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Nr. 24S Freitag, cken S4. Oktober 1924 IS. Jahrgang Die Befreiung von Ruhr und Rhein ! Kundgebung der Reichsregierung !> - 1 Wesel, 21. Okt. Lite Belgier haben heute abend 6.30 Uhr Wesel verlassen und sind über die Ltzrpe- und Rhein brücken nach Büderich abmarschiert. Ter Abmärsch ist ohne jede Störung verlaufen. GMmertch, 21. Okt. Tie Uebernahme her Zollver waltung durch die deutschen Behörden hat heute mor gen stattgefunden. Tiit Belgier werden heute nachmit tag abziehen. Die Kundgebung der Reichsregierung an da» Zoll ist begrüßenswert, denn noch nie ist sich da» Volk über die Ursachen der RetchstagSauflösung so im unklaren Auslegung -er Wählerlisten. Bo« 16. bis 23. November. BerlIn, 2. Oktober. Der Reichsminifter be- Innern hat bestimmt, bah die Stimmlisten und StimMkmteien für die Reichstagswahl vom 16. Rovenwer 1924 bis einschließlich 23. November auszulegen find. » In Preußen werden die Listen mit Rücksicht auf die Rege-, lmch im preußischen Wahlverfahren vom 1b. bis einschließlich 22. November auSgelegt. Berlin, 21. Okt. Die Reichsregierung wendet sich mit folgender Kundgebung .an das deutsche Volk: Nach kurzer Zeit steht das deutsche Volk wiederum vor der Ausgabe, einen neuen Reichstag zu wühlen. Im alten Reichstag hatte die Regierung keine feste arbeits fähige Mehrheit. Tie mannigfaltigen ernstesten Be mühungen, eine solche zu schaffen, .führten nicht zuM Ziel; sie scheiterten deshalb, weil die noch^ unter den Nachwirkungen des wirtschaftlichen Zusammenbruchs ge-j tätigte Wahl vom 4. Mai die radikalen Elemente allzu sehr gestärkt und dadurch eine aufbauende Arbeit der übrigen Parteien außerordentlich erschwert hatte. Tos Wohl des deutschen Volkes fordert, haß dieser Mangel durch die Neuwahl beseitigt wird. Nachdem der Londoner Pakt angenommen und seine Durchführung bereits.eingeleitet ist, mutz die unter schweren Opfern, aber mit sichtbarem Erfolge geführte Politik der Regierung folgerichtig fortgesetzt und für die Zukunft gesichert werden. Auch, der wirtschaftliche Wie deraufbau hat eine ruhige Fortentwicklung der deutschen Politik nach außen und im Innern zur Voraussetzung. Sie ist aber nur dann gesichert, wenn sich, alle am.Wie deraufbau beteiligten Parteien entschlossen auf den Bo den der Verfassung stellen und diesen gegen jegliche un gesetzlichen Angriffe — gleich, von welcher Sette sie auch kommen mögen — verteidigen. Im neuen Reichstag Müssen die einigenden Kräfte stärker sein als die ent zweienden. Tte radikalen Elemente sollten durch die Neuwahlen ausgeschaltet werden. Ist eS nicht eine Schande, daß der deutsche Reichstag mit polizeilicher Hilfe tagen mutz und sich Extreme von recht» und links die Hand reichen, um seine Arbeiten zu sabotieren. Soll das deutsche Volk im Innern weiter gesunden und nach autzen die neugewonnene Geltung erhalten und gehört werden, so mutz die Regierung sich auf eine feste Mehrheit stützen können. Auch die Pavteizersplitterung der letzten Wahl steht dem entgegen. Es dürfen nicht, wie am 4. Mai, nahezu «ine Million Stimmen vergeblich abgegeben werden. Nicht in der Zersplitterung liegt das Heil, sondern im Streben zum Ganzen und zur