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IS. Zechrgsnst Dienstag, äen 2S Oktober 1424 Nr. 2S2 d v» LH die Deutsche Tageszeitung, meint geschmackvoll, daß nach dem Lanotagswahlen auch rn Sachsen? Sozial-emokraten un- Veutsthnationale forüern flusikfung -es Landtags die sich Erkelenz gegen Stresemann. Demokratie »I» Hiiterin v«r Mittelpolitik. Hamburg, 25- Oktober. Der Fübrer der demokratischen Neichstagsfraktion Erkelenz sprach in einer zahlreich besuchten Wahlversammlung über die Auflösung des Reichstags und erteilte dann auf die Ausführungen Strcsemanns eine geg bührende Antwort Erkelenz führte u. a. aus: „Es gilt, eine? neue innerpolitische Schuldlüge von der Schuld der deutschen Demokraten an der Auflösung de - Reichstages zu brechen. Wenn Dr. Stresemann in Hamburg gesagt hat, Erkelenz habe den Linksblock gemacht, so kann ich daraufhin nur erwidern: Wer den Bürgerblock will, der erzwingt den Linksblock. Die Deutsche Volkspnrtei ist eine halbkonservative' Partei geworden, mit der die Demokraten nichts mehr zu tun haben wollen. Die Demokratische Partei aber steht gerade auf dem Boden der Mittelpolitik und ist gerade des wegen gegen einen Nechtsblock- Die deutsche Republik mutz noch einmal geistig erobert werden, damit sie im Herzen des Volkes stabilisiert wird Deutschlands außenpolitisches Schick sal ist vom Sieg in diesem Kampfe abhängig." Mühlhausen i. Th., 26. Okt. Im Rahmen des Thü ringischen Parteitages.der Deutschen Volkspartei sprach Rctchsaußenminister Dr. Stresemann heute in einer von tausenden besuchten Versammlung zu Mühlhausen in Thüringen über die politische Lage. Seine Ausfüh rungen bewegten sich in den Gedankengängen seiner in Frankfurt a. M. und Hamburg abgegebenen programma tischen Erklärungen. Sächsischer Sauernbun- gegen öürgerblock. Dresden, 25. Oktober. Der sächsische Bauernbund, demokratische Organisation der sächsischen Bauern, hat entgegen der Haltung Pes Neichstagsabgeordneten Dr. Böhme ausdrücklich gegen den Gedanken eines Bürgcrblocks in schärf ster Weise ausgesprochen und sich in aller Form mit der Politik der demokratischen Parteileitung einverstanden erklärt- Entschließungen Ses sozialSemokratischen LanSesparteltagrs. Leipzig, 26. Oktober. Der Landesparteitag der Sozl- laldemokratischen Partei hat sich in einer einstimmig angenom- Imenen Entschließung zur Landespolitik für die s.ofortigr lilüflösungdesLandtages entschieden und beauftragte Idie Landtagsfraktion, die Landtagsauslösung so zu betreiben, daß die Neuwahlen zum Landtag zusammen mit den Reichstags wahlen am 7. Dezember ftattsinden. In einer zweiten Entschließung empfiehlt der Parteitag, nachdem der letzte Reichsparteitag zum Sachsenkonflikt erklärt lgibe, daß bei der Kandidatenaufstellung die bisherige Stelluna der einzelnen Parteigenossen in dem jetzt überwundenen Par icistreit nicht bewertet werden solle, die bisherigen Abgeord neten wieder aufzustellen, soweit nicht im einzelnen Falle besondere Bedenken, insbesondere das Interesse der Partei, die Wiederaufstellung unmöglich machen. In einer weiteren Entschließung wird die sächsische Re gierung aufgefordert, schnellstens Vorbereitungen zu einer Am nestierung der politischen Verurteilten zu treffen und sie in weitestem Maße zur Anwendung zu bringen. Sinngemäß ungeniert . . tagssraklion zählt einen einzigen Juden, den ans Baden stammenden Dr. Haas, der sich im Schützengraben