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Mer Tageblatt O-O-»»»!»» >«»««» »I, s««»,«, »w Dl »I« p»st,nft,Uni «t»«««u — «rfch«t»t »,rkt»,Uch. »«mspwch - FnschloS N». «. Anzeiger für das Erzgebirge ^RADEAD>PDU§^>t HßH DvHGVGG^GWMG p,m»,u, D, SS« a» «>» U»„««D »» «» »>«,« » «>U,«,»««< e» O^s^owj«, «»«Ich, S«tl» I» «v«««, r-s«»latt Foeerzgedirg». rnkhalten- -le amlllchra öekaaotmachuogra -es Rate» -er Sta-t aa- -es flmtsgrrscht» Rae. p«stfch»ck.»«nt», Neu e*i»rt» Netee» Nr. tt Mittwoch, cien iS. April 1S2S 20. Zrhrgang orlancl ttanrSUcher MWerprSMenl? Kabinett -er Mehrheit. — Seteillgung -er Sozialisten. Patnttae hat den Auftrag zur Kabinettsbildung ab gelehnt mit der Begründung, daß seine Persönlichkeit nicht geeignet sei, eine Entspannung zwischen der Kam mer und dem Senat herbeizuführen. Darauf wurde Briand mit der Bildung des Kabinetts beauftragt. Briand nahm sofort die Besprechungen mit den Führern der Parteien auf und setzt« am nächsten Abend den Prä sidenten der Republik davon in Kenntnis, daß er sich seine Antwort für nachmittag Vorbehalte. Briand er- tlcirte auSdrüälli/, daß er diesen Auftrag nur durchfüh ren könne, wenn es ihm ermöglicht werde, sich auf die Aiehcheit zu stützen, die sich aus der WM vom 11. Mai ergeben habe. Nachdem Briand Sonntag abend das Elyste ver lassen hatte, hat er sich, zu Kammerpräsident Painleoe begeben, mit dem er wiederum eine längere Unterredung halle, ter die Abgeordneten Louch^ur und Tunieloa bei wohnten. Briand erstattete Berncht über die Verhand lungen, die er mit den Partei,ührern der Kammer und les Senats im Lause des Nachmittags geführt hatte und orang wiederum darauf daß Painleve das Mandat zur Negieruttgsbtldung annehmen solle. Paurlev« sei nach Lage der Dinge der geeignetste Politiker, der auf die Unterstützung der Sozialsten rechnen könne. Pa.nleve, ..er >ür tuest VerrraucnS-undgebung dankte, er.Urte je- ioch. er musst bei seiner Weigerung bleiben. Auch die soziallsti.chen Abgeordneten Leon Blum, Bvncour und Varenne haben Sonntag abend mit Painleve verhandelt, namentlich über die Möglichkeit einer Beteiligung der Sozialisten an der Regierung. Auch sie haben dem „Journal" zu folge erklärt, diese Frage wurde sich leichter losen lassen, 'wenn Painleve an die Spitze träte. Dieser entwickelte jedoch nochmals die Gründ« die ihn im Augenblick zwin gen, die Regierungsbildung nicht zu übernehmen, und sprach seinerseits dce Ueberzeugung aus, daß Briand. ivenn nicht die Mitarbeit, so doch die Unterstützung der sozialistischen Partei zugesichert werden müsse. Briand soll nach einem Bericht der Agentur Haoas den Mitgliedern der demokratischen Linken im Senat erklärt haben, die Frage der sozialistischen Beteiligung sei ernst. „Echo de Paris" will sogar den Eindruck ge- wvnnen haben, daß ohne deren Beteiligung Briand die KabinertSbiloung nicht durchführen werde. Alsdann müßten die Radikalen eine Entscheidung treffen, denen man offenbar, wenn die Sozialisten sich weigern, mit Briand zusammenzuarbeiten die ganze Verantwortung für die Lage aufhalsen wolle. Sollte Briand die Bil dung des Ministeriums ablehnen und Painleoe bei sei ner Weigerung beharren, dann, so nimmt das in der Opposition stehende Blatt an, wäre das Kartei der Linken erledigt. Die Morgenblätter betonen, daß die finanzielle und wirtschaftliche Lage rasche Entschlüsse fordert. „Jour nal" bemerkt, am 15. April sei ein Verfalltag, an dem die Bedürfnisse des Handels und der Industrie befried digt und außerdem