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ag. Donnerstag» äen 22. Zanuar I925 20. Jahrgang Nr. iS on VE v» » swe» Soko 8s i. »um oöer umgebeilrt . Sckvsrre l, sonztige SLubenste , Nolrf»ck küdrt. en u«M. i. rdelten in mmeläung Oroker. > Verstei»«' ,e«en »«. tz«>i«rk>rd, Al«. «s«. itSGrbche», -la 'L7 i- unck vlaubomd',. gestattet. Wachstum äberzeugen. alität, fie »at stch inr Sin Merwelts-Progr-mm. von unsere« Berliner Mitarbeiter. Als der neu« ReichSstr nzler Mr. Luther a« Montag «Lend i« Reichstag sein« Rede beendet hatte, erschollen Beifallskundgebungen in der Hauptsache lediglich von den Bärtven der Deutschen Bvlkchartet? nur vereinzelt oanaen sich einige Abgeordnete von der Deutschnatt» nalen BollSpartet ein Bravo ab. Mus der Anderen Seit, war auch per Lärm der Kommunisten auffällig gedämpft. Lenau dasselbe Schicksal hatten vorher schon hie einzel nen Teile der Rede erfahren» die äußerste Linke quälte sich -in und wieder mit einer lauten Opposition ah, ohne doch recht in Stimmung SH kommen, die wett über wiegende Mehrheit des Reichstage» aber blieb bet den sämtlichen Ausführungen des Kanzler» AW bis an» Herz htnan. In der Tat, was sollte Man auch gegenüber einer Erklärung anfangen, die so „überparteilich" war. daß sie, von den extremen Gruppen abgesehen, jeder Ab geordnete Hütte abaeben könne»! Go wetck und ver. schwömmen und rückgratlos, -atz jede im Hauptsatz ge machte Behauptung gleich hinterher im Nebensatz abge schwächt oder aufgehoben wurde. Man würde sagen kön nen, Dr. Luther habe durch seine Darlegungen erneu* den Beweis dafür gebracht, daß die Sprache erfunden ist um die Gedanken zu verbergen — wenn man nur wüßte, daß hinter der Rede wirklich Gedanken vorhanden sind. Aber das ist die große Frage. Die Mehrheit, puf die das neue Kabinett sich stützen muß, ist ein so aus ver schiedenartigen Elementen zusammengesetztes Gebilde, daß es da kaum gemetnsanre Gedanken gibt, und daß bei jedem Programmpunkt als Unterton immer mitklingt der leise Vorbehalt jedes Teilnehmers an der Regte- rungskoalition: so wie ich ihn auffasse. AuS diesem Grunde hat eS auch gar keinen Zweck, die sämtlichen Ausführungen Luthers im einzelnen zu besprechen. Tenn die Erklärungen sind so mollusken- haft, daß sie sich nicht fassen lassen und dem Kritiker immer wieder aus den Händen entgleiten. Was der Reichskanzler über den Ausbau der Sozialpolitik, über die Aufhebung der WohnungszwangSwirtschaft, Uber Pie Aufwertung, über den Finanzausgleich und die Steuer gesetzgebung zum besten gegeben hat, bewegt sich än so unbestimmten Phrasen, daß damit beim besten Willen nichts anzufangen ist, weil sich jeder das.herauSlesen kann, was ihm gerade gut dünkt. Aber es gibt doch auch trotzdem Partien in der Rede^ die bei aller Zurück haltung und Vieldeutigkeit die in der Regierung sitzen den Männer der Deutschnationalen Volkspartei in arge Verlegenheit bringen müßten. Müßten — denn aller dings nach dem.Benehmen der Deutschnationalen bei der Beratung des Londoner Paktes im vorigen Sommer kann man nie wissen, ob ihnen die jetzt endlich gelungene Eroberung des Regterungsapparate» und damit der in nenpolitischen Macht nicht doch Mehr wert ist, alS pW ganzen Grundsätze, nach denen sie bisher ihre politische Haltung einrichteten. Tas gilt in erster Linie für da» Kapitel der Außenpolitik. Wenn der Reichskanzler da die loyale Durchführung des Londoner Abkommens ver sprach und erneut die Bereitwilligkeit ynkündigte, unter den bekannten Voraussetzungen in den Völkerbund ein- zutreten, so ist die Einlösung dieser Versprechungen für ein deutschnationales Gemüt zwar schwer tragbar, aber immerhin doch möglich. Wie aber verhält eS sich mit