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IS. Zshrgrmn Sonnabenck, cken 2S. Oktober 1924 Nr. 2S0 .F ! '.k .st 6n st«st»k Orr vemolkrste«. Berlin, 21. Okt. Tie demokratische ReichStagSsrak- tion hat folgende Kundgebung beschlossen r „An die deutschen Wähler! Ohne Not wurde her Reichstag aufgelöst. Welches ist der Grund dieser Auf lösung? Gewiß war der Reichstag durch die Schuld der Wähler unglücklich zusammengesetzt. Unfruchtbare Opposition hemmte seine Arbeitsfähigkeit. Trotzdem war die Regierung in der Lage und verpflichtet, ihr austen^ politisches Programm, in dessen Verfolg sie haS Dawes- Gutachten annahm und die Ausländsanleihe abgeschlos sen hat, durchzuführen. Bor Räumung der Ruhr uind vor Anbahnung einer Wiedergenesung der deutschen Wirtschaft durfte sie nicht zurücktreten. An dieser Pflicht wurde sie durch die Deutsche Bolkspartei gehindert, die hinter dem Rücken der bisherigen Koalitionsgenossen sich an die Teutschnationalen gefesselt hatte. Tie Deutsche Volkspartei allein ist dafür verantwortlich, daß fetzt der Aufbau des Reiches und der Wirtschaft durch Neuwahlen gestört wird. ! ! Tie Deutschnationale Bolkspartei hat ihre heutige Stärke nur erreicht, weil sie mit demagogischer Unwah Hastigkeit die Politik der bisherigen Regierun gen bekämpft hat. Ihre Führer haben selbst gewußt, daß ihre Politik unwahrhaftig war. Sie haben sie getrieben^ weil diese Demagogie ihnen den Weg zur Macht im In-. nern öf'nen sollte. Sie betrogen ihre eigenen Anhän-. ger. Das ruft ihnen die Enttäuschung der eigenen Kreise heute ins Gesicht. Sie stimmen gegen alle Dawes- Gcsetzc mit Ausnahme deS einen Eisenbahngesetzes, bei dem Man ihre Stimmen brauchte. Ja, sie stimmten! dreimal auch gegen dieses Gesetz, aber in der einen Ab stimmung, die entscheidend war. fanden sich 48 Deutschs nationale bei den , Erfüllungspolitikern". DaS war die größte Selbstentlarvung, die es geben konnte. Der Wäh ler hat es nun in der Hand, sein Urteil über diese,Un- wahHastigkeit zu fällen. Die'Deutsche Vol's^artei hat die Politik der Mitte verlassen, hat aus Angst vor den Fragen der Deutsch nationalen den letzten Rest von Liberalismus vergessen^ fünf Regierungskrisen hat im letzten Jahre das unsäg liche Anlehnungsbedürfnis der Deutschen Volksvartei an die Deutschnationale Partei hervorgerufen. Tie Deut sche Volksvartei ist zu einer einseitigen Rechtspartei, zu einer halbkonservattven Partei geworden. Mit dem Zentrum haben wir sechs Fahre laufend stets gemeinsam an der Wiederaufrichtung Deutschlands gearbeitet. Um so mehr haben wir bedauert, daß das Zentrum in der letzten Zeit infolge der Nachgiebigkeit seines demokratischen Flügels eine Haltung einnahm, die die jetzigen Krisenwirren mitverschuldet hat. Zur Sozialdemokratie stehen wir in einem starken inneren Gegensatz. Tie Ueberwindung der So zialdemokratie muß durch Vvlkserzieherische Arbeit und Mitverantwortung im Staate erfolgen, nicht aber durch eine gewaltsame Ausschaltung von der Verantwortung. Die Deutsche Demokratische Partei kämpft für die nationale Politik der Mitte — sie äst nicht nach links gegangen und wird nicht nach rechts gehen. Sie kämpft für nationalen Ausstieg unter einer libera len und sozialen Demokratie. Sie glaubt an die Repu blik, an die volkserzieherischen Werte der Demokratie, an die vorwärtstreibenden Kräfte freier Menschen, die ihrer inneren Persönlichkeit gemäß in Freiheit der Ge samtheit dienen. Tas Volk steht vor der Entscheidung. Die Teywkraten kämpfen weiter für ihre bisherige Po litik. TTs besetzte Gebiet soll befreit .werden, ganz Deutschland