Volltext Seite (XML)
Muer Tageblatt Anzeiger für öas Erzgebirge «em-»»e» rmww« ftn-rm-»-. EMHnUmtä ätt amtlich«, 0»»a«ttmachu>-mi -«O Nate« ß« Masi »sä ö»s Amts-michl- Mm. pe-HM-äem», ftm QtzB- D.tws Nr. 39 Sonntag» üen rs. Zßbrimr I92S so. r-hrg-uo Vas -roLe Reinemacken Bon »r. »ülß, m. d. R. Ein überaus schmerzliche» Bild entw-t sich jetzt «tt den sogenannten FtnaMskandalv» vor Len Hingen des deutschen Volke« und der Nett, «nd e« ist, nur ein magerer Trost, daß auch anders »Wer tn gesünderen Zetten Gleiche» über sich haben ergehen lassen Müssen. Es ist lein Zweifel, daß die Geltung de» deutschen Na. men« wieder einmal'aus das schwerste gefährdet erscheint, und daß zu einer Zett, wo alle« darauf ankommt, Deutschland von dem üblen Ruf zu befreien, tn den e« durch Lüge und Verleumdung während der, Kriegchett go ommen ist. Laß jetzt ein große» und gründliche» Reinemachen im eigenen Hause eingesetzt hat, ist nur mit Genugtuung zu begrüßen, aber bedauerlich bleibt e». daß die an sich schon übel genug wirkenden Vorkomm nisse dazu herhatten müssen, unsere innerpolttische Zer- klü.tung vertiefen. Derartigem verjhöngnisvo'len Treiben gegenüber gilt eS ohne albe politische Vorein genommenheit, die letzten und eigentlichen Ursachen die ser Mißerscheinungen zu erkennen. Krieg und Revolution halten schwere Verwüstungen moralischer Art mit sich gebracht. Es konnte nicht an- der» sein. Wenn Millionen von Menschen jahrelang it r.m Dasetns-weck in der Vernichtung von Menschen und Gütern erkennen und ein Zigeunerleben tn Schützen- srüden und Etappen führen müssen, werden die Grund, lagen jeder Moral erschüttert. Die Wirkungen haben wir auch im politischen Leben gesehen, im Lager der extre men Rechten, wie tn dem der extremen Linken. Der Mord an Erzberger Md an Rathenau, die tierischen Ausschreitungen verrotteter Haufen tn Mitteldeutschland waren die düstersten Zeugen solcher Verirrung. Nach und nach trat eine Entgiftung der verpesteten Atmo sphäre ein, und jeMrker de-r poMische Radikalismus rurückgedrängt wird, um so gründlicher wird di« Ge- sundung werden können. Auch der zwette Krieg, den wir 1923 an Rhein und Ruhr verloren haben, hat in gleicher Weise mora- lisch verheerend gewirkt. Die charakteristische AuSwir- kung diese» zweiten verlorenen Kriege» war dis Infla tion mit allen ihren Sumpfblüten. Me Inflation de» Geldes hatte eins starke Inflation de» wirtschaftSmora- lischen Be ra ntwo rtlichkeitSge füh ls zwangsläufig zur Folge. Wa» wir jetzt an Wtrtschaftsskandalen über un» ergehen lassen müssen, ist mit seinen letzten Wurzeln auf diesem Sumpfboden erwachsen. Mit dieser Festste!» lung ist gleichzeitig da« Urteil über d-ie versuche ge sprochen, diese Mißerschetnungen al» eine Sondererschei» nung gerade de» republikanische« Deutschland» hinzu stellen. Auch ein monarchische« Deutschland würde an der Inflation-Periode nicht Mit unversehrter Wirtschaft», moral hervorgegangen sein. Genau so verkehrt ist «S. einzelne politische Parteien besonder« belasten zu wol len. Die Sünder sitzen auf allen Bänken, und den politischen Pharisäern muß man zurUfenr wer unter euch ohne Sünde ist, der werfe den ersten Stein. Und doch: die Dinge haben auch eine ungeheure politische Bedeutung, denn die wirtschaftliche Unmoral erscheint in vielen Millen ermutigt und gefördert durch politisch an exponierter Stelle stehende Persönlichkeiten. Deswegen gilt es, Mit eisernem Besen hier auSzukehren. Da» große Reinemachen muß rücksichtslos und gründlich