den von Dr. Luther in Aussicht gestellten Verhandlungen über die alsbaldig« Räumung der Kölner Zone? Haben die Deutschnationalen nicht bisher immer ^erregt ge schrien» Dle Gegner haben durch die Verlängerung der Besetzung den Versailler Friedensvertrag gebrochen, dar um wäre jedes Verhandeln mit ihnen ein Verbrechen an Deutschland- Würde und Recht» zeigt ihnen viel mehr die Faust und pocht rücksichtslos auf eure Der- tragSansprüche l Und jetzt können die Schiele und Ge nossen plötzlich auch anders? Ja, noch mehr! Wäh rend der Wahlbewegung und schon vor der Auflösung hatten «S die Deutschnationalen al» die größte Sünde der alten Regierung bezeichnet, daß st« nicht bet Ge legenheit der Annahme de« Londoner Pakte« tu der Tchuldfvage mit einer energische» amtlichen Kundgebung ! an die führenden Lntentestaaten herangetreten wären, und verlangt, daß diese schmachvolle Unterlassung in der allernächsten Zeit unbedingt gutgemacht werden Müs se. Und damit vergleiche man die Bemerkungen Luther» über diesen Gegenstand» Die ReichSregierung werd« die Bemühungen fortsetzen, Deutschland von dem ungerecht fertigten Vorwurf.de» Versailler Vertrage« Über seine Schuld aM Krieg« zu befreien. Mess vorsichtige Fvrmu- lierung, die eigentlich noch hinter Pa» .frühere Ver halten de» Außenminister» Stresemann zurückgeht, wird fetzt anstand-lo» von deutschnationalen Ministern gedeckt, staun e» etwa« — nun, seien wir höflich r etwa» wider- I st euch-voller«» geben? Unter diesen Umständen ist denn I auch dse Resignation sehr natürlich, mit der dl« Presst dir Rechten die RegiertrnMMrung ausgenommen Kat. sens? da» hat Luther stark betont And di« Schiel« «st Neuhaus haben sich damit ahfindea müsse«. Besonder» gespannt wird «an auf die Handelspoli tik de» neue« Ministerium« sei», schon deOaw, weil M hier angesichts der zurzeit schwebende« Pechandkm««» unverzüglich wird Farbe bekenne» müsse«. «er Kang- ler verlangt Maßnahmen, di« eine ungemein d«MM» AuSfnhrmvglichkett deutscher Erzeugnisse sichern. Da» ist aber nur zu machen, wenn er sich den Forderungen der mit den Deutschnationalen eng liierten Schwerindu strie und de» Reichslandbunde» nach, einer >Atre«ea HochschutzzollpolUik entgegensetzt. Ms«i «ch hier Kon- fltkfftofs innerhalb der Regierung! Die Demokraten bringen dem Kabinett Luthe» Mik Recht große Bedenken entgegen. Aber sie werden in Ruh« die kommenden Ereignisse abwarte« und dckk Mini sterium nach sttnen Taten beurteilen und bchandAn. Auf die Taten bommt e» gnl «a» aber wird von eine« Ministerium geleistet werben «mwy, da» do» vorntzerei» an sp starken inneren Midersprüchon nnd 'V-tzSnMm leidet? ' und die auch in den Ausführungen de» deutschnationalen Redner» Grafen Westarp im Reichstag am TitenStag deut lich erkennbar ist, mochte er sich auch bemühen, durch allerlei forsche Redewendungen Selbstvertrauen und HoffnungSsreudigkeit zu markieren. Aber auch in anderer Beziehung Mutet die Reich»- kanzlerrede der politischen und wirtschaftliche« Reaktion zu, einige bittere Pillen zu schlucken, und auch sie hat Graf Westarp am TienStag heruntergewürgt. Da ist ein mal da» Bekenntnis Luther» Mr republikanischen Ver fassung, da» von ihm mit größerem Nachdruck stabilisiert worden ist, al» Wohl je von einem anderen Reichskanzler. Freilich ging eS auch hierbei yßht ohne das übliche Aber ab. Auf die allgemeinen Redewendungen üb« eine Revision der Verfassung soll dabet garnicht hinge wiesen werden, peil sie den Redner hu nicht» verpflich ten, Uber mit größtem Mißtrauen aufzunehmen ist die direkte Ankündigung einer wetteren yöderalisierfung de» Reiche», di« unseren Parttkularisten Wasser auf die Mühle liefert. Allein immerhin: ««Publik