 Stimmen abgelehnt worden. öeneschs unangenehmer Zwischenfall. Warschau, 21. April. Gestern abend kam es einem unangenehmen Zwischenfall. Das polnische gierungsauto, in dem um 6 Uhr abends Ministerpräsi dent Benesch in Begleitung des tschechischen Gesandten durch die Stadt fuhr, um einige offizielle Besuche ab zustatten, überfuhr in 'einer der belebten Hauptstraben, als es einem Radfahrer au-weichen wollt«, einen neun jährigen Zeitungsjungen, der an der Hand seiner Mus ter am Bürgersteig Vahinschrttt. Ter Kleine wurde auf der Stelle getötet. Wie „Robotnik" meldet, gelang e» der Polizei nur mit Mühe, die Ordnung aufrecht zu er halten, da die empörten Passanten, die den Krastwa- genführer lynchen wollten, auch gegen die beiden Auto- tnsassen, die sie nicht kannten, eine drohende Haltung etnnahmen. ' denburg» das Ende der deutschen Jndusirieanleihen am Neuhorker Markt bedeuten würde. Die Mehrzahl der Bankier» sei jedoch durchaus geneigt, die weitere Ent- Wicklung abzuwarten. Neuhovk, 21. April. Ter deutsche Botschafter Maltzahn ist nach mehrtägigen Verhandlungen mit den Neuhorker Bankier» und Politikern heute nach Washing ton zurückgereist. Tiie Neuhorker Bankwelt hat dem deutschen Botschafter die eventuellen Folgen eines Hin denburg-Siege» deutlich gekennzeichnet. Mehrfach wur de prklärt, datz die augenblicklichen Anleiheschwierigkei- ten ein Dauerzustand würden, wenn Deutschland kurz sichtig genug sein sollte, Hindenburg zu wählen. Die Bemühungen Maltzahn», die Präsidentenwahl als „un wichtig für die deutsche Außenpolitik" hinzustellen, ha ben scheinbar nur geringen Erfolg gehabt. Die Ame rikaner sind nicht so leicht davon zu überzeugen, datz die deutsche Politik vom Reichstag und nicht vom Prä sidenten gemacht werde, weil immer die amerikanische Politik zu Vergleichen herangezogen wird, wp der Prä sident ganz anders als der deutsche Präsident au»- schlaggebend ist. Nach der amerikanischen Meinung hat der deutsche Präsident die gleiche Machte wie der ame rikanische, und daher ist ein deutscher Einwand, daß die bevorstehende Wähl, wie immer sie auch ausfallen mö ge, die deutsche Politik nicht ändere, hier kaum wirk sam. Maltzahn wird am Tage nach der Wahl vor der Nemyork Banking Association sprechen. Und was sagt der Reichsblock? Ti« Aufnahme der Hindenburgrede in Amerika sei al» günstig zu bezeichnen! — Wir wußten bi» jetzt noch nicht, datz „national" sein, lügen heißt, wir wußten auch noch nicht» daß Re Verweigerung der Auslandskredite günstig ist. — Anzeiger für üas Erzgebirge Iwchjwech.ftutzhluS a». U —WO«w «Mgeawwe» «a^öiatt swen-ged«»-,. Enthalte«- -le amtliche« -ekaarttmachtmgsM -er Nates -er Sta-t««- -8» -lmt»gerlcht» Hue. pechcheck-geat«: ftau Letp»t« a». 1 »SS Strafantrag Stresemanns gegen einen Rekchsblockführer. Wie die ,,B. Z. am Mittag" heute mitteilt, hat bet einer kürzlich in Saalfeld in Thüringen abgehalte nen Sitzung des Reichsblockes der deutschnationale Ma jor Prigge u. a. erklärt, die Deutsche Volkspartei „sei ja eine ganz vernünftige Partei, wenn sie nur endlich den Landesverräter Stresemann beseitigen wollte". Darauf hat der Reichsautzenmintster die Beleidigungs klage gegen Prigge angestrengt, der die Beleidigung zu gegeben und erklärt hat, Stresemanns Bemühungen um einen Sicherungspakt würde von seinen Gesinnungsge nossen als Landesverrat angesehen. Wie festgestellt wird, trifft diese Darstellung de» MittagSblatteS zu. Auch ein Beweis für die „völlige Einigkeit", die zwi- schen den Parteien des Rechtsblocks nach den heutigen Feststellungen ihrer Presse herrscht. dr. Marx l« Koblenz. Koblenz, 21. April. Dr. Marr hielt heut« hier «ine Red«, in der er u. a. erklärte, wenn jemals «in Ge bietsteil de» deutsches PaterlandeK seine national« Treu« bewiesen hab«, so sei e» da« besetzte Gebiet «M wesen. Sein« Bevölkerung hab« in den letzten Jahren vezeiat, was national« Tat sei. Mit dem deutschen Volk untz besonder- der Rheinischen VedSüerun« «avant» et. üeiöNenl>i»«ng