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Muer Tageblatt Freitag, cken 3. April 1S2S Nr. 7S 20. Zahrganp s Vie Kalaftropke bei VeKbeim. ! Uebrr 7- Tote. — Heßler an -le Wehrmacht. — Trauerkunögebung lm Neichstag. die Zähre den schlossen. sind den lsion, denn , würde sie steten nach- l doch nicht e nationale ßt 1 Osfi- vom Pio- Verluste ist ten Ver- politische sige na- dezu ge- eführerS V ich lieber- )as lieber- Bild bl Zmittags Was will man noch mehr! Dis Dresdener Nachrichten veröffentlichen folgende graphologische Ausführung des zweiten Vorstandes der „Deutschen Graphologischen Gesellschaft", Herrn Martin Klotsche: „Dr. Jarres ist gewandt, unternehmend, sehr eifrig, hat vorwiegend geistige Interessen, Idealismus und einen gesunden Wirkltchkeitssinn. Er ist ferner vorsichtig, scharf, blickend, sehr sachlich und besitzt ausgesprochene Urteilsklarheit' In der Erledigung seiner Aufgaben ist er außerordentlich peinlich und gewissenhaft, überhaupt liebt er die Ordnung. Selbstvertrauend, beherrscht von.starkem UnaLhängigkeitsöe» dürfniS und geleitet von ernstem Wollen, grenzt sein Wille an Zähigkeit und Starrsinn; gegen Entmutigung und Enttäu schung kämpft er tapfer an. Gemütstiefe und Teilnahme fähtgkeit sind trotz Strenge und einer gewissen Härte vorhan den. Sein SelbstbewuMtn grenzt weder an Selbstgefällig keit, noch an Stolz. Vornehm, zurückhaltend und bescheiden, ist er ein Manm dem jede Unnatürlichkeit fremd ist.- -77 In teressant ist eS zu hören, daß auch Idealisten einen gesunden Wirklichkeitssinn haben. Bet Jarre- ist eben alle-l — e Wähler des Tr.' r an die Wählerschaft nicht umgestellt worden könnte auf einen anderen Kandidaten, etwa auf Geßler, erscheint uns ge radezu ungeheuerlich." Tann folgt ein Ruf an die Wähler der Deutschen BolkSpartei. Sie sollen an Herrn Jarres, an seinen politischen Weitblick und seinen Patriotismus appellie ren. Herr Jarres müsse gefragt werden: „Herr Dr. Jarres, sind Sie angesichts der Wahl ziffern vom letzten Sonntag Aberzeugt, daß Sie gegen Dr. Marx als Sammelkandidaten der Weimarer Ko-^ alttion die notwendige größte Stimmenzahl am 26.^ April erreichen können? Sind Sie überzeugt, daß Sie diese größte .Sttmmenzakft erreichen können, auch nach dem sich die Bayrische Volkspartei gegen Ihre Kandi datur ausgesprochen hat?" j Wenn Herr Jarres diese Fragen nicht bejahen könne — und die.„Berliner Börsenzettung" ist über zeugt, daß sie nur mit einem Nein zu beantworten seien, so müsse er sofort, ohne weiteres Zögern, von seiner Kandidatur zurücktreten. Jarres soll verzichten! Die „Berliner Börsenzeitung" erschien gestern mit einer Ueberschrtft in Rtesenlettern. auf der ersten Seite: „An JarreSl Volksparteiwähler, greift ein !" Darunter stand ein umfangreicher Leitartikel des Chefredakteurs, dem wir nur die folgenden Sätze entnehmen wollen ,Mo Kandidatur Jarres würde alle Linksgerich toten mit Notwendigkeit zusammenschweißen Müssen, da sie beim Getrenntmarschteren und bei zwei Kandidaten den Kampf von vornherein verloren hätten.! Schweiß, man sie aber so zusammen, dann halten wir angesichts Cnglanä unä üie Sicherheilsfrage. Unter dieser Ueberschrtft schreibt der Londoner Korrespondent des „Berl. Tagebl." Dr. K. v. Stuttev- heim: Nachdem die Londoner Konferenz da» leidige Sk- Parationsproblem aus der Welt geschafft hatte, konnte man lange darüber zweifeln, welcher Stern au- dem großen politischen DreigeMrn, das nach dem Kriege über Europa