geschehen. Selbstverständlich wird ein wirklich abschlie ßende» Urteil Über alle Vorgänge und Zusammenhänge erst nach Abschluß der eingeleiteten Strast-rozesse möglich sein, aber unerwartet diese« EndauSgange» Muß über all dort sofort fest zugegrisfen werden, wo sich fchian ohne Gerichtsurteil eine politische oder amtliche Disqua lifizierung der Beteiligten ergibt. Die sozialdemokra tische Partei hat sich im Falle de« früheren Reichskanz ler Bauer auf diesen Standpunkt gestellt und hat ihn im gleichen Augenblick fallen lassen, wo sein« Aussagen vor dem Untersuchungsausschuß seine Wahrheitsliebe in Meifelhaftem Licht« erscheinen ließen. Die Fäll« des Berliner Polizeipräsidenten Richter und de« preußischen Fraktion-Vorsitzenden Hellmann waren gleichfalls spruch reif. Richt alS VA tn diesen Milben Bestechungen Mer ähnliche kriminelle Tatbestände altz bereit» erwiesen an- gesehen werden müßten, sondern einfach deswegen, weil beide Männer im Verkehr mit schwer kompromittierten Persönlichkeiten, mit denen sie amtlich oder politisch in Berührung konnnen, persönlich nicht di« Zurückhalttmg und Vorsicht geübt haben, die man von ihnen jn ihrer Stellung «Marten mußte. Der Hinweis, daß auch im kaiserlichen Deutschland von amtlichen und politischen Stellen Empfehlungen zweifelhaftester Art vvrgekommen sind, ist für da« republikanische Deutschland kein Grund zu milderer Beurteilung. Zn der Republik darf kein ge ringerer Grad von SauberktzUSbedürfnt» vorhanden sein als im alten Maat. Im Gegenteil. Dringend erwünscht wär« e« gewesen, daß auch da» Zentrum Mit Weicher Eutschted-ühett und Beschleuniguug «Handelt hätte, wie die WmialdamNkratt« iM Falle Bauer gehandelt hat. Daß ßwfle al» ßwtch-tzosvNintster wirtschaftlich« Vorteil« für Personen, die. solcher un würdig waren, du srretchen gesucht hat, stand in dem von Ltvesemonn und Keser in gutem Glauben an Hbfle- Zu- verÄsstgkeit unterstützten Mw objektiv fest und ge nügte zu entscheidende» Handeln. Di« jetzt in den Vor dergrund gerückte kriminell« gleit« de« Falle» ßonnte dabei offen »leibest. ' ES kann in diesem Zusammenhang «in Wort über die Tätigkeit der parlamentarischen ÜntersuchunqSau»« schüsse nicht unterdkückt werden. Daß Reichstag und preußischer Landtag je einen gesonderten Untersuchungs ausschuß eingesetzt haben, war ihr gute» Recht und ihr« Pflicht, und man kann nur hoffen, daß da» Endergebnis d«r Ausschutzttitigkett ein bessere» sein möge al» da« so manchem früheren parlamentarischen Untersuchungsaus schusses. Zu völlig unhaltbaren Zuständen müßte e» jedoch führen, wenn beide Ausschüsse ohne engste gegen- settige Fühlung di« gleichen Tatbestände erörtern würden E» vergibt sichle in« r von den beiden Ausschüssen etwa«, wenn er da» Material, da» tn dem einen Ausschuß zu Tage gefördert wird, für sich akzeptiert. Dazu wäre es nötig, daß die beiden Ausschüsse je einen Berichterstat ter mit dem Recht der Fragestellung gegenseitig zu ihr«, Verhandlungen entsenden. Weiterhin ist volle Rück- sichtnahnre auf den Gang der schwebenden kriminellen Verhandlungen geboten. ES kann nicht Aufgabe Var- lamentarischpolttischer Untersuchung fein, de« Justiz ihre Arbett zu erschweren öde«, gar unmöglich ßu Wachen. Man braucht nicht soweit zu gehen, eine Aussetzung der parlamentarischen Untersuchung bi» Kur Beendigung der Strafprozesse zu verlangen, denn in beiden Verfahren wird in vieler Beziehung von verschiedenartigen Ge sichtspunkten au» -es verhandeln sein, aber e» ist durch aus nicht