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Nr. 2S Sonnsbenä, äen 31. Januar 1S2S trag wurde mit »>73 gegen P41 Stimmen angenommen. Wei ¬ de» der ein erfüllt wären. Der Schlußbericht der Kontrollkommission in acht Togen. Paris, 29. Januar. In zuständigen Kreisen verlautet, daß die Botschafterkonferenz den Schlußbericht der Kontroll» kommission etwa in acht Tagen erwarte. HerriotS Kammerrede öffentlich angeschlagen. Parts, LS. Januar. In der französischen Kammer schluß aller Parteien und werde nicht ohne Erfolg blei« den. Die „wunderbare" Rede HerriotS sei eine furcht» bare Erwiderung auf die Rote Gtresemann». Die Londoner Presse zur Kammerrede HerriotS. London, 29. Jan. Die englischen Blätter beschrän ken sich ohne Ausnahme auf die Wiedergabe der Berichte über den Verlauf der Kammerdebatte in Parts und ent« halten sich jeglichen Kommentars. Rur in den Lieber« schrtsten werden die angeblichen sensationellen Enthül lungen HerriotS hervorgehoben. Ein neuer -ungünstiger" Zwischenbericht Ser I. M K. K. Zürich, 29. Jan. Der Pariser Korrespondent „Tagesanzeiger" meldet, Herriot habe nach Schluß Kammerdebatte am Mittwoch bekanntgegeben, daß neuer Zwischenbericht der alliierten UeberwachungSkom« Mission etngetroffen ist. Er sei weiter ungünstig, weil er auch hinsichtlich der Abrüstung im deutschen Luft Vie franzSstschr Press» zue ReÜe HerriotS. Die Rede Hütte auch Palmare verlesen können. Paris, 29. Jan. HerriotS gestrige Kammerrede wird von der Morgenpresse als ein großer Erfolg angesehen. Zahlreiche Blätter der Opposition heben hervor, datz di« Stunde des Burgfriedens wieder geschlagen habe. Es frage sich nur, ob der Beifall der Opposition nicht Her- . ... f riot die linksstehenden Sozialisten entfremden werden vrgan, der „Vorwärts", nennt di« Behauptungen Her« Die Opposttionsblätter stellen ausdrücklich fest, daß auch Vie 5ch«ierigireiten Orr rnmöe. Vir Zrstuug pofen in rrhöhtrr Srrrktsthaft. Posen, SS. Jan. Die Festung Posen hat für Aus länder de« verschärften Anmeldezwang eingeführt. Laut „Posener Tageblatt" haben alle Ausländer, die im He« stungSrahon von Posen sowie in der SO-Ktlonwter- Grenzzone wohnen, um ein« Aufenthaltsgenehmigung «ochzusuchen, und zwar bi» spätesten» 50. Januar. Gestern noch wurden alle Mlttärmaßncchmen im deutschen GrenzgMet vom polnischen Außenministerium bchmntitrt. vor -er E«1jchrk-tmg in Preuße« Berlin, 80. Jan. Während die Rechtstr terhtn der Meinung ist, daß die Mahl deS p Ministerpräsidenten durch den Landtag heut» genommen wird, sind die „Germania", das > Tageblatt" und der „vorwärts" der Ansicht, wettere Hinausschiebung der WahAnW'rrsdlg« Vie Torpe-obootskessel-fingelegenhekt. Bueno »Aires, 29. Januar. Halbofftziell wird mit« v - ».n ... geteilt, daß der Außenminister mit dem Marinemtntster in: Hamburg begann die Donnerstagsitzung mit einem Zwischen, der Frage der Torpedobootskessel eine Besprechung hatte. Es e. »—»— wurde eine Entscheidung dahin getroffen, datz Argentinien lediglich ein Kund« von Krupp sei und seine Orders anderSw» placieren müsse, fall» Krupp sie nicht ausführe. ES besteht keinerlei Absicht, die Angelegenheit zu einem Streit mit der Botschasterkonferenz sich gestalten zu lassen. blinde Angst aus der