ausgegangen war — der Reparationsfrage, der Sicherheitsfrage und dem interalliierten Schulden problem — als nächster zur Erde geholt und menschli chen Zwecken angepatzr würde. In diesem Wettstreit scheint die StcherheitSfrag« den Sieg davongetragen zu haben, und wie die frühen Monat« des vorigen Jahre- eine emsige große Vorbereitung "für di« Londoner Kon ferenz waren, so «sind heute alle Energien Europa- dar aus gerichtet, das SicherhettSproblem einer ähnlich glücklichen Lösung zuzusühren. Die Atmosphäre der beiden Frühjahre weist in der Tat eine erstaunliche Gleichheit auf. Heute wie damals das gleiche vorsichtige Aühlerausstrecken und Abtasten, die Furcht, die gün stige Lage nicht durch einen falschen Schritt zu ver derben und deswegen das Bestreben, möglichst viel in der Garderobe zu erledigen, um dann Hand in Hand auf die große politische Schaubühne htnauSzutreten. Und während drinnen geflüstert und gewispert wird, haben die feinhörigen Journalisten der Welt an den Schlüssellöchern Posten gefaßt, um der Welt heut« ein richtiges, morgen ein falsches Wort zu verraten. Die Regierungsstellen lächeln wie die Sphinx vtelwissend und geheimnisvoll, und sind' froh, wenu di« proftssto» netten Alleswisser nicht allzuviel Unheil anrichten. Tenn Stimmung, Atmosphäre und öffentliche Meinung sind heute alles. Und um diese zarten Moleküle nicht zu erschüttern, werden die Schritte Nein, bisweilen ver schwindend klein genommen, sodaß derjenige, der mit der Ktlometeruhr oabeisteht, es nicht merkt, daß man viel leicht gerade um eine gefährliche Ecke herumgekommen ist. Aus alledem aber folgt das eine, datz man heute wie zurzeit des Reharationsschauspiel» ein gewaltiges Rüstzeug von Geduld anlegen mutz. Denn so ängstlich dis Völker auf die Reparation»- kasse starrten, so ist das SicherhettSproblem noch um ein gutes Teil heikler. Frankreich erblickt in der Si cherheit die Grundlage seiner Zukunft,, während die Frage für England einen gewissen moralischen Beige schmack besitzt. Tas englische Volk hat es nicht ver gessen, daß es in Versailles den Franzosen di« Alli anz versprach, um dann infolge des Ausscheiden» Ame rikas achselzuckend beiseite 'zu treten. Tas gleiche Schick sal hatte aber 'der gegenseitige Unterstützungspakt. Dar aus versuchte der Arbeiterführer Macdonald mit allem Idealismus einer aufstrebenden Klasse, dis alten Per« pslichtungen Englands durch das allumfassende Genfer Protokoll etnzulösen. Aber das Protokoll brach unter den Schlägen der TominionS und des englischen Krieg»- und Marineministeriums zusammen, die eine Innehal tung der protokollarischen Pflichten Englands ohne eine Vermehrung seiner Streitkräfte nicht für möglich hiel ten. Ter nächste, der an dem SicherheitSfslsen anrannt« und sich einen blutigen Schädel holte, war Austen Chamberlain. Er erblickte die Rettung Europa» in einem engen Militärbündnis zwischen England, Frank reich und Belgien, mit Zusammenarbeit der General stäbe, so daß alles in allem die Lage von 1914 wieder da war. Selten dürfte ein Staatsmann die Stimmung seines Landes mehr verkannt haben al» der englische Minister des Aeußeren. Tos englische Volk ist krieg»- müde und betrachtet alles, was nach Kanonen und Flug zeugen schmeckt, mit dem allergrößten Mißtrauen, be sonders wenn fremde Völker an der Zündschnur, sitzen- Zu allem Ueberflutz wurde jetzt auch noch ein Memo randum Balfours bekannt in dem dieser den Irrsinn geißelte, Deutschland in die Arme