vor Ypern das E. K. l verdient hat und in allen Kreisen des Reichstags höchste Achtung genießt. Er gehörte wohl dem Vorstand der Fraktion an, führte sie aber nicht. Jiddisch ist die Mutter sprache der polnischen Inden, die gewiß nicht durchweg er wünschte Elemente sind. Den Typus des polnischen Schacher- judcn hat Gustav Freitag in „Soll und Haben" in der Figur des Schmeie Tinkeles gezeichnet. Den scheinen sich die Deutsch- nationalen bei ihrem Bestreben, Ministerpoit«n zu erlangen, zum Vorbild genommen zu haben. So oft sie auch hinaus gewiesen wurden, immer kamen sie wi-der, um das Geschäft zu machen. Und jedesmal mit einem billigeren Angebot. Aber während Schmeie Tinkeles nur um den Preis für seine Wolle feilschte, suchten die Dentschnationalen mit der Preis- gäbe ihrer im Wahlkampf ihren Wählern gemachten heiligen Zusagen einige Ministcrportefeuilles zu erschachern. Entweder hatten sie ihre Wähler vorher belogen, oder sie betrogen sie jetzt. Dagegen war Schmeie Tinkeles doch ein Ehrenmann. /I«; Oer Aablbmegung. Di« demokratisch«« Kandidat«« im Wahlkreis Lelpüg. Der Kreisverband Leipzig der Deutschen Demokrati schen Partei beschäftigte sich in seiner Sitzung am 25. Oktober mit den Wahlvorbereitungen. Einstimmig wur de beschlossen, den bisherigen Vertreter im Reichstage, Professor Walter Goetz, wiederum die Spitzenkandidatur anzutragen. Prof. Goetz hat sich zur Annahme der Kandidatur bereit erklärt. An zweiter Stelle wurde Frau Oberst Elsbeth Lange-Schwerin ausgestellt, an dritter Stelle Oberpost- sekretär Wilhelm Liermann-Leipzig, an vierter Stelle Kaufmann Wilhelm Külker-Waldheim. Die Liste schließt an 16. Stelle mit dem Senatsräsidenten im Ruhe stand Dr. Hagens-Leipzig. Zur politischen Lage wurde nachstehende Entschlie ßung angenommen „Die historische Aufgabe der Deutschen Demokrati schen Partei aus dem Geiste Friedrich Naumanns ist die Ueberwindung des Klassenkampfes: Mit allen Kräften gilt es, die Spaltung unseres Volkes in zwei sich be fehdende Teile zu verhindern. Nur durch die Begrün dung der Volksgemeinschaft wird eS gelingen, dem deut schen Vaterland wieder eine geachtete und .kraftvolle Stellung in der Welt zu verschaffen. Wer diese soziale und nationale Politik schwächt oder zerstört, vernichtet jede Hoffnung auf Deutschlands Aufstieg. Die Wähler, die über die Zusammensetzung der Parlamente zu ent scheiden haben, müsset» eine klare und eindeutige Stel lungnahme der Parteien verlangen. In diesem Geiste ist die Entschließung der.Reichstagsfraktion ausgefallen. Wir danken ihr dafür und sind gewiß, daß die deutsche Wählerschaft sich zu dieser Politik bekennen wird." I vir hsmbur«rr MgrisLsNuvablen. Nu» mäßig« Wahlbeteiligung. ' Hamburg, 26. Okt. Tie Wahlen zur Bürgerschaft Isind, soweit bisher bekannt, ohne Zwischenfälle oerlau- Ifen. Tie Wahlbeteiligung war anscheinend nicht beson- Iders groß: man schätzt sie auf etwa 65 Prozent. > I Bis 11 Uhr nachts lag hier folgendes Ergebnis aus >522 von 642 Bezirken vor: Sozialdemokraten 143 026 1(173 587), Kommunisten 65 708 (114 365), Demokraten 60 535 (81 514), Deutsche Volkspartei 58 266 (76 482) iDeut'chnationale Volkspartei 75147 (122 004), Völkische II 227 (37 757), Zentrum 7782 (9612) Stimmen. Tie lin Klammern stehenden Zahlen bedeuten die endgülti gen Ergebnisse bei der letzten Reichstagswahl. Bei den Ziffern vom heutigen Sonntag stehen noch 120 meist ländliche Bezirke (etwa ein Fünftel der Gesamtzahl der Bezirke) aus. Hamburg, 27. Oktober. Nach dem vorläufigen amt lichen Endergebnis wurden im Wahlkreis 1 (Stadtgebiet) 501024, im Wahlkreis 2 (Landgebiet) 33 029 gültige Stimmen abgegeben. Es erhalten Demokraten im Wahlkreis 1 2V Sitze. Wahlkr. 