Ser berickur einer SebrlnWung Ser tzeickrdloärr. Dem „Berl. Tageblatt" ist der Bericht einer Ge heimsitzurig > Reichsblocks übergeben worden. — Wir beschränken un» darauf, nur einen dieser infamen Plänei zu veröffentlichen: > , „Zu unseren Veröffentlichungen über die Ge heim?.tzung der deutschnationalen Wahlmacher erfüh ren wir noch zuverlässig, datz unter den von Tir. Weitz angekündigten, für den Wahlkampf beabsichtigten Flug blättern, „die scheinbar nicht von uns stammen und für die Arbeiter bestimmt sind", ein» geplant ist, das erst am Tage der Wabl frühesten» am Abend vorher herauskommen soll. Es stellt Marx dar mit - em Geldsack von 700 Millionen, den er den Ruhrindu striellen reicht. EL wendet sich ^,in letzter Minute" an die Arbeiterschaft mit der Aufforderung,. Otto Braun zu wählen. Man hofft so, in den Reihen der Sozialdemokraten Per Wirrung hervor zurufen. Wie mutz e» doch mit den Aussichten de» Rechtsblockkandidaten stehen, wenn ihre Drahtzieher in der Verzweiflung zu so niedrigen und plumpen Methoden greifen. Attentat auf Hinäendurg? Sin Wahlmanöver de» Reichsblocke-. DaS „Berl. Tageblatt" schreibt: i „Wie ein Montagsblatt mitteilt, wird in rechts- radikalen politischen Kreisen Hannover» allen Ernste» der Plan erwogen, kurz vor dem Wahltage ein fingierte» Attentat aus Hindenburg zu inszenieren, da man sich von diesem Mittel einen gewaltigen Stimmungsumschwung verspricht und da man glaubt, datz eine solche Maßnahme die Begeiste- rung für Hindenburg Hervorrufen könne, die jetzt noch fehlt. In Kreisen der hannoverschen rechtsradikalen Führer seien sogar schon Einzelheiten festgelegt, und -war solle dieser Attentatsversuch in ähnlicher Weis« stattftnden wie der Attentat-Versuch, der seinerzeit von kommunistischer Seite aus den Oberpräsidenten von Hannover Ro»ke verübt wurde, wir müssen selbstver ständlich die Verantwortung für diese Mitteilung dem MontagSblatt überlassen. Aus jeden Fall dürste e« wünschenSwert sein, datz di« Polizei diesen Dingen ihre AufmerksambeU zuwen-st." M WWeit Ml die AOchme der Me KMnlWS im WM Sperrung -er In-ustrieaaleihen. ' Mi« Rechtspresse hat vor einigen Tagen erklärt, datz de« BolkSblock sich der Kritik de» Au-lande» an der WMstdentschaftSkandidatur Hindenburg zur Wahlpropa- g«rda für Marx bedien«. Die Veröffentlichung der SdpSlandSsttmmen sei ein Kriechen vor dem Ausland«. Heute bringt diese „nationale Presse" spaltenlangs Be richte über die Aufnahme der Rede Hindenburg- im Aus land, — mit dem Unterschied, datz diese Berichte nicht de» Wahrheit entsprechen. Was sagt daS Ausland? Di« „Times" schreiben beispielsweise: Die übereifri gen Versuche, zu bewei'en, datz bei dieser Wahl die Mo narchie nicht gegen die Republik kämpfe, ändern nichts an der Meinung der Außenwelt. Ter Feldmarschall selbst ist zweifellos ehrlich wenn er die Innehaltung der Verfassung verspricht. Aber die Frage ist ja gar nicht die, wie er sich zur Verfassung stellt oder welche augenblicklichen Absichten seine Hintermänner haben. E» geht um die Gemütsverfassung und Geiste»richtung de» deutschen Volkes. Hindenburg» Wahl würde als er ster erfolgreicher Angriff gegen die Republik aufgefatzt werden müssen. Hindenburgs Verurteilung kriegerischer Abenteuer ist sicherlich deutlich genug. Leider ist sie nur auf die augenblickliche Hilflosigkeit Deutschlands basiert. Eine feststehende Tatsache ist leider, datz die Kräfte hin ter ihm nicht solch« guten Freunde einer dauernden Friedenspolitik sind wie die Kräfte hinter dem repu blikanischen Kandidaten. „Times" meldet aus Neuhork, datz einige Neuhorker Bankiers, die sich mit deutschen Jndustrieanlethen be fassen, sich entschlossen hätten, diese Anleihen zeitweilig aufzuhalten, bi» der Ausgang der Präsidentenwahl in Deutschland bekannt sei. Dem Blatt zufolge haben sich emige Vank:erS dahin geäußert, daß ein Erfolg Hin- /luer Tageblatt Mzeiger für-as Erzgebirge ner tadt) vo« ht. lle ds. M W agtblatt. en: fast neu rll -ewr. M