soll frei werden! Es gibt nur einen Weg dazu: den Weg einer demokratischen Außenpolitik. Wir sind nicht Republikaner, weil wir uns aus den „Boden der gegebenen Tatsachen" stellen. Republik und Demokratie sind uns Aeußerungen einer tiefen Ueber- zeugung. Angesichts des Vorstoßes der Reaktion ist die Republik in Gefahr. Sie soll auSgehöhlt, sie soll unterminiert werden. Die Nation soll durch inner politische Kämpfe zerrissen und geschwächt werden. Da gegen kämpfen wir, für das Reich- für die Republik, für das Rheinland und die besetzten Gebiete, .für eine wahre Volksgemeinschaft, die auf staatsbürgerlicher Gemein- schafisgesinnung beruht, für ein freie» Deutschland un ter freien Völkern Europas. i Berlin, 24. Okt. Im demokratischen Klub in Ber lin wurde gestern im Anschluß an eine Rede des Reichs-' Ministers a. D Koch über das Thema „Ein neuer Wahl kampf"^ in der Koch die Politik der Fraktion in den vergangenen Wochen und die Haltung der Partei, im Wahlkampf ausführlich schilderte, eine Entschließung an genommen, in der her Leitung der Deutschen Demokra tischen Partei Tank und Vertrauen für die zielbewußte Führung ausgesprochen werden, und in der erklärt wird die Partei trete mit dem Bewußtsein in den Wahlkampf, daß sie in den schweren Zähren nach dem Kriege ihre! vaterländische Pflicht in vollem Matze erfüllt habe. Vie Me bei cken veulMaiioiaie«. Innerhalb der Teutschnationalen Partei gärt unh brodelt cs, und keine noch so geschickte Taktik her Füh- rer kann darüber htnwegtäuschen, daß dort Gegensätze von grundlegender Art aufeinanderplatzen. Diese Gegen sätze sind ja nicht von heute und gestern, sondern sie sind schon in der Entstehungsgeschichte der Partei be gründet, die im November 1918 das Sammelbecken für alle diejenigen Elemente wurde, die in scharfer Oppoe sitton zu dem neuen Staat standen. Tiie Abstimmung vom 29. August hat- dann in der Partei einen Armpf aller gegen alle entfesselt, lieber dje meisten Jasager wurde von ihren örtlichen Organisationen ein fürchter liches Strafgericht verhängt, der Chefredakteur der „Deutschen Tageszeitung", .Paul Becker, mußte seinen Posten räumen und der Professor Hötzsch, eine aner kannte Autorität auf dem Gebiet der auswärtigen ^Po litik, durfte seine außenpolitischen WocheüÜbersiKten nicht mehr in den Spalten der „KreuzzettüngÄDer- ösfentlichen, weil darunter die Einheitlichutzg HW.Blat tes gelitten hätte. Ja, die wikd gewordWy Anhänger der Partei gingen noch weiter und fordMen dgSHaupt des Parteiführers Hergt, der zwar s Wesgesetze gestimmt hatte, der aber ! Eisenbahngesetz abkommandiert hatte, . i -E hochgehenden Wogen der Erregung inneWh nur durch die Versicherung glätM^' MM Politik der Partei den Weg zu der heiMA im Staate eröffnen und auf jeden' KM!- § Kein Wahlbündnis zwischen -en Rechtsparteien. Berlin, 23. Okt. Der Vorsitzende der ReichstagS- fraktton der Deutschen Bolkspartei Dr. Scholh.bezeich nete die ihm angeblich von einem Berliner Pertreter der römischen „Tribuna" in den Mund gelegte Aeußerung daß feine und die Teutschnationale Volkspartei bei den Wahlen wahrscheinlich gemeinsame Sache machen würden, als frei erfunden. Darüber hinaus wird von zuständiger Seite festgestellt, daß die Meldung von einem angeblichen WahlabkomMen zwischen den beiden Parteien auch sonst jeder Grundlage entbehrt und von ganz offenkundiger Tendenz eingegeben ist. Tie Deutsche Bolkspartei werde den Wahlkampf in voller Selbständigkeit führen. Vie VVP gegen -ke volkspartek. Berlin, 23. Okt. Zur Abwehr der unerhörten An zapfungen der Demokratischen Partei, die