Rußland» zu trei ben, was England über kurz oder lang in Indien zu spüren bekommen werde. ES war deshalb nicht zu ver wundern, datz die Chamberlatnschen Alltanzpläne, al» das Kabinett darüber zu befinden hatte, nur einen ein zigen Befürworter fanden den unverbesserlichen Deut schenhasser Johnson Hicks. In diesen denkwürdigen Fe- bruartagen gestaltete sich Chamberlains Lage mehr al» kritisch, und es hätte wenig gefehlt, datz da» Foretgn Office damals seinen Meister gewechselt hätte, der, worüber sich das englische Volk heute ziemlich klar tst^ kein Meister ist. Anstatt dessen aber begnügte sich da» Kabinett damit, Chamberlain die Flügel zu beschneiden und ihm sein Verhalten in Genf zu diktieren. Instruktion lautete, das Genfer Protokoll zu Men und' mit Frankreich zu verhandeln. ES war die Sackgasse Par «reellen«». Mit der Militäralltanz war e» nicht», da» Protokoll war ein Trümmerhaufen, und niemand wusste, womit di« Lücke Der von dem Reichswchrmtnister an die - Inglücksstelle an der Weser entsandte Inspekteur der Pion? ce General major Ludwig hat folgende Meldung erstattet: , „Bis 2 Uhr 45 Minuten nachts werden verT' zier, 78 Mann (77 vom Ausbtldungsbataillon 18, nieiLatatllon 6). Aussicht auf Verringerung der gering. Verlauf: Am 81. März vormittags Felddien Kbung von Teilen der 6. Division unter Leitung des Artille» im Beisein de» Divisionskommandeurs, bet der < setzen durch Ptonie-bataillon 6 zu üben war. setzen geschah! durch' Gierfähre aus 4 Pontons na^ der BrAMrbauvorschrist. Ab 7 Uhr 30 Minuten v waren vier Fahrten glatt verlaufen. Zur fünfen Fahrt gegen 10 Uhr vormitags wurde Fähre mit etwa lliO Küpser, beladen. s? Vorläufiger Eindruck von der Ursache des Unglücks: Ungleichmäßige Verteilung veranlaßte eir^eitigcH Einsiuken der Fähre nach Abfahrt, verstärkt durch zu scharfe Gierslellung. Die Fähre im Ganzen war wohl auch etwas überlastet. In der Mitte des Sromes zogen ein, später zwei Pontons Wasser durch Einlaufen, darauf erfolgte weiteres Einsiuken der Fähre" Zusammcndrän ien und Abrutschen der Besatzung. Die Rettung war trotz Vorhandenseins von zwei Rel- tungskähnen und Schwimmgürteln erschwert infolge Zusaui- menballens der im Wasser Liegenden und Umschlagen eines überfüllten Rettungskahnes. An den Rettungsarbeiten be teiligten sich Bevölkerung und Fährleute sofort in hervor- ragender Weise, Die Leitung des Uebersetzens hatte Ober leutnant Jordan, Pionierbataillon 0, der sich auf der Fähre befand und zur Zeit noch nicht vernehmungsfähig ist. Die Vernehmungen werden 8 Uhr vormittags festgesetzt. Neben die vom Retchswehrministerium durchgeführte Untersuchung über die Ursache des Unglücks tritt Die gericht liche Untersuchung. Die Bergungsarbeiten bei Veltheim werden» fortgesetzt. Pioniere, Retchswasserschutz und Technische Nothilfe setzen zu- sammen mi t den an der Weser wohnenden Fischern und Teilen der Bevölkerung die Bergungsarbeiten fort. Bis unterhalb Minden ist der Fluß abgefucht. An verschiedenen Stellen wurde die Weser abgestaut, um möglichst kleine Felder- zu schassen, die frei von Strömungen sind und die systematisch abgesuchr werden. Während der Nacht arbeiten Bergungsmannschaften bei Scheinwerferbeleuchtung. Die Kähne und Pontons mit starken Lampen ausgerüstet, um den Fluß bis auf Grund zu durchleuchten. Da vermutlich die Toten durch die schwere Ausrüstung am Hochfommen und Weitertreibeu verhin- dert werden, dürften die Bergungsarbeiten noch mehrere Tage