etwa 400 Millionen Franken zur Zahlung der Beamtengehälter bereitgestellt werden müß ten. Schon Finanzminister de Monzie habe sich mit die sem Verfalltag beschäftigt und dem Gouverneur der Banque de France das Versprechen gegeben, die Frage des Notenumlaufs bis dahin zu ordnen. Ter Gouver neur habe sich geweigert, andernfalls die übliche Wo chenbilanz am Donnerstag zu veröffentlichen und habe sogar mit seiner Demission gedroht. Paris, 13. April. Briand verhandelte heute vor mittag mit dem ehemaligen Finanzminister de Monzie, der ihm den Vorschlag machte zur Regelung des Noten umlaufs sofort ein provisorisches Kabinett zu bilden, dessen Aufgabe einzig und allein darin be stehen soll, das Gesetz betreffend die Erhöhung des No tenumlaufs von Kammer und Senat annehmen zu lassen. Nach.,em dies geschehen, solle das provisorische Kabinett sofort wieder zurücttrcten. Briand wird diesen Vor schlag heute nachmittag mit den Vorsitzenden und Be richterstattern der Finanzausschüsse von Kammer und Senat besprechen. , i" ! ' > ,/Oeuvre" schreibt über die Lage, Briand habe so fort, nachdem ihm der Präsident der Republik die Ka binettsbildung angeboten habe, eine Haltung eingenom men, für die ihm alle Republikaner dankbar sein müßten, ES handle sich jetzt nicht darum, politische Kombinationen zu machen. Man müsse dem Lande unverzüglich die not wendig« Regierung geben. Diese Regierung könne, wie Briand klar zum Ausdruck gebracht habe, nur eine Re gierung sein, die sich ausschließlich auf die Mehrheit vom 11. Mai stütz«, die also die vier Fraktionen des Kartells der Linken umfasse. Die Verantwortlichkeit könne nicht beschränkt, sie müsse von allen getragen werden. Briand werde seine ganze Anstrengung darauf richten. Die Ra dikalen in der Kammer und im Senat hätten gestern ge äußert, daß sie hinter Briand stehen, wenn er im Rah men der linksstehenden Gruppen regieren wolle. Jetzt hätten die Sozialisten Stellung zu nehmen. Paris, 13. April. Ter Vorschlag des ehemaligen Finanzministers de Monzie vor dem 15. April den Ge setzentwurf über die Erhöhung des Notenumlaufes von 41 auf 45 Milliarden durch ein provisorisches Ministe rium durchführen zu lassen hat offenbar nicht -ie Ein willigung Briand^ gefunden und stößt auch bei dem Be richterstatter des Finanzausschusses der Kammer Auriol auf Widerstand. Tiefer erklärte, er könne sich nicht denken, daß eine gla te Annahme des vom Monzieschen Sanierungsplan losgetrennten Gesetzentwurfes über die Erhöhung des Notenumlaufes erfolgen könne. Briand selbst hat Pressevertretern gesagt: Sie können schon jetzt mitteilen, daß alle Nachrichten, welch« über die Zusam mensetzung des künftigen Ministeriums veröffentlicht wurden, unrichtig sind. Nicht ein einziges Portefeuille ist vergeben, nicht einmal das Präsidium. .1. , " «—EM, Stresemann gegen unmögliche Sln-ungen. Die Wiener „Neue Freie Presse" veröffentlicht einen Artikel Dr. Stresemann^ in dem er sich u. a. auch über die deutschen Sicherheitsangebote und über dr v An schluß Oesterreichs aus'pricht. ES heißt darin: Es sieht fast so aus, als ob man die deutschen Garantieangebote mit unmöglichen Forderungen beantworten wollte. Man spricht von einer feierlichen Anerkennung unserer Ost grenze, ja, man spricht sogar von einem Verzicht auf die Möglichkeit einer Vereinigung der beiden Bruderländer Teutschösterreich und Deutschland. ES ist klar, daß man für derartige Forderungen in Deutschland kein Verständ nis haben kann. Was die Frage der Ostgrenze