Einheit. Möge sich da- deutsche Volk von diesen Gesichtspunkten leiten fas sen, wenn «S bet der kommenden Wahl über seine Zukunft entscheidet. > Berlin, 2f. Oktober 1924. . Die Reichsregierung. sich nun von neuem anzuschltetzen gepenhm, sikmicht be kannt. ES kdmmt in dieser Hinsicht svMcht dw Deutschs VoNSPartei wie auch die Wirtschaft-Part« in Betracht. Abzug -er Franzosen aus Vortmun-. Dortmund, 22. Oktober. Die französischen Truppen stab abgervckt. Um N» Uhr marschierte bas französische 67. Infanterieregiment mit wehender Fahne und klingendem Spiel vod dem Hauptbahnhof ans, «M von dort in der Richtung Herne-Wttten verlade» zu werben. Tine große Menschenmenge hatte sich angesammelt, die ruhig und ernst dem kriegerischen Anfzug zuschaute. Unter Klängen eines Marschliebes defiliert» das Regiment an seinem Kommandeur vorüber. Zahlreiche Photographen, meist von Pariser Zeitungen, hatten sich ein- grfnnden gnd nahmen diese letzte Phase der Besetzung Dort mund» auf. Die Freude ist allgemein. Zwar geht Dortmund Wie gewöhnlich seiner Arbeit nach, doch Fann man eS schon an den Gesichtern des StratzenpublikumS sehen, datz es sich von einem schweren Druck befreit fühlt. Der Stab der dritten Liniendivision ist nach Düsseldorf verlegt worden. Duisburg, Ruhrort und Limburq befreit. Duisburg, 22. Okt. Die Hauptzollämter in DuiS- burg und Ruhrort und das Zollamt in Hamborn, sowie sämtliche Zollabfertigungsstellen in den TuiSburg-Ruhr- orter Häfen sind der deutschen Verwaltung übergeben worden. ! ! Limburg, 22. Oktz. Die Bahnhöfe Limburg.und Eschhofen sind von der Regie an die ReichSbahnverwal« tung zurückgegeben worden. Der übrige Teil der Strecke Limburg—Höchst befindet sich einstweilen noch in der Verwaltung der Regie. Die Besatzung der Stadt Lim burg wird am 23. d. M. abrücken. Aus Eschhofen sind die französischen Posten bereits abgezogen. Der Kölner Flaschenhals geräumt. Elberfeld, 22. Okt. Heute wurde das Gebiet,von Vohwinkel, Remscheid, Wipperfürth, Künderoth, sowie die GebietSstreifen nordöstlich und östlich der Grenze deS Brückenkopfes Köln geräumt. Aus Remscheid zogen die Truppen in der Frühe ab. Die Truppen aus Voh winkel fuhren mit der Bahn nach Koblenz. Einige fran zösisch« Eisenbahner blieben zurück, sie werden jedoch ebenfalls im Laufe de- Tage- abziehen. ding» «ine Meldung Lber den jüngsten „Deutschen Tag" H in Plauen, bei dem Ludendorff aufgefordert worden sei, , sein Mandat niederzulegen. Die Begründung, „et ge höre der ganzen Nation und dürfe sich nicht in de« Kot Auf Ser Jag- nach kommunistischen Abgeor-neten. Völlige Sperrung der Oftgrenze. Berlin, 22. Oktober. Gestern nachmittag 2 Uhr ist bis vollständige Sperrung der deutsche« Oftgrenze eingetreten. Ebeyso wurden die Flugplätze polizeilicher Kontrolle unterstellt, nm den wegen vollendeten Hochierrats und schwerer Urkunden fälschung verfolgten 32 kommunistischen Rerchstagsabtzeordneten den Uebertritt nach Rußland unmöglich zu machen. Bei der politischen Abteilung des Berliner 'Polizeipräsi diums ist ähnlich, wie seinerzeit nach der Ermordung Rathe- naus, ein besonderes Fahndungskommando gebildet worben, um die Abgeordneten einzufangen und dem StaatSgertchksbof kn Leipzig