und Parka- Enraritzmu» find die Grundlagen u«st«O JitaaLBwe- Dte Befriedigung, Mit der der Redner der^Twetsch« Bollspartei, Herr Dr. Scholz, diese» Kabinett, da» ja so recht eigentlich ein Erzeugnis Scholz-Stresemannßher Staatskunst ist, begrüßte, klang unter solche» Umstände» recht gezwungen und gekünstelt. Di« „breite parlamen tarische Basis", auf der da» Kabinett Luther ruht, und die herzustellen sich die Deutsch« Boltzpartei fett Jah resfrist zum Ziel gefetzt hat, stellt sich nach dem Ergeb nis der parlamentarischen Aussprach« bereit» vom ersten Lage an als außerordentlich brüchig Hera»». Reichä- kanzler Dr. Luther saß sichtlich bedrückt über dtest» nicht sHr klangvolle Vorspiel zu seiner Siegt«nrngsMtgwit auf dem historischen Platze an der Spche der Mtnistew bank. Ihm war offenbar nicht Wohler, al» Daniel in der Löwengrube, doch ist zu fürchten, daß diese» sein Abenteuer nicht so gltuchstich abläuft. » » a Siizungsberickt. Die Sitzung beginnt um 12 Uhr mittag». Auf der Lager ordnung steht die Besprechung der Erklärung der RetchSregt«- rung in Verbindung mit der ersten Beratung der ReichShauS- haltMne für 1SL4 und 1V2ü. Rbg. Vr. Sreltfchel- (Goß.) Der neue Reichskanzler glich mit seiner gestrigen ErkW- rung dem Schillerschen Mädchen au» der Fremd«. Er teilte jedem eine Gabe, dem Blumen, jenem Früchte aus — oder er hat sie wenigsten» versprochen. Die Lage dieser Regierung ist so, daß sie nicht von vornherein irgendwo anecken darf. Dttlx seS Regierungsprogramm bietet an sich wenig AngriffSpunktM aber Wan kann eS nicht betrachten, losgelöst von der EnM stehungsgsschichte dieser Regierung und von den Persönst^^ ketten für die die Erklärung abgegeben wurde. (Sehr bei den Soz.) Ein solcher Programm der mittleren- hätte auch Herr Marr verkünden können. Ist dies«» Prag» ernst gemeint, dann versteht man nicht, wmrmn gestürzt wurde. Dann ist die Krtsenmachere!» der letzte nate erst recht ein / verbrechen am Reiche i (Lebh. Zustimmung links.) Bet der Beurteilung del Kabinetts kann man sich nicht allein auf «die lutr Konfessionen von gestern beschränken (Heiterkeit), binett ist entstanden aus dem Streben der Vollst Bürgerblock, für den Herr Stresemann, kurz vo« Herold der großen Koalition, gekämpft hat mit quenz, die^ sonst nicht gerade seine starke Seite ist. Wenn er die Erwartung aussprach, die Deutsch:^ würden als Teilnehmer an der Regierung umlernen, sr es eher, daß Dr. Stresemann sich bekehrt, währei, Deutschnationalen alles ablehnen, was unter Marx gef ist. Die Demokraten haben mit anerkennenswerter derb. tisch« und republikanischer Konsequenz den Bürgerblock ab gelehnt, während die Politik de» Zentrums sich in der letzten Zeit nicht gerade durch Gradlinigkett, sondern nur durch Duldsamkeit auSzetchnete. An dieser Haltung des Zentrum» scheitert« unser Vorschlag der Wiederherstellung der Weima rer Koalition. (Rufe rechtS: Sie wollen wohl wieder an die Futterkrippe?") Ach, reden S i e (nach recht») «och einmal von der Futterkrippe. (Sehr gut! links.) Es ist keine Tugend, wenn eine republikanische Partei duldsam ist gegen eine Regierung, in der zweifelhafte Republi, kaner neben zweifellosen Monarchisten fitzen. (Sehr gut! links.) Der berechtigte Protest gegen die Weiterbesetzung der Kölner Zone ist! offenbar von den Parteien der Rechten gar nicht ernst gemeint gewesen, denn im preußischen Landtag haben fie den Saal verlaßen, als der sozialdemokratische Ministerpräsi dent seine Protestrede hielt. Wir fragen den Außenminister, ob es richtig ist, daß ein Kompromiß in der RäumungSfrage vir Parteien rum fiegierungMogrsmm. Vie Demaskierung -er Rechte«. — Absage -es Zentrums an -le Krifenrnacher. Berkin, SO. Ian. Der