anderen, wirken schließlich ebenso lächerlich, wie sie in ihren Folgen gefährlich sein kön nen. Jedenfalls sei mit der Rede HerriotS nur wieder Wasser aus die nationalen Mühlen in Deutschland ge gossen. i ! Wie sehr da» der Fall ist, zeigt die Rechtspresse. Lite Organe der Rechtsparteien haben e» sich in erster Li nie zur Aufgabe gemacht, den engen Zusammenhang zwi schen dem neuen Gesicht Herriot» und den in den Rechts parteien fundierten Kabinett Luther zu verstecken. Die ses Ziel suchen sie mit der Erklärung zu erreichen, daß die gestrige Pariser Kammerdebatte den Irrtum der de mokratischen Politik erwiesen habe. Die Franzosen hät ten jetzt die Annahme des Londoner Pakte» durch Deutsch land in der Lasche und nun zeigen sie ih; wahres Ge sicht! (Vermutlich wissen die Leser dieser Blätter nicht MÄhr, datz di« Deutschnationalen die Annahme der Ta« Wertgesetze ermöglicht haben und vermutlich sehen sie auch nicht, daß da» Kabinett Luther außenpolitisch die Linie der alten Politik fortsetzt und Wetter fortisetzen wird.) Die Tonart der Berliner Rechtsblätter ist immerhin . nicht einheitlich. Soweit der Versuch gemacht wird,. schiffbar: ergebe, daß die BertragSoerPflichtungen nicht den starken Mann zu spielen, indem man auf die Trümp fe htnweist, die Deutschland in den Handelsverhandlun- gen und auf dem Umweg über Amerika in den fran zösischen Finanzen in der Hand habe, darf man beruhigt sein, daß sich diese charakteristische Stimmung auf dem Wege bi» zu den deutschnattonalen Parteimännern in der Regierung noch weiter wandelt. Die „Deutsche All gemeine Zeitung" scheint Ebenfalls dieser Ansicht zu sein, j „.. -, dem» sie erklärt, da» Höchstmaß von Sicherheit könne wurde heute nachmittag über den Antrag, die gestrige Rede Frankreich nur durch die Autorität einer stark nativ« HerriotS öffentlich anschlagen zu lassen, abgestimmt. Der An- nalen (also deutschnationalen) Regierung erhalten. trag wurde mit »73 gegen ö41 Stimmen angenommen. ! Zwischenfall km Hamburger kommuntstenprozeß. Hamburg, 29^ Januar. Im Kommunisten Prozitz in fall. Staatsanwalt Dr. Reuter beantragte, dem Pressever treter der kommunistischen „Volkszeitung" wegen schwerer Beleidigung des Gerichts und der Staatsanwaltschaft die Pressekarte zu entziehen und ihn aus dem Saale zu ver weisen. Der maßlos beschimpfend« Ton der „Volkszeitung", die von dem „Bluthund Dr. Reuter", v.on seinem „bayrischen Stternacken" spricht, von „Zuhälterdtensten. die chm von Pressebuben geleistet würden", übersteigt allerdings die üb liche Tonart der „Volkszeitung" noch um «in Beträchtliche». Die der kommunistischen Partei nahestehende Verteidigung rückt« darauf in langen, erregten Erklärungen sowohl in ihrem eigenen, wie auch aller Angeklagten Namen von diesem Artikel der „Volkszeitung" entschieden ab, forderte dann aber ihrer seits den Ausschluß sämtlicher bürgerlicher Berichterstatter. Nach kurzer Beratung beschloß da» Gericht, der kommunisti schen „Volkszeitung" die Pressekarte zu entziehen und den An» trag der Verteidigung auf Ausschluß der bürgerlichen Zeitun' . gen abzulehnen. Vie beiden Redakteure verließen bann «st Aufforderrrng den Pertcht»saL /lnzeiger für -as Erzgebirge «em«««" «agedian Enthalten- -ie amtliche» vekaantmachungen -es Nate» -er Bta-t UN- -es Amtsgericht» flue. -»stüheck-lwaw» stMtchW Innenpolitisch rücken neben der rungskrtse und den Arbeiten de« suchung der dauernden Finanzfkandal« der jü nunmehr auch die Vorgänge int Reichstage» in den Vordergrund de» öfstNtl teresse». Besonder» bemerkt wird die recht ungl Art de» Herrn v. Schriebe», mit der er die hohen und unter offenbarer Umgehung de» Etat-rechtes erfolgten ausgegebenen Entschädigungen an die WOK» industrte zu verteidigen gesucht hat, Recht pikant i^s übrigens, daß Schlicken zu seiner Rechtfertigung sich auf gewisse, der Öffentlichkeit bisher noch >nb«äantzt» Zusicherungen de» damaligen ReichMnzlers StresNWN» an die Ruhrindustrie berief, recht charakteristisch auch M- Argument, datz, wenn man jetzt die Entschädtgungszech« lungen stoppen würde, der einzig« Effekt der sei, daß di» kleinen Leute unter den Geschädigten nun gar nichts da» kommen würden, woraus sich entnehmen läßt, d«K hi» Entschädigungen an die großen Firmen bereits poNfläu- dtg abgeführt sind. Dann wird die fatale Lage siel ev« örtert, in die die Reichsregierung schon im Augenblick ihrer GeschäftSevöffnung durch die hemmungslose« Auf- wertungsversprechen, mit denen die Rechtspartei«*: datz Wahlkampf geführt haben, geraten ist. Haben sich doch gestern di« Spitzenoerbände vyn Landwirtschaft und Sm dustrte zusammen mit dcn-nde» Großhandels nnd det Schiffahrt, also gerade jene -reise, die den MahlKMpD der Rechtsparteien finanziert haben, beim Reichst»«-, schaftSminister eingefunden, um ihm ihre schwere« W» denken gegen schlechthin jede über die Grundsätze der dritten Steuernotverordnung hinausgehende Austvert mitfutetlen. Mit anderen Worten: die Wahlve- chungen der Rechtsparteien werden von d« aÜer tentesten Stelle als da» demaskiert, wa^Ue^ Bauernfängerei, die aNerding» ihre gv tan hat, ukd auf die man darum nur UebrigenS hält sich auch alle», wa» vo ' Aufwertungsplänen der Reichsregierur. * in den bescheidensten Grenzen. Ein« öffentlichen Anleihen dürfte der technt keiten wegen, die sich der Unterscheidung nern und.Spekulanten entgegenstellen, » Haupt vertagt werden. Zndustrteobltgatto über den bisherigen Satz von 1b Pr«ze gewertet werden. Nur bet den Hypothek«., , Wertung um weiter« 10 Prozent, d. h. auf inSg«,„ Prozent, eintreten, so daß also di« ganz« Aufwe sich zunächst nur aus Kosten des mittelständKr HauSbesitzes, mit anderen Worten der große» Masst Mieter, vollzöge. " ' . Was die außenpolitische Lag« aygeht, so hat st, , . natürlich durch die gestrige Red« HerriotS sticht verbes sert, was ja aber von vornherein varauszusetze» war. Im übrigen wird kein Garantiepaktplan in den -eetseo der heimischen Diplomatie anscheinend recht pessimistisch beurteilt. Zwar glaubt man, daß Frankreich Deutsch lands Vorschläge annehmen würde, so daß der Pakt a» sich »zustande kommen könne. Der Argwohn und da» Miß trauen Frankreichs aber würde sich, so glaubt man ht«H auch durch einen solchen Pakt nicht besettigen lassen. Frankreich würde vielmehr in ihm, solange wenkasten», al» der jetzige Regierung»statu» und dte gegettwärtigp Verstimmung in Deutschland andauern, immer nuraine Art Wandschirm sehen, Hinter dem sich die neue Rüsürng Deutschland» um so ungestörter