unmöglich, daß durch EtnvernHmen der Au», schutzvorsttzenden mit der Strafverfolgungsbehürde die parlamentarische Untersuchung tn einer den Strafverfol gung »zweck nicht gefährdenden Weise geführt wird. Die Justiz hat ihrerseits natürlich di« Pflicht, mit dqgkbar größter Beschleunigung zu arbeiten. Im Sumpfe darf man nicht länger waten, al« e» unbedingt nötig ist, und Schmutzhaufen müssen schnell aufgeräumt werden. Man kann dem deutschen Volle nur aufrichtig wünschen, daß e« recht bald von diesen widerlichen Nachwehen der schwersten wirtschaftlichen und moralischen KrisiS be- freit werde, di« da» deutsche Voll zu Überstehen gehabt hat. ! ' MüM MNdwer wirser brlteeri-fsen. Zur Zestnahme. Di« Verhaftung de« IustizratS Werthaueochat tn der Reichshauptstadt große« Aufsehen hervorgerufen. Man wußte zwar, daß Dr. Werchauer der Syndikus de» Kutisker-Unternehmen» und auch der Verteidige« Ku- tisker» ist. Aber die Nachricht von der gegen ihn per- sönlich schwebenden Untersuchung, die jetzt fein« Ver haftung zur Folge hätte, kam völlig überraschend. Wie sich jetzt Herau-stellt, hat sich die StaatSanwaltz- schaft schon seit End« Januar Mit den Beziehungen Werthauer» zu Kuttsker beschäftigt und gegen ihn Ma terial gesammelt, da» sie für so schwerwiegend hiev, daß sie zu der aufsehenerregenden Verhaftung schritt. Wenn auch kein Grund zu der Annahme dorliegt, daß der; Ver haftete sich der Verantwortung durch die Flucht enH> ziehen würde, so 'glaubte die Staatsanwaltschaft doch zur Festnahme schreiten zu müssen, weil sie die Gefahr der Verdunkelung (Kollusionsgefahr) al» vorliegend ansah. Li« Staatsanwaltschaft wollte, nachdem sie in der Woh- nung und im Büro Werthauer» zahlreiche» Mate rial beschlagnahmt hatte, nicht abwarten, bi« Dr. Werthauer, der sich in Dväden Kur Wahrnehmung, eine» Dermin» vor dem Landgericht aufhtelt, nach Berlin zu rückgekehrt war. Staatsanwalt Ea sp arh, der den Auf trag hatte, Werthauer du verhaften, fuhr vielmehr mit einem Flugzeug «ach Dresden, begab sich svfort in da» Hotel, in de« Werchauer obgesttegen war, traf ihn aber nicht wehr an. Werthau-ev hatw inzwischen durch seinen Sohn von der gegen ihn schwebenden Un tersuchung erfahren und seinem Sohne erklärt, daß er mit dem nächsten Schnellzug nach Berlin zurückkehren würde. Der jun« Werchauer teilte der Staatsanwald- schäft die» sofort mit. Dr. Werchauer begab sich dann auch mit dem nächsten Schnellzug nach Berlin. Dieser Zug, der kurz nach 11 Uhr tn Berlin etntreffen sollte, hatte unterwegs einen Maschinendefekt, so daß der Zug erst nach Mitternacht auf dem Anhalter Bahnhof ein traf. Hier wurde Dr. Werchauer von einem Beamten der Staatsanwaltschaft für verhaftet «Met. Mit seine« Sohn, der sich ebenfalls am Bahnhof eingefMden hatte. begaL sich Dr. Werthaspr tn feine« eigenen Auto so fort d«W PWißeitztDsitziWä» , dis HastmtttaPwh. AWW L» ß», Re»HM«o, ßm Vmäm, RstzwMW-Vm »W«R«W melden di« Blätter, Vie Warisätzf» hsgen Engelberg seien damit begründet worden, dH»» nuch.de» Ansicht der Staatsanwaltschaft döst dem schlechwnMfch«Mstanb der SteinBank Kenntnis gchabhUr trotzdem «in Kredit- Schuch Kuttsker» an die Preußisch« Staatsbank aufgesetzt habe. Engelberg hat jedoch erklär», daß « -rlS Jurist di« Geschäftslage der Stein-Vomk nicht/so hab« durch schauen können wie ein Kaufmann, während ihm die Staatsanwaltschaft zu« Vorwurf inmht, daß er entweder selbst oder durch Bücherrevisoren sich von der Kredit würdigkeit der SteiwOank hätte Überzeugen Mässen. für