Beginn des heutigen Tage» gehörte Ler Oppo sition, dem Abgeordneten Dr. Bretts ch et d. Seine große Red« war in ihrer Ausbreitung von.vornherein gehemmt? die Regierung hat ihre gestrige Programm erklärung so allgemein und aalglatt formuliert, .daß e» ein Ding der Unmöglichkeit gewesen wäre, sie sachlich anzugretfen. So mußte Brettschetd sich^darauf beschrän ken, da» unwürdige Spiel der monatelangen Krise, au» dem diese Regierung hervorgegangen ist, kritisch stzstzu« stellen und die Persönlichkeiten, die .Luther -schließlich doch yvch um sich M sammeln vermocht hat, in ihrer politischen Fragwürdigkeit zu charakterisieren. Einen unerwarteten Zwischenfall gab e» qber, .al» Brettschetd die Vermutung aussprach, der neue Wirtschastsmtntster Neuhaus, der bekanntlich früher den Eid auf die Re publik verweigert hat, habe sich jetzt als Minister zur nachträglichen Eidesleistung entschlossen, Weir er diese» Ministerium als erste Etappe zur Wtederrichtung der Monarchie ansehe. Darauf erwiderten ihm von den Deutschnationalen etwa fünf, sechs.freudig bewegte Stim men: „Gott sei Lank!" Diese» abgründige unvorher gesehene Wort wird, darüber darf man sich keinem Zwei fel hingeben, nach der Aufnahme, die e» auf der Lin ken und namentlich beim linken Zentrum fand, sehr weit reichende Folgen haben. Dem Sozialdemokraten folgte der Redner der Deutschnationalen, Graf Westarp. Auch er befleißigte sich einer schönen Offenheit ohne Rücksicht daraus, wie böse er damit den gestern so sorgsam aufgebauten angeb lich überparteilichen Porzellanladen deS Kanzlers mit- ncchm. Was er fvrdette, war eindeutig: Zu Pen etwa vier bis sest>S Vertretern, die die Deutschnationalen im jetzigen Reichskabtnett haben, müsse nun auch noch «ine ebenso starke Beteiligung an der Preußischen Regierung treten. Ter Zweck dieser Regierungsbildung sei zwar nicht der Kampf zwischen Bürgerblock und Arbeiterschaft, Wohl aber die Zurückdrängung der Sozialdemokratie in die Opposition, in die fie gehöre. Trotzdem sei die Ver antwortung, die die Deutschnationalen für diese Reich», vegierung empfinden, nur eine sehr beschränkte. Der Innenminister Schiele habe dafür zu sorgen, daß die so genannten „Vaterländischen verbände" nunmehr volle Bewegungsfreiheit erhielten. Alle Anklagen gegen die Organisation T. .mit der sich die deutschnationalen Füh rer übrigens bemerkenswerterweise vollkommen identi fizieren, seien vollst)Mmen haltlos. Alle», MS^nan gegen sie einwend«, sei nur schamlose Verleumdung. Hätte der Graf diese» Thema noch weiter behandelt, hätte er sicher auch noch die Ermordung RathenauS demen tiert. Ler politische Teil der Rede Westarps war?so provozierend, daß er immer Wiede«, auch von Zwischen rufen an» der Mitte de» Hause», unterbrochen wurde. T«r zweite, wirtschaftliche, Teil seiner Ausführungen war von einer ebenso aufreizenden .Oberflächlichkeit. Beide trug der Graf Mit einer so aufgeblasenen Selbst gefälligkeit vor, daß sogar mit einem so selbstbeherrsch ten Mann, wie Dr. Wirth, das Temperament durchging und sich jn einem entrüsteten „Schämen Sie sich !" Luft machte. ä > Noch weniger al» die Ausführungen de- deutsch nationalen Redner» dürste Herrn Dr. Luther di- Zen- trumserklänmg gefallen haben, die von vom bi» hinten voller Vorbehalte war und den Beweis. erbrachte, daß das Zentrum seine Stellung in der Regierungskoalition sozusagen nur auf tägliche Kündigung angetreten hat. :. W, I». ktt, Mattetz»- Wit! »hnung in ob. r.-8r» »u'au'ch-n «e OVO >l erbeten. wo Anzeiger für öas Erzgebirge MKZL «eenm«,, Tageblatt »ueeezgedttga. Enthalten- -le amtlichen Srkaantmachnogea -es Rates -er -ta-t na- -es Rmtsgerlchts Rue. pefiHW-seme, Fan Kesttzi» W. IKK