2 einen Sitz, Sozialdemokraten 49 bez. 4 Sitze, Mieterbund 2 bezn». keinen Sitz, Deutsche Bolkspartei 20 bezw. 3 Sitze, Wohnungssuchende 1, Gewerbetreibende 2, Zentrum 2; Deutschnationale 26 bezw. 2 Sitze. Die USP., die Hanseaten, der Freie Wirtschaftsbund, der Bolkswirtschastsbund usw. gin gen leer aus. Keichspartektag -er Aentrumspartei. Im Preußischen Landtage nahm am Sonntag der diesjährige Zentrumsparteitag mit Sitzungen des Reichd- parteivorstandes seinen Anfang. An den Beratungen nahm auch Reichskanzler Marx teil. Seine Ausführun gen über die vom Zentrum etnzuschlagende Politik las sen sich etwa dahin zusammenfassen: Tas Zentrum mutz eine ausgesprochene Partei der Mitte, des wirtschaftli chen und sozialen Ausgleichs bleiben. Darum konnte eine Erweiterung der Regierung nur nach rechts und links in Frage kommen. Die Londoner Abmachungen müssen unbedingt loyal und ehrlich erfüllt werden. Für das Zentrum werden auch im kommenden Reichstag nur solche Parteien koalitionsfähig sein, die sich unzwei deutig und ohne Hintergedanken auf den Boden der Tatsachen stellen, die durch, die Annahme der TaweS- gesetze gegeben sind, und die weiter die unbedingte Ge währ dafür bieten, daß sie ernstlich die Weimarer Ver fassung gegen alle Angriffe verteidigen wollen. das kulturnivrau -er deutschnatkonaten Volkspartei ist so tief gesunken, dgß sie sich nicht geniert, selbst in ihrem Wahlaufruf in blödem Antisemitismus zu machen. Sir nennt die Deutsche Demokratische Partei eine jüdisch geführte, vom Marxismus abhängige Pattei. Und ihr größtes Blatt, 6n k<>»riif. Von Alfred Brodaus, M. d. R. In der Oeffentlichkeit streitet man sich noch, darüber, welche Partei die Verantwortung für die Reichstags auflösung trage. Ter Streit ist müßig, verantwortlich ist nicht nur formell, sondern auch sachlich die Reichs regierung, die die Auflösung verfügte ohne den geraden Weg zu beschreiten, auf den sie die demokratische Fraktion verwies. Sie hätte mit ihrem Programm der Fortführung der von ihr eingeschlagenen Außen- und, Innenpolitik vor den Reichstag selbst treten und abwar ten sollen, ob ein Vertrauensvotum abgelehnt oder ein Mißtrauensvotum angenommen würde. Bei der Abnei gung gegen Neuwahlen, die in Hinblick auf die Ebbe der Parteikässen bei allen Parteien trotz allen zur Schau getragenen Wahlfiebers besteht, war es äußerst zweifel haft, ob sich eine Mehrheit gegen die Regierung zusam mengefunden haben würde. Tie Regierung hat den ge raden Weg nicht gewählt, sie hat, zum zweiten Mal« in diesem Jahre, nicht aufgelöst, weil sie eine parlamen tarische Niederlage erlitten hatte, sondern nur, weil sie eine solche befürchtete. Da Artikel 25 der Reichsver fassung einen bestimmten Anlaß für die Auflösung vor aussetzt, ist eS mindestens zweifelhaft, ob die bloß all gemein mit .parlamentarischen Schwierigkeiten" begrün dete Auflösung verfassungsmäßig zulässig war. Für die Entscheidung der Regierung dürfte die Er wägung mit gesvrochen haben, daß ein ersprießliches Ar beiten von dem am 4. Mai gewählten Reichstag nach allen Erfahrungen der ersten Monate auch weiterhin nicht zu erwarten war. Wäre