dauern. Man hoffe, im Laufe des heutigen Tages die gesun kenen Pontons zu heben und unter ihnen eine große Zahl von Ertrunkenen zu finden. Reichswehrminifter Dr. Geßler hat folgenden Aufruf an Reichswehr gerichtet: An die Wehrmacht! Die Reichswehr hat einen schweren Schlag erlitten. Mehr als 70 junge Soldaten haben in den Fluten der Weser den Tod gefunden. In tiefer Erschütterung gedenken wir der Kameraden, die ein Soldatcnschicksal aus dem Leben riß, mit inniger Teilnahme ihrer Angehörigen, die ihr Liebstes verlo ren haben. Der Tod dieser Treuen sei uns eine Mahnung, bei jeder Erfüllung unserer Berufspflicht unser Bestes einzusetzen. Unsere Tätigkeit und unser Leben gehört dem Vaterlande. Das Andenken unserer jungen Kameraden, die in seinem Dienst starben, soll unvergessen bleiben. gez.: Dr. Geßler. Trauerkundgebung im Reichstag. Präsident Löbe richtete an das Haus, welches sich von den Plätzen erhoben hatte, eine Ansprache wegen des furcht baren Unglücksfalls, dem Angehörige der deutschen Reichs wehr in den Fluten der Weser in Ausführung ihrer Uebungs- aufgaben zum Opfer fielen. Mit der Reichswehr trauere die deutsche Volksvertretung um die vielen noch so jungen Opfer ihres Soldatenberufs und spreche den Angehörigen, den Kameraden und der Heeresleitung ihre tiefe Teilnahme aus. Reichswehrminister Dr. Geßler dankte darauf dem Präsidenten und dem hohen Hause für^hre Teilnahme. Er sei noch nicht in der Lage, eine verantwortliche Erklärung über die Ursachen des Unglücks abzugeben, da diese Ursachen erst durch eine dienstliche und durch eine gerichtliche Untersuchung feftqestellt werden müßten. Die Hoffnung, daß die Zahl der Opfer sich noch etwas verringern werde, sei leider nach den jetzigen Mitteilungen sehr gering. Der Minister erinnerte noch daran, daß auch bei der Marine gestern auf der Werft des Torpedo depots ebenfalls ein schwerer Unglücksfall sich ereignet habe. -SM-- Änzeiaer für üas Erzaeblrae rik-ramm«» ckagLdlaa Enthalte«- öle amtliche« Sekaa«tmachu«gra -es Nate» -er Stadt «ad -rs /lmtsgrrkchts flu«. peMcheck-«o»w, «ml LKpztg «,.1»«« der Wahlztffern dom letzten Sonntag und dtzr Ziffern der beiden Reichstagswahlen vom vorigen Steg der Kandidatur Jarres nach wie vor für ausge- Mossen. Alle, die für Jarres in Wort und Schrifn auf Ver sammlungen gekämpft haben, die mit ihm im persön licher Berührung waren, sind seine begetster ehrer geworden. Sein Charakter und seine Erfahrung und Geradlinigkeit, seine züverläj ttonal« Gesinnung und Treue haben sie gerat fangengenommen. Aber es kommt doch in der Geschichte de» deutschen Volkes nickt darauf an, daß mach mit dem verehrten Führer sehenden Auges in eine sichere Nie-s Verlage hineinrennt, sondern darauf, daß man für die nationale Sache den Sieg erringt, wenn dazu: auch ein anderer geeigneter Mann als Führer an die (Spitze ge rufen werden müßte. Manche setr.ör begeisterten Verehrer behau rten, man brauche nur mit noch größerem Eifer an di heranzutreten und zu agitieren, dann werd,: sich er-, weisen, daß die Zugkraft der Persönlichkeit des Tr. Jarres noch vier bis fünf Millionen Wähler an die, Urne für ihn holen würde. Außerdem könne jetzt diej nationale Wählerschaft nicht einfach auf eiJie ander« Kandidatur umgestellt werden. Wir halten die Hoffnung für ein« Illi wenn die Wahlmüdtgkett überhaupt nachläßi wohl auch bet den Weimarer KoalittonSpai lassen, und der Vorsprung ihrer Gesamtzah einzuholen sein- Der Einwand aber, daß d