anlangt, so wetß die ganze Welt, daß wir die gegenwärtige Grenz ziehung als einen ungerechten und unmöglichen Zustand ansehen. Auf eine feierliche Anerkennung diese» Zu- stände» können wir uns niemals etnlassen. Was nun gar die Frage de» österreichischen Anschlusses mit der Sicher- heitSaftion zu tun haben soll, ist mir völlig unerfind lich. Das Hineinziehen dieser Frage macht wirklich den Eindruck, als ob man die Gelegenheit benutzen wolle, um un» eine Generalbeichte über die gesamte künftige deutsch« Außenpolitik ablegen zu lassen. Ich brauche nicht hervorzuheben, da» keine deutsch« Regierung sich auf Erklärungen etnlassen kann, welch« die durch den Versailler Vertrag geschaffenen Bindungen noch ver stärken oder auf einen Verzicht auf den Anschlutzgedan- ten htnauSlaufen würden. Unterzeichnung eines -rutsch «französischen Abkommens. Heut« ist im französischen Außenministerium ein deutsch französisches Abkommen über die Einrichtung von Grenz bahnhöfen an der deutsch-französischen Grenze unterzeichnet worden. Ferner wurde ein Vertrag über die Festsetzung der Grenze zwischen dem. Deutschen Reiche und Frankreich paraphiert, dessen formelle Unterzeichnung nach Fertigstellung gewisser technischer Arbeiten demnächst erfolgen wird Deutscherseits wurde das Abkommen von dem Wirkl. Lega tionsrat Frhrn. v. Grünan, französischerseits von dem Re ferenten im Außenministerium Brugdre unterzeichnet, di« beide von ihren Regierungen mit der Führung der Verhand lungen betraut waren. L§r«ri>re politisch* rNel-nirsen. Berlin, 14. April. Rechtsanwalt Dr. Alsberg hat für den früheren Reichspostministrr Höfle «inen eingehend begründeten Haftrntlassungrantrag gestellt. Peking, 13. April. Der Gouverneur von Hunan, Hutschingy', ist gestorben. Er war ein führender Anhänger Fengyuhsiangs, in dessen Auftrage er Hunan angegriffen und erobert hatte- Angora, 12- April. Einer der Führer der Aufstän dischen, der sich al» Scheich Abdullah bezeichnet und sich in der Gegend von Barto au» seiner schlimmen Lag« hatte be freien kbnnen, ist mit einer Anzahl seiner Anhänger wieder in die Gng» getrieben worden. Hinäenburgs Ranäiäatur äre Rückkehr zum »Railerismus». London, 13. April. Nach einer Blättermelduna schreibt „New dork Herald", wenn Hindenburg gewählt werden sollte, würde man in den Bereinigten Staaten nur einen Schluß daraus ziehen können, nämlich, daß Deutschland seinen Versuch mit der Demokratie aufgegeben und zum „KaiserisMuS" zurückkehren wolle, daß es Rachepläne heae und bereit sei, seine Freunde in Amerika von sich zu stoßen und leichten Herzens die Verluste, die eine solche Politik mit sich bringen würde, auf sich zu nehmen. — „Daily Mail" schreibt in einem Leitartikel, die britische Oeffentltchkett werde gut tun, dem Wahlfeldzug Hindenburgs besondere Aufmerksam keit zu schenken. Die Kandidatur habe die Unterstützung des „gefährlichen Brandstifters" Ttrpitz und der Deutschnattona« len Partei, die den Wunsch nach einem Revanchekrteg kaum verhehle. Hindenburg könne geradezu al» Kandidat der Hohenzoller» bezeichnet werde«. Das Blatt erklärt, wenn Deutschland wieder zu Frieden und Freundschaft mit seinen ehemaligen Feinden gelangen wolle, müsse es die Tatsachen anerkennen und sich klar machen, daß die Wiedereinsetzung der Hohenzollern und Junker ihm ein größeres Mißtrauen denn je eintragen würde. „Sunday Times" führt aus, es sei bezeichnend, daß in Hindenburgs Proklamation keinerlei direkte Bezugnahme auf die Republik enthalten sei. Der