sich, hie volks parteilichen Zwischenträger Zapf, Scholz.und Curtius erlaubt haben, erklärt der „Demokratische Zeitungs dienst" : „Während die Erklärung der deutschvolksparteilichen Führer für die Teutschnationalen nur Lobhudeleien ent hält gißt sie über die Demokratische Partei ganze Kü bel der ärgsten Beschimpfungen und niederträchtigsten Verleumdungen aus. Den Demokraten wird nachgesagt, daß sie sich lediglich von parlamentarischer Kurzsichtigkeit! und Parteidoktrinarismus hätten leiten lassen, daß sie Vogel-Strauß-Politik getrieben haben und Einflüssen linksradikaler und internationaler Kräfte unterlegen seien. Als Ziel des Wahlkampfes stellen sie die Beiseite schiebung dieser Kräfte auf. Solche Gemeinheiten wa gen die Herren Scholz und Genossen einer Partei zu bieten, die in den letzten sechs Jahren stets die Inter essen der Volksgemeinschaft über ihre eigenen gestellt und sich bis zur Selbstaufopferung dem Staate zur Ver fügung gestellt hat, einer Partei, mit der die Deutschs Bolkspartei selbst seit mehr als vier Jahren mit einer geringen Unterbrechung zusammen in der Regierung gesessen hat, einer Partei, die die treueste und zuver lässigste Stütze der Außenpolitik Dr. Stresemanns ge wesen ist, was man von gewissen Elementen der Deut schen Volkspartei gewiß nicht behaupten kann. Wenn die Deutsche Volkspartei damit daS Tischtuch, zwischen sich und den Demokraten zerschneiden will, so liegt die Schuld an diesem Bruch gewiß nicht bei den Demokraten, sondern lediglich bei denen, die hinter dem Rücken der anderen Teilhaber an der Arbeitsgemeinschaft der Mitte mit den den Moe-onal-s Siegeszuversicht. London, 22. Okt. Maedonald hat an sämtliche Kandidaten der Arbeiterpartei eine Kundgebung gerich tet, in der es u. a. heißt: Obgleich wir in der Presse einer Opposition gegen überstehen und in den Wahlkreise« vereinigten Gegnern, wie sie bisher noch keine Partei gehabt hat, macht unsere Sache rtesewhaste gftwtschritte. Tas Volk ist mit un», und nicht» kann unseren Bor» marsch aufhalten. den Deutschnationalen angebandelt haben und jetzt Demokraten in schwerer Stunde den Dolchstoß in Rücken versetzen wollen." Vie Hoffnung -es pokncarismus Die französisch,» NaUemnlisten erk-hn,,, -en Bsirqerbwck. Paris, A3. Okt. Tas nationalistische „Echo de Pa ris" wünscht den Zusammenbruch der Deutschen demo kratischen Partei und damit die entscheidende Katastrophe fiir die Verständigungspolitik deS französischen Premier ministers. Ter Berliner Korrespondent deS Blattes schreibt: „Seit Monaten ging die Außenpolitik Herriots darauf aus, den demokratischen Geist in Deutschland zu stärken. Es gibt Franzosen, die die Auflösung des Reichstages als einen Erfolg der demokratischen Partei und als einen Mißerfolg Stresemanns betrachten. Ge wisse Träumer in der Umgebung Herriots scheinen an- tz.unehmen, daß die Wahlen am 7. Dezember einen Triumph der Mittelparteien bringen werden. Gegen .Neuwahl der Parteitnstanzen der Vorsitzende der Preu jene Jllusionspolitiker müssen wir bereits heute Stel lung nehmen. Tie Wahlen werden beweisen, daß die ganze Politik Herriots ein Irrtum gewesen ist. Die Bildung eines Bürgerblockes ist sy gut wie sicher. Marx Stresemann werden in der Regierung bleiben, und die Teutschnationalen werden vier Portefeuilles erhalten. Ter Erfolg wird also etwas anderes werden, als! Herriot gehofft hat." So schreibt Herr de Villemus, der sich zuweilen feiner guten Beziehungen zu gewissen Persön lichkeiten der Reichsregierung gerühmt hat. ES ist nicht bedeutungslos, daß sich für diesen Kampf gegen die De mokraten