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IS. Jahrgang Dienstag, äen 23. Dezember 1S24 Nr. 2SS Mer Tageblatt «» «ee-e-t-s»-««-' —ft»««««» »I« n — peWzeNe-SeHaielS-aaa Aae im» ^HN4h^IßF^ MV OaS »m^ch.^inr m. «. / «VNWM, rageuan ^on^gebt»«^ EnthaUea- -lt amtlkchru Sekaaatmachungra -SS Nate« -er Eta-t aaö -«« Amtsgericht« Hue. pesisiheck-s-u», stau sestrw o». SSW französische Knnexionsgelüsle. Zrankreich möchte Saarlouis gegen -as Saargebiet eintauschea. Sekenntnis -er Sta-t Saarlouis zum Deutschtum. Saarbrücken, 21. Dch. wie zuverlässig verlautet, ist nachstehende» von sämtlichen Stadtverordneten der Stadt Vaarlout« unterzeichnete» hochbedeutsames Schrei ben an den französischen Ministerpräsidenten abgegangen Herr Präsident! Sie haben ein Angebot ausge sprochen., wonach Frankreich auf da» Gaargebiet und anf die Gruben Verzicht leisten würde, wenn die Stadt Saarlouis Mit sieben Bürgermeistereien an Frankreich fiele. Wir Bürger von Saarlouis können nicht anneh men, daß Sie, Herr Präsident, über die Stimmung im Saargebtet richtig unterrichtet sind, weil Sie sonst einen derartigen Vorschlag nicht ausgesprochen Hütten. E» wird dann auf die Unwahrheit der Tlemenceau- schen Behauptung von den 150 000 Kaarsranzosen hin gewiesen und demgegenüber nachdrücklich betont, daß da» Saarvolk im Herzen rein deutsch sei, deutsch war und deutsch bleiben werde. ES heißt dann weiter r Als gute Deutsche bekämpfen wir jede Bestrebung auf Ab trennung vom deutschen Vaterland, weil wir wissen, daß eine Lostrennung den unbedingten wirtschaftlichen Niedergang im Gefolge haben muß. Aber auch Abge sehen von wirtschaftlichen Erwägungen, sind wir ge willt, deutsch zu sein und zu bleiben. Die Stadt Saar louis appelliert an da» Gerechtigkeitsgefühl HerriotS und gibt der Ueberzeugung Ausdruck, daß der französi sche Ministerpräsident niemals ihren freimütig zum Aus druck gebrachten Patriotismus mißachten und sine LoS- trennung von Saarlouis vom deutschen Mutterland be fürworten wird. Ein im gleichen Sinne gehaltene» Schreiben ging an die deutsche Regierung und an den Völkerbund ab. Der Völkerbund wird dringend gebeten, über daS Schick sal de» Saarlandes nicht ohne Abstimmung zu entschei den, da eine Abstimmung den unerschütterlichen Willen der Bevölkerung, bei Deutschland zu bleiben, kund tum wird. l G In der Eingabe an den Reichskanzler heißt e-r Wir, die gewühlten Vertreter der Stadt Daarloui», hal ten es für unsere heiligste Pflicht, gegen diese beabsich tigte Vergewaltigung eine- pein deutschen VolkStetlS ein mütig vor der ganzen zivilisierten Welt den allerschärf- sten Einspruch zu erheben. Wir stützen unS dabei auf die Bestimmung de» Friedensvertrage» von Versailles, die den Bewohnern de» Saargebiete» da» Selbstbestim mungsrecht garantiert. Wa» wir in schwerster Stunde trotz de» .Druckes der Militärdiktatur unserem Vaterland freimütig gelobt haben: Treue bi» zum Lode, ist heute so wahr wie damals. Wir waren gut deutsch, wir sind gut deutsch, und wir wollen gut deutsch bleiben. Die Abstimmung in zehn Jahren wird — davon sind wir felsenfest überzeugt — eine glänzende Rechtfertigung des Trengelöbnisse» aller Saarländer zum Deutschtum bringen. Wir Bewohner der Stadt