die Auslösung erfolgt, bevor der Reichstag in die Sommerferien ging, so würde sie wahrscheinlich von weitesten Kreisen mit einem „Gott sei Tank" begrüßt worden sein, wenigstens über all dort, wo noch Sinn und Gefühl für Ordnung und Würde besteht. Tie sieben Wochen Reichstagsferien ha ben aber in unserer schnellebigen Zeit, in der Eindrücke schnell wieder verfliegen, anscheinend bei vielen schon die unwürdigen Vorgänge vergessen gemacht, die das Ansehen der neuen deutschen Volksvertretung im Zn- und Ausland aufs schwerste schädigten. Diejenigen, .die sich nach der Neuwahl über den Mandatsgewinn der Deutschnationalen und den Verlust der Sozialdemokraten freuten, übersahen vollkommen, daß der letztere im we sentlichen nicht den bürgerlichen Parteien, soüdern den Kommunisten zugute gekommen war. Und hatten schon die 15 Kommunisten des alten Reichstags sich, mit Er folg bemüht, dessen Arbeiten zu stören, so war vorauS- zusehen, daß die 62 Linksradtkalen des neuen Reichs tags getreu ihren Ankündigungen vor -er Wahl eine ersprießliche Arbeit auf das äußerste erschweren würden. Dazu kam das Anwachsen der Rechtsradikalen ^auf 32 Mandate. Tie Teutschvölktschen, fast durchweg parla mentarische Neulinge zum Teil recht jugendlichen Alters, übertrugen den von ihnen in den Volksversammlungen beliebten Ton auch auf das Parlament. Uebelste Schimpfworte gegen politische Gegner, Ausdrücke wie Judenschwein — gegen nichtltidische Abgeordnete — wa ren bet ihnen auf der'Tagesordnung. In den Völkischen hatten die Kommunisten bei ihrem Bemühen, die Ar beit des Parlaments zu sabotieren, vielfach hilfreiche Bundesgenossen. Zn peinlichster Erinnerung bleibt allen gleich die erste Sitzung dos ueugewählten Reichs tags, in der die Kommunisten für „Amnestie" in einer Weise demonstrierten, die alle bisher bekannten parla mentarischen Skandalszenen überbot: In wüstes Sckreten und Brüllen mischten sich noch? grelle Töne .mttge- brachter Autohuven und anderer Lärminstrumente. Und wie oft haben sich die widerlichen Szeüen, wegen deren insgesamt fünf Kommunisten auf je 20 Litzüngstage wird schließlich die Be»j dessen Verurteilung kn (?) der Bevölkerung akS werde. Sämtliche Enr» Beifall einstimmig ange- sordert der Landesparteitag weitere Niederschlagung der noch schwebenden Prozesse. Insbesondere - gnadigung Dr. Zeigners gefordert, weitesten, auch bürgerlichen Kreisen widerrechtlich und ungerecht erachtet schließüngen wurden unter großem nommen. Gsisachfens deutschnatlonale für Lon-togsausissirng. Meißen, 26. Oktober. Am Sonnabend fand in Meißen der Parteitag der Deutschnationalen Volkspartei für den Wahlkreis Ostsachsen statt. Nach Referaten des Reichstags abgeordneten Dr. Philipp (Leipzig) über die Reichspolitik und des Landtagsabgeordneten Syndikus Berg (Leipzig) über die sächsische Landespolitik wurde einstimmig eine Entschließung angenommen, in der zum Ausdruck gebracht wird, daß die Deutschnationale Volkspartei Ostsachsens „zur Reinigung des politischen Lebens vom Novembergeist" die Abrechnung mll den Parteien der Linken und deren Anhängseln fordert. Wet ter wird in der Entschließung die Forderung nach alsbaldiger Auflösung des sächsischen Landtages aufgestellt. Mer Tageblatt MM- Anzeiger für -as Erzgebirge ZZW r«l*gramm«: Log'dlatt flu»»r,g,birg». Enthalten- -le amtliche« öekanntmachungen -es Kates -er Sta-t ««- -es Amtsgerichts Me. r «Mt Leipzig Nr. WS«