gerade das „Echo de Paris" einsetzt, das alle» Deutsche von jeher bekämpft hat. ver Kampf gegen -en Kommunismus. Berlin, .23. Okt. Tiie Maßpxchmen des StaatNge- richtshofes gegen die Kommunisten werden fortgesetzt Gegen neun Führer kommunistischer BetriebSräteorga- ntsationen in Berlin wurde im Auftrag des StaatSge- rtchkShofeS von der politischen Polizei ein Verfahren etngeleiwt wegen der Veranstaltung von kommunistischen Geländeübungen in Berlin-Köpenick am letzten Sonntag, die als Vorbereitungen aus den kommenden Bürgerkrieg ausdrücklich von den Betrtebsräteorgantsationen be zeichnet worden waren. Berlin, 83. Oktober. Nach der „Roten Fahne" sind gestern in Stuttgart der bisherige kommunistische ReichstagZab- acordnete Maslowksi und in Bremen der bisherige Abgeord nete Eppstein verhaftet worben. LZW Anzeiger für -as Erzgebirge Telegramm»» Tageblatt ssueersgebirge. Enthalt»«- -l» amtlich»« Seka«UtM0chU0ge« -LS RattS -»» Sta-t UN- -»» /lmt»g»rlcht» -l«». PostHrck-Xonto, statt Leipzig Ur.ISS» selbst ^ßgeN-alle Dä- .pte^b lAsageb befnf -Mute'. dtp sh-LW Partei r-ÄuM seine Anten Macht .. später zurück treten werde, ganz gleich, ob ihm däSgelingeoder nicht». Nun ist es aber anders gekommen- .als man es sich in deutschnationalen Kreisen gedacht-' HÄ-A^Me' die Gefälligkeit der Deutschen Volkspartei schon zum Greifen nahe gewesenen Ministersessel sind wieder in die Ferne gerückt, aber auch der Uebergang in die angekündigte rücksichtslose Opposition ist unmöglich!, man sieht sich vielmehr vor einen Wahlkampf gestellt, für den die Partei in keiner Beziehung gerüstet ist. Die Gegensätze innerhalb der Partei sind heute tiefer als je und so sieht man sich genötigt, statt gegen die anderen Par teien eine gemeinsame Front zu bilden, erst einmal die Gegensätze in den eigenen Reihen auSzufechten. Be greiflich ist, daß die Parteileitung den Bruderkampf iM gegenwärtigen Augenblick zu vermeiden sucht. Sie hat deshalb in ihrem Aufruf an die Wählerschaft Töne an geschlagen, die ganz der alten rein negativen Opposi tionspolitik entsprechen. Im wüstesten Temagogenstil wird da gegen Parlamentarismus und Demokratie ge wettert, unbekümmert darum, daß man damit hie Aner kennung der Richtlinien des Reichskanzlers Marx durch Herrn Hergt zu einer Zwecklüge stempelt. Hrrqt abqesttzt. Berlin, 23. Okt. Ter Parteioorstand der Deutsch nationalen Volkspartei hielt heute im Reichstag eine Sitzung ab, in der an erster Stelle die Frage des Wahl kampfes erörtert wurde. Der bisherige Parteivorsitzen- de, Staatsminister Hergt, erklärte entsprechend seiner bekannten öffentlichen Kundgebung, daß er den Vorsitz der Partei niederlege, nachdem die Verhandlungen über die Regierungsilmbildung ihr Ende gefunden hätten. Mit der Parteiführung wurde bis zur satzungsgemätzen ßischen Landtagsfraktion.Dr. Winckler betraut. Zugleich wurde der Großadmiral von Tirpitz einhellig zum Mit glied der Parteileitung ernannt. Im Laufe der nächste« Woche werden die Vorsitzenden der LandeSoerbände der Teutschnationalen Volkspartei zu einer Sitzung zusam mentreten. Eine neue „P-n^ei Clatz" ? In der völkischen Presse wird mitgeteilt,. daß der alldeutsche Justizrat Claß, der Herausgeber der.„Deut schen Zeitung", eine Sonderorganisatton de» extremen Flügels der Teutschnationalen oyrbereitet. um bet.der Auswahl der neuen ReichStagSkandidaten «inen ent sprechenden Druck auszuüben. Wenn die deuifchnatio- nale Partei sich nicht füge, soll eine eigene Partpi ge gründet werden. Tie würde dann natürlich wieder.Per Nationalsozialistischen FreihettSpartet Konkurrenz .ma chen.