alte Krieger sei offenbar der Ansicht, daß es nicht länger nötig sei, seine royalistischen Sympathien zu verbergen, nicht einmal bet einer so kritischen Gelegenheit wie dieser. „Observer" schreibt: Die politische Weisheit und da» Politische VerantwortlichkeitSgesühl Deutschlands wird vor aller Welt durch eine Volksabstimmung auf die Probe gestellt werden, die ihresgleichen in der deutschen Geschichte nicht hat. Die Aufstellung Hindenburgs als Präsidentschaftskandidat ist die ernsteste Wendung in der deutschen Politik seit dem Waf fenstillstand. Die Wahl Hindenburgs würde die Wiederwahl der Hohenzollern und die Wiederaufnahme der Ideen bedeuten, die vor dem Kriege Deutschland beherrschten und die deutsche Politik dik tierten. Die Wahl zwischen Hindenburg und Marr wird ein« Wahl für oder gegen das demokratische System sein. Hinden burg ist lediglich das Instrument des Nationalismus. Er ist aber nicht wie Ludendorff ein eifriger Organisator reaktio närer Jntriguen. Sein Jmpressario und Regisseur in dem ganzen monarchistischen Komplett ist Tirpttz, dessen Laufbahn eine lange Kette schlechter Dienste ist, die er seineck Lande geleistet bat. Tirpitz hat mehr als jede andere Einzelperson durch seine Marrnepolitik zum Kriege beigetragen. Er hm Deutschland durch seine Marinepolitik zur Strecke gebracht. Der Tag, an dem Amerika in den Krieg eingriff, bildet den Höhepunkt seiner patriotischen Taten. Dieser vertrauens würdige deutsche Staatsmann ist es, der den bejahrten Hin denburg auf die Bühne gestellt und den 'monarchistischen Wiederaufbau in Szene gesetzt hat. Das deutsche Volk wird sich zu entscheiden haben. Zum ersten Male wird die deutsche Demokratie wirklich auf dje Probe gestellt werden. Wir wol len nicht von vornherein annehmen, daß diese Probe die ge ringschätzige Ansicht, die die Nationalisten von der politischen Intelligenz ihrer Landsleute haben, bestätigen wird. hin-euburgs Wahlaufruf. An da» deutsch« Volk! Vaterländisch gesinnte Deutsche au» allen deutschen Gauen und Stämmen haben mir das höchste Amt im Reiche angetragen. Ich folge diesem Rufe nach, ernster Prüfung in Treue zum Vaterland«. Mein Leben ist tlar vor aller Welt. Ich glaube, auch in schwerer Zett meine Pflicht getan zu haben. Wenn diese Pflicht mir nun gebietet, auf dem Bo den der Verfassung ohne Ansehen der Partei, -er Pera son, der Herkunft und des Berufsstandes al» Reichsprä sident zu wirken, so soll es an mir nicht fehlen. Al- Soldat habe ich immer die ganze Nation im Auge gehabt, nicht oie Parteien. St« sind in einem parlamentarisch regierten Staate notwendig, aber da» Staatsoberhaupt muß über ihnen stShrn, unabhängig dem ihnen für jeden Deutschen waltend. Den Glauben an das deutsche Volk und an den Beistand Gotte» habe ich nie verloren. Ich bin aber nicht mehr jung genug, um an einen plötzlichen Umschwung der Dinge zu glauben. Kein Krieg, kein Aufstand im Innern kann unser« gefesselte, leider durch Zwietracht zerspalten« Nation be freien. G» bedarf langer ruhiger, friedliche« Arbeit, es bedarf vor allem der Säuberung unsere» StaatNeben» von denen, di« au» der Politik ein Geschäft gemacht hä« den. Ohne Reinlichkeit de» öffentlichen Leben» Und Ordnung kann kein Staatswesen gedeihen. Der Reich»« Präsident ist besonder» dazu berufen, die Heiligkeit dell! Rechte» hochzuhalten. Wie der erste Präsident auch al» Hüter der RetH»« Verfassung seine Herkunft au» der sozialdemokratischen Arbeiterschaft nie verleugnet hat, so wird auch mir ns»«