zuzuführen. Die Spur von fünf der am schwersten belasteten kommunistischen Reichstagsabgeordneten war gtn , Mittwoch bis an die Grenze des polnischen Korridors festqestellr. Parteitag der Dentschen Balkspartek. Berlin, .22. Okt. Der geschäftsfahrende Ausschuß der Deutschen Bolkspartek hat beschlösse«, zum 16. No vember einen Parteitag der Deutschen Bolkspardet nach Dortmund einzuberufen. Zentrmnaparteitag am 26 Oktober. Berlin, 22. Okt. Der Vorstand der Lentrumspavdei hat Heute den Beschluß gesicht, den Reich-Parteitag fSr den 26. Oktober nach Berlin einzuberufen. M» Refe renten werden Reichskanzler Marx und der.frühere Reichskanzler Fehrenbach sprechen. An den Reichspartei tag, für den drei Verhandlungstage vorgesehen sind, wird sich am 29. Oktober der preußische Landespartei tag der Zentrumspartei »„schließen. Kchrt Lvdendorsf nicht »kwrr k - Berlin, 22. Okt. Auf der äußersten Rechten und auf der äußersten Linken sind Kundgebungen zur Neu wahl bisher noch nicht erfolgt. Bezeichnend ist aller- "leldung Der den jüngsten „Deutschen Tag" MM- Anzeiger für -as Erzgebirge amMch»-«IN w «„»»«aA»». Lrirgram«.» Lagidlatt tzu»»r,g»birg». Enthalte«- -le amtliche« öektmutmachungen -es Rates -er Sta-t««- -es Amtsgericht» Aue. p»sW«<r.e»awr Nm» Leipzig «e ich» gewesen, wie jetzt. Ta» Dunkel, in dem sich die Ver handlungen über die Regierungsumbildung abgespielt - , .. , haben, hat den Volksbetrügern ihr Spiel aüßerordenA Partetdtsziplin^wahrte, weil dies eine Frage der selbst- , lich erleichtert. Ter Wähler wird deshalb gut tun, sich """ ' "" ' nicht durch Einzelheiten, die er nicht nachprüfen kann, verwirren zu lassen, sondern sich an wenige große fest stehende Tatsachen zu halten. Solche Tatsachen sind die in diesen Tagen erfolgte Räumung von Dortmund, Hör de, Remscheid und der besetzten Gebiete von Karlsruhe und Mannheim, und andererseits der glänzende Erfolg > der deutschen Anleihe, die in Amerika zehnmal und in Holland sogar hundertmal überzeichnet worden ist. Tas sind Tatsachen, die der Regierung das Recht geben, al« .Ziel des Wahlkampfes die Sicherung der bisher geführ ¬ ten Politik auch für die Zukunst auftzustellen. Daß diese Politik stark gefährdet wird, wenn die Teutschnationalen die Regierung in die Hände bekom men, beweist die Wahlkundgebung der deutschnationalen Retchstagsfraktion. Sie zeigt aufS allerdeutlichste, datz die Zustimmung der Hergt und Genossen zu den Richt linien des Reichskanzlers nur ein Lippenbekenntnis war, nur Lug und Trug, um den Denztschnationalen Yen Weg zur ersehnten Macht zu eröfstren. Sie denken garnichk daran, >die gegenwärtige Staatsform anzuerkennen und zu verteidigen, im Gegenteil, sie tun ihr den ärgsten Schimpf an, der überhaupt denkbar ist, indem sie be haupten, daß sie auf Geheiß der Feinde eingeführt wor den sei. Sie denken auch garnicht daran, an der Fort führung der bisherigen Politik der Befreiung durch Er füllung mitzuwirken, sie fordern vielmehr ^,dte Reinig gung von dem Erfüllungsgeist, der sich dem Ausland in würdelosem Pazifismus unterwirft". Sie wollen blei ben, was sie waren, monarchisch und völkisch. Ta» sollte genügen, um allen denen die Augen zu öffnen, die sich bisher noch im unklare« über die