äi« llrt«-»d«fw>äi-t<n. Reichstagsktznne mm lä, ffcheme. Der Reichstag ,führte die Beratung des Pta» de« Reichsarbeitsministerium» beim Kapitel „Reicheverstche- rung-amt" zu End«. Rach Eröffnung der Sitzung machte Reichstag-Präsident Löb« von einem BeiieidStele- gramm des Danßtger Rolktztageä «Üäßljch de» Lvrtmunder Grubenunglücks Mittellung. Neu «ingetreten in den ReichKag ist att Nachfol ger Bauers Feri-Magdeburg (Eoz.). Der deutschnationale Abg. Koch-Düsseldorf be- grüßte den Antrag, der die ReichMegierung ersucht, bet der ReichSbahnverwaltung dahin zu wirke«, daß wettere Entlassungen von Arbeiter«, insbesondere im befehlen Gebiet, unterbleiben, und daß Wetter «-gebaute Beamte Angestellte und Arbeiter im besetzten Gebiet! in Möglichst weitem Umfange Wieder eingestellt werden, sowie daß die Stillegung von EtsenbahnhauptwerMtten unter bleibe. — Vom Regierungstisch wurde erklärt, daß man dieser Dinge wegen bereit» «tt der ReichSbahngesellschast Fühlung genommen habe. Auch Abgeordnete anderer Parteien unterstützten die hier in Frage kommenden For derungen. < ' >! I u ! !> l >! ! >! l ! Bei« Kapitel „AeichSversorgungSaMt" wie der sozialdemokratische Abg. RoßMann auf die Anzu- stinglichkett der Versorgung der Kriegsopfer hin und wandte sich gegen dt« Bevorzugung ehemaliger aktiver Offiziere zuungunsten anderer Pensionär«. Bei der Zu- billtgung der Pensionen spielten, wie e« scheine, auch politische Rücksichten eine Nolte. Dies« Behauptung wurde von dem dali-parteilichen Abg. Brüntngtzau» energisch bestritten. Der deutschnationale Abg. Schwtdt-Hannover be grüßte es, daß durch die Entscheidung de« ReichSdersor- gungsgericht» in der Frage de« Offizier-Pensionen end lich eine Rechtssicherheit geschaffen worden sei. Der durch die Erhöhung der Offizier-Pensionen entstehende Mehraufwand sei „nicht so erheblich", Wie e« pon der Linken dargestellt werd«. Ein Vergleich der Pensionen sozialistischer Würdenträger mit den«« der Offiziere würde sehr zugunsten der Offiziere ahSfallen» Die zu den Fragen der KrtegSbeschädigtenpersor- gung und Offizier-Pensionen vorliegenden Anträge wer den dem Ausschuß für KrtegSbeschädigtenfragen. zur nä heren Prüfung überwiesen. Jn der wetteren Debatte wurde die Vorlegung eines DauSgehillsengesetzeS gefordert. Vie Mtaldevw- krattsche Abg. Frau Reltz« erklärt, «Ssväre unerhört, daß dies« große Berufsgrupp« der Hausangestellten im mer noch kein Arbeit-recht besitze. Die Entschließung KochÄüsseldorf, die sich Hegen die ArbeUerentlaflung bet der Reichsbahn und di« Stillegung von Eisenbahn- Werkstätten richtet, wird angenommen, womit die Mette Lesung de» Etat« de» ReichSarbettSministeriumS erledigt ist. < '' ' ' ^ !,.!>!>'' ' Zu« Schluss« werden «ocheinige kleiner« Vor lagen berate«. Gegen die Beratung eine- sozialdemo kratischen Antrages auf Vorlegung «ine» Schankstäi- tengesetzeS wurde Widerspruch erhoben. Im Ham melsprung beschloß da- Hau» Absetzung von der Läge»- ordnung mit 14S gegen 1S1 Stimmen. Schließlich wur den Anträge Dr. Becker-Hessen (D. vp.) «nd Ko- rell (Dem ) angenommen, wonach für die Wein« d«S Jahrgang«» 1S24 die ZuckerungSfrist bi- zuM ßl. März ISSö ausgedehnt wird. Abg. Ko rell und Abg. Haag (Dn.) setzten sich lebhaft für die Anträge -in, ha die Notlage der Winzer so groß fei, daß sie am» Mangel an Kchital den notwendigen Zucker nicht rechtzeitig ein kaufen konnten. Nächste Sitzung heute Wonnabead 1 Vhrr Dagmurßnungr veßAdungSsre-e» und AngelG»- heim» de» besitzt« Wbwws. . .