Saarlouis wollen hierbei mit an erster Stelle stehen; denn wir.haben für die Zukunft keinen brennenderen Wunsch, alsi -den der Wiedervereinigung mit unseren deutschen Brüdern. Romantiker unä Politiker. Sin Kumps neben den Parteien. Im letzten Heft der demokratischen Wochenschrift »Me Hilfe" schreibt Gertrud Bäumer über da« ^Kaleidoskop de» Wahlkampfes". Ihren interessanten Ausführungen entnehmen wir die folgenden Sätze: „Neben dem Kampf der Parteien wurde noch ein ande rer Kampf sauSgefochten: -wischen Politikern, Spießbürgern und Romantikern. >I)a». Ringen der Demokratischen Partei um das Bürgertum ist zumeist der Kampf zwischen Politik und Spießbürgerei. Die eigentliche Aufgabe war, den Spieß bürger überhaupt zu einer politischen Stellungnahme und Auf fassung zu nötigen. Der Spteßbürgerinstinkt al» politischer Faktor geht auf Verteidigung der Klasse — wirtschaftlich, ge sellschaftlich, kulturell: daher der Zauber de» Bürgerblockge- danken». Für den Spießbürger, der überhaupt noch nicht politisch geworden ist, ist die» da» Natürliche. Da fühlt er sich htngehörtg, zu seinesgleichen und noch lieber zu denen, die noch ein wenig höher stehen al» er — gesellschaftlich betrach tet. Da ist er noch lieber. Der LtberaltSmu» verlangt von dem Bürger ein bißchen mehr: geltenlassen der anderen; die Demokratie verlangt noch viel mehr: bewußte Einordnung der eigenen Interessen in da» Ganze. Die Gefahr, daß die gesamte deutsche Politik wieder durch den Klassenkampf gestempelt wird, ist riesengroß. Wer e» nicht fühlt, hat kein BolkSverständnt». Da» Traurig«, daß gerade die BtldungSschicht e» nicht fühlt, im Gegenteil, mit Genugtuung, Pharisäertum und unerschütterter Selbstzufrie denheit in die Klassenherrschaft htneinsegelt. „Herr ich dank dir, daß ich nicht bin wie andere Leute, Sozialdemokraten, Kommunisten oder auch wie dieser Demokrat!" Denn un- hassen sie natürlich am.meisten, weil wir ihre Klasseninstinkte nicht für Patriotismus nehmen wollen, wofür sie sie gern ver kaufen möchten und vWeicht sogar selbst halten . . . Auf der anderen Seite setzt schon jetzt ein Lrbetterelend ein, das notwendig zur Radikalisierung führen muß,, wenn nicht alle Mächte dagegen aufgeboten werden. Am Kohlenge biet von Ostthüringen fahren jetzt die Bergarbeiter zwei Zwölfstundenschichten bet elenden Löhnen. Ein Drittel der Arbeiter wurde entlassen, al» man von den drei Achtstvnden- schichten zu den zwei Zwölfstundenschichten Überging, und nun traut sich niemand, einen Lohnkampf zu führen. Die -KnappschastSkasse zahlt keine Familienhilfe, und die Tuberku- losefürsorgertn steht vollkommen^ ohnmächtig der Not und Kxankhett gegenüber. Aber die Wahlaufrufe de» deutschnatio nalen Unternehmertums prahlen: „Hier Christentum und ge sunde Wirtschaft'— dort (bet den Leuten, die Zwölfstunden- schichten für 19'Mark Wochenlohn machen) Unglaube und wirtschaftliche Ruinen." Wenn eine Volkssolidarität jemals notwendig war, ist sie es für den kommenden Daseinskampf, und wer nicht mit allen Kräften versucht, sie gerade de» leidenden Volksschichten — daS ist heute die Arbeiterschaft — nahe zu bringen, ganz greifbar und verständlich, der begeht die nationale Sünde." DK Freilassung -er politischen