Haltung der Deutschs nationen waren. Man kann sich keine bessere Rechtferti gung für die Politik der Demokratischen Partei denken, als sie in diesen Bekenntnissen wenig schöner Seelen liegt. Mit Recht sagt der Wahlaufruf der Demokraten, daß nur die Temokratie die Befreiung Deutschlands er reichen kann. Tie Demokratische Partei kann für sich in Anspruch nehmen, daß sie allein ohne. Schwanken für die nationale Politik der Mitte gekämpft hat. Sie ist von dem geraden Wege weder nach rechts noch nach links abgewichen und verdient deshalb das Vertrauen aller derer, die der Ueberzeugung sind, datz der bisher verfolgte Weg der richtige ist und Deutschland zu einem langsamen aber sicheren Aufstieg führen wird. Vie K«5-es»le4e«i». Berlin, 22. Okt. Die Austritte gu» der demokra tischen Partei finden bet dreien der AuKtretenden einst sehr einfache Erklärung: Len Herren Schiffer, Herland und LvmtnicuS ist nämlich von ihren Wahlkreisen (Ma-- deburg, Thüringen, Bielefeld) vor längerer Zett schon mitgetetlt worden, daß sie wegen ihrer allzusehr natio nalliberal schillernden Politik auf keinen Fall Mchr darauf rechnen dürsten, bet Neuwahlen wieder ayfge- stellt zu werden. Auch bet Ketnath, per akS^Perfünlichkett Wohl wirklich «inen Verlust Mr die Partei bedeutet, wäre «S jedenfalls nur schwer möglich Pavesen, ihn wieder auf die Reichsltste setzen zu lassen. Er selbst hätte mrd hat wohl auch schon als Angehöriger der demokratischen Fraktion bet dem durchaus vplksparteiltch eingestellte« Zentralverband .de» Großhandel», Hessen Geschäftsführer er ist, so starke Schwierigkeiten gehabt, daß feine Tren» nung von der demokratischen Partei vielleicht die stw beide Teile glücklichste Lösung ist. Als AlloytzlMt Älstr- ding» empfindet es die Partei, daß keiner der füitf. Auw getretenen es am Montag bet der entscheihcnd^.Wstt«- mung für nötig gehalten hat, etwas Höst.sehr« Älast- trtttsabsichten zu äußern. Ob und wo dke filM tzewren sich nun von neuem anzuschltetzen gedensim, M nicht be- M Vollspartei wie auch die WirtschaftSpr Geßler tritt nicht yiist. Berlin, 22. Okt. ReichswehrmiHstLstDr. Geßler er mächtigt die „Vossische Zeitung" zu der Erklärung, daß er nicht beabsichtigt, aus der Temvkratzfchen Partei auw zutreten. " In einer Unterredung mit eineM Mitarbeiter der „T>. A. Z." erklärte Reichswehrminister Geßler, datz e« zwar zu jenen in der Fraktion gehörte, die der Er weiterung nach rechts zugestimmt haben, aber trotzdem verständlichen Wohlanfiändigkeit sei. Seiner engeren Umgebung auch im Heere habe er durch ein Schreiben seine Haltung auseinandergesetzt. Er sei auch jetzt noch der Ansicht, daß die Koalition nach recht» erweitert wer den müsse. Im übrigen denke er nicht daran, au» der Partei auszutreten, sondern rechne sich Wie immer HU seinen bayrischen Parteifreunden, die mit Hm stets für den Reichsgedanken in Bayern gekämpft haben. Der bayrische Abgeordnete Harrer hat gleichfalls keinen Zweifel darüber gelassen, daß er in der Partei verbleiben werde. Einberufung eines außeror-entlichen Parteitages. Der Vorstand der Deutschen Demokratischen Partei hat beschlossen, einen außerordentlichen Parteitag der Partei für den 2. November nach Berlin einzuberusen.