vollziehen > könnt». Kommt einmal der Zeitpunkt, an dem diese Rüstung voll endet werde, und man rechnet in den Kreisen, di« Vies» Betrachtungen pflegen, mit so langen Zeiträumen wis 10 und 15 Jahren, so würde der Garantiedakt Per heut» in Deutschland regierenden Parteien, die ja hi« gleichen seien wie 1914, ebensowenig bedeuten Wie damals dbz Neutralität Belgiens. E» sind das Erwägungen- di» keineswegs erfreulich sind, die aber in ernst zu nktzW», den ausländischen Kreise« herrsche«, denen «a» MW Deutschfeindlichkeit vorwerfen Ian« und die daN« des Vollständigkeit de» SttuatiönsSerW»'W«N» ilHt dar schwiegen werde« dürst». ! vir lleichmglewng anmnel hmisl. Ekstgshs« auf -ie Slcherheltsstage. Berlin, L9. Jamrar. Al» erste Aeußeruag zu Herriot» Kammerrede wurde tu der heutigen Prrssekonferrnz stlgende Auffassung der Skeichsregierung bekanntgegebea: Die ausführliche jLatwort der Reichsregierung auf die aufsehenerregende Rede Herriot» an Deutschland soll bereit« morgen gegeben werden. Der Reichskanzler will mit seiner Erwiderung nicht so lange warten, bis der Reichstag am Mittwoch zu seiner nächsten Sitzung zusammentritt, sondern bereits morgen beim Empfang der Vertreter der ausländi schen Presse in der Reichspresseftelle seine Antwortrede an Herriot halten, die dann sosort veröffentlicht werden soll. Schon heute wird an politisch maßgebender Stelle betont, daß die Rede eine Enttäuschung darstelle. Herriot habe mit seinen Ausführungen wohl gewisse Wirkungen in der Behandlung'der Sicherheitsfrage auSlvsen wollen. Die deutsche Regie- rung würdigt die Bedeutung der Sicherheitsfrage für alle großen Entscheidungen der nächsten Zeit und hat auch von sich au» ein Interesse an dem Gelingen eines Sicherheitsplane», ohne jedoch daran zu glauben, daß zur Zeit eine Lösung der SicherheltSfrage möglich sei. Bisher ist die SichrrheitSsrage ausschließlich in der Presse erörtert worden. SS ist «Le: denkbar, daß die erstmalige Behandlung des Sicherheitsproblem» durch Herriot zu einer allgemeinen politischen Behand lung der SichrrheitSsrage führen kann. Vas Serttnsr Echo öer Nr-e HerriotS. Berlin, 29. Jan. Di« Rede Herriot» findet zwar N ihre«, di» Entwaffnung Deutschland» betreffenden veHauptungen bet der Presse aller Parteien einmütige Ablehnung. Aber di« Schlüsse, di« aus der Tatsache dies« Red« gszogen werden, und die Beurteilung ihrer politischen psychologischen Grundlage ist dafür um so verschiedener. Auch da» sozialdemokratische Zentral- i . ' - rtotS übertrieben, die zurückzuweisen seien. Herriot ha-, Poincare die Rede Herriot»,' ohne 'auch'nur",ein "Wort be zu viel Rücksicht auf die Stimmung de» französischen > daran zu ändern, hätte verlesen können. Herriot habe Volke» genommen und zu wenig auf die Stimmung des «ine Rede des reinsten Patriotismus gehalten. Der deutschen Volkes, das eine solche Sprache au» einem „Figaro" schreibt, die Kammer werde die Verbreitung solchen Munde nicht derstehe. Die Entente soll endlich der Red« beschließen und man könne sie dazu beglück- Nar sagen, was sie auf dem Gebiete der Entwaffnung! wünschen. Wie gestrige Sitzung bedeute den Zusammen- wolle. Aber die blinde Wut auf der einen Seite und die schluß aller Parteien und werde nicht ohne Erfolg blei-