Gefangene« ln Sapern. München, 20. Deß. Die mit Bewährungsfrist be dachten neun politischen Gefangenen Haden Heule Wit tag ihre Freiheit wiedererlangt. Di« erste Mitteilung erfolgte telephonisch an die Verwaltung der Festung«- straf-nstalten LandWherg und Niederschönenfeld sowie d« Zuchthäuser Ebrach und Ktraubing. Rach Eintreffen der telegraphischen Bestätigung wurde von den Anstalt«- leitern die Freilassung verfügt. Da» TelegraphenaMt LandSbera ist überflutet mit zahllosen Glückwunsch-epi schen für Adolf Hitler und Oberstteutnant Kriebel. Ms Freilassung der »beiden Führer de» Rovemberputsche» wär seit ragen erwartet und deshalb keine Ueöerraschung Wehr. > '' >, ' > . l > i - Um so größere» Aufsehen rief die zeitlich dachtt DM- sammenfallende Freilassung von Kurt SiSner» Kwkretär Fechenbach hervor, .der iw Zuchthaus -Ebrach die WS vom Münchener Volksgericht, -uer-annten 11 Jahr« Zuchthaus abzühützen hat, Fechenbach wurde gleichzei tig von seinem Verteidiger Dp. Max Hirschberg verstän digt, der unablässig für die Feststellung feiner Unschuld gekämpft hat. Fechenbach fuhr dann z» feine« Ester« nach Würzburg ab. Selbstverständlich gibt sich Sechen bach Mit einem bloße« Gnadenokt der batzrische» Atzw- rung nicht »ufrichen. sonder« wird erst rech» zur Wien derherstellüng feiner Politischen und persönliche« Mw die Wiederaufnahme seine« Prozesse» anstreben, in der Ueberzeugung, daß da« Reichsgericht zu einem fresspre- chenden Ergebnis komme« nach. Tsttrari von -sa Epaaltim tmfgegsbra. Pari», 21. Dez. Hada» Meldet aus Bayonne, da nach einer Mitteilung vom vergangenen Freitag General Prtmv de Rivera Gerüchten zufolge sich gchwungm ge sehen habe, Tetuan aufzugeben. Diese Nachricht Ivwie «in entsprechender ofli-Uiser Artikel in einem MadrAM Platt dm» gleichen MM, -er -mlLnttttA hnvochGl, dm äie Kölner Tone. vemWanä verlangt älellSnmung Wnr. Pari», .20. Ltez. Der Pariser Korrespondent des .Journal" meldet seinem Blatt« auf Grund von.Infor mationen, die er in kompetentesten Berliner politischen Kreisen erfahren haben will, daß die deutsche Regierung DH entschlossen ist, in schärfster Form.zu protestieren, wenn die Verlängerung der Besetzung der Kölner Zone durch einen Beschluß der Alliierten unter sich herbei geführt werden würde. Die deutsche Regierung ver lange, daß die Modalitäten der Verlängerung der Be setzung in gemeinsamen Vereinbarungen zwischen den Alliierten und Deutschland ßestgelegt werden. - ES ist anzunehmen, daß die Meldung des „Journal" einen Versuchsballon darstellt. Vorläufig kann keine Rede da. von sein, daß die deutsche Regierung geneigt wäre, auf eine Verlängerung der Besetzung Kölns einzugehen, wenn nur ge- meinsame Verhandlungen darüber stattfinden. Wir haben nach dem Versailler Vertrage einen Rechtsanspruch auf die Räumung der Kölner Zone am 10. Januar und verlangen seine Erfüllung. Part», 21. Dez. Zur Frage der Räumung der Köl ner Zone schreibt „Figaro", entweder die.Kontrollkom missionen kämen zu dem Ergebnis, daß Deutschland dje VntwaffnungsbestiMmungen de« FrtedenSvertrage» mtcht erfüllt hab«, dann werde sich die Frag« nach Ansicht der Alliierten von selbst regeln und die englischen Trup- Pen blieben am Brückenkopf von Köln odxr aber, di« > Kontrollkommission sei der Ansicht, daß Deutschland die Vorschriften de» FriedenSvertrage» erfüllt habe; in die« LoM Falle wäre die provisorische Wetterbefetzuny der «Siner Zone «ine Frage, über die Man Mit de» Deut- Men verhandeln Müsse. Zn diesem Falle müsse Man ih nen' ohne Zweifel al» Entschädigung eine raschere Rä uMUn.g de» Duhrgsbiete» versprechen. N«H Ansicht de» „Figaro" werden diese Verhandlun gen! wenn die Presse sie nicht erschwert, seine unüber windlichen Schwierigkeiten bereiten. Lord Eurizon habe, US M anr Donnerstag im Oberhaus gesprochen habe, nur Yen ersten Teil dieser Frage vehandett. Mess Hal tung vor einer gesetzgebenden Versammlung sei nur eine höflich« Weigerung, zu sprechen. VaS! veranlasse Mo die deutschen Blätter, anzukündtgen, -aß dis englisch«« Truppen nicht vor dem Sommer die Kölner Fon« räu men würden? Dies« Behauptung künn« sich.gründen «H KH V»S Mn schM dsr .d-m Bericht her Kmumckl- kommission wisse, aber, so fährt da« Blatt fort» man könne auch annehmen, daß per Bericht nicht entschei dend sei. In diesem Falle müßten die Alliierten sich verständigen und auch Mit Deutschland Perhandeln. Da» wisse Deutschland. Diese Verhandlungen würden IM Augenblick vorbereitet. Mess» Manöver dürfe aber die öffentlich« Meinung nicht erregen, denn eS handele sich hier Um die Geschichte deS Verkäufer», der erklärt, -aß er nicht» verkaufen wolle. Deutschland versuch« seine Zu stimmung zur Verlängerung der Besetzung per Kölner Zone sich so teuer wie möglich abhandeln zu lassen. Amerika für ei« Kompromiß in der Kölner Frage. Washington, 20. Dez. Zn Kreisen, die der Regie rung nahestehen, erwartet man ein« Einigung in.der Frage der Räumung der Kölner Zone in dem Sinn«, daß di« Kölner Zone und ha« Ruhrgebiet gleichseitig geräumt werden, und zwar im April und Mai. Man hält diese Lösung für Deutschland annehmbar. Dieser Ansicht ist auch General Allen, der früher« Komman deur der Koblenzer Zone. Er hob jedoch die Wichtigkeit einer unzweideutigen Bindung hervor und betonte die Notwendigkeit, daß Deutschland einer solchen Lösung zu- stimmen müsse. Ohne Deutschland» Zustimmung ent stände sonst «ine neue, den Frieden gefährdende Ret- bungSfläch«. ! , . ' . rMlltSrkontrolle bis 31. Mürz 1925! Rotterdam, 20. Dez. „Eventng Time»" melden ge stern abend, der am TvnnerStag vormittag in Pari» und London eingegangene Zwischenbericht der alliierten Mi- litärkontrollkommisston schlägt di« Verlängerung der Kontrolle in Deutschland bi» vorläufig 31. März>1S2S vor. ' ! ! ' l I > - ! I ! I DK rksfigeu amerikanischen Schisssgeschütze. England protestiert. Pari», 21. Dezember. Wie dem „Journal" au» Washington gemeldet wird, habe England an die Bereinigten Staaten eine Note gerichtet, die sich mit der Tragweite der neuen Kanonen beschäftigt, die auf den amerikanischen Kreu- zern eingebaut werden sollen. Die Tragweite dieser Ge schütze» sei größer, als die im Washingtoner Protokoll über die Herabsetzung der Rüstungen vorgesehene. Der Inhalt dieser englischen Note sei noch nicht veröffentlicht, . doch ver sichere man in gutunterrichteten Kreisen, daß di, englische Regierung gegen diesen Plan der amerikanischen Marine leitung proteMre,